Arbeitsblatt: Bildanalyse La promenade dans la fôret von Henri Rousseau um 1886
Material-Details
Eine Bildanalyse als Beispiel (Bildanalyse, Interpretation, Beurteilung).
Bildnerisches Gestalten
Kunstgeschichte
12. Schuljahr
3 Seiten
Statistik
188576
1001
6
28.04.2019
Autor/in
Michelle Odermatt
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
FMS Zug Kunstgeschichte La promenade dans la fôret von Henri Rousseau um 1886 Bildbeschreibung Auf dem Bild sieht man eine Frau, die in einem weinroten, bodenlangem Kleid vor einem Laubwald steht. Sie stellt auch den ersten Blickfang dar. Sie befindet sich auf einem erhöhten Weg und hat ihren Rücken gegen den Wald gedreht. Sie hält ihre linke Hand noch so in der Luft, als ob sie sich gerade eben etwas aus dem Gesicht gewischt hätte und in der rechten Hand hält sie etwas, das aussieht wie ein geschlossener Regenschirm. Sie schaut auf den Teil des Weges, der hinter ihr liegt, als würde ihr da noch jemand folgen. Rechts und links am Bildrand ragen je ein grosser, brauner Baum empor. Sie bilden wie ein Tor in den weiten Wald dahinter. Im Vordergrund des Bildes ragen vier kleine Sträucher in das Bild hinein. Jedoch sind sie nicht besonders voluminös, sondern tragen lediglich an den Astenden ein paar Blättchen. Hinter diesen Ästeleien befindet sich ein Gehweg in Braun, wobei die Dame auf der linken Hälfte des Weges steht. Auf der rechten Seite des Weges liegt ein abgebrochener, gabeliger Ast. Hinter der Frau scheint es ein wenig den Hang hinab zu gehen, in dem auch gleich der Wald beginnt. Die ersten Bäume sind noch dunkelbraun und klar erkennbar. Beim näheren Betrachten, fällt auf, dass am linken Baum ein Ast abgesägt wurde. Je weiter sich der Wald nach hinten erstreckt, desto kleiner und heller sind die Bäume. Im Bildhintergrund schliesslich verschwimmt der dichte, grün-gelb-orangene Wald, von dem man nur noch die Baumwipfel sieht. Aus dem Waldhorizont erhebt sich weit hinten eine dunkle Kuppe. Es ist schwer erkennbar, aber wahrscheinlich ragt dort eine Gruppe von höheren Bäumen aus der blättrigen Walddecke heraus. Der Himmel, der die Hälfte des Bildes einnimmt, ist mit einem sanften Hellblau eingefärbt. Januar 2016 FMS Zug Kunstgeschichte Dieses Gemälde ist geprägt von Symmetrie. Auffällig dabei sind die vorderen Bäume. Es sieht so aus, als hätte jeder Baum ein Gegenüber, der in Etwa denselben Farbton und dieselbe Grösse hat. Wenn man das Bild betrachtet, schaut man quasi in einen Baumtunnel weil diese Bäume spitz zusammenlaufen bevor das blättrige Walddickicht beginnt. Durch den Tunnel ergibt sich eine Form wie ein Dreieck. Im Allgemeinen wirkt das Bild sehr rhythmisch und ausgeglichen. Die Baumsymmetrien im Bildmittelgrund, wie auch die gerade Anzahl der Gebüsche im Vordergrund geben dem Bild Gleichgewicht und Ausgewogenheit. Ausserdem besteht dieses Kunstwerk aus einer unteren und oberen Hälfte, die durch die Waagrechte des Horizontes der Baumwipfel getrennt werden. Trotz der bunten Farben, wirkt das Bild nicht strahlend oder fröhlich, sondern die Stimmung ist eher düster und mystisch. Das wird von den Ästen, die in alle Richtungen abstehen und irgendwie zitterig aussehen, unterstrichen. Im Allgemeinen wurde es naturgetreu gemalt. Eine Lichtführung gibt es nur schwach. Das Sonnenlicht scheint von links einzustrahlen, denn bei den Bäumen im Vordergrund lassen sich feine Schatten rechts an den Baumstämmen erkennen. Interpretation Wir denken, dass auf dem Bild Rousseaus erste Frau, Clémence Boitard zu sehen ist, da sie zu dieser Zeit ausser seiner Tochter die einzige wichtige Frau in seinem Leben war. Clémence starb zwei Jahre nach dem Entstehen des Bildes (1888) an Tuberkulose. Da Tuberkulose eine langsam voranschreitende und schmerzhafte Krankheit ist, nehmen wir an, dass Henris Frau schon lange vor ihrem Tod sehr krank war also auch schon bevor dieses Gemälde gemalt wurde. 1 2 Die Frau auf dem Bild steht nahe am Baum mit dem fehlenden, abgebrochenen Ast. Könnte dieser für den Tod stehen? Der Körper der Frau ist in die Richtung des kaputten Baumes gedreht, also in die Richtung des Todes, wie wir deuten. Ihr Kopf aber schaut wehmütig zurück, in Richtung des abgebrochenen Astes, der hinter ihr liegt. Wir denken, dass dieser für das Leben steht, denn er hing vor nicht langer Zeit noch lebendig am Baum und war von grünen, frischen Blättern umhüllt. Sie schaut also sinnbildlich zurück auf ihr Leben und 1 Rousseau – der Traum des Zöllners, Liri Hefti Seopa-Ruiz, www.yurimaguas.com/? downloadschule_konkret.pdf (01.01.2016). 2 Der gar nicht so naive Maler, ARD, (01.01.2016). Januar 2016 FMS Zug Kunstgeschichte die schönen Zeiten, die sie vor ihrer Krankheit erlebt hatte, bevor sie dann alleine in den Tod geht. Die Hand auf ihrer Brust symbolisiert Schmerz, den sie dabei empfindet. Auch die rote Farbe ihres Kleides war nicht willkürlich gewählt. Rot ist Blut, was wir mit Schmerzen und Tod verbinden. Rot ist allerdings auch die Farbe der Liebe und Rousseau liebte seine Frau sehr. Wir möchten uns nicht auf eine dieser beiden Ideen festlegen, vielleicht steht das Kleid ja auch für beides. Die düstere Stimmung im Himmel und den dunklen Bäumen im Vordergrund zeigt, dass auch Rousseau beim Malen Schmerz empfand. Wir nehmen an, Henri wusste, dass seine Frau die Krankheit nicht überleben würde, denn Tuberkulose war eine der häufigsten Todesursachen zu dieser Zeit. Er wollte seine schöne, geliebte Frau noch einmal so malen, wie er sie kannte bevor sie krank wurde, stark und lebendig, bevor sie in den Tod geht. Es ist für uns auch ein Versuch von ihm, sich geistig auf ihren Tod vorzubereiten, denn es ist immer furchtbar schwer einen geliebten Menschen gehen zu lassen, besonders wenn man mit dieser kostbaren Person schon ganze neunzehn Jahre glücklich verheiratet war. Beurteilung Wir wurden automatisch von La promenade dans la fôret angezogen. Wir vermuten es lag an der Farbvielfalt des Bildes. Man kann lange Zeit vor diesem Gemälde verbringen, weil es detailliert gemalt ist und es einen immer wieder Neues entdecken lässt. Die Pinselstriche sind gezielt gemacht worden und das Bild ist sehr scharf gemalt, was uns gefällt, da man so die Dinge besser erkennen kann. Auf uns hat das Kunstwerk wegen der geheimnisvollen Stimmung faszinierend gewirkt. Ebenfalls lässt es beim Betrachter ein Fragezeichen aufleuchten, weil einem Baum ein Ast abgesägt wurde und nun fehlt. Dieses Detail fällt einem plötzlich auf und stört ab dann das Gesamtbild, weil es nicht mehr in das Bild passt. Wir denken, dass war die Absicht von Henri Rousseau. Damit wollte er auf etwas aufmerksam machen, die Frage ist nur Auf was? Und diese konnten wir uns durch die Interpretation des Bildes beantworten. Wir empfinden das Gemälde somit als gute Kunst, da es uns auch Emotional gefesselt hat. Es warf vor dem interpretieren Fragen in uns auf, wie: „Ist die Frau wirklich alleine? oder „warum wurde dem Baum ein Ast abgesägt? Nach dem Interpretieren hat es uns allerdings noch mehr emotional gepackt. Man bekommt bei der Geschichte seiner Frau richtig Mitleid und denkt sich, warum musste gerade seine grosse Liebe sterben? Januar 2016