Arbeitsblatt: Rousseau in Text und Bild
Material-Details
Dieses Arbeitsblatt (A4 quer) zeigt zentrale Gedanken Rousseaus in Text und Bild. Empfehlung: Auf A3 vergrössern.
Pädagogik und Psychologie
Richtungen, Anwendungsfelder und Geschichte
11. Schuljahr
2 Seiten
Statistik
11636
4730
26
28.10.2011
Autor/in
Dominik Mombelli
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) DE LitDUCAT IST. Texte: Aus dem 1. Buch des 1. Erziehungsromans Emile Aus dem 2. Buch des 2. Erziehungsromans Emile Bilder: Titelbild und Titelseite der 1762 1. erschienenen ersten Ausgabe des Emile Titelbild zu einer der zahlreichen 2. Ausgaben des E mile 1762 Bild auf der Titelseite eines im 3. gleichen Jahre wie der Emile erschienenen Werkes über die körperliche Erziehung der Kinder. Das Bild zeigt Juno als Schutzgöttin der Ehe mit einem Neugeborenen, das sie der Fürsorge des Vaters übergibt Zeitgenössischer Stich: Kind aus 4. Kreisen des Feudaladels mit seiner Wärterin Illustration zu einer Ausgabe des 5. Emile Zeitgenössische Zeichnung: Mutter 6. mit Amme, die das Kind der Mutter hält Zeitgenössische Zeichnung: Die 7. bürgerliche Familie Illustration zum dritten Buch des 8. Emile Titelbild des Buches Briefe über den 9. Emile des Herrn Rousseau 1773 10. Zeitgenössischer Stich: Gegenüberstellung natürlicher und affektierter Haltung 11. Zeitgenössischer Stich: Gegenüberstellung von natürlichem und affektiertem Unterricht J. T. City ROUSSEAU, en tue Gendve. 2votarntes nalis riz.zura »,;;;iinus Seit: ‚. L.11. c. AMSTE RD Al Chn JEAN NiAtTLAIE Librairc, MADCC. Avec Privi;9 dc MT:leo. les Etats ars Hol de Wefiliift. C4rreter6o .5[Negative Erziehung] Darf ich es nun wagen, hier die oberste, wichtigste und nützlichste Regel aller Erziehung darzulegen? Sie heißt nicht: Zeit gewinnen, sondern: Zeit verlieren! [.] Die erste Erziehung muß also rein negativ sein. Sie soll das Kind nicht in der Tugend der Wahrheit unterweisen, sondern sein Herz vor Laster und den Verstand vor Irrtümern bewahren. Wenn ihr es vermöchtet, nichts zu tun und zu verhüten, daß etwas getan wird, wenn ihr euren Zögling gesund und stark bis ins 12. Lebensjahr führen könntet, ohne daß er seine rechte Hand von der linken unterscheiden kann, so würden von da an die Augen seines Verständnisses sich gleich von der ersten Lehrstunde an der Vernunft erschließen. [.] Er würde bald der weiseste Mensch sein, und obgleich ihr damit begonnen hättet, nichts zu tun, käme ein Wunder der Erziehung zustande. [.] (80 f.) Euer schwer erziehbares Kind zerstört alles, was es in die Hand bekommt. Regt euch nicht darüber auf, aber setzt alles Zerbrechliche ausseiner Reichweite weg. Es zerstört die Gegenstände, die es gebraucht. Beeilt euch nicht, ihm andere zu geben; laßt es empfinden, wie unangenehm es ist, sie nicht zu haben. Es wirft die Fensterscheibe an seinem Zimmer ein: laßt den Wind Tag und Nacht hereinblasen und kümmert euch nicht um seinen Schnupfen, denn es ist besser, verschnupft als närrisch zu werden. [.] (88 f.) Junger Erzieher, ich predige dir eine schwere Kunst: Kinder ohne Vorschriften zu leiten und durch Nichteinwirken alles zu erreichen. Diese Kunst, das gebe ich zu, ist in deinem Alter nicht leicht. Sie ist nicht danach angetan, mit deinen Fähigkeiten von Anfang an zu glänzen und dich bei den Vätern beliebt zu machen, sie ist aber die einzige, die zum Erfolg führt. Du wirst niemals Weise bilden, wenn du nicht zuvor Wildfänge erziehst. [.] In der sorgfältigsten Erziehung befiehlt der Lehrer und glaubt zu herrschen; in Wirklichkeit herrscht das Kind. Es bedient sich dessen, was ihr von ihm fordert, um von euch zu erhalten, was ihm gefällt; [.] (114) Schlagt also mit eurem Zögling den gerade entgegengesetzten Weg ein. Er möge stets glauben, er sei der Herr, aber ihr müßt es trotzdem sein. Keine Unterwerfung ist so vollkommen wie die scheinbar freiwillige, denn man nimmt den Willen selbst gefangen. [ (114f.) 7- [Natürliche Erziehung] Unser eigentliches Studium ist die Erforschung der Lebensbedingungen des Menschen. Meiner Meinung nach ist derjenige unter uns der best Erzogene, der am besten die Freuden und Leiden dieses Lebens zu ertragen weiß. Daraus folgt, daß sich die wahre Erziehung weniger durch Vorschriften als durch Übungen vollzieht. Wir beginnen im ersten Augenblick unseres Lebens zu lernen; unsere Erziehung beginnt mit unserer Geburt. [.] (17) Man ist nur darauf bedacht, sein Kind zu bewahren; aber das ist nicht genug. Man muß es auch lehren, sich selbst zu bewahren, wenn es erwachsen ist, die Schläge des Schicksals zu ertragen, dem Überfluß und der Dürftigkeit Trotz zu bieten und, wenn es sein muß, auf den Eisfeldern Islands und den glühenden Felsen Maltas zu leben. [.] Leben, das ist nicht nur Atmen, das ist Handeln; das heißt Gebrauch machen von unsern Organen, unsern Sinnen, unsern Fähigkeiten, kurz: Leben heißt alle Teile von uns selbst gebrauchen, die uns das Gefühl unserer Existenz geben. Der Mensch, der am längsten gelebt hat, ist nicht derjenige, der die meisten Jahre zählt, sondern derjenige, der das Leben.am meisten als solches empfunden hat. [.] (18) Kaum ist das Kind aus dem Schoße seiner Mutter hervorgegangen, kaum erfreut es sich der Freiheit, seine Glieder zu strecken und zu bewegen, so fesselt man es von neuem. Man wickelt es ein und legt es hin mit unbeweglichem Kopf und ausgestreckten Beinen, die Arme beiderseits an den Körper angelegt. Es ist umgeben von Windeln und Bändern aller Art, die ihm nicht erlauben, seine Lage zu verändern. (19) Woher kommt ein solch unvernünftiger Brauch? Von einem andern, der ebenso unnatürlich ist. Seitdem die Mütter die erste ihrer Pflichten verachten und ihre Kinder nicht mehr stillen wollen, vertrauen sie sie bezahlten Frauen an, die sich natürlich als Mütter fremder Kinder fühlen, für die die Natur ihnen das Mütterliche nicht geben kann. [.] (20) Nicht zufrieden damit, die Kinder nicht mehr zu ernähren, wollen die Frauen überhaupt keine Kinder mehr. Die Folgen sind natürlich. Sobald das Muttersein als Last empfunden wird, findet man bald Mittel, sich dessen zu entledigen. Man will eine fruchtlose Ehe, in der man ungestört leben kann. [.] (21) Auch auf dem entgegengesetzten Wege kann man sich der Natur entfremden, dann nämlich, wenn eine Frau ihre Muttersorgen nicht vernachlässigt, sondern übertreibt. Das tut sie, wenn sie aus ihrem Kinde einen Abgott macht, wenn sie seine Schwäche nährt und steigert, damit es sie selbst nicht fühle; [.] Beobachtet die Natur und folgt dem Wege, den sie euch zeigt! Sie übt die Kinder beständig, sie härtet ihre Körperanlage durch mannigfache Prüfungen ab, sie lehrt sie frühzeitig Beschwerden und Schmerzen kennen. [.] Die Erfahrung lehrt, daß mehr verzärtelte Kinder sterben als andere. Vorausgesetzt also, daß man ihre Kräfte nicht überanstrengt, ist es besser, sie anzuspannen, als sie zu schonen. Man übe sie also für die Anstrengungen, die sie eines Tages zu tragen haben. Man härte ihren Körper ab gegen die Rauheiten der Jahreszeiten, des Klimas, der Elemente, gegen Hunger, Durst und Ermüdung. [.] (24)