Arbeitsblatt: Die 7 Farbkontraste

Material-Details

Eine Übersicht über die 7 Farbkontraste nach Itten mit je einem Beispielbild
Bildnerisches Gestalten
Farbe
7. Schuljahr
4 Seiten

Statistik

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17.01.2008

Autor/in

Daniel Oberli
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Farbkontraste Der Farbe-an-sich-Kontrast Der Farbe-an-sich-Kontrast ist der einfachste der sieben Farbkontraste. Er stellt an das Farben-sehen keine großen Ansprüche, weil zu seiner Darstellung alle Farben ungetrübt in ihrer stärksten Leuchtkraft verwendet werden können. Gelb, Rot und Blau bringen den stärksten Farbe-an-sich-Kontrast zum Ausdruck. Zu seiner Darstellung sind mindestens drei klar voneinander abstehende Farben notwendig. Die Wirkung ist immer bunt, laut, kraftvoll und entschieden. Die Stärke der Farbe-an-sich-Kontrast-Wirkung nimmt ab, je mehr sich die verwendeten Farben von den drei Farben erster Ordnung (Rot, Gelb, Blau) entfernen. So sind die Farben Orange, Grün, Violett schwächer in ihrem Charakter als Gelb, Rot, Blau. Die Wirkung der Farben dritter Ordnung ist noch undeutlicher. Wenn die einzelnen Farben mit schwarzen oder weißen Linien voneinander getrennt werden, treten sie noch stärker als besondere Charaktere hervor. Ihre Überstrahlungen und gegenseitigen Beeinflussungen werden dadurch weitgehend unterbunden. Jede Farbe bekommt einen realen, konkreten Wirkungswert. Wenn der Dreiklang Gelb, Rot, Blau auch den stärksten Farbe-an-sich-Kontrast enthält, so lassen sich selbstverständlich alle reinen, ungebrochenen Farben zu diesem starkfarbigen Kontrast zusammenstellen. Franz Marc: Pferd in Landschaft, 1910 Die reinbunten Farben bilden untereinander bereits einen Kontrast. Nach Itten ist der Kontrast am stärksten, wenn der Dreiklang Gelb, Rot und Blau verwendet wird. Die geschickte Zusammenstellung der Farben erzeugt Stimmungen und Spannungen, die den Betrachter unmittelbar ansprechen. Der Hell-Dunkel-Kontrast Licht und Finsternis, Hell und Dunkel als polare Kontraste sind für das menschliche Leben und die ganze Natur von großer, grundlegender Bedeutung. Für den Maler sind die Farben Weiß und Schwarz das stärkste Ausdrucksmittel für Hell und Dunkel. Schwarz und Weiß sind in ihren Wirkungen in jeder Hinsicht entgegengesetzt, zwischen beiden liegt das Reich der Grautöne und der Farben. Unser Auge ist sowohl für die Hell-Dunkel-Kontraste der Grautöne zwischen Schwarz und Weiß als auch für die Hell-Dunkel-Kontraste der reinen Farben sensibilisiert. Michelangelo Caravaggio: Berufung des heiligen Matthäus, 1599 Die hellen, leuchtenden Farben im Dunkel des Raumes verleihen dem Bild Caravaggios Ausdrucksstärke und Dramatik. Helles und Dunkles spielt in unserem alltäglichen Leben eine entscheidende Rolle. In der Malerei wird dieser Kontrast vor allem auch in der Landschaftsmalerei eingesetzt. Der Kalt-Warm-Kontrast Es mag befremden, aus dem optischen Empfindungsbereich der Farben eine Temperaturempfindung ablesen zu wollen. Versuche haben ergeben, daß in zwei Arbeitsräumen, von denen der eine blaugrün und der andere rotorange gestrichen war, die Empfindung für Kälte oder Wärme um drei bis vier Grad differierte. Das bedeutet, wissenschaftlich untersucht, daß Blaugrün den Impuls der Zirkulation dämpft, während Rotorange zu deren Aktivierung anregt. Rotorange und Blaugrün sind die Farben mit dem stärksten Kalt-Warm-Kontrast. Rotorange oder Saturnrot ist die wärmste und Blaugrün oder Manganoxyd ist die kälteste Farbe. Die Farben Gelb, Gelborange, Orange, Rotorange, Rot und Rotviolett werden im allgemeinen als warme, und Gelbgrün, Grün, Blaugrün, Blau, Blauviolett und Violett werden als kalte Farben bezeichnet. Eine derartige Unterscheidung ist allerdings sehr irreführend, da die Wirkung einer Farbe als warm oder kalt je nach Kontrastierung mit wärmeren oder kälteren Farben variieren kann. Paul Cézanne: Das Meer bei LEstaque, 1876 Das Blau des Himmels und des Wassers wirkt im Gegensatz zu den warmen Rot- und Gelbtönen der Häuser auf Cézannes Bild eher kühl. Gerade aber durch diesen Gegensatz wirken die Häuser besonders einladend und angenehm. Kälte und Wärme sprechen die Gefühle und Empfindungen eines Betrachters besonders an. Der Komplementär-Kontrast Zwei pigmentäre Farben, die zusammengemischt ein neutrales Grauschwarz ergeben, bezeichnen wir als komplementäre Farben. Physikalisch sind zwei farbige Lichter, die miteinander gemischt weißes Licht ergeben, ebenfalls komplementär. Zwei komplementäre Farben sind ein seltsames Paar. Sie sind entgegengesetzt, fordern sich gegenseitig, steigern sich zu höchster Leuchtkraft im Nebeneinander und vernichten sich in der Mischung zu Grau wie Feuer und Wasser. Es gibt immer nur eine einzige Farbe, die zu einer anderen Farbe komplementär ist. Im Farbkreis (nach Itten) stehen sich die komplementären Farben diametral gegenüber. Diese komplementären Farbenpaare sind: Gelb Violett, Gelborange Blauviolett, Orange Blau, Rotorange Blaugrün, Rot -Grün und Rotviolett Gelbgrün. Wenn wir diese komplementären Farbenpaare zerlegen, machen wir die Feststellung, daß immer die drei Grundfarben, Gelb, Rot, Blau, in ihnen enthalten sind: Gelb Violett Gelb Rot und Blau, Blau Orange Blau Gelb und Rot, Rot Grün Rot Gelb und Blau. Vincent van Gogh: Nachtcafé, 1888 Das exzessive und fast aufdringliche Vorherrschen der Farbe (Rot) und der Komplementärfarbe (Grün) im Nachtcafé verstärkt beim Betrachter die von dem Bild ausgehenden Gefühle. Man empfindet Verlorenheit oder Traurigkeit. Ich habe versucht, mit Rot und Grün die schrecklichen menschlichen Eigenschaften auszudrücken. (Zitat von van Gogh) Der Simultan-Kontrast Mit dem Simultan-Kontrast bezeichnen wir die Erscheinung, daß unser Auge zu einer gegebenen Farbe immer gleichzeitig, also simultan, die Komplementärfarbe verlangt, daß es sie selbsttätig erzeugt, wenn sie nicht gegeben ist. Diese Tatsache beweist, daß das Grundgesetz farbiger Harmonie die Erfüllung des Komplementärgesetzes in sich schließt. Die simultan erzeugte Komplementärfarbe entsteht als Farbempfindung im Auge des Betrachters und ist nicht real vorhanden. Sie kann nicht fotografiert werden. Der Simultan-Kontrast und der SukzessivKontrast haben vermutlich die gleiche Entstehungsursache. Georges Seurat: Un dimanche après-midi à lIle de la Grande Jatte, 1884-1886 Der Simultankontrast beruht darauf, dass eine Farbe von ihrem Untergrund beeinflusst wird. Das Paar rechts im Vordergrund wird von der gelben Farbe der Wiese bestimmt. Man „sieht einen Teil des Gelbs im Kleid der Dame mit und denkt gleichzeitig an die Komplementärfarbe Violett. Der Qualitätskontrast Unter dem Begriff der Farbqualität verstehen wir den Reinheits- und Sättigungsgrad der Farben. Als QualitätsKontrast bezeichnen wir den Gegensatz von gesättigten, leuchtenden Farben zu stumpfen, getrübten Farben. Die prismatischen Farben, welche durch die Brechung des weißen Lichts entstehen, sind Farben größter Leuchtkraft. Farben können auf vier verschiedene Arten getrübt oder gebrochen werden. Sie reagieren sehr unterschiedlich auf die Trübungsmittel: • Durch Beimischung von Weiß wird der Farbcharakter etwas kälter. • Durch Beimischung von Schwarz verlieren Farben ihren Lichtcharakter und wirken rasch düster und abgestorben. • Durch Beimischung von Weiß und Schwarz, also Grau werden die Farben trüber, neutralisieren und werden mehr oder weniger blind. • Durch Beimischung der Komplementärfarbe erreicht man ebenfalls eine Trübung. August Macke: Kathedrale zu Freiburg in der Schweiz, 1914 Die Stadt Freiburg wurde von dem Maler recht düster gesehen, was an den stark vergrauten Farben erkennbar ist. Im Gegensatz dazu hebt sich das leuchtende und gesättigte Gelb und Rot der kleinen Wirtshausschilder umso mehr hervor, wodurch menschliche Wärme in der Kneipe angedeutet wird. Der Quantitäts-Kontrast Der Quantitäts-Kontrast bezieht sich auf das Größenverhältnis von zwei oder mehreren Farbflecken. Es ist also der Gegensatz »viel und wenig« oder »groß und klein«. Farben können in beliebigen Fleckengrößen zueinander komponiert werden. Wir müssen uns aber fragen, welches jenes Größenverhältnis zwischen zwei oder mehreren Farben ist, von dem wir sagen können, daß es gleichgewichtig ist, daß keine der verwendeten Farben mehr hervortritt als die andere. Zwei Faktoren bestimmen die Wirkungskraft einer Farbe. Erstens ihre Leuchtkraft und zweitens ihre Fleckengröße. Um die Leucht- oder Lichtstärke, den sogenannten Lichtwert, abschätzen zu können, müssen wir die reinen Farben vor einem mitelhellen, neutralgrauen Grund miteinander vergleichen. Wir werden feststellen, daß die Lichtwerte der einzelnen Farben verschieden sind. Vincent van Gogh: Die Sternennacht, 1889 Schon Schopenhauers Farbkreis wies darauf hin, dass die Wirkung einer Farbe von ihrer Leuchtkraft und ihrer Flächengröße abhängt. In dem Bild Sternennacht dominiert das kalte Blau der Nacht flächenmäßig. Trotzdem erzeugen die Sterne und der Mond einen gleichwertigen Gegenpol, so dass ein Gefühl der Geborgenheit suggeriert wird. Quellen: • (Text zu den sieben Farbkontrasten) • (Bilder mit Kommentar)