Arbeitsblatt: Frankreich-Paris
Material-Details
Die gallische Spinne - Das Herz Frankreichs ist Paris. Die Stadt, die alles für sich beansprucht: Ruhm, Reichtum und Macht; die die Provinz aussaugt, die arrogant ist und oberflächlich, ehrgeizig, brutal und schnell, deren Bewohner doppelt so französisch sind wie ihre Landsleute aus der Provinz.
Geographie
Europa
8. Schuljahr
3 Seiten
Statistik
15406
4657
65
06.02.2008
Autor/in
Roman Fässler
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Die gallische Spinne Das Herz Frankreichs ist Paris. Die Stadt, die alles für sich beansprucht: Ruhm, Reichtum und Macht; die die Provinz 1 aussaugt, die arrogant ist und oberflächlich, ehrgeizig, brutal und schnell, deren Bewohner doppelt so französisch sind wie ihre Landsleute aus der Provinz. Ein Blick auf die Landkarte genügt: Paris sitzt im Zentrum Frankreichs wie die Spinne im Netz. Alle Autobahnen laufen in Paris zusammen, auch die meisten Nationalstrassen. Querverbindungen sind dünn gesät, wie jeder weiss, der etwa versucht, von Deutschland her irgendeinen Punkt Frankreichs anzusteuern, ohne Paris zu berühren. Der Vergleich mit der Spinne kommt nicht von ungefähr: Seit jeher saugt die Stadt viel von ihrer Kraft, ihrer Energie aus der Provinz, ohne wenn man der Provinz Glauben schenken darf soviel zurückzugeben, wie sie nimmt. Gute zehn Millionen Menschen gehören jetzt zum Pariser Einzugsgebiet, fast ein Fünftel der Gesamtbevölkerung des Landes. In Paris sitzen die Politik, die Verwaltung, die Industrie, ein Grossteil der Wirtschaft (zumindest ein Pariser Büro muss auch jede bessere Provinzfirma haben), in Paris drängen sich Kunst und Intellekt. Seit Jahrzehnten versucht 2 man zu dezentralisieren den Wasserkopf abzubauen. Doch die Vormachtstellung der Hauptstadt bleibt ungebrochen, man muss glauben, vom Volke erwünscht. Die zwanzig Pariser Stadtbezirke umfassen ziemlich genau 3 die jeweiligen Quartiers das heisst wohl die gefühlsmässigen Einheiten, deren Bewohner sich als zusammengehörig empfinden. Der grosse Einschnitt ist natürlich die Seine: Man wohnt im 4 5 Norden, rive droite oder im Süden, rive gauche und das auch, wenn man kilometerweit vom Strom entfernt lebt. Zu den «feinen Vierteln» gehören das fünfte und sechste Arrondissement, also Quartier Latin und Saint-Germaindes-Prés (wo traditionell die Studenten, Intellektuellen und Verleger hausen), Teile des vierzehnten (nämlich die Künstlerateliers und Cafés des Montparnasse), das siebente um den Invalidendom (Verwaltung und Ministerien, die häufig in den alten Adelspalais des Faubourg St. Germain untergebracht sind, sowie Militärs), das achte um die Champs Elysées (Mode, Vergnügen, Film), das sechzehnte (das Nobelwohnviertel um Trocadero, Avenue Foch, Passy), schliesslich muss man dazu wohl auch den Vorort Neuilly rechnen, dessen Vornehmheit allerdings abnimmt. Waren schon jederzeit die Stadtinseln, insbesondere die feudale Ile Saint-Louis, allerbeste Adressen, so haben der Bau des 6 Centre Pompidou und die Erneuerung der MarkthallenGegend das gesamte Marals-Viertel, vom ersten bis zum vierten Arrondissement, gewaltig aufgewertet. Eine Sonderstellung nehmen im Süden das vierzehnte und fünfzehnte Arrondissement ein, im Übergang zwischen 7 Slum und Wolkenkratzer stossen sie stillos hart aufeinan8 der, wie übrigens auch in der futuristischen «Defense» nordwestlich von Paris ein gefundenes Fressen für Fotografen, die Bewohner sind weniger angetan. Dass Frankreich keinen eigenen Hochhausstil entwickelt hat, sondern mit zehnjähriger Distanz hinter Amerika einherhinkt, ist die grosse Bautragödie von Paris eine Schuld, an der künftige Generationen zu kauen haben werden. Es bleibt der Osten, ein Ring, der halb Paris umschliesst, vom Montmartre im Norden bis zu den Rangierbahnhöfen von Tolbiac im Süden. Mit arbeitsamen Gebieten, mit unheimlichen, mit Kanälen, Friedhöfen, einem Verbrecherviertel, mit Überbleibseln dörflicher Kultur, mit Strassen, in denen man nur Schwarze und Araber, Chinesen und Viet9 namesen sieht, ein dichtbevölkerter Distrikt Vor allem in grossen Bereichen des zwölften bis zwanzigsten Arrondissements blüht noch Volksleben nicht unbedingt französisches -, hier hört man Musik auf der Strasse, gibt es Menschen, die Zeit haben und abends vor der Haustür sitzen, darf man sich tatsächlich noch in einem urigen Gewirr von engen Strassen und Sackgässchen verirren, kann man beglückt auf Entdeckungsreisen gehen. Denn diese Mischung gab ja seit eh und je den Zauber von Paris. Georg Stefan Troller.- Die gallische Spinne. MERIAN Paris. Hamburg.Hoffmann und Campe Verlag 1983 (gekürzt). Aufgaben: 1. Lies den Text «Die gallische Spinne» genau durch. Unterstreiche die dir wichtigen Dinge und vergleiche das Gelesene mit der Karte im Terra 1 auf Seite 157. 2. Frankreichs Hauptstadt entstand im geschützten Pariser Becken beiderseits der Seine. Sie wuchs wie ein Baum in Ringen um den alten Stadtkern. An Stelle der Befestigungen («Bollwerke») laufen heute prächtige Strassen («Boulevards»). Zeichne mit Hilfe der Karte im Terra 1 auf Seite 157 einen vereinfachten Stadtplan. Trage den Stadtkern rot, die wichtigsten Strassen gelb die Eisenbahnlinien schwarz und die Flüsse blau ein. 3. Paris hat viele berühmte Sehenswürdigkeiten. Schreibe die bekanntesten auf und sammle Fotos und Bilder von diesen. Gestalte so eine Seite in deinem Ordner. 4. Löse die Aufgaben auf dem Blatt «Von Notre Dame zum Eiffelturm». 1 überheblich weg vom Zentrum Quartiere 4 rechtes Flussufer 5 linkes Flussufer 6 Kulturzentrum; errichtet unter Staatspräsident Georges Pompidou 7 Elendsviertel 8 zukunftsorientiert, modern 2 3 rf -06.02.2008 9 Stadtteil Von Notre Dame zum Eiffelturm Anteil der Region Paris 0% 25% Die Karten zeigen die Hauptbahnstrecken der französischen und der deutschen Eisenbahn 5. Wie heissen die französischen und deutschen Grossstädte? Zur Erleichterung ist jeweils der Anfangsbuchstabe vorgegeben. 6. Vergleiche das französische mit dem deutschen Eisenbahnnetz. Welche Angaben erfüllen die deutschen, welche die französischen Bahnstrecken? Aber Paris ist nicht nur DAS herausragende Verkehrszentrum Frankreichs, sondern auch der politische, wirtschaftliche und kulturelle Mittelpunkt des Landes. Dies wollen wir mit den folgenden Zahlenangaben verdeutlichen 7. Zeichne den jeweiligen Anteil der Region Paris ein und färbe diesen rot, den Anteil des übrigen Frankreichs gelb. Prozent (%) bedeutet von Hundert. So sagt die Angabe «96% der Banken haben ihren Sitz in Paris», dass von Hundert Banken in Frankreich 96 ihren Sitz im Raum Paris haben und lediglich deren 4 im übrigen Frankreich. rf -06.02.2008 Fläche 50% übriges Frankreich 75% 100% 2% 98% Einwohner 19% 81% Erwerbstätige 22% 78% Wissenschaftler 61% 39% Pharma-Industrie 70% 30% Auto-Industrie 72% 28% Elektro-Industrie 47% 53% Sitz grosser Fir- 78% 22% Print-Medien 83% 17% Sitze von Banken 96% 4% men Informationen zu Paris Nach Moskau, London, Leningrad und Berlin ist Paris die fünftgrösste Stadt Europas. Zählt man jedoch auch die Vororte hinzu, so ist Gross-Paris mit 10 Millionen Einwohnern die grösste Stadt unseres Kontinents. Paris liegt zwar nicht im Mittelpunkt Frankreichs, ist aber seit Jahrhunderten das Zentrum des Landes. Über zwanzig Femstrassen laufen aus allen Richtungen sternförmig auf die Metropole zu. In sechs grossen Kopfbahnhöfen enden die wichtigsten Eisenbahnlinien. Jeder sechste Franzose lebt in der Hauptstadt. Fast die Hälfte aller Staatsbeamten arbeitet hier. In Paris wird über die Politik, die Wirtschaft und Wissenschaft des Landes entschieden. Im Stadtgebiet gibt es eine Unzahl von Gewerbebetrieben. Sie erzeugen für ganz Frankreich sowie für das Ausland elegante Kleider, Möbel, Toilettenartikel sowie hochwertige Lebens- und Genussmittel. Grosse Fabriken, unter ihnen die Renault-Werke, stehen dagegen in den Vorstädten. Somit ist der Grossraum Paris auch das industrielle Zentrum des Landes. Es ist natürlich besonders schwierig, eine Zehnmillionenstadt zu versorgen. Die Bevölkerung braucht zum Beispiel jeden Tag etwa 2000 Fleisch, 5000 Gemüse, 2 Mio. Liter Milch und 4 Mio. Liter Wein. Die Bewohner von Paris gelten als anspruchsvoll. Sie sind es gewohnt, aus einem grossen Angebot frischer Waren auszuwählen. Gemüse und Obst kommen über Nacht aus den verschiedenen Regionen in die Hauptstadt. Mehrmals am Tag wird Baguette, das berühmte französische Stangenweissbrot, frisch gebacken. Es ist eines der wichtigsten Nahrungsmittel des Franzosen und fehlt bei keiner Mahlzeit. In Paris werden mehrere hundert Käsesorten aus allen Landesteilen angeboten; Schwerpunkte der Erzeugung sind die Normandie, das Zentralmassiv und die Alpen. Auf den Fischmärkten können die Hausfrauen jeden Morgen frische Ware aus den Küsten- und Binnengewässern kaufen. Hier fehlen auch Hummer, Krabben. Austern und Schnecken nicht, die bei besonderen Anlässen gerne gegessen werden. rf -06.02.2008