Arbeitsblatt: Fabel
Material-Details
Lektionseinheit zum Thema "Fabel".
Deutsch
Leseförderung / Literatur
7. Schuljahr
17 Seiten
Statistik
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2523
31
26.12.2015
Autor/in
morgan (Spitzname)
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Deutsch Textsorten Die Fabel Fabeln Was ist eine Fabel? Eine Fabel ist eine kurze Geschichte, in der Tiere sich wie Menschen verhalten. Sie können reden, denken und handeln. Und sie haben menschliche Charaktere. Die Fabel soll uns Spass machen, sie will uns aber auch zum Denken anregen. Sie ist wie ein Spiegel, der uns Menschen vors Gesicht gehalten wird. Sie zeigt unsere kleinen und grossen Schwächen auf und sagt uns, wie wir uns richtig verhalten sollen. Meist kritisiert die Fabel das Verhalten der Starken gegenüber den Schwachen. Der Starke ist eitel und will mit seiner Mächtigkeit angeben, indem er den Schwachen ganz klein macht. Körperliche Stärke allein hilft ihm aber wenig, wenn der Schwächere der Klügere ist. Wenn wir Menschen genau hinhören und uns überlegen, was die Fabel uns sagen will, finden wir in jeder Fabel eine Moral, das heisst einen Schluss, aus dem wir etwas lernen können. Die Tiere, die vorkommen, gleichen sich in fast allen Fabeln. Meist ist der Fuchs der Schlaue, der sich listig und mit falscher Freundlichkeit einschmeichelt. Die Eule ist die Kluge, die Gans die Dumme, der Löwe der Mächtige und Mutige und der Wolf der Böse. Die älteste Fabelsammlung schrieb der Grieche Äsop im 5. Jahrhundert vChr Andere berühmte Fabelschreiber sind La Fontaine (Frankreich 17. Jahrhundert) und Lessing (Deutschland 18. Jahrhundert). Aufgaben Ergänze bei jedem Fabeltier jene Eigenschaften, die du für dieses Tier als charakteristisch bezeichnest. arbeitswütig böse eitel mächtig geschwätzig treu störrisch listig wehrlos hinterhältig gutmütig weise Tier Eigenschaft Esel 1 Deutsch Textsorten Die Fabel Biber Fuchs Wolf Gans Hahn Hund Bär Löwe Schlange Eule Lamm Beschreibe diese Karikatur Welche Tiere sind zu sehen? Was für eine Rolle spielen sie? (Charakter) Welche Elemente sind sonst noch vorhanden? 2 Deutsch Textsorten Die Fabel Viele Lehren aus Fabeln wurden so bekannt, dass wir sie heute als Sprichwörter verwenden. Bilde nun aus den beiden Spalten der Tabelle Lehren, indem du die zusammengehörenden Teile zusammenfügst. Schreibe sie auf. Kennst du noch andere Sprichwörter. Wer anderen eine Grube gräbt, . .,,, das füg auch keinem andern zu Mit gegangen,. Schweigen ist Gold Wenn zwei sich streiten, .fällt selbst hinein Reden ist Silber, . freut sich der Dritte Wenn du nicht willst, dass man dir tut, mitgefangen Wer zuletzt lacht, .so kommt es zurück Der Esel bleibt stehen, . dem glaubt man nicht und wenn er auch die Wahrheit spricht Wer einmal lügt, .vom Himmel gefallen Wie man in den Wald ruft, . .lacht am besten Es ist noch nie ein Meister. .der Gescheite gibt nach 3 Deutsch Textsorten Die Fabel Der Aufbau der typischen Fabel Der Aufbau der typischen Fabel In ihrer strengen Form besitzt die Fabel einen dreigliedrigen Aufbau, der von der Antike bis zur Moderne im Prinzip beibehalten wird: 1. Ausgangssituation 2. Konfliktsituation 2.1 Aktion oder Rede 2.2 Reaktion oder Gegenrede 3. Lösung Situation: Der Rabe sitzt mit seinem Stück Käse auf einem hohen Baum. Der Fuchs naht voll Gier nach dem Käse. Mit Gewalt lässt sich nichts erreichen. Aktion: Der Fuchs versucht es mit List. Der Rabe hat im Gegensatz zu den bunten Singvögeln ein schwarzes und nicht glänzendes Gefieder. Im Gegensatz zum Adler, dem König der Vögel, hat er einen unscheinbaren Kopf. Wenn einer heiser ist und nicht singen kann, sagen wir: Er krächzt wir ein Rabe. Der Fuchs sagt das Gegenteil. Er belügt den Raben; er schmeichelt ihm aus Gewinnsucht. 4 Deutsch Reaktion: lassen. Textsorten Die Fabel Der eitle Rabe will sich zeigen und seine Stimme erklingen Er ist töricht. Durch die Schmeichelei des Fuchses betört, denkt er nicht daran, dass er den Käse verliert, wenn er den Schnabel öffnet. Ergebnis: Der Fuchs hat sein Ziel mit List erreicht und frisst den Käse auf. Erst jetzt merkt der Rabe, dass er betrogen wurde und für seine Eitelkeit bezahlen muss. Markiere den dreigliedrigen Aufbau in der Fabel und mache Notizen zu Situation (blau), Aktion (rot), Reaktion grün) und Ergebnis (orange). Der Esel und der Wolf Ein Esel begegnete einem hungrigen Wolfe. „Habe Mitleiden mit mir, sagte der zitternde Esel, „ich bin nur ein armes, krankes Tier; sieh nur, was für einen Dorn ich mir in den Fuß getreten habe! „Wahrhaftig, du dauerst mich, versetzte der Wolf, „und ich finde mich mit meinem Gewissen verbunden, dich von diesen Schmerzen zu befreien. Kaum war das Wort gesagt, so ward der Esel zerrissen. Die typischen Merkmale einer Fabel 1. In der Überschrift werden meistens zwei Tiere genannt. 2. In Fabeln denken und handeln Tiere wie Menschen. 3. Oft handelt es sich dabei um zwei Tiere, die sich gegensätzlich verhalten oder unterschiedliche Eigenschaften haben. 4. In der Regel entwickelt sich ein Konflikt zwischen zwei Tieren. In dieser Phase entsteht oft ein Dialog zwischen Spieler und Gegenspieler (Rede und Gegenrede). 5. Obwohl nur Tiere darin vorkommen, bezieht sich der Erzähler auf die Menschen. Meistens 5 Deutsch Textsorten Die Fabel werden Schwächen von Menschen gezeigt oder ihre schlechten Verhaltensweisen. 6. Fabeln möchten eine Lehre (Moral) vermitteln, das heißt zum Nachdenken anregen. Entweder die Lehre steht direkt am Ende des Textes oder man muss selbst überlegen, was man aus der Erzählung lernen kann. 6 Deutsch Textsorten Die Fabel 7 Deutsch Textsorten Die Fabel Arbeitsblatt. Fabeln Fabel Nr. 1: Der Stier und der Hirsch Ein schwerfälliger Stier und ein flüchtiger Hirsch weideten auf einer Wiese zusammen. „Hirsch, sagte der Stier, „wenn uns der Löwe anfallen sollte, so lass uns zusammen für einen Mann stehen; wir wollen ihn tapfer abweisen. -„Das mute mir nicht zu, erwiderte der Hirsch, „denn warum sollte ich mich mit dem Löwen in ein ungleiches Gefecht einlassen, da ich ihm sicherer entlaufen kann? Lessing Fabel Nr. 2: Die Eiche und das Schwein Ein gefrässiges Schwein mästete sich unter einer hohen Eiche mit der herabgefallenen Frucht. Indem es die eine Eichel zerbiss, verschluckte es bereits eine andere mit dem Auge. „Undankbares Vieh!, rief endlich der Eichbaum herab. „Du nährst dich von meinen Früchten, ohne einen einzigen dankbaren Blick auf mich in die Höhe zu richten. Das Schwein hielt einen Augenblick inne und grunzte zur Antwort: „Meine dankbaren Blicke würden nicht ausbleiben, wenn ich nur wüsste, dass du deine Eicheln 8 Deutsch Textsorten Die Fabel meinetwegen hättest fallen lassen. Lessing Fabel Nr. 3: Politik Eine Gans war über Nacht auf dem Eis festgefroren. Das sah der Fuchs, und er schlich, sich die Schnauze leckend, hinüber. Dicht vor ihr jedoch brach er ein, und es blieb ihm nichts weiter übrig, als sich schwimmend über Wasser zu halten. „Weißt du was, schnaufte er schliesslich, „begraben wir unsere Feindschaft, vertragen wir uns. Die Gans zuckte die Schulter. „Kommt darauf an. „Ja, aber worauf denn! keuchte der Fuchs. „Ob taut oder friert. Wolfdietrich Schnurre Fabel Nr. 4: Kleine Fabel „Ach, sagte die Maus, „die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, dass ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, dass ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, dass ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe. „Du musst nur die Laufrichtung ändern, sagte die Katze und frass sie. Franz Kafka Vier kleine Erzählungen 1. Die Mücken Als in einem Vorratsraum Honig verschüttet wurde, kamen die Mücken geflogen und schleckten davon. Das war so ein süßer Genuss, dass sie gar nicht mehr aufhörten, bis ihre Beine darin festklebten und sie nicht mehr auffliegen konnten. Da sagten sie, indem sie starben: „Wir Unglücklichen! Die kurze Freude war unser Verderben. 2. Der Löwe und der Hase Der Löwe traf einen Hasen schlafend und wollte ihn schon auffressen, da fiel sein Blick auf einen vorbeieilenden Hirsch. Er verfolgte nun diesen und 9 Deutsch Textsorten Die Fabel verzichtete auf den Hasen. Der war inzwischen von dem Lärm wach geworden und nahm Reißaus. Der Löwe verfolgte den Hirsch eine gute Strecke; da er ihn aber nicht einholen konnte, kehrte er zu dem Hasen zurück. Der war aber inzwischen nun auch über alle Berge. 3. Der Geizhals Ein Geizhals hatte sein ganzes Vermögen zu Gold gemacht, formte einen Barren daraus und vergrub ihn. Ein Feldarbeiter aber hatte ihn beobachtet; er grub den Barren aus und nahm ihn mit. Als dann der Geizhals kam und den Platz leer fand, klagte und jammerte er und raufte die Haare. Einer, der ihn so verzweifelt sah, sprach: „Mensch, jammer doch nicht so! Als du das Gold dein nanntest, besaßest du es nicht. Nimm statt Gold einen Stein und lege ihn hierhin und bilde dir ein, es sei dein Gold! Es wird der den gleichen Nutzen bringen. 4. Der Löwe und die Maus Als der Löwe schlief, lief ihm eine Maus über den Körper. Aufwachend packte er sie und war drauf und dran, sie aufzufressen; da bat sie ihn, er solle sie doch freilassen: Wenn du mir das Leben schenkst, werde ich mich dankbar erweisen. Lachend ließ er sie laufen. Bald darauf wurde der Löwe von Jägern gefangen und festgebunden. Da hörte ihn die Maus stöhnen. Sie lief zu ihm, und indem sie das Seil rundherum benagte, befreite sie ihn. Aufgabe 1.Ordne die vier Moralsätze den Fabeln zu Moral: Besitz taugt nichts, wenn man keinen Nutzen davon hat. Fabel Nummer: Moral: Naschsucht wird vielen zur Ursache vieler Beschwerden Fabel Nummer: Moral: In schlechten Zeiten haben auch sehr Mächtige die Schwächeren nötig. Fabel Nummer: Moral: So ist es auch manchmal mit Menschen, die sich mit bescheidenem Gewinn nicht begnügen wollen: mit einem Mal ist auch das fort, was sie in der Hand hatten. Fabel Nummer. Aufgabe 1. Denke dir für diese Fabel eine passende Überschrift aus. 2. Schreibe auf, welche Moral du in dieser Fabel erkennst. Überschrift: 10 Deutsch Textsorten Die Fabel „Wenn ich solch ein Häuschen hätte, wie die Schnecke, brauchte ich mich nicht in der Erde zu verkriechen, klagte ein Regenwurm. „Und wie bequem wollte ich mirs darin machen! sagte eine Grille. „Ich habe eins, stöhnte die Schnecke, „und muss die Last Tag und Nacht mit mir herumschleppen. Was gäbe ich darum, wenn ichs los wäre! Moral: In den Fabeln stecken Weisheiten und Lebenserfahrungen Lies die 3 Fabeln und schreibe eine passende Moral zu jeder Geschichte in deinen eigenen Worten. Versuche dabei an reale Situationen aus deinem Leben zu denken. 11 Deutsch Textsorten Die Fabel Der Löwe und der Bär (Aesop) Ein Fuchs war einmal auf Jagd gegangen, einen guten Bissen zu erbeuten. Er war noch nicht lange unterwegs, als er ein lautes Streiten vernahm. Ein Bär schlug mit seinen Tatzen nach einem Löwen und fauchte ihn wütend an: Ich war der erste beim Hirschkalb. Die Beute gehört mir, ich habe sie gefangen. Nein! brüllte der Löwe zornig zurück. Du lügst! Ich war als erster hier, und darum gehört die Beute mir. Er wehrte sich kräftig und schnappte mit seinen scharfen Zähnen nach dem Fell des Bären. Der Löwe und der Bär kämpften verbissen miteinander. Dem Fuchs erschien der Kampf endlos, denn nicht weit von ihm entfernt lag die Streitbeute, und er mußte sich zusammenreißen, daß er sich nicht gleich auf das Hirschkalb stürzte. Aber er war klug und sagte sich: Sind die Streitenden erst erschöpft, so können sie mir nichts mehr anhaben. Als der Bär und der Löwe nach unerbittlichem Kampf endlich kraftlos zusammenbrachen, waren sie tatsächlich nicht mehr fähig, sich zu rühren. Der Fuchs schritt an ihnen vorbei und holte sich die Beute. Er verneigte sich höflich und sagte: Danke, meine Herren, sehr freundlich, wirklich sehr freundlich! Lachend zog er mit dem Hirschkalb ab. Moral: Der Fuchs und der Storch (Jean de La Fontaine) Eines Tages hatte der Fuchs den Storch zum Mittagessen eingeladen. Es gab nur eine Suppe, die der Fuchs seinem Gast auf einem Teller vorsetzte. Von dem flachen Teller aber konnte der Storch mit seinem langen Schnabel nichts aufnehmen. Der listige Fuchs indessen schlappte alles in einem Augenblick weg. Der Storch sann auf Rache. Nach einiger Zeit lud er seinerseits den Fuchs zum Essen ein. Der immer hungrige Fuchs sagte freudig zu. Gierig stellte er sich zur abgemachten Stunde ein. Lieblich stieg ihm der Duft des Bratens in die Nase. Der Storch hatte das Fleisch aber in kleine Stücke geschnitten und brachte es auf den 12 Deutsch Textsorten Die Fabel Tisch in einem Gefäß mit langem Halse und enger Öffnung. Er selbst konnte mit seinem Schnabel leicht hineinlangen. Aber die Schnauze des Fuchses paßte nicht hinein. Er mußte hungrig wieder abziehen. Beschämt, mit eingezogenem Schwanz und hängenden Ohren schlich er nach Hause. Moral: Die Pfauen und die Krähe (Gotthold Ephraim Lessing) Eine stolze Krähe schmückte sich mit den ausgefallenen Federn der farbigen Pfaue und mischte sich kühn, als sie genug geschmückt zu sein glaubte, unter diese glänzenden Vögel der Juno. Sie ward erkannt, und schnell fielen die Pfaue mit scharfen Schnäbeln auf sie, ihr den betrügerischen Putz auszureißen. Lasset nach! schrie sie endlich, ihr habt nun alle das Eurige wieder. Doch die Pfaue, welche einige von den eigenen glänzenden Schwingfedern der Krähe bemerkt hatten, versetzten: Schweig, armselige Närrin, auch diese können nicht dein sein! und hackten weiter. Moral: Welches ist das passende Sprichwort zu der Moral der 3 Fabeln? a) Erst besinns, dann beginns! b) Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er dann die Wahrheit spricht. c) Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte. d) Besser einen Spatz in der Hand, als eine Taube auf dem Dach. 13 Deutsch Textsorten Die Fabel e) Man soll sich nicht mit fremden Federn schmücken. f) Wer einem eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. g) Aller guten Dinge sind drei. Die Taube und die Ameise Eine Taube kam an einen Bach um zu trinken. Da sah sie, wie eine Ameise ins Wasser fiel und schon bald am Ertrinken war. Die Taube hatte sofort Mitleid mit der Ameise. Schnell brach sie einen Grashalm ab und warf ihn der Ameise als Boot zu. So konnte sich die Ameise ans Ufer retten. „Vielen Dank Frau Taube, sagte die Ameise, „eines Tages werde auch ich ihnen helfen!. Die Taube dachte bei sich, dass dies wohl kaum je geschehen werde, da die Ameise ja nun wirklich zu klein war um ihr zu helfen. Bald darauf kam ein barfüssiger Mann mit einer Armbrust daher. Er sah die Taube und wollte sie schiessen, um daraus einen Braten zu machen. Schon hatte er die Armbrust gespannt, doch das hatte die Ameise beobachtet. Darum zwickte und biss sie den Mann in die Ferse. Er machte einen Sprung in die Höhe und schrie vor Schmerz. Der Pfeil verpasste sein Ziel und die Taube konnte der Gefahr davonfliegen. Aufgaben Schreibe selbst eine Fabel Sie soll den Titel „Der Löwe und die Maus haben. 14 Deutsch Textsorten Die Fabel Benutze folgende Wörter für die Fabel: Zähnchen, schlafen, Fangnetz, helfen, leben lassen, befreien Du musst die Wörter nicht in dieser Reihenfolge verwenden! Die Bilder sollen dir eine Hilfe sein beim Schreiben. Schreibe die Fabel in dein Arbeitsheft und vergiss nicht den Titel zu setzen! Vergiss nicht, dass die Moral gleich oder ähnlich sein muss, wie die Moral in der Fabel von der Ameise und der Taube. Die Fabel soll nicht zu lang werden! Beschränke dich auf 50-100 Wörter! Der Löwe und die Maus Schneide die Bilder aus, klebe sie in dein Arbeitsheft und schreibe eine Fabel zu den Bildern. 15 Deutsch Textsorten Die Fabel Comic: Moderne Fabel 1. Bestimme Form und Aufbau der Fabel 2. Zeichne ein Comic zu dieser Fabel Achte darauf, dass der Aufbau der Fabel durch die Unterteilung der Bilder sichtbar wird Der Strassenkreuzer und das Fahrrad 16 Deutsch Textsorten Die Fabel Ein Fahrrad kämpft sich tapfer im kleinsten Gang eine lange, steile Strasse hoch. Da kommt von hinten den Strassenkreuzer angesaust, hupt wild und ruft schon von weitem: „ Weg da! Platz! Aus dem Weg! Mach dich vom Acker! Jetzt komm‘ ich! Vor lauter Schreck wäre das Fahrrad fast umgekippt; es schwankt bedenklich, als es so schnell wie möglich an den äussersten Strassenrand ausweicht. Mit quietschenden Reifen und dröhnendem Lachen braust der Strassenkreuzer dicht an dem armen Fahrrad vorbei. Nachdem das Rad endlich die Steigung überwunden hat, sieht es eine lange Wagenschlange, die vor einer roten Ampel steht. Darunter ist auch der ungeduldig vor sich hin brummende Strassenkreuzer. Leicht rollt das Fahrrad an den wartenden Autos vorbei und ruft dem dicken Schlitten fröhlich zu: „Was nützt dir jetzt deine Kraft und Schnelligkeit! In der Stadt muss man klein und wendig sein wie ich, um vorwärts zu kommen! Der Löwe mit anderen Tieren auf der Jagd (Aesop) Der Löwe, ein Schaf und andere Tiere gingen zusammen auf die Jagd. Der Löwe schwur, er wolle nach ihrer Zurückkunft alles Erbeutete mit ihnen redlich teilen. 17 Deutsch Textsorten Die Fabel Als nun ein Hirsch in einem Sumpfe stecken blieb, wo gerade das Schaf Wache hielt, meldete dieses dem Löwen den Vorfall. Der Löwe eilte herbei, erwürgte den Hirsch und teilte die Beute in vier gleiche Teile. Der erste Teil gehört mir, sagte er nun zu den Umstehenden, weil ich der Löwe bin; der zweite, weil ich der Herzhafteste unter euch bin; den dritten müsst ihr mir als dem Stärksten überlassen, und den werde ich auf der Stelle erwürgen, welcher mir den vierten abspricht. So behielt der Löwe den ganzen Hirsch, ohne dass es seine Jagdgenossen auch nur wagen durften, darüber zu klagen. Mit einem starken Gewalttätigen gehe nicht gemeinschaftlich auf Geschäfte aus, er teilet immer zum Nachteil des Schwächeren. Der Wolf und das Lamm (La Fontaine) Der Starke hat immer recht. Das werden wir sogleich sehen. Ein Lamm löschte seinen Durst in einem klaren Bache. Dabei wurde es von einem hungrigen Wolf überrascht. »Wie kannst du es wagen«, rief er wütend, »mir meinen Trank zu trüben? Für diese Frechheit musst du bestraft werden! « »Ach, mein Herr«, antwortete das Lamm, »seien Sie bitte nicht böse. Ich trinke ja zwanzig Schritte unterhalb von Ihnen. Daher kann ich Ihnen das Wasser gar nicht trüben. « »Du tust es aber doch! « sagte der grausame Wolf. »Und ausserdem weiss ich, dass du im vergangenen Jahre schlecht von mir geredet hast. « »Wie soll ich das wohl getan haben«, erwiderte das Lamm, »ich war da ja noch gar nicht geboren. « »Wenn du es nicht tatest, dann tat es dein Bruder! « »Ich habe aber keinen Bruder. « »Dann war es eben irgendein anderer aus deiner Familie. Ihr habt es überhaupt immer auf mich abgesehen, ihr, eure Hirten und eure Hunde. Dafür muss ich mich rächen.« Mit diesen Worten packte der Wolf das Lamm, schleppte es in den Wald und fraß es einfach auf. Der Löwe und das Mäuschen (Aesop) 18 Deutsch Textsorten Die Fabel Ein Mäuschen lief über einen schlafenden Löwen. Der Löwe erwachte und ergriff es mit seinen gewaltigen Tatzen. Verzeihe mir, flehte das Mäuschen, meine Unvorsichtigkeit, und schenke mir mein Leben, ich will dir ewig dafür dankbar sein. Ich habe dich nicht stören wollen. Großmütig schenkte er ihr die Freiheit und sagte lächelnd zu sich, wie will wohl ein Mäuschen einem Löwen dankbar sein. Kurze Zeit darauf hörte das Mäuschen in seinem Loche das fürchterliche Gebrüll eines Löwen, lief neugierig dahin, von wo der Schall kam, und fand ihren Wohltäter in einem Netze gefangen. Sogleich eilte sie herzu und zernagte einige Knoten des Netzes, so dass der Löwe mit seinen Tatzen das übrige zerreißen konnte. So vergalt das Mäuschen die ihm erwiesene Grossmut. Selbst unbedeutende Menschen können bisweilen Wohltaten mit Wucher vergelten, darum behandle auch den Geringsten nicht übermütig. 19