Arbeitsblatt: Buchstabenvogel-Geschichte

Material-Details

Buchtext
Deutsch
Erstlesen
2. Schuljahr
10 Seiten

Statistik

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06.04.2016

Autor/in

Mascha Molina Bahamonde-Trachsler
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Auf einem Baum, Nahe bei Schulhaus, Hat ein Vogel sein Nest. Jeden Tag schaut er Von einem Ast aus Den Kindern zu. Warum schreiben die Kinder? fragt der Vogel die Eule, die auf dem nächsten Baum wohnt. Damit sie klug werden, sagt die Eule. Ich will auch klug werden! denkt der Vogel. Ich will klug werden wie die Eule! Jeden Morgen in der grossen Pause stehen die Fenster offen, und das Schulzimmer ist leer. Der Vogel fliegt durchs Fenster und hüpft tipp! tipp! tipp! auf den Pulten herum. Auf den Pulten liegen offene Hefte. Die Buchstaben in den Heften riechen nach frischer Tinte. Ich will die Buchstaben fressen, denkt der Vogel, dann werde ich klug. Klug wie die Eule! Er pickt an einem A. Pick! pick! pick! Nicht schlecht, krächzt er und schnabuliert den Buchstaben. Nach der Pause ruft ein Mädchen: Oh, mein Wort hat eine Lücke! Ich habe einen Buchstaben vergessen. Aber welchen? r_nd Ist es ein gewesen? Ist es ein gewesen? Is es ein gewesen? Am nächsten Morgen in der grossen Pause stehen die Fenster wieder offen. Der Vogel fliegt schnell hinein und nimmt von einem Heft pick! pick! pick! drei Buchstaben weg. Nach der Pause ruft ein Junge: Hilfe, in meinem Satz sind Lücken! de_ m_nd istoll Man hat mir Buchstaben gestohlen! Die Kinder lachen. Niemand glaubt ihm. Ich werde klug! Ich werde klüger! Ich werde am klügsten! Ich werde klüger als die Eule, denkt der Vogel nachts im Nest. Er ist jetzt ganz verrückt nach Tinte. Am nächsten Tag kann er es kaum erwarten, bis die Kinder in die grosse Pause gehen. Sobald das Schulzimmer leer ist, fliegt er durchs offene Fenster und hüpft tipp! tipp! tipp! von einem Heft zum andern. Er schlägt wild mit den Flügeln und nimmt pick! pick! pick! überall Buchstaben weg. Sein Bauch füllt sich. Sein Bauch schwillt an. Sein Bauch sieht jetzt kugelrund aus, und die Federn schillern tintenblau. Genug, seufzt er. Und jetzt schnell fort! Er öffnet die Flügel, er rüttelt die Flügel, er schüttelt die Flügel, aber die Flügel tragen ihn nicht. Mit Müh und Not kann er noch auf das Büchergestell flattern. Dann stürmen die Kinder herein. OH, rufen die Kinder alle durcheinander, in unseren Heften sind Lücken! Lücken wie bei einem Gartenzaun! Derpfe_ istot. Dasaus istoch. Diausistau. Dieaus i_t ein. Dasind ist b_aun. Das La_ isteiss. Wo ist mein grosses A? ruft ein Kind. Wo ist mein kleines k? ruft ein anderes. Wo sind meine beiden kleinen m? ruft ein drittes. Da macht es hinten auf dem Büchergestell ganz leise krächz! Alle drehen die Köpfe. Oh, ein Vogel! rufen die Kinder. Seine Federn schillern tintenblau! Seine Augen funkeln tintenblau! Und an seinem Schnabel klebt Tinte! Dem Vogel wird es dunkel vor den Augen, als stecke er in einem Tintenfass. Krächz! sagt er leise und öffnet den Schnabel und spuckt und spuckt und spuckt und spuckt Buchstaben und Buchstaben und noch mehr Buchstaben. Die Buchstaben wirbeln im Zimmer herum, und die Kinder fangen sie jauchzend auf. Gib mir das grosse H! ruft ein Kind. Gib mir das kleine f! ruft ein anderes. Gib mir die beiden kleinen m! ruft ein drittes! Sie tauschen, bis in den Heften alle Lücken gefüllt sind. Das ist ein spannendes Spiel. Krächz! krächz! macht der Vogel hinten auf dem Büchergestell und verdreht die Augen. Da öffnet die Lhrerin das Fenster einen Spalt. Der Vogel flatter hinaus auf seinen Baum. Nie, nie mehr Tinte, denkt er. Und die Buchstaben, die lasse ich den Kindern, und das Klugwerden, das lasse ich der Eule, und dann schläft er ein und träumt im Nest von den Brotkrumen auf dem Pausenplatz.