Arbeitsblatt: Beispiele zum Ophelia-Motiv
Material-Details
Georg Heyms Gedicht "Ophelia" und die Lyriks des Songs "Die Rosen im Wasser" teilen das "Ophelia-Motiv". Auch in der Moderne gibt es noch klassische Motive!
Deutsch
Leseförderung / Literatur
10. Schuljahr
3 Seiten
Statistik
14048
1970
5
14.01.2008
Autor/in
starbuck (Spitzname)
Land: Österreich
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Georg Heym (1887-1912) OPHELIA (1911) 03 Im Haar ein Nest von jungen Wasserratten, 04 Und die beringten Hände auf der Flut 05 Wie Flossen, also treibt sie durch den Schatten 06 Des großen Urwalds, der im Wasser ruht. 07 Die letzte Sonne, die im Dunkel irrt, 08 Versenkt sich tief in ihres Hirnes Schrein. 09 Warum sie starb? Warum sie so allein 10 Im Wasser treibt, das Farn und Kraut verwirrt? 11 Im dichten Röhricht steht der Wind. Er scheucht 12 Wie eine Hand die Fledermäuse auf. 13 Mit dunklem Fittich, von dem Wasser feucht 14 Stehn sie wie Rauch im dunklen Wasserlauf, 15 Wie Nachtgewölk. Ein langer, weißer Aal 16 Schlüpft über ihre Brust. Ein Glühwurm scheint 17 Auf ihrer Stirn. Und eine Weide weint 18 Das Laub auf sie und ihre stumme Qual. II 20 Korn. Saaten. Und des Mittags roter Schweiß. 21 Der Felder gelbe Winde schlafen still. 22 Sie kommt, ein Vogel, der entschlafen will. 23 Der Schwäne Fittich überdacht sie weiß. 24 Die blauen Lider schatten sanft herab. 25 Und bei der Sensen blanken Melodien 26 Träumt sie von eines Kusses Karmoisin 27 Den ewigen Traum in ihrem ewigen Grab. 28 Vorbei, vorbei. Wo an das Ufer dröhnt 29 Der Schall der Städte. Wo durch Dämme zwingt 30 Der weiße Strom. Der Widerhall erklingt 31 Mit weitem Echo. Wo herunter tönt 32 Hall voller Straßen. Glocken und Geläut. 33 Maschinenkreischen. Kampf. Wo westlich droht 34 In blinden Scheiben dumpfes Abendrot, 35 In dem ein Kran mit Riesenarmen dräut, 36 Mit schwarzer Stirn, ein mächtiger Tyrann, 37 Ein Moloch, drum die schwarzen Knechte knieen. 38 Last schwerer Brücken, die darüber ziehn 39 Wie Ketten auf dem Strom, und harter Bann. 40 Unsichtbar schwimmt sie in der Flut Geleit, 41 Doch wo sie treibt, jagt weit den Menschenschwarm 42 Mit großem Fittich auf ein dunkler Harm, 43 Der schattet über beide Ufer breit. 44 Vorbei, vorbei. Da sich dem Dunkel weiht 45 Der westlich hohe Tag des Sommers spät. 46 Wo in dem Dunkelgrün der Wiesen steht 47 Des fernen Abends zarte Müdigkeit. 48 Der Strom trägt weit sie fort, die untertaucht, 49 Durch manchen Winters trauervollen Port. 50 Die Zeit hinab. Durch Ewigkeiten fort, 51 Davon der Horizont wie Feuer raucht.