Arbeitsblatt: Urbanisierung Verstädterung Unterrichtseinheit

Material-Details

Unterrichtseinheit zu Urbanisierung Verstädterung
Geographie
Anderes Thema
8. Schuljahr
31 Seiten

Statistik

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2689
62
15.05.2013

Autor/in

Marti Thomas
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Verstädterung – globales Phänomen Gg – 1 Das 21. Jahrhundert wird durch das rapide Wachstum der Städte gekennzeichnet sein. Schon heute leben mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in urbanen Räumen, bis 2030 ist eine weitere Steigerung auf 60% zu erwarten. Fast zwei Drittel der dann auf knapp neun Milliarden Menschen prognostizierten Weltbevölkerung könnten fortan in Ballungsräumen leben. Es sind 1.3 Millionen Menschen die jede Woche aus dem Land in die Stadt umziehen. Bereits heute gibt es auf der Erde mehr als 500 Städte die mehr als 1 Million Einwohner haben. AB1/1 Aufgaben: 1. Lies den Text und fasse ihn in 4 Sätzen zusammen. 2. Markiere die Entwicklung der Megacities auf der Weltkarte in drei verschiedenen Farben. Jahr 1950 – blaue Markierung, Jahr 1985 – grüne Markierung, Jahr 2005 – orange Markierung 3. Was fällt dir bei der Verteilung der Megacities auf der Weltkarte auf? 4. Was glaubst du könnten mögliche Ursachen dieser rapiden Urbanisierung sein. AB1/2 GG1 Loesungen 3. Was fällt Ihnen bei der Verteilung der Megacities auf der Weltkarte auf? Besonders in den letzten Jahren haben sich verstärkt Megacities in den sogenannten Dritte Welt Ländern gebildet. In den Industrieländern gibt es hingegen verhältnismäßig wenige Megacities. 4. Was glauben Sie könnten mögliche Ursachen dieser rapiden Urbanisierung sein. Generelle Bevölkerungszunahme. In der dritten Welt stärker, weil kein soziale Absicherung wie in der 1. Welt. Die Menschen ziehen vom Land in die Stadt mit dem Traum von einem besseren Leben oder der Hoffnung auf mehr Arbeitsmöglichkeiten in den Städten. Historische Rückschau – vom Städtchen zur Megacity Gg – 2 Riesenstädte hat es schon lange vor unserer Zeitrechnung gegeben. Doch die Bevölkerungszahl etwa Roms mit 650.000 Einwohnern im zweiten nachchristlichen Jahrhundert wurde erst Ende des 18. Jahrhunderts wieder erreicht. Von der agrarischen Revolution im Neolithikum, die den Weg zu Sesshaftigkeit und Bevölkerungskonzentration eröffnete, bis zum 19. Jahrhundert blieb der Anteil der in Städten lebenden Menschen an der Weltbevölkerung begrenzt. Man spricht je nach Region und Epoche von 9 bis 14 Prozent städtischer Bevölkerung. Das ökonomische und soziale Leben war über Jahrtausende vom langsamen Rhythmus traditioneller Wirtschaftsformen bestimmt gewesen. Dörfer und erste Städte lebten in einer symbiotischen Beziehung zur natürlichen Umwelt. Im Mittelalter kam es in Europa mit der Bildung eines Netzes von Handelsstädten und Stadtstaaten mit 20 000 und mehr Einwohnern zu einem urbanen Schub. 1780 gab es weniger als 100 Städte auf der Welt, in denen mehr als 100 000 Einwohner lebten. Man kann für diese Zeit also, weder in Europa noch anderswo, von einer Dominanz des Urbanen sprechen. Mit der Industriellen Revolution bildete sich eine neue symbiotische Beziehung zwischen Urbanisierung und Industrialisierung heraus. Die Industrialisierung verlangte die Konzentration von Arbeit und Kapital und trieb damit beispiellose eine Umstrukturierung Verstädterung voran. der In Arbeitsteilung Großbritannien und eine wuchs die Stadtbevölkerung von knapp 20 Prozent im Jahr 1750 in eineinhalb Jahrhunderten auf 80 Prozent an. Im Durchschnitt verzehnfachte sich in den neu industrialisierten Regionen zwischen 1800 und 1914 die Zahl der in Städten lebenden Menschen auf 212 Millionen. Damit wuchs die Stadtbevölkerung dreimal so schnell wie die Bevölkerung insgesamt, und die Urbanisierungsrate stieg von 10 bis auf 35 Prozent im Jahr 1914. AB2/1 Aufgaben: 1. Lies den Text und mache Randnotizen in Stichworten. 2. Überlege dir welche Vorteile resp. Nachteile das Stadtleben für die Menschen im Mittelalter hatte. Nenne 5 Vorteile und 5 Nachteile. 3. Die Industrialisierung hat die Welt ganz entscheidend geprägt. Nenne 3 Gründe wieso gerade in dieser Zeit eine erste Urbanisierungswelle stattgefunden hat. 4. Suche in Google je ein Bild einer Stadt wie sie in der Zeit der Industrialisierung und im Mittelalter aussah. Drucke die Bilder aus und klebe sie nebeneinander unten ein. Bilder: AB2/2 Megastädte Gg – 3 Eigenschaften von Megastädte Der Begriff Megastadt oder Mega-City bezeichnet die größte Kategorie von städtischen Agglomerationen. Eine genaue Definition, ab wann eine Stadt als Megastadt bezeichnet werden kann, gibt es nicht. Einige Autoren betrachten Städte über 5 Millionen Einwohnern als Megastadt, während die UN-Statistik urbane Agglomerationen über 10 Millionen Einwohnern dieser Kategorie zuordnet. Für die Bezeichnung als Megastadt werden deswegen noch weitere Abgrenzungskriterien verwendet. So soll eine Megastadt mehr als 2.000 Einwohner pro Quadratkilometer haben und eine monozentrische Struktur aufweisen. Häufig sind diese Mega-Cities auch Knotenpunkte der nationalen Verkehrs-, Finanz- und Informationsströme. Die Bedeutung der einzelnen Megastädte im globalen Städtesysteme ist jedoch höchst unterschiedlich. Entwicklungspolitische Probleme Besonders in den Entwicklungsländern haben die Mega-Cities eine ungebrochene Ausstrahlungskraft auf die Landbevölkerung, was asymmetrische Wanderungsbewegungen hervorruft. Nirgendwo wird zudem die Kluft zwischen Fortschritt und Unterentwicklung und zwischen Reichtum und Armut deutlicher als in den Megastädten der armen Länder. AB1/1 Infrastrukturelle Defizite und knappe Finanzmittel scheinen die Probleme der Megastädte unlösbar zu machen: ungenügende Wasserver- und entsorgung, schlechte Energieversorgung, Gesundheits- und Ernährungsprobleme, hohe Arbeitslosigkeit, enorme Verkehrsprobleme, hochgradige Umweltverschmutzung und steigende Kriminalitätsraten. Überblick: die größten Städte der Erde Gegenwärtig gibt es auf der Erde 50 Megastädte mit mehr als 5 Millionen Einwohnern, darunter 20, deren Einwohnerzahl die 10 Millionenschwelle bereits übersteigt. Rang 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Stadt Tokyo Delhi São Paulo Mumbai (Bombay) Mexiko Stadt New York Shanghai Kalkutta Dhaka Karachi Land Japan Indien Brasilien Indien Mexiko USA China Indien Bangladesch Pakistan Ei wohne 36.670.000 22.160.000 20.260.000 20.040.000 19.480.000 19.430.000 16.580.000 15.550.000 14.650.000 13.120.000 Aufgaben: 1. Definiere den Begriff „Megacity genau. 2. Nenne 5 entwicklungspolitische Probleme der Megacities 3. Suche im Weltatlas die 10 grössten Städte der Erde und lerne sie auswendig. 4. Lerne die Antworten zu den Fragen 1 bis 3 auswendig. AB1/2 Global Cities Gg – 4 Global Cities sind Megastädte, die vor allem ökonomisch (Finanzmarkt, Produktion, Handel, Politik) weltweite Bedeutung haben. Global Cities übernehmen heute Aufgaben: • • • • • • • als Kommandozentralen der Weltwirtschaft, als Schlüsselstandorte von Weltfinanz und tertiärer Dienstleistungen, als Steuerzentrum der Weltproduktion. Sitz von Hauptquartieren transnationaler Unternehmen bedeutendes Finanzzentrum Sitz internationaler Institutionen bedeutender Knotenpunkt von Transport- und Verkehrslinien Derzeit verdienen nur drei Megastädte die Bezeichnung Global City: New York, London und Tokio. Als Steuerzentralen der Weltpolitik können noch Brüssel und Paris hinzugezählt werden. Alle anderen Städte sind nur teilweise global oder überregional bedeutsam. AB1/1 Groß muss nicht wichtig sein Die Mehrzahl der bevölkerungsreichsten Megastädte des Südens (Metro Manila, MexikoStadt u.a.) ist international unbedeutend: Nicht einmal auf nationaler Ebene sagt die Bevölkerungszahl etwas über den politischen oder wirtschaftlichen Stellenwert einer Großstadt aus. Viele dieser Megastädte waren über Jahrhunderte die wichtigsten kolonialen Administrations- und Handelszentren, hatten aber lange Zeit nur geringe Bedeutung: Die Kolonien belieferten die Mutterländer zwar mit Rohstoffen, nicht aber mit konkurrenzfähigen Fertigprodukten. Das schlug sich vielfach bis heute auf die sozialen (Qualität der Wohnviertel) oder wirtschaftlichen Strukturen nieder. AB1/2 Lernziele • • • Du kennst den Unterschied zwischen Megacities und Global Cities. Du kannst 5 der wichtigsten Aufgaben der Global Cities nennen. Du kennst die 3 wichtigsten Global Cities. Aufgaben 1. Auf dem Schema auf Seite 1 sind Primär- und Sekundärzentren eingezeichnet. Welcher Kontinent führt mit Abstand am meisten Primärzentren. Begründe, warum dies so ist? 2. Nenne den Unterschied von Megacities und Global Cities. 3. Was bedeutet das Wort „transnational? Erkläre mit Hilfe des Internets, was eine transnationales Unternehmen ist. 4. Beschrifte die Karte mit den Nummern der einzelnen Städte. AB1/3 Das „push – pull Modell Gg – 5 Die Kräfte, die die Menschen zur Migration bewegen, sind vielfältig. Die Theorie bei der Urbanisierung geht davon aus, dass Menschen aus einem ursprünglichen Gebiet „weggedrückt werden (engl.: „to push, „drücken), während sie von einem anderen Gebiet „angezogen (engl.: „to pull, „ziehen) werden. Fast immer wirken Push und Pull Faktoren bei dem Verstädterungseffekt. Wie kommt es das heute alle in der Stadt wohnen wollen und nicht mehr auf dem Land? Lernziele: Du kannst erklären, was Push und Pull Faktoren sind. Du nennst je 10 Push und Pull Faktoren die zu Urbanisierung führen Aufgaben 1. Lies den Text und das Bild auf dem Zusatzblatt und unterstreiche die Push und Pullfaktoren die darin genannt warden. 2. Schreibe mindestens 10 Faktoren auf, die die enorme Magnetwirkung von Städten auf die Landbevölkerung bewirken. (sogenannte Pullfaktoren). Erkläre die einzelnen Faktoren in einem kurzen Satz. Recherchiere eventuell im Internet. 3. Nenne 10 Faktoren wieso die Menschen auf dem Land ihre Heimat verlassen wollen. Was könnten die Gründe für diese Landflucht sein? (sogenannte Pushfaktoren) Erkläre mit einem kurzen Satz die einzelnen Faktoren. Recherchiere im Internet. AB1/1 Pullfaktoren: Pushfaktoren: AB1/2 Die Flucht in die Städte und ihre Folgen In Ghana ist, wie in fast allen Entwicklungsländern ein beachtenswerter Vorgang zu beobachten: Viele Menschen verlassen ihre heimischen Dörfer und ziehen in die großen Städte des Landes (Accra, Kumasi, Tamale). Man spricht dabei von einer Flucht aus den Dörfern, der Landflucht. Diese Landflucht hat Folgen für die Dörfer und Städte und führt zu vielfältigen Proble- men. Die Abwanderung vom Land in die Städte ist in den Industriestaaten (Deutschland, Frankreich, USA) ein schon lange zu beobachtender Prozess. Im Zuge der Industrialisierung ab dem 19.Jahrhundert gab es in den Städten Arbeit und das führte dazu, dass große Menschenmassen in die Städte zogen. Die Landflucht, die in heutiger Zeit in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern zu beobachten ist, unterscheidet sich von jener vergangener Jahrzehnte. Die Suche nach Ar- beit ist zwar immer noch einer der Hauptgründe dafür, ländliche Regionen zu verlassen. Allerdings ist der Umfang dieser Wanderungen weitaus größer. Wohnten um 1800 etwa zwei Prozent der Erdbevölkerung in Städten, so waren es 1950 schon 30%. Dieses Wachstum nahm in den folgenden Jahrzehnten noch stärker zu. 2008 leben erstmals mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Laut einer Prognose der Vereinten Nationen (UN-Habitat) werden 2030 beinahe zwei von drei Menschen Stadtbewohner sein (ca. 60%). Die Gründe für diese Wanderungen unterteilt man in so genannte „Push- und Pull-Faktoren. „Push- Faktoren (von engl. push- treiben, drängen) sind die unzureichenden heimischen Zustände, die einen Menschen veranlassen, sein zu Hause zu verlassen. Dazu gehören z.B. Armut und Arbeitslosigkeit. Als „Pull- Faktoren (von engl. pull- an- ziehen) bezeichnet man die Anziehungskraft der großen Metropolen (Großstädte), also die Hoffnung, in der Stadt ein besseres Leben führen zu können. Dazu zählen u.a. Ar- beitsmöglichkeiten, Versorgung mit Bildung oder Gesundheit. Besonders in Afrika ist der Trend zur Urbanisierung (Verstädterung) stark ausgeprägt: in dem ländlich geprägten Kontinent mit nur 37% städtischer Bevölkerung wachsen die Städte jährlich um rund 4,8%. Das bedeutet, dass sich die städtische Bevölkerung bis zum Jahr 2030 vervierfacht haben wird, wenn dieses Wachstum anhält. Die Folgen der rasanten Verstädterung spiegeln sich in den Strukturen der Städte wider. Das Wachstum behindert oft eine Stadtplanung. Die Neuankömmlinge siedeln sich am Stadtrand an, wo sie ihre provisorischen Behausungen aus Pappe und Wellblech errich- ten und keinen Zugang zu Wasser, Kanalisation und Elektrizität sowie zu anderer Infra- struktur verfügen. Diese sogenannten Marginalsiedlungen entwickeln sich vor allem an den Randzonen der Städte der Entwicklungs- und Schwellenländer. Wenn Menschen aus wirtschaftlicher Not vom Land in die Stadt flüchten, zerbrechen Familien. Kinder verlassen ihre Familien und werden zu Straßenkindern. Sie müssen täglich um ihr Überleben kämpfen. Die meisten verdienen sich ihre spärli- che Mahlzeit durch Betteln oder sie suchen auf Müllhalden nach verwertbare Gegen- ständen. AB1/3 AB1/4 Die lateinamerikanische Stadt Gg – 6 Die lateinamerikanische Stadt ist auf dem mittel- und südamerikanischen Kontinent zu finden. Bekannte Städte, die diesem Modell zugeordnet werden können, sind z. B. Mexiko Stadt, Bogotá, Lima oder Santiago de Chile. Einige lateinamerikanische Städte haben ihren Ursprung bereits in der vorkolonialen Zeit. Diese Städte wurden von den Ureinwohnern Mittel- und Südamerikas errichtet und waren die Machtzentren der damaligen Hochkultur. Durch die Eroberung dieser Städte im 16. Jahrhundert durch spanische und portugiesische Konquistadoren wurden viele Siedlungen völlig zerstört. Da die Eroberer vornehmlich auf die Ausbeutung der Rohstoffe aus waren, wurden häufig Städte völlig neu gegründet. Manche wurden auch auf den Ruinen der alten indianischen Siedlungen errichtet, wie z. B. Mexiko Stadt. Erscheinungsbild der kolonialzeitlichen lateinamerikanischen Stadt Durch die auf königliche Anordnungen zurückgehenden Bauvorschriften ergaben sich folgende Merkmale der spanischen Kolonialstadt in Lateinamerika: – regelmäßiger Schachbrettgrundriss mit Seitenlängen der Quadrate von gut 100 Metern – Mittelpunkt der Stadt war immer eine plaza mayor, d. h. ein Hauptplatz als unbebautes Quadrat; – an den vier Seiten der plaza wurden die wichtigsten Repräsentationsbauten (Kathedrale, Rathaus, Regierungs-, Gerichtsgebäude, Schulen und Klöster) und daran anschließend die Wohnhäuser der führenden Familien (Oberschicht) errichtet, die oft prunkvolle Adelspaläste oder vornehme Bürgerhäuser mit großen Innenhöfen darstellten – mit zunehmender Entfernung vom Zentrum nahmen Größe und Ausstattung der Häuser und damit der Sozialstatus ab Strukturwandel seit dem 19. Jh. Die Kommerzialisierung des Stadtzentrums, wo sich nach der Unabhängigkeit der lateinamerikanischen Staaten zunehmend Banken, Shopping Malls, Business-Center niedergelassen hatten, führte zur Verdrängung der Oberschicht, die sich nun in der Nähe der neu angelegten Parks am Rande der Stadt niederließ. Die von der Oberschicht aufgegebenen Häuser in den Stadtzentren wurden zu Auffangquartieren der ärmeren Stadtbevölkerung und der Zuwanderer vom Lande, die es in großen Massen in die Städte zog. Die berüchtigten innerstädtischen Elendsquartiere entstanden. AB1/1 Aufgabe 1 Mache eine Skizze wie die Lateinamerikanische Stadt aufgebaut ist, ausgehend von der Plaza Mayor. Lies dazu den Abschnitt bauliche Merkmale. Nenne wesentliche Merkmale der kolonialzeitlich lateinamerikanischen Stadt Aufgabe 2 Was hat sich ab dem Zeitalter der Industrialisierung (19.Jh.) verändert. Fasse zusammen in 5 Stichwörtern. AB1/2 AB1/3 Die europäische Stadt Gg-6 Die europäischen Städte sind schon lange über ihre eng gesetzten Grenzen hinausgewachsen. Bereits im 18. Jahrhundert entstanden vor den mittelalterlichen Stadtmauern die ersten Vorstädte. Schliesslich wurden die Mauern abgerissen, um die Weiterentwicklung der Städte zu ermöglichen. Im 19. Jahrhundert trat Europa ins Industriezeitalter ein. Fabriken siedelten sich innerhalb und ausserhalb der wachsenden Vorstadtringe an. Die Städte erreichten schliesslich die ersten Dörfer. Diese wurden nach und nach eingemeindet und bilden seither mit der ursprünglichen Stadt eine politische Einheit. Einige Städte wuchsen zu Grossstädten heran. Doch der Hunger nach städtischer Lebensweise blieb ungestillt. Der geschlossene Siedlungsteppich breitete sich weiter auf den ländlichen Raum aus, bisweilen chaotisch, bisweilen nach planerischen Grundsätzen geordnet. In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der Begriff der Agglomeration geboren. Diese Phase der europäischen Stadtentwicklung ist eng verknüpft mit der Entwicklung der Dienstleistungsgesellschaft. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts erfuhr der Verstädterungsprozess mit dem Aufkommen des 3. Wirtschaftssektors eine weitere Dimension. Die Hauptsitze von internationalen Konzernen verdrängten die Industrie. Diese verliess ihre Produktionsstätten in den städtischen Gebieten und baute sie in den weniger überfüllten und kostengünstigeren, ländlichen Gebieten neu auf. Einige der Grossstädte sprengten ihre nationalen und kontinentalen Grenzen und erlangten supranationale Bedeutung. Sie sind zu Eurometropolen oder gar zu Global Cities aufgestiegen. Andere haben an Bedeutung verloren. Zwischen den Städten sind die Abstände in der Rangordnung grösser geworden. Die bis dahin bekannte Stadthierarchie geriet ins Wanken. Keine Stadt ist sich ihres Platzes sicher. Um in diesem Wettbewerb bestehen zu können, verbessern die Städte laufend ihre Standortfaktoren: Flughäfen werden ausgebaut, das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz der Bahnen verdichtet, die Qualität von Universitäten und Schulen verbessert und die Verwaltung leistungsfähiger gestaltet. Es werden Ämter geschaffen, deren Aufgabe es ist, grosse Unternehmen und Organisationen anzulocken. AB1/1 Lernziele • Begriff Agglomeration mit Beispiel erklären. • Gute Standortfaktoren aufzählen • Entwicklung der europäischen Stadt aufzeigen. (vom Städtchen zur Grossstadt) Aufgaben 1. 2. 3. 4. Erkläre mit Hilfe des Textes was eine Agglomeration ist. Löse das untenstehende Rätsel Nenne 5 Standortfaktoren die für die Stadt einen Wettbewerbsvorteil sind. Beschreibe die Entwicklung der europ. Stadt im Laufe der Zeit (5 Stichworte) AB1/2 AB1/3 Die nordamerikanische Stadt Gg-8 LZ: du kennst die wesentlichen Merkmale der nordamerikanischen Stadt und deren geschichtliche Entwicklung. In den Städten Nordamerikas gibt es keine typischen historischen Merkmale einer europäischen Stadt wie Stadtmauer, Burganlagen oder Marktplätze.Da die Städte in einer relativ kurzen Zeitspanne errichtet wurden, fehlt ihnen die architektonische und städteplanerische Vielfalt. Sie sind selten auf einen Mittelpunkt ausgerichtet sondern geprägt von einem gleichförmigen schachbrettartigen Straßenverlauf. Man kann die Städte in Downtown (Innenstadtbereich), Übergangszone und Stadtrandbereich unterteilen. Ab 1915 wurde im Downtown-Bereich mit dem Bau der ersten Wolkenkratzer begonnen. Ursache dafür waren nicht nur die ständig wachsenden Bodenpreise, sondern auch der Platzmangel in der Innenstadt. Es entwickelte sich auch ein Geschäftszentrum (auch CBD Central Business District) mit Banken, Versicherungen und ähnliches. Negative Nebenerscheinungen dieser Entwicklung sind ein steigendes Verkehrsaufkommen, was besonders problematisch zur Rush Hour ist. Viele Bewohner zogen wegen der hohen Bodenpreise und attraktiveren Wohngegenden in die Außenbezirke. Dieser Prozess wird als Suburbanisierung bezeichnet. Suburbanisierung und Dezentralisierung Die Suburbanisierung ist nicht nur auf die Wohnbevölkerung beschränkt, sondern damit wird auch die Verlagerung von Arbeitsplätzen und Wirtschaftsaktivitäten in periphere Lagen der Stadt bezeichnet. Da viele Menschen in die Außenbezirke zogen, folgten schon bald Einkaufsmöglichkeiten und Büros in den Umlandbereich der Städte. Das hatte zur Folge, dass viele Menschen gar nicht mehr ins Zentrum fahren mussten, um dort zu arbeiten oder einzukaufen. Dadurch entstanden neue und kleinere Zentren in den Randbreichen der Städte. Die sog. Commercial Strips befinden sich meist entlang der Highways und Ausfallstraßen. Diese Entwicklung wird wiederum als Dezentralisierung von Stadtfunktionen bezeichnet. Nachteilhafte Erscheinungen sind eine zunehmende Zersiedlung und Ausuferung der Städte in das Umland. Indessen ziehen sozial schwächere Schichten in die einstigen Stadtviertel der wohlhabenden Bevölkerung. Gated Communities Aus den unterschiedlichen Gründen entwickelt sich gegenwärtig eine neue Form des suburbanen Wohnens, das sog. Gating. Darunter werden die Einfriedung und Ummauerung von Stadtteilen und Gemeinden verstanden. Seit Ende der 1980er Jahre hat der Anteil der sog. Gated Communities stark zugenommen. Es kann dabei in drei Haupttypen unterschieden werden und zwar nach Lebensstil, nach der Exklusivität und auf der Basis der Sicherheit. Menschen mit einem ähnlichen Lebensstil, wie z. B. Senioren, wohnen in Siedlungen, die speziell auf die Bedürfnisse der Bewohner ausgerichtet sind. Ein bekanntes Beispiel sind die Seniorensiedlungen im Sun-Belt der südlichen USA. In diesen geschützten Siedlungen befinden sich spezifische Einrichtungen und Freizeitmöglichkeiten, wie Golfanlagen und Pflegeeinrichtungen. Dagegen ist der zweite Typ der Gated Communities nur für elitäre und reiche Schichten vorbehalten. Die Grenzen dieser Siedlungen werden akribisch durch Zäune, Gräben und Barrikaden geschützt. Unerwünschte Personen dürfen nicht mal die Busse betreten. Damit wird den Bewohnern ein sorgloses und durch entsprechende Freizeiteinrichtungen ein aktives Leben ermöglicht. Die eingefriedeten Wohngebiete der Mittelschicht sind der dritte Haupttyp. Aus Angst vor Kriminalität werden die z. T. schon bestehenden Wohngebiete durch Schutzanlagen gesichert. Sinkende Kosten für die Bewachung haben diese Wohnform für diese Schichten zugänglich gemacht. Aufgaben Welches sind die Unterschiede der amerikanischen Stadt zur traditionelle europäische Stadt. Nenne 4 typische Merkmale der nordamerikanischen Stadt. Was ist „Suburbanisierung und wieso entsteht sie? Erkläre. Erkläre den Begriff CBD Was ist eine Gated Community und welche 3 Formen gibt es? Lösungen Typische Merkmale der nordamerikanischen Stadt Schachbrettmuster des Straßenverlaufs Wolkenkratzer im Geschäftszentrum klassische Strukturierung der Stadt in CBD, Übergangszone und Außenbereich Commercial Strips entlang von Verkehrsachsen allgemeine Wohnform der gehobeneren Schichten in Vororten zunehmende Entstehung von Gated Communties verfallende Kernstädte und Ghettobildung Probleme der Grossstädte II Gg – 9 LZ: Du kennst 5 Probleme der Grossstädte „Stadtluft macht frei „In den Dörfern Afrikas, Asiens und Lateinamer kas gilt die Parole aus dem Europa des Mittelalters: ‚Stadtluft macht frei.‘ Tag für Tag verlassen 170 000 Menschen in der Dritten Welt ihre Felder und ziehen in wuchernde Metropolen. Doch statt der erträumten Befreiung von Armut und sozialen Fesseln bringt die Verstädterung oft neues Elend. Gerade im Zeitalter der Globalisierung finden viele Zuwanderer keine Arbeit und enden mit ihren Familien in Slums ohne Strom und Kanalisation. Es gibt keine Schulen, niemand transportiert den Müll ab. Die verschmutzte Umwelt macht die Menschen krank. Verbittert schauen die Bewohner der Elendsviertel auf überall entstehende Ghettos der Reichen, die von privaten Sicherheitsdiensten bewacht werden müssen. Denn die Kluft zwischen Wohlhabenden und Habenichtsen erzeugt Gewaltkriminalität, gegen die kommunale Behörden nicht ankommen. Polizisten wagen sich nicht mehr in von Banden beherrschten ‚No go areas‘. Angesichts der Polarisierung in vielen MegaCities warnen Experten vor der sozialen ‚Zeitbombe Megastadt‘. AB1/1 Soziale Fragmentierung Räumliche Segregation! Umweltprobleme Verkehrsprobleme Abfallentsorgung AB1/2 Soziale(Fragmentierung( Besonders(in(den(Megastädten(der(Entwicklungsländer(ist(die(Polarisierung( der(Gesellschaft(in(Arm(und(Reich(am(weitesten(fortgeschritten.(Wie(unter( einem(Vergrößerungsglas(werden(hier(die(Gegensätze(in(räumlich( unmittelbarer(Konzentration(besonders(deutlich.(Ihren(sichtbaren( Ausdruck(findet(die(soziale(Polarisierung(in(den(imposanten(Hochhäusern( mit(ihren(glitzernden(Fassaden(und(den(Vorortvillen(der(Reichen(mit( Swimmingpools,(Springbrunnen(und(Marmorstatuen(in(den(künstlich( bewässerten(Vorgärten(einerseits(sowie(den(Elendssiedlungen(aus(Pappe( und(Wellblech(der(Marginalbevölkerung(in(unmittelbarer(NachM(barschaft( andererseits.(Am(untersten(Ende(der(sozialen(Skala(stehen(die( Obdachlosen,(die(ohne(ein(Dach(über(dem(Kopf(an(Straßenrändern(und(auf( Bürgersteigen(hausen.(Einige(von(ihnen(besitzen(vielleicht(noch(eine(Plane,( die(sie(nachts(aufspannen(können,(andere(hingegen(breiten(einfach( Pappkartons(auf(den(Gehsteigen(aus(und(schlafen(darauf.( Räumliche(Segregation(( Die(krassen(innerstädtischen(sozialen(Disparitäten(finden(ihren(sichtbaren( Ausdruck(in(der(großen(Zahl(von(Marginalsiedlungen.-Diese(durchsetzen( das(gesamte(Stadtgebiet(und(können(bis(zu(60%(der(Bevölkerung(der( Metropolen-und(Megastädte-beherM(bergen.((Da(aufgrund(des(starken( Bevölkerungswachstums(und(der(knappen((kommunalen(und(privaten)( Finanzmittel(der(Bedarf(an(Wohnraum(für(die(vielen(Zuwanderer(auf( formalem(Wege(zumeist(nicht(befriedigt(werden(kann,(wachsen(die( Marginalsiedlungen(gleichsam(ins(Uferlose.( ( ( AB1/3 ( Umweltprobleme( Da(das(Bevölkerungswachstum(und(die(Expansion(der(Städte(mit( außerordentlicher(Geschwindigkeit(und(extensiver( Flächeninanspruchnahme(ablaufen,(sind(gravierende(ÜberlastungsM(und( Umweltprobleme(eine(fast(unausweichliche(Folge.(Zu(den(größten( ökologischen(Problemen(gehören(hohe(LuftM(und(Wasserverschmutzung,( fast(ungeregelte(AbfallM(und(Abwasserentsorgung(sowie(Degradierung(und( Kontamination(der(städtischen(Böden.(Da(die(Hauptwachstumsphase(der( Megastädte(ins(„Automobilzeitalter(fällt,(wird(die(Luftverschmutzung(zum( besonderen(Belastungsfaktor.(Beim(KohlenstoffmonoxidM,(SchwefeldioxidM( und(Bleigehalt(überschreitet(die(Belastung(die(Spitzenwerte(in(den( Großstädten(der(entwickelten(Länder(in(aller(Regel(um(ein(Mehrfaches.( Verkehrsprobleme( Städte(sind(immer(in(Bewegung.(Wortwörtlich.(Heftig.(In(Autos,(in(Bussen,( in(Zügen.(Und(der(Verkehr(nimmt(in(einer(Geschwindigkeit(zu,(die(die( meisten(für(den(Transport(Verantwortlichen(erbleichen(lässt.( Mehr(und(mehr(Leute(sind(in(Bewegung(rund(um(die(Uhr.(Vor(drei( Jahrzehnten(gab(es(in(z.B.(in(Singapur(2,7(Millionen(zurückgelegte(Wege(pro( Tag.(Heutzutage(sind(es(bereits(mehr(als(11(Millionen(–(in(Autos,(Bussen( und(Zügen.(1981(gab(es(163.355(Autos,(heutzutage(sind(es(bereits(570.000.( Die(Durchschnittsgeschwindigkeit(beträgt(auf(den(wichtigsten( Verkehrsadern(während(den(Stoßzeiten(in(London(16(km/h,(in(Tokio(11( km/h(und(in(Jakarta(nur(5(km/h.( ( ( AB1/4 Abfallentsorgung( Ein(nicht(minder(großes(Problem(ist(die(Abfallentsorgung.(Das(Beispiel( Kairo(zeigt,(wie(dieses(Umweltproblem(gleichzeitig(eine(wichtige( Erwerbsquelle(für(die(ärmere(Bevölkerung(darstellt. „Abfallwirtschaft in Kairo „Allein in diesem beispielhaft organisierten Wirtschaftsbereich sind in Kairo mehr als 100000 Menschen tätig. An erster Stelle sind dabei die mehr als 20000 Angehörigen von Müllsammlerfamilien zu nennen, die täglich mit ihren Eselskarren, neuerdings auch mit japanischen Pickups, die Abfälle aus den Haushalten der Kairener Mittel und Oberschicht abholen. Die Abfälle werden dann in sechs große ‚Müllsiedlungen‘ am Stadtrand von Kairo gebracht, wo die Müllsammler mit ihren Familien leben. Nahezu die gesamten Haushaltsabfälle werden dort einer neuen Nutzung zugeführt. Als Einkommensquelle sind dabei die organischen Abfälle für die überwiegend koptischen Müllsammlerfamilien besonders wichtig, weil sie damit jährlich rund 50000 Schweine aufziehen und an Schweinemetzgereien verkaufen können. Außerdem werden Altpapier und pappe, Textil, Kunststoff und Aluminiumabfälle sowie Altglas, Batterien, Blechdosen, Knochen u.a. aussortiert und an Zwischenhändler oder gleich an weiterverarbeitende Betriebe verkauft. AB1/5 Probleme der Grossstädte II Gg – 10 LZ: Du weißt über die Lebensbedingungen in Marginalsiedlungen Bescheid. Umgangssprachlich werden heute übervölkerte und verwahrloste Elendsviertel von Städten, die gewöhnlich von sehr armen Menschen, oft Zuwanderern bewohnt werden, als Elendsviertel bezeichnet. Charakteristisch sind eine heruntergekommene Bausubstanz und schlecht ausgebaute Infrastruktureinrichtungen Die Elendsviertel entstehen im Wesentlichen durch den starken Zuzug (z. B. Landflucht) in die Ballungsräume und den damit verbundenen demografische Wandel. Die Wohnform der Hüttenbauweise in den besagten randstädtischen Marginalsiedlungen ist für viele Menschen, der einzige Weg in der Stadt eine Behausung zu finden. Es entstehen illegale Hütten durch Besetzung freier Flächen in oder am Rande der Stadt. Für die öffentliche Verwaltung stellen diese Siedlungen ein großes Problem dar, da hier weder eine Kontrolle möglich ist, noch sind die Hüttenviertel durch Strom, Trink- oder Abwasserleitungen erschlossen. Auch ist die Kriminalität so hoch, dass oft nicht einmal die Polizei sich in die Siedlungen wagt um für Ordnung un Recht zu sorgen. Aufgabe: Informiere dich über ein Elendsquartier und gestalte ein dazu ein eigenes 2-seitiges Arbeitsblatt. Fotos (max. 2) mit Legende charakteristische Merkmale Geschichtlicher Hintergrund Lebensbedingungen (Wohnung, Hygiene) Einnahme und Verdienstmöglichkeiten ein freiwählbarer Punkt Auswahl: Slum in Indien, Favela in Brasilien Barriada in Mexico Basti in Indien Villa miseria in Argentinien Callampa in Chile AB1/1