Arbeitsblatt: bundesbrief und rütlischwur

Material-Details

zusammenfassung wichtiger daten zur "eidgenossenschaft"
Geschichte
Schweizer Geschichte
klassenübergreifend
4 Seiten

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04.06.2013

Autor/in

bryan pfister
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Bundesbrief und Rütlischwur Als Geburstermin der Schweiz gilt allgemein der 1. August 1291 (Todesjahr des ersten deutschen Königs aus dem Haus der Habsburger, Rudolf von Habsburg). Die Alte Eidgenossenschaft entstand als loses Bündnis von drei Talschaften am Vierwaldstättersee in der Zentralschweiz: Uri (am oberen, südlichen Seeende gelegen), Schwyz (am nordöstlichen Seeufer) und Unterwalden (am westlichen Seeufer). Man lehnte sich gegen die Vögte der Grafen von Habsburg (Stammsitz: Habsburg im Kanton Aargau) auf. Ziel war nicht eine Loslösung vom Deutschen Reich, sondern die Rückgewinnung bzw. Verlängerung alter Autonomierechte. Der Bundesbrief von 1291 Der Bundesbrief von 1291 ist ein lateinisch abgefasstes, kurzes Dokument, das von Form und Inhalt her eine grosse Ähnlichkeit mit vielen anderen Dokumenten aus dem spätmittelalterlichen Europa aufweist. Ursprünglich sollte damit wohl ein so genannter Landfriede besiegelt werden. Der Zweck des Bundesbriefs dürfte einerseits die Wahrung einer minimalen Rechtsordnung und Rechtssicherheit in Zeiten schwacher Zentralgewalt gewesen sein, andererseits dürften lokale Führungsschichten nicht abgeneigt gewesen sein, eben diese Situation auszunutzen, um die eigene Stellung zu festigen (gegen die im Bundesbrief erwähnten fremden Richter). Die Datierung des Bundesbriefes auf das Jahr 1291 hält auch neusten Untersuchungen mit der C14Methode stand: Das verwendete Pergament stammt tatsächlich aus dem späten 13. Jahrhundert! Der Bundesbrief von 1291 lag lange vergessen in Schwyz im alten Archivturm, und auch nach seiner Wiederentdeckung im 18. Jahrhundert wurde ihm zunächst keine allzu grosse Beachtung geschenkt. Erst die Bildung von Nationalstaaten rund um die Schweiz herum um 1860 1880 und der Zeitgeist des wissenschaftsgläubigen 19. Jahrhundert (mit seiner Vorliebe für das mittels Experimenten oder wenigstens alten Urkunden Beweisbare) holte den Bundesbrief aus seinem Dornröschenschlaf. Im Zuge der Geistigen Landesverteidigung vor dem Zweiten Weltkrieg errichtete man in Schwyz ein eigenes Bundesbriefmuseum. Der Bundesbrief wurde damals in einer alleinstehenden Vitrine in einem kirchenähnlichen Raum wie eine Heilige Schrift ausgestellt. Dies und viele weitere Indizien deuten darauf hin, dass es sich bei der Geistigen Landesverteidigung um eine so genannte Zivilreligion gehandelt haben dürfte. Der Rütlischwur Bis etwa 1890 hielt man allerdings nach einer alten Überlieferung den Rütlischwur für das eigentliche grundlegende Bündnis der Alten Eidgenossen und datierte ihn auf 1307, ebenso wie den in einer bekannten Sage überlieferten Apfelschuss des Freiheitshelden Wilhelm Tell und den Tyrannenmord am Landvogt Gessler. Die älteste Quelle zum Rütlischwur Der Rütlischwur soll auf der Rütliwiese am Abhang des Seelisberges am linken Ufer des Vierwaldstättersees stattgefunden haben. Die älteste schriftliche Quelle für dieses Ereignis ist das Weisse Buch zu Sarnen des Landschreibers Hans Schriber von Obwalden. Dieser sammelte um 1470 Urkunden und Sagen zum Ursprung der Alten Eidgenossenschaft. Im Weissen Buch zu Sarnen heisst es: «. und kamen also ihrer drei zusammen, der Stoupacher zu Schwyz, und einer der Fürsten zu Uri und der aus Melche von Unterwalden, und klagte ein jeglicher dem anderen seine Not und seinen Kummer, . Und als die drei einander geschworen hatten, da suchten sie und fanden einen nid dem Wald, . und schwuren einander Treu und Wahrheit, und ihr Leben und ihr Gut zu wagen und sich der Herren zu erwehren. Und wenn sie etwas tun und vornehmen wollten, so fuhren sie für den Mythen Stein hin nachts an ein End, heisst im Rütli .» (Hans Schriber, Weisses Buch zu Sarnen, um 1470, zitiert nach Chronik der Schweiz, S. 145) Interessanterweise taucht hier wohl zum ersten Mal der Begriff Treu und Wahrheit bzw. Treu und Glauben auf, der wiederum im Zusammenhang mit der Geistigen Landesverteidigung eine zentrale Rolle im Friedensabkommens in der Schweizer Metallindustrie 1937 (Begründung der Sozialpartnerschaft) spielte. Die Namen der drei Eidgenossen vom Rütli Die Namen der drei Eidgenossen, die am Rütlischwur beteiligt sind, meint man seit Friedrich von Schillers Drama Wilhelm Tell genau zu kennen: Werner Stauffacher aus Schwyz, Walter Fürst aus dem Kanton Uri und Arnold von Melchtal und dies, obwohl die älteste Quelle der Rütli-Sage die Vornamen nicht nennt! Das Rütli, schon seit langem ein beliebtes Schulreiseziel, wird seit dem 700 Jahr Jubiläum der Schweiz 1991 mit dem Weg der Schweiz erschlossen. Die Bundesfeier am 1. August wurde erst 1891 als offizieller Nationalfeiertag eingeführt. Der Datumsstreit: 1291 oder 1307? Erst als um 1890 in Bern die Idee aufkam, das 700-Jahr-Jubiläum der Stadt Bern und das 600-JahrJubiläum des Bundesbriefs gemeinsam zu feiern, brach eine grosse Diskussion über den echten Ursprung der Alten Eidgenossenschaft zwischen den Zentralschweizer Urkantonen und den städtischen Industriezentren aus. Im Bewusstsein der breiten Bevölkerung durchgesetzt hat sich (dank unermüdlicher Arbeit der entsprechend ausgebildeten Lehrerschaft) letztlich diejenige Variante, die wohl am wenigsten mit der historischen Wahrheit übereinstimmt: Bundesbrief, Rütlischwur und die Taten von Wilhelm Tell wurden in einen unmittelbaren und direkten Zusammenhang gestellt und dafür das Datum des 1. August 1291 festgelegt. Wenn allerdings an der alten Überlieferung tatsächlich noch mehr dran sein sollte, als phantasievolle Ausschmückungen, dann müsste wenn schon auch das dazu überlieferte Datum 1307 korrekter sein, als die Einheitsdatierung auf 1291. Die Zusammenlegung entsprach vermutlich dem Bedürfnis der Patrioten des 19. Jahrhunderts nach einer griffigen, klaren Ursprungsgeschichte für einen Staat, der inmitten von Nationalstaaten (die grosse politische Mode im Europa des ausgehenden 19. Jahrhunderts!) keine Einheit der Sprache, Kultur, Herkunft usw. vorzuweisen hatte, um seine Existenz zu rechtfertigen. So folgte man also nach längeren Auseinandersetzungen dem Trend der Zeit zur oberflächlichen Wissenschaftsgläubigkeit und gab der Jahreszahl 1291 des schriftlichen Dokumentes zu ihrem 600. Jahrestag den Vorrang, nicht ohne alsogleich völlig unwissenschaftlich Bundesbrief und Rütlischwur mitsamt der Tell-Legende zu einem in sich geschlossenen Komplex zu verweben. Der schweizerische Nationalheld Wilhelm Tell Allerdings errichteten noch 1895 die Urner in ihrem Hauptort Altdorf das Telldenkmal und verewigten darauf trotzig die nach ihrer Auffassung richtige Jahreszahl 1307. Ob und wann der legendäre Schweizer Freiheitsheld Wilhelm Tell gelebt hat und wie die Geschichte mit dem Vogt Gessler tatsächlich abgelaufen ist, scheint mir aus heutiger Sicht nicht so wichtig. Sein Bild findet sich jedenfalls nach wie vor auf der Rückseite jedes 5 Franken Stücks und wird mit Vorliebe für politische Propaganda und allerlei Karrikaturen herangezogen, sein angebliches Wohnhaus wird in Bürglen UR gezeigt und das Telldenkmal steht unverrückbar im Urner Hauptort Altdorf. Vielleicht lohnt sich immerhin die Lektüre des Dramas Wilhelm Tell des deutschen Dichters Friedrich von Schiller (Uraufführung 1804 im Weimarer Hoftheater, wird heute u.a. jährlich in Interlaken aufgeführt ), ein Blick auf dessen Entstehung und Wirkungsgeschichte oder zumindest ein virtueller Besuch im Tellmuseum Bürglen. Die Schlachten der Alten Eidgenossen gegen die Habsburger Nachdem die Habsburger zur Kaiserwürde aufgestiegen waren scheint es nur logisch, dass sie sich mit dem Freiheitswillen von ein paar tausend aufmüpfigen Bergbauern in ihren Stammlanden nicht abfinden wollten und versuchten, ihre Machtansprüche mit Waffengewalt durchzusetzen. Während Jahrzehnten erlitten sie dabei aber eine Niederlage nach der anderen und die Eidgenossen wurden immer selbstbewusster: • • • • • 1315 Schlacht am Morgarten (bei Sattel SZ): Die Eidgenossen überfielen das habsburgisch- österreichische Ritterheer aus dem Hinterhalt. Gemäss einer unbestätigten Legende stürzten sie Baumstämme auf die zwischen Berg und See eingezwängte Reiterkolonne. Vor dem 2. Weltkrieg wurde dies in einer Filmwochenschau inszeniert, um die schweizerische Abwehrbereitschaft gegen Hitlerdeutschland zu fördern und gegen aussen zu demonstrieren (Geistige Landesverteidigung): Ein Geschichtsmythos im Dienste der Politik. 1339 Schlacht bei Laupen BE (Bern und verbündete Waldstätte gegen Adlige aus der Westschweiz) 1386 Schlacht bei Sempach LU Bereits 1387 wurde zum Gedenken eine Schlachtkapelle errichtet, in der jährlich eine Schlachtjahrzeit abgehalten wird. 1388 Schlacht bei Näfels GL Im folgenden Jahr beschloss die Landsgemeinde [auf altgermanischer Tradition beruhende Volksversammlung, die wichtige Entscheide auf Kantonsebene fällt, nur in Kantonen mit sehr geringer Bevölkerungszahl durchführbar] alljährlich die Näfelser Fahrt abzuhalten, eine Totengedenkfeier zu Ehren der Gefallenen. 1403 Schlacht bei Vögelinsegg und 1405 Schlacht bei Stoss AR: Freiheitskampf der Appenzeller gegen das Kloster St. Gallen und mit ihm verbündete süddeutsche Städte (u.a. Konstanz, damals für die Bodenseeregion zuständiger Bischofssitz, Lindau, Ravensburg, Überlingen) und Herzog Friedrich IV. von Habsburg-Österreich zur Wiedererlangung der 1345 an das Kloster verlorenen Reichsfreiheit.