Arbeitsblatt: Elemente des Faschismus Italien Kurztexte
Material-Details
Sechs kurze Texte zu den Elementen bzw. Eigenschaften des Faschismus anhand des Beispiels Italien, unter anderem: Führerprinzip, Personenkult, Demokratiefeindlichkeit, Gewaltbereitschaft.
Geschichte
Politik
8. Schuljahr
3 Seiten
Statistik
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21.11.2022
Autor/in
Clemens Mühlbacher
Land: Österreich
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
In der Epoche zwischen den Weltkriegen entstanden in Europa Bewegungen, die den Kommunismus und die Demokratie bekämpften und weit mehr als eine eine Diktatur anvisierten. In Italien und Deutschland gelang es ihnen, die Macht im Staat zu übernehmen und die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen zu verändern. Dabei war die faschistische Bewegung von Italien Vorbild. Die faschistischen Gruppen gingen aus Bewegungen hervor, die in der Folge als Parteien ins Parlament einzogen in der Absicht, die Demokratie zu vernichten, weil man sie für schwach und ineffizient hielt. Im Juli 1923 wird in Italien das sogenannte Acerbo-Wahlgesetz verabschiedet: Demnach kann die stimmenstärkste Partei nun zwei Drittel der Parlamentssitze für sich in Anspruch nehmen. Das Gesetz kommt erstmals bei den Wahlen 1924 zum Tragen die Faschisten erreichen die Zweidrittel-Mehrheit. 1926 beginnt eine weitere Etappe der Radikalisierung, die Italien endgültig in eine Diktatur verwandelt: alle Parteien mit Ausnahme der Faschisten werden verboten, Wahlen werden dementsprechend zur reinen Formsache. Die Pressefreiheit wird eingeschränkt und politische Gegner, allen voran Sozialisten und Kommunisten, werden verfolgt flankiert durch den Terror der Squadren (faschistische Parteisoldaten). Mussolini lässt sich vom Parlament mit fast unbeschränkter Führungsgewalt ausstatten; Widerspruch wird nicht geduldet. Mussolinis Denken über Demokratie lässt sich an dieser Aussage illustrieren: „Wir streiten nicht mit denen, die nicht mit uns übereinstimmen, wir vernichten sie. Faschisten lehnen Gewalt nicht nur nicht ab, sondern nutzen sie aktiv, um an die Macht zu gelangen. Ihren Erfolg verdankten die Faschisten in Italien mehreren Faktoren: Anfangs leben sie vor allem von dem Terror ihrer Kampfverbände, den Squadren (Schwarzhemden), die gegen die Sozialisten kämpfen. Schon bald bringen die Faschisten ganze Regionen Italiens unter ihre Kontrolle und erproben dort ihre totalitäre Ordnung. Viele sehen in den Faschisten das kleinere Übel, im Vergleich zu der roten Gefahr der Sozialisten. Mussolini nutzt diese ideologisch aufgeladene Stimmung und droht mit einer Machtübernahme, die als Marsch auf Rom in die Geschichtsbücher eingeht: Entweder wird uns die Regierung übertragen, oder wir nehmen sie uns durch einen Angriff auf Rom Mussolini Am 27. Oktober 1922 mobilisiert Mussolini seine Schwarzhemden und kündigt an, die italienische Regierung notfalls auch gewaltsam zu übernehmen. König Viktor Emanuel III. hält die Aufnahme der Faschisten in die Regierung für notwendig, um keinen Bürgerkrieg zu riskieren. Mussolini verheimlicht seinen Hang zur Gewalt nicht: „Italien, meine Herren, will Frieden, will Gelassenheit, will Arbeitsruhe. [Diese] werden wir, wenn möglich, mit Liebe, wenn es sein muss, aber auch mit Gewalt herstellen. Im Faschismus stehen das eigene Volk und die eigene Nation über allen anderen. Man sieht das eigene Land dazu berufen, ein Imperium zu errichten und andere Völker zu unterjochen. Dem liegt die rassistische Vorstellung zugrunde, dass das eigene Volk den anderen überlegen ist, und ein Mensch des eigenen Volkes mehr wert sei als ein fremder. Mussolini und die italienischen Faschisten lebten das in ihren Kolonien aus. Italien kontrollierte bereits Libyen, Eritrea und Somalia, und betrieb dort eine „Apartheid-Politik, in welcher die Einheimischen unterdrückt von den Italienern getrennt wurden: In einem Gesetz vom 9. Januar 1937 wurde das Zusammenleben von Italienern und Angehörigen der Kolonialbevölkerung in der „Africa Orientale Italiana explizit wegen der Notwendigkeit der „difesa della razza („Verteidigung der Rasse) verboten, ebenso die Eheschließung. Den Faschisten genügten ihre Kolonien jedoch noch nicht, denn sie verfolgten das Ideal, die Macht und den Ruhm des antiken Römischen Reiches wiederherzustellen. Deshalb eroberten sie ab 1935 Abessinien (das heutige Äthiopien) in einem brutalen Krieg, in dem sie unter anderem Giftgas einsetzten. Auch in Italien selbst war der Faschismus rassistisch: 1938 schloss man Juden aus den staatlichen Schulen Italiens aus, später verbot man ihnen die Eheschließung mit Italienern, Grundbesitz und zuletzt deportierte man sie ins Deutsche Reich, wo sie unter den Nationalsozialisten getötet wurden. Faschismus gedeiht besonders gut in einem Land, das eine Krise erlebt, so auch in Italien. Mussolini und die Faschisten nutzen die wirtschaftliche und soziale Krise ihres Landes, um den Menschen zu vermitteln, dass nur sie das Land retten und wieder groß machen können. Italien war nach Ende des 1. Weltkriegs eigentlich eine der Siegernationen, doch die Bevölkerung war unzufrieden und betitelte den Sieg als „Vittoria mutilata, zu Deutsch „verkrüppelter Sieg. Dies wurde so empfunden, da Italien mehr Territorium und Geld versprochen worden war, als es bekam (unter anderem Südtirol) – man fühlte sich von Frankreich und Großbritannien betrogen. Der Krieg hatte enorm viel Geld gekostet, und das Land stand geschwächt da. Außerdem kehrten hunderttausende Kriegsveteranen, die oft traumatisiert oder verletzt waren, zurück in die Gesellschaft, und für sie waren keine Arbeitsplätze vorhanden. Die Inflation erreichte infolge der hohen Staatsverschuldung immer neue Höchstmarken, die Wirtschaft lag am Boden und die Arbeitslosigkeit war hoch: zwischen Dezember 1920 bis zum Jahreswechsel 1921/22 steigt sie von 100.000 auf über 500.000 an. Die wirtschaftliche und soziale Krise wird bald zu einer politischen die alte Führungsschicht ist nicht in der Lage, eine Verbesserung der Situation herbeizuführen. Die Faschisten lenkten den Zorn der Menschen auf einzelne Gruppen, und man versprach die Situation zu verbessern. Das gelang eine Zeit lang, indem die Rüstungsindustrie angetrieben wird – dies schuf Arbeitsplätze. Die Faschisten wollen eine Gesellschaft erreichen, die das Gegenteil einer freien, liberalen Gesellschaft ist, in der die Menschen persönliche Freiheiten haben, und in der man durch Eingriffe des Staates geschützt ist. In einem modernen, europäischen Staat wie Österreich ist der Staat größtenteils vom Privatleben der Menschen und der Wirtschaft getrennt. Der totalitäre Staat, den auch Mussolini erreichen wollte, ist das negative Gegenkonzept. Eine einzige Ideologie wird als allgemein verbindlich erklärt und, noch wichtiger: Diese soll alle Bereiche des gesellschaftlichen, staatlichen und ökonomischen Lebens durchdringen. So wurden beispielsweise im nicht nur Staat und Verwaltung weltanschaulich ausgerichtet und nach dem Führerprinzip (Befehl und Gehorsam) organisiert, auch in der Ökonomie wurde das Verhältnis von Arbeitgeber zu Arbeiter zu einem Verhältnis von „Betriebsführer und „Gefolgschaft. Auch im Privatleben verlangte der „stato totalitario, so zu handeln wie die Faschisten es sich vorstellten; viele Kinder zu bekommen war etwa ein verlangter Beitrag. Mussolini selbst sagte in einer Rede: „Tutto nello Stato, niente al di fuori dello Stato, nulla contro lo Stato („Alles im Staate, nichts außerhalb des Staates, nichts gegen den Staat) Wer dieser Vorstellung zuwiderhandelt, muss Konsequenzen fürchten: Kontrolle und Überwachung der Bevölkerung durch eine (Geheim-)Polizei suchte nach tatsächlichen und potenziellen Feinden. Eine Besonderheit des Faschismus ist die alleinige Ausrichtung auf einen einzelnen Mann, den Führer („Duce). Dieses Prinzip, das man Führerprinzip nennt, kommt aus dem Militär und besagt, dass ihm jeder absoluten Gehorsam leisten muss, und dass jede Entscheidung im Staat auf diesen Mann zurückfällt. Die mediale Inszenierung Mussolinis gehört ebenfalls zu den besonderen Merkmalen faschistischer Diktatur in Italien. Mussolini hat diese gezielt für seine Herrschaftssicherung eingesetzt und damit den Führermythos etabliert. Von Anfang an kontrollierte er seine Darstellung, nichts überließ der Duce dem Zufall. Bilder, die ihm nicht gefielen, wurden einfach nicht veröffentlicht. Nach Bedarf passte Mussolini seine Außendarstellung der jeweiligen Situation an. Vor der Machtübernahme setzte Mussolini vor allem auf Feldherrn-Manier. Viele Bilder zeigen ihn in der typischen Militäruniform der Schwarzhemden, seiner faschistischen Kampfbünde. Erhobenen Hauptes blickt er seine Betrachter stolz und heroisch an und verkündet mit dieser Haltung die imperialen Ansprüche des neuen, faschistischen Italiens. Nach dem Marsch auf Rom im Jahr 1922 ändert Mussolini seine Taktik. Gefragt ist jetzt das Bild des treusorgenden Staatsmannes. Bilder aus dieser Zeit zeigen ihn arbeitend am Schreibtisch oder im Frack. Beliebt sind in dieser Zeit auch Szenen, die Mussolini als liebevollen Familienvater zeigen. In den 1920er-Jahren, als Mussolini noch in der Blüte seiner Jugend ist, nutzt er auch bewusst den eigenen Körper. Aufnahmen Mussolinis mit nacktem Oberkörper, am Adria-Strand als Schwimmer oder beim Skifahren sind keine Seltenheit. Damit zielte er auf eine männlichkeitsbetonte Form der Selbstdarstellung.