Arbeitsblatt: Textanalyse: Eigensinn macht Spass

Material-Details

Text mit Fragen dazu, Rechtschreibe- und Grammatikfragen.
Deutsch
Textverständnis
8. Schuljahr
6 Seiten

Statistik

185092
495
11
04.12.2018

Autor/in

mark steiner
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Für mich ist die lebendigste und köstlichste Erinnerung an meinen Grossvater die folgende. Ich war nicht ganz fünfzehn Jahre alt und hatte als Schüler des Klosterseminars Maulbronn, auf einer der untersten Sprossen also jener Leiter, die zum Stift1, zur Gelehrsamkeit, ins Pfarramt oder auf den schwäbischen Parnass2 führt. 5 die schwerste Krise meines Schullebens erlitten und ein kaum zu sühnendes, unbegreifliches, Schmach auf mich und meine so ehrbare Familie häufendes Verbrechen begangen: Ich war davongelaufen, war einen Tag lang in den Wäldern gesucht und der Polizei gemeldet worden, hatte mir beim Übernachten auf freiem Felde bei zehn Grad Kälte beinahe den Tod geholt und war nun nach meiner Ent10 lassung aus Krankenstube und Karzer3 in die Ferien nach Hause gekommen, vom Seminar zwar noch nicht endgültig entlassen und ausgeschieden, aber doch in meinem Studiengang beinah hoffnungslos gefährdet. Als Verbrecher und Feind behandelt zu werden, namentlich von Seiten der Verwandtschaft, wäre mir vielleicht weniger schrecklich gewesen als die Milde und verlegene Ängstlichkeit 15 mit der man mich als einen von unheimlicher und möglicherweise ansteckender Krankheit Befallenen umschlich. Einer der ersten Pflichtbesuche nun, die ich nach meiner Ankunft in der Heimat zu machen hatte, und der wichtigste und für mich schwierigste, war der beim verehrten, geliebten, im Augenblick aber auch sehr gefürchteten Grossvater. Ich 20 konnte kaum daran zweifeln, dass meine Eltern sich von diesem Besuch viel versprachen und dass sie den verehrten Alten gebeten hatten, mich auf Herz und Nieren zu prüfen und mir die Grösse und zu vermutenden Folgen meines Verbrechens klarzumachen. Mein Gang zu ihm, in das liebe alte Haus und die Treppe bis zu seinem hochgelegenen sonnigen Studienzimmer hinauf, war der Gang des 25 Sünders zum Gericht. Und so betrat ich denn furchtsam das Heiligtum, roch den Duft von Pfeifenrauch, Papieren und Tinte, sah die Sonnenlichter auf den mit Büchern, Zeitschriften, Manuskripten in vielen Sprachen bedeckten Tischen spielen und sah mir gegen- über, mit dem Rücken zur Fenster- und Sonnenseite, auf seinem alten Kanapee 30 in sonnendurchschienener Rauchwolke den Alten sitzen und langsam von seiner Schreibarbeit aufblicken. Ich grüsste leise und gab ihm die Hand, gefasst auf Verhör, Urteil und Verdammung. Er lächelte mit dem feinen, so vieler Sprachen kundigen Munde aus dem breiten, weissen Bart hervor, und noch mehr mit den hellblauen Augen, und schon liess die bange Spannung in mir nach, und ich spürte. 35 dass hier nicht Urteil und Strafe auf mich warte, sondern Verständnis, Altersweisheit, Altersgeduld samt etwas Spott und Schelmerei. Und nun tat er den Mund auf und sagte: «So, du bist, Hermann? Ich habe gehört, du habest ein Geniereisle gemacht.» Eine «Geniereise», so hatte man, ein gutes halbes Jahrhundert früher, solche 40 besonderen, aus Übermut, Unbotmässigkeit oder aus Verzweiflung unternommenen Sprünge und Abenteuer unter Tübinger Studenten genannt. Und erst um manche Jahre später wurde mir bekannt, dass einst auch er, der Grossvater, der als Missionar wie als Gelehrter berühmte Mann, eine Weile in der gefährlichen Atmosphäre gelebt hatte, in der man solche Geniestreiche begeht. aus: Hermann Hesse. Eigensinn macht Spass 1 Kloster, 2 Reich der Dichtkunst, 3 Arrest Textverständnis 3. Bez Name und Datum: Punkte: Note: Unterschrift: Textverständnis Lies den Text sorgfältig durch und entscheide dann, ob die Aussage richtig r, falsch oder möglich ist. Setze ein Kreuz rechts in die richtige Zelle. 1. Aussage f 1. Der Junge weiss von Anfang an, dass ihm der Grossvater das Davonlaufen verzeihen wird. 2. Die Verwandten behandeln ihn alle als Verbrecher und Feind. 3. Einige Verwandte treten ihm befangen gegenüber. 4. Man behandelt ihn zuhause wie einen Aussätzigen. 5. Zu seinem Grossvater geht er aus eigenem Antrieb. 6. Er rechnete eigentlich damit, dass ihn der Grossvater tadeln würde 7. Er geht zum Grossvater, als ob er vor Gericht erscheinen müsste. 8. Die Handlung des Jungen versteht der Grossvater nicht, weil er eben sehr viel älter ist. 9. Der Junge ist von der Schule geflogen. 10. Der Grossvater verhöhnt seinen Enkel. 11. Obwohl es zu Grossvaters Zeiten noch undenkbar gewesen wäre, so zu handeln wie der Enkel, begegnet er diesem mit Verständnis. 12. Der Grossvater verhält sich herablassend. 13. Der Vater des Jungen ist Richter von Beruf. 14. Der Grossvater wohnt in einem Tempel. 15. Der Junge sollte Pfarrer werden. 16. Er hat zum ersten Mal im Freien übernachtet. 17. Durch das Übernachten im Freien hat er sich eine ansteckende Krankheit geholt, vor der man zu Hause Angst hat. 18. In den Ferien muss der Junge verschiedene Leute besuchen. 19. Der Grossvater erzählt dem Jungen, er sei auch einmal im Klosterseminar Maulbronn gewesen. 20.Seine Eltern halten viel vom Grossvater. 2. Charakteristik des Grossvaters Kreuze alles an, was sicher zutrifft. Der Grossvater . 1. ist hochmütig 2. 3. ist ein Genie 4. 5. arbeitet als Schriftsteller 7. ist ordentlich 8. 9. ist streng und verständnislos Fremdsprachen 11. ist eine bekannte Persönlichkeit 3. 1. 3. 5. 7. 9. ist nicht humorlos hat grobe Gesichtszüge 6. handelt mit Bedacht wirkt vergreist 10. spricht verschiedene 11. ist ein religiöser Fanatiker Kreuze genau drei Titel an, die für den Text in Frage kommen könnten. Das Geniereisle 2. Der böse Grossvater Das Gericht 4. Übermut kommt selten gut Wer nicht hören will, muss fühlen 6. Die Mutprobe Die Studienreise 8. Die Vergebung Ehrlich währt am längsten Wortschatz 1. Schreibe ein gleichbedeutendes Wort mit dem gegebenen Anfang/Ende. 1. köstlich lecker, amüsant a) kost wertvoll b) kost teuer, kostenintensiv 2. Gelehrsamkeit Bildung a. samkeit Gehorsam b. samkeit Ängstlichkeit 3. erleiden durchstehen, erdulden a. er_ zornig machen/zornig werden b. er_ 4. unbegreiflich antworten, entgegnen nicht zu verstehen a. unlich harmlos b. unlich unbegrenzt 5. ehrbar achtenswert a. bar merkwürdig, eigenartig b. bar distanziert, abweisend 6. Entlassung Kündigung, Rausschmiss a. Ent Abstand, Distanz b. Ent Schreck 2. Suche je ein mit dem gegebenen Nomen verwandtes Wort der beiden Wortarten. Partizip oder II als Adjektive zählen nicht. Verb Nomen Adjektiv töten Tod tot/tödlich 1. Mund 2. Gespür 3. Zweifel 4. Gültigkeit 3. Der Autor verwendet in seinem Text feste Wendungen und Redensarten. Beispiel: «Auf Herz und Nieren prüfen». Bilde die entsprechenden festen Wendungen, bei denen immer das Wort «Herz» Vorkommen muss. Beispiel: Er gewinnt sehr schnell die Sympathie anderer Menschen. Ihm fliegen die Herzen zu. 1. Sie sind unzertrennlich. Sie sind ein 2. Sie vertraut ihm seine Sorgen und Nöte an. Sie 3. Du tust mir sehr weh. Du 4. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen. Er fasst 5. Er ist ein aufrichtiger, sympathischer Mensch. Er hat das Herz 6. Das ist mir ein grosses Anliegen. Das liegt 7. Ich möchte dich sehr bitten, das zu tun. Ich möchte dir das sehr 4. Streiche aus jeder Zeile den sinngemäss unpassenden Begriff. Beispiel: Verbrechen Sünde Busse Straftat 1. Schmach Schande Schreck Schimpf 2. mild sanft weich schlapp 3. ungemein unheimlich unbehaglich ungemütlich 4. barsch unwirsch spöttisch schroff 5. Dampf Dunst Nebel Rauch 6. gelehrt gebildet genial kenntnisreich 7. Gebrechen Beinbruch Schwäche Krankheit 8. Niere Organ Herz Leber 9. verzeihen verbrechen vergeben entschuldigen 10. Rache Sühne Reue Zerknirschung Grammatik 1. Unterstreiche im Text alle (auch die zusammengezogenen) Präpositionen. Einer der ersten Pflichtbesuche nun, die ich nach meiner Ankunft in der Heimat zu machen hatte, und der wichtigste und für mich schwierigste war der beim verehrten, geliebten, im Augenblick aber auch sehr gefürchteten Grossvater. Ich konnte kaum daran zweifeln, dass meine Eltern sich von diesem Besuch viel versprachen und dass sie den verehrten Alten gebeten hatten, mich auf Herz und Nieren zu prüfen und mir die Grösse und zu vermutenden Folgen meines Verbrechens klarzumachen. Mein Gang zu ihm, in das liebe alte Haus, war der Gang des Sünders zum Gericht. 2. Ergänze die Stammformen. Beispiel: gehen ging gegangen 1. entlassen 2. umschlich 3. gebeten 4. kennen 5. können 3. Orthographie: Unterstreiche die jeweils richtige Schreibweise 1. sich widersetzen sich wiedersetzen 2. widerholen wiederholen 3. nichts gutes nichts Gutes 4. ziemlich ziehmlich 5. heutzutage heut zu tage 6. anders anderst 7. persöhnlich persönlich 8. die einen und die anderen die Einen und die Anderen 4. Wo müssen die fehlenden 8 Kommas gesetzt werden? Setze ein Kreuz (nicht mehr als total 8) in die entsprechenden Quadrate. Im grossen Vorraum1 standen2 wie immer die Hunderte und Tausende von Büchern3 die mich schon damals4 gewaltig anzogen und deren ich später5 so viele lesen sollte. Es war hier dämmerig und überaus still, und durch das einzige Fenster6 sah ich hell7 die Wand des Hinterhauses leuchten8 die von der Sonne bestrahlt war. Es hatte9 alles10 eine scheinbare Bedeutsamkeit: die feierliche Reihe der dicken Bücher11 in den untersten Fächern der Schäfte12 die genaue Regelmässigkeit13 der Abstände14 zwischen den verbleichten Titelschildern langer Reihen15 von Zeitschriftenbänden16 und der leise17 leichte Schimmer18 von Gold19 auf den Lederrücken. Und es sprach2o alles21 von einer Welt22 der Ordnung23 Sauberkeit24 und Gültigkeit25 aus der mich zu entfernen und zu verlieren26 ich den ersten fatalen Schritt27 schon getan hatte28 eben den Schritt29 wegen dessen30 ich31 mich hier zu verantworten32 haben würde. 1 9 17 25 2 10 18 26 3 11 19 27 4 12 20 28 5 13 21 29 6 14 22 30 7 15 23 31 8 16 24 32 5. Wie viele Satzglieder hat der folgende Satz ohne die verbalen Teile? Trenne die Satzglieder durch Striche voneinander ab. Beim Übernachten auf freiem Felde hatte ich mir eine schwere Erkältung zugezogen. Anzahl Satzglieder: 6. Unterstreiche Akkusativobjekte einfach. Dativobjekte doppelt. Beim Übernachten auf freiem Felde hatte ich mir eine schwere Erkältung zugezogen. 7. Ergänze folgende Sätze mit einem sinngemäss passenden Einleitewort. Beispiel: Da meine Eltern das so wollten, machte ich einen Pflichtbesuch bei meinem Grossvater. 1. hatte ich sein Studienzimmer betreten, erblickte ich ihn hinter Rauchwolken. 2. meiner schweren Verfehlungen schimpfte er nämlich nicht mit mir. 3. er einst etwas Ähnliches getan hatte, konnte er mich verstehen. 4. seiner Studienzeit waren mehr als 50 Jahre vergangen.