Arbeitsblatt: Prüfung "Leserbrief schreiben"

Material-Details

Verschiedene Zeitungsartikel, zu welchen die S einen Leserbrief verfassen können.
Geschichte
Neuzeit
9. Schuljahr
6 Seiten

Statistik

150312
994
5
20.08.2015

Autor/in

Véronique Schegg
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Prüfung: Verfassen eines Leserbriefes 3 Gg Prüfungsaufgabe: Wähle einen Zeitungsartikel aus und verfasse dazu einen Leserbrief. Vergiss nicht, den Leserbrief mit einem passenden Titel zu versehen. Vorgaben: Times New Roman, 12 Pt. 1 Zeilenabstand 1600-2000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) ARTIKEL 1 Wingsuits1 und Basejumps: Schützt Extremsportler vor sich selbst! Von Frank Patalong Am 8. Oktober stürzte Viktor Kovats mit dem Wingsuit in den Tod. Er wurde das 22. Opfer dieses Jahres immer mehr Extremsportler suchen mit lebensgefährlichen Sprüngen den ultimativen Kick. Ist das noch individuelle Freiheit oder schlicht Wahnsinn? Der Ungar Viktor Kovats zählte zur Weltelite der WingsuitSpringer. Ums Leben kam er am 8. Oktober bei einem Übungssprung für die an diesem Wochenende stattfindende Weltmeisterschaft am Berg Tianmen in der chinesischen Provinz Hubei. 15 Springer sollten sich dort im Rahmen des von Red Bull ausgerichteten Wettkampfes 700 Meter in die Tiefe stürzen. Kovats krachte in eine hundert Meter hohe, steile Klippe, als sich sein Fallschirm nicht öffnete. Der Veranstalter hat auf seiner Webseite zum Event einen kurzen Nachruf veröffentlicht und die Ankündigung, die Umstände des tödlichen Sprungs genau prüfen zu wollen. So wie immer, wenn Basejumper oder Wingsuit Flieger zu Tode stürzen. Der Wettkampf begann natürlich trotzdem pünktlich. Jetzt messen sich nur noch 14 Springer. Es ist ein Rennen, in dem es um Distanz und das Erreichen eines Ziels, aber auch um Zeit geht: Je schneller man landet, desto besser. Da kommt es drauf an, den Fallschirm, der den potentiell tödlichen Sturz bremst, zum richtigen Zeitpunkt zu öffnen. Am Samstagnachmittag lagen 1 Ein Wingsuit ist ein Flügelanzug für Fallschirmspringer und Basejumper, mit Flächen aus Stoff zwischen Armen und Beinen, die von Luft durchströmt als Flügel wirken. Prüfung: Verfassen eines Leserbriefes 3 Gg zwischen den Zeiten des Erst und Letztplatzierten genau 2,74 Sekunden, die ersten Drei drängten sich im Bereich von vier Hundertstelsekunden. Salopp gesagt könnte man da sagen: Wer bremst, verliert. Wahnsinn mit Regeln Wer gar nicht bremst, verliert allerdings das Leben, und in kaum einem Sport ist das häufiger als bei den springenden Extremsportlern. Kein Wunder, Sicherheitsreserven gibt es nicht. Anders als bei Fallschirmspringern gibt es bei WingsuitFliegern keinen Ersatzfallschirm für den Fall, dass der erste sich wie nun wieder bei Kovats nicht öffnet. Das wäre auch sinnlos: 20 bis 30 Sekunden dauert der WingsuitFlug, wenn er von einer Base aus erfolgt, einer Klippe, einem hohen Gebäude, einem Berg. Versagt der Schirm, hätte ein Ersatzschirm gar keine Zeit mehr, sich zu entfalten. Ist das noch Sport oder ein Spiel mit dem Selbstmord? Mit der Frage sehen sich Basejumper und WingsuitFlieger immer wieder konfrontiert. Im März 2009 starb im inzwischen wegen seiner Wingsuit Toten berüchtigten Lauterbrunnental im Berner Oberland ein 35jähriger Norweger. Der Schweizer Tagesanzeiger berichtete ausführlich. Vor Ort äußerte sich auch Ueli Gegenschatz, einer der Pioniere der Sportart, mit szenetypischen Argumenten: Der Norweger habe zu wenig Erfahrung mit dem Wingsuit besessen. Dieser sei eben anspruchsvoller als die aufblasbaren Hosen, mit der die meisten Basejumper fliegen, und verlange mehr Training: Erst solle man Absprünge aus dem Flugzeug üben. Selbstüberschätzung sei in 95 Prozent der Fälle die Ursache der Todesstürze. Das relativiere die Unfälle, auch wenn es die Tragik nicht mindere. Andere Tätigkeiten seien auch riskant: Jeden Montagmorgen melden die Zeitungen mehrere Autounfälle. Niemand überlegt sich deshalb, nicht ins Auto zu steigen. Acht Monate später war auch Gegenschatz tot. Er starb, als er bei einem Basejump von einem Hochhaus gegen dessen Mauern prallte. Die Liste ist auch so länger als erträglich. Hier die Bilanz nur der vergangenen 90 Tage: David Thomasson, 12. Juli 2013 Paddy Frenchman, 16. Juli 2013 Prüfung: Verfassen eines Leserbriefes 3 Gg Jonas Svardal, 21. Juli 2013 Steffen Strobel, 25. Juli 2013 Florian Pays, 13. August 2013 Mikolaj Twin, 16. August 2013 Harold Perotte, 17. August 2013 Mario Richard, 19. August 2013 Alvaro Bulto, 23. August 2013 Dan Johnsen, 25. August 2013 Bernhard Szabados, 6. September 2013 Trond Bjelde, 8. September 2013 Jerad Garnett, 14. September 2013 Maxwell Bond, 19. September 2013 Viktor Kovats, 8. Oktober 2013 Es dürfte sehr schwerfallen, irgendeine Randsportart zu finden, über die man eine ähnliche Liste verfassen könnte. Der vielbeschworene Kontext Die Fatality List2 beginnt mit einer Botschaft an die Presse. Medien wird das Recht abgesprochen, aus der Liste zu zitieren, weil so etwas einen fehlerhaften Eindruck vermitteln könne, wenn man die Liste nicht im Kontext betrachte. Aktuell ist sie 221 Einträge lang. Lauter fitte, sportliche, so lebenslustige wie risikofreudige Menschen, wenn man den Biografien glauben kann, die mit den Namen veröffentlicht werden. Sie sind Adrenalinjunkies, wie nicht wenige zugeben. Für sie bedeutet das extreme FallErlebnis Leben pur, den ultimativen Kick. Als Erwachsene reklamieren sie für sich das Recht, über ihr Leben selbst zu bestimmen. Man kann das so sehen, natürlich hat der Einzelne das Recht, sich selbst auszuleben. Außer, er fällt auf einen anderen. Noch ist das nicht passiert, aber im Schweizer Lauterbrunnental wartet man regelrecht darauf. 37 der Toten von der aktuellen Fatality List kamen dort ums Leben das idyllische Tal ist so etwas wie der Hauptfriedhof der WingsuitFlieger. Bauern klagen darüber, dass da Menschen in ihre Äcker schlagen und sterben. Immer wieder werden Anrainer Zeugen tödlicher Stürze. Seit Jahren läuft eine fruchtlose Verbotsdebatte. Seit einiger Zeit bekommen die Anrainer, deren Grundstücke betroffen sind, einen jährlichen Anteil aus den Umsätzen mit den Saisonkarten der Springer. 2 Liste mit Namen der tödlich verunglückten Basejumper Prüfung: Verfassen eines Leserbriefes 3 Gg Deren Zahl steigt rapide, trotz der horrenden Unfälle. Deren abschreckende Wirkung verblasst vor dem coolen Kick der bei YouTube veröffentlichten Videos. Die Springer erscheinen als todesmutige, moderne Helden, viele sind oder bringen es zu Prominenz. Die Einführung offizieller, reglementierter Meisterschaften hat die Sprünge zum scheinbar regulären Sport geadelt. Mit Verlaub, das sind sie nicht. Sie sind ein unfassbar gefährliches Hobby, mit dem die Springer sich und andere gefährden, Zeugen und Hinterbliebene traumatisieren. Selbstbestimmung ist ein hoher Wert, aber er hat seine Grenzen. Die Gesellschaft nimmt sich auch das Recht, Lebensmüde am Selbstmord zu hindern, wenn das gelingt. Vielleicht sollten wir beginnen, sogenannte Extremsportler vor sich selbst zu schützen, wenn sie sich und andere derart gefährden. In: Spiegel online, Samstag, 12.10.2013. ARTIKEL 2 «So suss und echt super» von Patrick Imhasly «Hallochen» und «Hi, Prof»: Studenten haben Muhe, in EMails an ihre Dozenten den richtigen Ton zu treffen. Das hat nichts mit Sittenzerfall zu tun sie haben es einfach nie gelernt. «Betreff: argh! Guten Abend. Haben Sie von meiner Freundin die nachricht bekommen dass mein zug ausgefallen ist? Ich stand grade im wald mit dem ollen ding. Ich hoffe Sie haben mich heute nicht zu sehr vermisst ;) wenn sie brauchen kann ich ihnen einen attest besorgen . aber eigentlich war ich nicht krank, lg». Mit diesem EMail hat sich eine Studentin bei Jan Seifert, Dozent fur Germanistische Linguistik an der Universitat Bonn, gemeldet. Im Posteingang des JusProfessors Thomas Hoeren von der Universitat Munster tont es so: «Hallochen, Herr Hoeren, . ich wurde sooo gerne ein Auslandsemester in Oslo absolvieren . Ich fands so suss und echt super, wenn sie mir helfen. Vielen Dank schon im Voraus. With kisses.» Prüfung: Verfassen eines Leserbriefes 3 Gg Auf jeden Schnorkel gegenuber Martin Gutzeit von der Universitat Giessen, auch er Rechtsprofessor, hat dieser Absender verzichtet: «Hi, Prof, wann schreiben wir die Klausur?» Wahrend Thomas Hoeren in «Spiegel Online» und Martin Gutzeit in der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» den studentischen Ton in E Mails bitter beklagten, machte sich Jan Seifert an die Arbeit. Anhand von 500 EMails von Studierenden hat er nicht nur Praktiken der Alltagskommunikation untersucht, sondern auch die Art und Weise, wie eine bestimmte Textsorte erworben wird («Aptum, Zeitschrift fur Sprachkritik und Sprachkultur», Nr. 1/2012). «Insgesamt sind die Studierenden nicht so schlimm, wie man meinen konnte», erklart Seifert. «Extreme EMails sind eher selten.» Und doch hat der Linguist festgestellt, dass viele Studenten die Feinheiten im EMailVerkehr mit ihren Dozenten nicht beherrschen. Insbesondere haben sie Muhe, eine Kommunikationssituation richtig einzuschatzen und ihr mit den angemessenen sprachlichen Mitteln zu begegnen. Unreflektierter Sprachgebrauch Regelmassig daneben liegen die Studentinnen und Studenten, wenn es darum geht, treffende und gut kombinierte Anrede und Grussformeln zu finden. Dem distanzierten «Sehr geehrter Herr Dr.» in der Anrede folgen dann vertrauliche «liebe Grusse» am Ende der EMail. Ganz abgesehen davon, dass die Nennung von Titeln im akademischen Umfeld heute eher als devot empfunden wird. Und es steht beispielhaft fur einen etwas unreflektierten, mundlichen Sprachgebrauch, wenn eine Studentin schreibt: «Entschuldigen Sie, dass ich so spat damit komme . An wen muss ich mich da nochmal wenden?» Ahnliche Muster hat Seifert in EntschuldigungsEMails festgestellt. Geben Studentinnen als Grund fur ihr Fernbleiben «Menstruationsbeschwerden» an oder sind Studenten zu spat ans Seminar gekommen, weil sie sich «ubergeben mussten», dann ist mancher Adressat von solchen intimen Details eher irritiert als besanftigt. Uberhaupt ist das Wechselspiel von Nahe und Distanz schwierig zu beherrschen. «Studierende, die versuchen, sich mit geschraubten Formulierungen gestochen auszudrucken, wirken mitunter unfreiwillig komisch», sagt Seifert. Das klingt dann etwa so: «Ungluckseeligerweise bin ich mir nicht sicher, ob sich meine (An)Teilnahme bei erneutem Fehlen noch im Rahmen der legitimen Fehlzeiten befindet.» Prüfung: Verfassen eines Leserbriefes 3 Gg Grunde fur die Fehlgriffe sieht Seifert in einem Mangel an Erfahrung: «Manch ein Studierender befindet sich im Austausch mit seinen Dozenten zum ersten Mal in einer offiziellen Kommunikationssituation.» Hinzu kommt, dass dafur «keine festen Regeln existieren», wie die Germanistikprofessorin Elke Hentschel von der Universitat Bern sagt. Sie gibt deshalb den Erstsemestern in der Einfuhrungsvorlesung «ein paar Tipps, wie sie mir schreiben konnen». Ihr ist die Form weniger wichtig als das Senken der Hemmschwelle, darum macht es ihr nichts aus, wenn Studierende sie als «Liebe Frau Hentschel» oder einfach mit «Guten Tag» anschreiben. «Die Anforderungen in der Kommunikation per EMail sind komplex», sagt Jurgen Spitzmuller, Oberassistent am Deutschen Seminar der Universitat Zurich. Zu den Problemen der Studenten im schriftlichen Umgang mit ihren Dozenten tragt in der Schweiz eine Eigenart bei die Gewohnheit, dass sich hierzulande Assistenten, also Vertreter des universitaren Mittelbaus, und Studenten in Seminaren duzen. «In EMails kommen die Studenten mit dem Duzen dann oft nicht mehr zurecht: Sie drucken sich um eine Anrede oder wechseln wieder auf das Sie», erklart der Zurcher Linguist. Auch auf einer hoheren Ebene macht das hierarchische Gefalle die Kommunikation schwierig. Die Professoren haben inzwischen nicht mehr den Status von Heiligen, und sie treten gegen aussen weniger hierarchisch auf. Gleichzeitig erwarten sie von den Studenten, dass die Rollen doch gewahrt bleiben. «Das kann viele verunsichern», so Spitzmuller. Und wenn Professoren, wie ein Kollege von Elke Hentschel, es «vollig unangemessen» finden, dass sich Studenten per EMail direkt an sie wenden, ist die Verwirrung perfekt. «Vollig abgefuckte Vorlesung» Schliesslich ist das Schreiben von E Mails als solches anspruchsvoller, als man gemeinhin denken wurde. «EMails konnen personlich und nahe bei der gesprochenen Sprache formuliert sein, anderseits werden in dieser Kommunikationsform auch sehr formelle Schreiben verfasst», sagt Jurgen Spitzmuller. «Man muss also EMails immer bezogen auf den jeweiligen Empfanger schreiben.» Generell gelte, dass EMails weniger formell seien als Briefe auf Papier, sagt Elke Hentschel. «Dennoch wird ein allzu starker Ausschlag in Richtung Dialektgebrauch oder umgangssprachlicher Wortwahl ausserhalb von rein privaten EMails als nicht angemessen gewertet.» Prüfung: Verfassen eines Leserbriefes 3 Gg Am Verlust sprachlicher Ausdrucksfähigkeit oder gar am Zerfall der Sitten liegt es also nicht, wenn Studenten mit dem stilgerechten Verfassen von E Mails ihre liebe Mühe haben. Jene Ruckmeldung an den Juristen Hoeren bestatigt als Ausnahme bloss die Regel: «Hi, Prof, vollig abgefuckte Vorlesung heute. Weiter so Respect. n.» In: NZZ am Sonntag, 9. Dezember 2012.