Arbeitsblatt: Das Apfelmännchen von Janosch

Material-Details

Text vom vergriffenen Bilderbuch
Deutsch
Leseförderung / Literatur
2. Schuljahr
13 Seiten

Statistik

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7218
60
15.09.2013

Autor/in

regi signer
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Das Apfelmännchen Von Janosch Es war einmal ein armer Mann, der hatte einen Apfelbaum. Die Blätter des Baumes waren leuchtend grün, und unter seiner Rinde sass kein einziger Wurm. Auch der Stamm war gerade gewachsen und kräftig. Dennoch trug der Baum nie eine Blüte und nie einen Apfel! Wenn der Frühling ins Land kam, schaute der arme Mann traurig über den Nachbarzaun. Die Bäume der anderen Leute blühten wunderbar. Hunderttausend zarte Blüten schimmerten in der Sonne. Sein Baum aber trug keine einzige Blüte! Kam der Herbst ins Land, so ging der Mann umher und sah, wie die Bäume der anderen Leute unzählige Äpfel trugen. Die Äste bogen sich unter ihrer Last, und die Männer schleppten volle Körbe nach Hause. Der arme Mann war deswegen traurig. Und wenn er abends im Bett lag, dachte er darüber nach und wünschte sich innigst nur einen einzigen Apfel an seinem Baum. Er brauchte gar nicht so schön zu sein, dachte er im Stillen. Und da kam, was kommen musste, wenn man sich etwas Kleines ehrlich wünscht: In einer Nacht im Frühling spross an dem Apfelbaum eine wunderbare weisse Blüte. Als der arme Mann morgens aufwachte und die Blüte sah, glänzten seine Augen vor Freude. Er tanzte um seinen Baum, und er bewachte die Blüte Tag und Nacht. Sie sollte nicht zu viel Regen bekommen, aber auch nicht zu wenig. Wehte der kalte Wind vom Berg, so hielt der arme Mann die Hand vor die Blüte, um sie zu schützen. Schien die Sonne zu heiss, machte er ihr mit der Hand Schatten. Und wenn eine Biene vorbeiflog, lud er sie freundlich ein, den süssen Nektar seiner Blüte zu kosten. Im Sommer wurde aus der Blüte ein kleiner Apfel. Der arme Mann freute sich noch mehr. Seine Wangen waren rot und seine Augen klar wie der Sommerhimmel. Sein Gang war leicht, und er begegnete allen Menschen freundlich. DAS WAR EINE HERRLICHE ZEIT! Bald zog der Herbst ein, und der Apfel wuchs und wuchs. Als die Zeit der Ernte gekommen war, dachte der Mann im Stillen: Heute nicht! Lieber will ich ihn noch einen Tag wachsen lassen. Und der Apfel wuchs und wuchs, und der arme Mann wartete einen Tag um den anderen. Bald ergriff den armen Mann die Angst vor Dieben, und er traute keinem Menschen mehr über den Weg. Leute, die vorbeikommen, blieben oft vor dem Baum verwundert stehen und sagten: „Ja, waaaas! So ein Riesenapfel! Er soll ihn doch endlich pflücken und essen. Äpfel sind gut und gesund! Eines Tages pflückte der arme Mann seinen riesigen Apfel, um ihn auf den Markt zu bringen. Der Apfel passte aber nicht in die Eisenbahn. Die Türen waren für ihn zu eng und Güterwagen fuhren nie auf dieser Strecke. Nun schleppte der arme Mann seinen Riesenapfel den ganzen weiten Weg auf dem Rücken. Die Last war schwer. Seine Knie zitterten, und die Füsse taten ihm weh. Er hoffte aber, seinen Apfel gut zu verkaufen! Doch auf dem Markt sammelten sich die Leute um ihn und sagten: „Ein Lügner bist du! Ein Halunke und ein Aufschneider! So einen Riesenapfel haben wir noch nie gesehen. Also ist es kein Apfel! Das sagten sie ihm ins Gesicht. „Warum isst du denn deinen Apfel nicht selbst? fragten ihn die Leute spöttisch. Da musste der arme Mann gestehen, dass er Äpfel gar nicht so gern esse. Die Leute lachten über ihn. Manche schimpften. Bald aber wurden sie der Sache überdrüssig und liessen den Mann mit seinem Riesenapfel einfach stehen. Niemand beachtete ihn nicht mehr. Er stand neben seinem Apfel, müde mit hängendem Schultern. Als es schon spät wurde, ohne dass jemand den Riesenapfel gekauft hätte, machte sich der arme Mann schliesslich auf den Heimweg. Die Nacht war dunkel und kalt, der Weg beschwerlich. Zu Hause angekommen, bewachte der Mann seinen Apfel wiederum Tag und Nacht. Aber er freute sich nicht mehr über ihn. Seine Wangen wurden blass, und seine Gedanken verwirrten sich. DAS WAR EINE SCHLIMME ZEIT! Der arme Mann wäre beinahe gestorben. Doch da geschah etwas Seltsames Zu jener Zeit nämlich wurde das Land von einem schrecklichen Drachen bedroht. Von einem nimmersatten, giftgrünen Ungeheuer, das acht Beine hatte. Es frass die Ernte des Landes und verwüstete die Felder und Äcker. Das Volk zitterte vor Angst. Der König, der in grosser Sorge war, rief in aller Eile seine Geheimpolizisten zusammen. Acht starke Männer in dunklem Anzug, die der Gefahr furchtlos ins Auge blickten. „Männer, sagte der König, „der Drache muss gefangen werden. Fesselt ihn, tötet ihn, oder versucht ihn durch billige Geschenke zur Umkehr zu überreden. Das ist mein Befehl! Doch trotz des königlichen Befehls konnten die Geheimpolizisten den schrecklichen Drachen weder töten noch fesseln. Als sie schon ganz mutlos waren, erinnerten sie sich der Worte des Königs. „Billige Geschenke, sagten die Geheimpolizisten zueinander, und da fiel ihnen ein, dass vor gar nicht langer Zeit ein Mann einen riesigen Apfel auf dem Markt hatte verkaufen wollen. So machten sie sich schnellstens auf den Weg zu dem Mann, klopften an seine Tür und sagten: „Der Apfel ist im Namen des Königs beschlagnahmt, und du kannst nichts dagegen machen! Der arme Mann wollte auch nichts dagegen machen. Er war froh, seinen Apfel nicht mehr bewachen zu müssen. Die acht Geheimpolizisten rollten und zogen den Riesenapfel zum Riesendrachen. Das unersättliche Tier begann ihn sofort gierig zu fressen. Und es frass und frass und frass. Es hatte noch nicht einmal den halben Apfel verschlungen, als es sich vor lauter Gier verschluckte. Es bekam keine Luft mehr und erstickte. Die acht Geheimpolizisten waren sehr stolz auf diesen Erfolg. Das Volk war sehr glücklich, und der König tanzte vor Freude, als er von dem Tod des Drachens erfuhr. Sein Land und sein Volk waren gerettet. Der arme Mann hatte bald darauf alle Sorgen und allen Kummer vergessen. Er wurde wieder fröhlich, und seine Wangen röteten sich. Manchmal, wenn er abends im Bett lag, dachte er über alles nach. Und dann wünschte er sich nur zwei Äpfel. Kleine Äpfel, die ein einem Korb Platz haben, dachte er im Stillen und schlief zufrieden ein.