Arbeitsblatt: Übungen zur Schwarzenbach-Inititative
Material-Details
Rede von James Schwarzenbach (Quelle) und Übungen dazu.
Geschichte
Schweizer Geschichte
11. Schuljahr
2 Seiten
Statistik
196401
772
1
16.01.2021
Autor/in
Kathrin Röthlisberger
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Rede von James Schwarzenbach am 1. August 1970 in Sempach: Liebe Mitbürger, liebe Mitbürgerinnen! Nach dem denkwürdigen 7. Juni war es unser Wunsch, einmal mit der grossen Familie, die unserm Volksbegehren gegen die Überfremdung zugestimmt hat, zusammen zu kommen und ihr unsern Dank abzustatten. Gibt es dafür einen schöneren Tag als den Geburtstag unseres Vaterlandes und einen würdigeren Ort als Sempach, wo doch jedes Kind weiss, was hier vor bald sechshundert Jahren geschehen ist? Am 7. Juni haben, trotz schwerster Opposition, wie Ihnen allen bekannt ist, 550 000 Eidgenossen, Stimmbürger, unserer Initiative zugestimmt. [] Volle fünfzehntausend haben Ja gestimmt. Das ganze Bleniotal war für uns. Ebenso herzlicher Dank gebührt der welschen Schweiz. Es hat sich kein Graben gebildet, wie die gegnerische Propaganda immer prophezeit hat. Das Gegenteil ist der Fall: Zwischen Stadt und Land, zwischen Welsch und Deutsch, zwischen den Konfessionen, zwischen Bauern, Gewerbetreibenden und Arbeitern hat sich ein Band der Solidarität neu geknüpft, zwischen all denen, die in der Liebe zur Heimat verbunden sind. Wir können sagen, der alte, unverwüstliche Kern der Eidgenossenschaft hat dieser heimtückischen Nein-Parole getrotzt. Der 7. Juni ist ein Markstein in unserer Geschichte, wenn nicht ein Wendepunkt! Es hat sich politisch dort ereignet, was am 9. Juli 1386 hier militärisch geschehen ist: Antreten geschlossen gegen eine gefährliche Übermacht – und dann der Ruf: «Eidgenossen, ich will Euch eine Gasse machen!» Unsere Nationale Aktion mit ihren vielen Verbündeten und Sympathisanten haben diese Bresche geschlagen. Aber eine Bresche wird sinnlos, wenn nicht nachgestossen wird. Und der Einbruch in diese Phalanx der anonymen Wirtschaftsdiktatur, die unsere Freiheit bedroht, der muss jetzt ausgeweitet werden. [] Wir sind keine rückwärts gewandten Propheten, keine Idylliker, die der Vergangenheit nachtrauern. Wir blicken in die Zukunft, wissen aber, was wir unserer Vergangenheit schulden. Wir sind ein christliches Volk. Unsere Toten sind mitten unter uns. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bilden eine unzerreissbare Kette. Wir sind ein «Ring der Chetti», wie der Berner von Tavel so schön geschrieben hat. Die Schweiz ist kein Land unter vielen, das sich einfach eingliedern und integrieren lässt. Wir sind eine Eid-Genossenschaft. Und auf diesen beiden Grundpfeilern beruhen unsere Freiheiten. Erstens auf dem Eid – unser Staat, jeder Einzelne von uns steht unter dem Machtschutz des Herrgottes. Und der Christenglaube ist unser Fundament. Und aus dem Glauben werden abgeleitet: Freiheit, Recht, Moral und soziale Verpflichtungen. Das genossenschaftliche Denken bejaht das Privateigentum, verneint aber eine schrankenlose Verfügungsgewalt auf Kosten der andern. Erinnert sei hier an das Grundrecht am Boden, wie es in der Innerschweiz in den Allmenden und anderswo in den Korporationen so vorbildlich verwirklicht worden ist. Nur wo für jeden Bürger das Grundrecht am Boden besteht, kann sich dieser wirklich als freier Mann fühlen. Mit dem 7. Juni hat die Nationale Aktion eine neue, politische Verantwortung übernommen. Unsere Aufgabe ist es, nicht zu zerstören, sondern aufzubauen! Vieles wird in unserem Staate anders, wenn nur einmal der von jedem Bundesrat, Ständerat und Nationalrat abgelegte Amtseid wieder ernst genommen wird. Ich kann es mir nicht verwehren, Ihnen, liebe Mitbürger und liebe Mitbürgerinnen, die ganze Eidesformel, die jeden schweizerischen Parlamentarier verpflichtet, vorzulesen: «Ich schwöre vor Gott, dem Allmächtigen, die Verfassung und die Gesetze des Bundes treu und wahr zu halten; die Einheit, Kraft und Ehre der schweizerischen Nation zu wahren; die Unabhängigkeit des Vaterlandes, die Freiheit und die Rechte des Volkes und seiner Bürger zu schützen und zu schirmen und überhaupt alle mir übertragenen Pflichten gewissenhaft zu erfüllen, so wahr mir Gott helfe.» Wenn unsere Parlamentarier wirklich diesem Eid nachleben würden, wenn sie Volksvertreter und nicht Interessenvertreter wären, dann würde es mit uns besser bestellt sein. Dieser Eid sei unser Programm! Wir wollen wahren Einheit, Kraft und Ehre der schweizerischen Nation! Wir wollen die schweizerische Eigenständigkeit bewahren. Wir schämen uns nicht, zu sagen, dass wir unsere Heimat über alles lieben. Wir wollen für die kommende Generation, für unsere Kinder, unsere Heimat sichern. In den beschränkten Raum, den wir haben, können wir nicht unbeschränkt Ausländer hineinnehmen und deshalb haben wir den Kampf gegen die Überfremdung geführt und werden ihn weiterführen. Man hat uns vorgeworfen, unsere Initiative habe dem Ansehen der Schweiz im Ausland geschadet. Wer schadet wohl mehr unserm Ansehen: Unsere Banken, die ausländische Fluchtgelder und hinterzogene Steuergelder horten und mit ihren so genannten «Gangster-Konti» bis über den Atlantik zu einem Skandal werden, oder unsere Nationale Aktion? Wir sind gewillt die Rechte des Volkes und seiner Bürger zu schützen und zu schirmen. Wir werden den Kampf gegen die Wohnungsnot führen. Es geht nicht an, dass ganze Familien aus ihren preisgünstigen Altwohnungen einfach hinausgeschmissen werden. Wir bekämpfen die Bodenspekulation, den Ausverkauf unserer Heimat! Und wir sind dafür, dass ein gesunder Ausgleich in unserer Eidgenossenschaft weiter bestehen muss, zwischen einem gesunden Bauernstand, einem gesunden Gewerbe und der Industrie. Und dass nicht die Industrie allein diktieren darf! Wir sind der Ansicht, dass in Zukunft das Mitbestimmungsrecht des Arbeitnehmers im Sinne des genossenschaftlichen Denkens irgendwie verankert werden muss. Ein ganz besonderes Anliegen ist uns die Vorsorge für das Alter! Wir stehen ein für die Unabhängigkeit unserer Heimat. Sie ist unvereinbar mit der Integration, mit der EWG, oder gar mit einer Beteiligung an der UNO! Wir unterstützen alle, die die Waffenausfuhr energisch als ein Krebsübel bekämpfen. Wir wollen eine starke Armee, aber nicht eine, die das Kapital, sondern eine, die die Heimat schützt! Wir wollen Nationalräte, Ständeräte und Bundesräte, die ihren Eid ernst nehmen, nämlich die Rechte des Volkes und seiner Bürger zu schützen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich doch ausdrücklich betonen, dass wir vorderhand keinen Grund haben, Herrn Bundesrat Brugger mit seinem Stabilisierungs-Versprechen das Vertrauen zu entziehen. Herr Brugger hat eine ungemein schwere Aufgabe zu lösen. Dagegen sind wir der Ansicht, dass in Zukunft unsere Aussenpolitik nicht länger ausschliesslich Sache des Bundesrates sein darf – denken wir an das Italiener Abkommen! -, sondern von Parlament und Volk mitbestimmt werden muss. Der Kampf wäre auch eminent wichtig gegen die Gleichschaltung unserer Seelen, wie die Jungen sagen: gegen die Manipulation durch eine gelenkte Presse, eine geschmierte Presse! Liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen, damit wir das alles annähernd in den nächsten Jahren erreichen, ist es nötig, dass wir bestrebt sind, in allen Kantonen zu schauen, dass unabhängige Volksvertreter und nicht Interessenvertreter in unsere städtischen, kantonalen und Bundesparlamente einziehen! Da braucht es Ihre Mithilfe, da braucht es Ihr Vertrauen! Meine lieben Mitbürger und Mitbürgerinnen! Ich komme zum Schluss. Und da will ich es nicht unterlassen, an diesem Tag, hier in der Innerschweiz, an die Mahnung von Bruder Klaus zu erinnern, dessen ehrwürdige Gestalt nicht nur hier, sondern in der ganzen Eidgenossenschaft hohes Ansehen geniesst, eine Mahnung, die er vor fünfhundert Jahren in einer ähnlichen Situation des Machtstrebens wie der Unsrigen, geäussert hat: «O liebe Freunde, macht den Zaun nicht zu weit, damit ihr in Frieden, Ruh und Einigkeit und eurer sauer erworbenen löblichen Freiheit bleiben möget, nicht euch belastend mit fremden Angelegenheiten, nicht euch bindend an fremde Herrschaft, hütend euch vor Zweiung und Eigennutz, hütend euer Vaterland, bleibend darby und nicht an Kriege denkend. Falls euch aber jemand überfallen wollte, dann streitet tapfer für eure Freiheit und euer Vaterland.» Aufgabe 1: Welchen politisch-ideologischen Schwarzenbach in seiner Rede ein? Standpunkt nimmt James Aufgabe 2: Welche Argumente bringt James Schwarzenbach hervor? Auf welche Themen greift er zurück? Aufgabe 3: Wie beurteilt James Schwarzenbach die Stellung der Schweiz bezüglich der europäischen Integration?