Arbeitsblatt: Redewendungen aus dem Mittelalter

Material-Details

Erklärungen zur Herkunft von mittelalterlichen Redewendungen
Deutsch
Wortschatz
7. Schuljahr
1 Seiten

Statistik

10876
1394
24
19.10.2007

Autor/in

Amigo (Spitzname)
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Redewendungen aus dem Mittelalter und ihre Bedeutung Herkunft für jemanden eine Lanze brechen: sich für jemanden einsetzen. Befürchtete ein Knappe, dass sein Ritter den Kampf verlieren würde, weil er dem gegnerischen Ritter unterlegen war, sägte er dessen Lanze an, damit sie beim Zustoßen abbrach und seinem Herren keinen Schaden zufügen konnte. etwas im Schilde führen: heimlich etwas planen. Ein Ritter gab vor, nur seinen Schutzschild zu haben, versteckte jedoch darunter eine Waffe (z.B. einen Dolch), den er in einem unerwarteten Moment nutzte, um den Gegner zu überwinden. jemanden ins Visier nehmen: auf jemanden zielen. Die Helme der Ritter hatten Visiere, um ihr Gesicht zu schützen. Der Ritter konnte nur aus Schlitzen aus dem Visier schauen, um seinen Gegner zu erkennen. Daher kommt auch der Begriff „anvisieren. jemanden im Stich lassen: sich nicht um jemanden kümmern, jemanden enttäuschen. Falls ein Ritter stürzte, verletzt wurde oder sonst wie behindert war, musste ihn sein Knappe aus der Gefahrenzone ziehen. Tat er das nicht rechtzeitig, hatte es zur Folge, dass sein Herr für einen weiteren Stich liegen blieb. sich aus dem Staub machen: abhauen. Wenn ein Ritter Angst bekam, flüchtete er vom Turnierplatz. Dieser war wegen den Pferden mit Sand bestreut und somit sehr staubig. gerüstet sein: vorbereitet sein. Entstammt der Zeit der Ritter, als diese für eine Fehde eine Rüstung anlegten und sich somit für das Turnier vorbereiteten. gewappnet sein: vorbereitet sein. Auf den Schildern, die zur Grundausrüstung eines Ritters gehören, waren Wappen zu sehen. War ein Ritter also gewappnet, so war er zum Kampf bereit. den Löffel abgeben: sterben. Wenn die alten Bauersleute sich aufs Altenteil zurückzogen, gab die alte Bäuerin den Kochlöffel an die junge Bauersfrau, also die Tochter oder Schwiegertochter ab. Hiermit verlor sie gleichzeitig ihre Position als Herrin auf dem Hof. Den Löffel abzugeben hieß also den Generationswechsel auf dem Hof zu vollziehen. ins Schwarze treffen, auch: auf den Punkt bringen: Etwas genau ausdrücken, eine richtige Vermutung haben. Im Mittelalter waren auf den Zielscheiben schwarze Punkte in der Mitte. Traf der Ritter mit der Lanze genau ins Ziel, so traf er ins Schwarze (bei Bogenschützen war dies genau so). blaues Blut haben: adlig, von vornehmer Herkunft sein. Das einfache Volk glaubte, dass die Adligen im Gegensatz zu den nicht Adligen blaues Blut hätten. Grund für diese Annahme war, dass die Adligen und Reichen keine Feld- und Handwerksarbeit leisten mussten. Sie hatten folglich eine blasse Hautfarbe, worauf man auch Wert legte (vornehme Blässe). Die Adern schimmerten daher blau durch die Haut und gaben Anlass zu dieser Fehleinschätzung. Das einfache Volk hingegen arbeitete auf dem Felde und hatte eine gebräunte Haut, durch die sich die Adern kaum abzeichneten. steinreich sein: sehr reich sein. Im frühen Mittelalter haben die einfachen Leute ihre Häuser aus Lehm oder Holz gebaut. Später kam das Fachwerkhaus auf. Nur wer reich war, konnte sich ein aus Steinen gebautes Haus leisten. Daher der Begriff „steinreich. Als die Bürgerschaft im ausgehenden Mittelalter zu Wohlstand kam, konnte sie sich prächtige Bürgerhäuser (aus Stein) leisten. den Spiess umdrehen: einen Gegenangriff starten. Diese Redewendung kommt auch aus dem Turnierbereich des Mittelalters. Drehte ein Ritter die Lanze des Gegners um, so wendete er den Angriff ab, indem er selbst angriff. einen Blick riskieren: Ein Ritter musste hinter dem Schild vorblicken, um den Gegner zu mustern. Damit begab er sich gleichzeitig in Gefahr, weil er den Schutz des Schildes verließ. einen Zahn zulegen: sich beeilen. In den offenen Kaminen befand sich im allgemeinen ein Gestänge mit einem herabhängenden gezacktem Flacheisen (Kesselhaken). An diesem wurden über dem offenen Feuer Töpfe eingehängt, in denen das Essen garte. Wenn es schneller gehen sollte, weil der Hausherr früher als erwartet zum Essen kam, wurde der Topf einen oder mehrere Zacken tiefer gehängt, um den Kochvorgang zu beschleunigen. Man hatte also einen Zahn (Zacken) zugelegt. auf einem hohen Ross sitzen: eingebildet/ hochmütig sein. Nur besonders reiche Ritter, die meist auch sehr hochmütig waren, konnten sich ein großes Pferd leisten. jemanden auf die Folter spannen: jemanden warten lassen. Zuerst wurden dem Gefangenen die Instrumente gezeigt und das waren keine Geigen. Wenn er dann gestand, blieb er verschont. Ansonsten wurde er auf die Folter(bank) gespannt. ein Brett vorm Kopf haben: störrisch sein, etwas nicht begreifen. Störrischen Ochsen wurde vom Bauern ein Brett vor den Kopf gehängt, das ihre Sicht beeinträchtigt. Der Ochse war dann leichter zu führen. Eine andere Erklärung ist, dass das Joch, mit dem der Ochse eingespannt wird, seine Denkfähigkeit beeinträchtigt. Der starke Ochse zieht unter dem Joch bereitwillig ein Fuhrwerk. jemanden teeren und federn: jemanden bestrafen. Im Mittelalter wurden bei Angriffen auf Burgen Teer und Federn von den Zinnen geschüttet, um die Gegner zu bestrafen und zu zeichnen.