Arbeitsblatt: Post für den Tiger
Material-Details
Eine Lesegeschichte von Janosch.
Die Kinder können auch schreiben und malen.
Bilderheft
Deutsch
Lesefertigkeit
2. Schuljahr
13 Seiten
Statistik
20589
9665
287
01.06.2008
Autor/in
Mick (Spitzname)
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Einmal, als der kleine Bär wieder zum Fluss angeln ging, sagte der kleine Tiger: „Immer wenn du weg bist, bin ich so einsam. Schreibe mir doch einmal einen Brief aus der Ferne, damit ich mich freue, ja! „Ist gut, sagte der kleine Bär und nahm gleich blaue Tinte mit, eine Kanarienvogelfeder, denn damit kann man gut schreiben. Weiter brauchte er Briefpapier und einen Umschlag zum Verkleben. Unten am Fluss hängte er zuerst einen Wurm an den Haken und dann die Angel ins Wasser. Dann nahm er die Feder und schrieb mit der Tinte auf das Papier einen Brief. Lieber Tiger! Teile dir mit, dass es mir gut geht, wie geht es dir? Schäle inzwischen die Zwiebeln und koche Kartoffeln, denn es gibt vielleicht Fisch. dein Freund Bär Es küsst dich Dann steckte er den Brief in den Umschlag und verklebte ihn. Er fing noch zwei Fische: einen zum Essen und einen, damit er ihm das Leben schenken konnte. Damit er sich darüber freut; denn Freude ist für jeden schön. Abends nahm er den Fisch und den Eimer, die Tinte und die Feder und auch gleich den Brief mit und ging nach Hause. Halt Bär, du hättest beinahe die Angel vergessen! „Oh ja, schönen Dank, murmelte der kleine Bär. Er rief schon aus der Ferne vom kleinen Berg hinunter: „Po-st-für-den-Ti-ger! Po-st-für-den-Ti-ger! Aber der kleine Tiger hörte ihn nicht, weil er hinter dem Haus lag. Der kleine Tiger hatte keine Zwiebeln geschält und keine Kartoffeln gekocht. Er hatte die Stube nicht gefegt und auch die Blumen nicht gegossen. Er hatte zu nichts Lust gehabt, weil er so einsam war. Und jetzt wollte er keinen Brief mehr. Denn jetzt war der kleine Bär sowieso und persönlich zu Hause. In der Nacht weckte der kleine Tiger den kleinen Bären und flüsterte: „Ich muss dir schnell noch etwas sagen, ehe du einschläfst. Könntest du mir morgen den Brief etwas eher schicken? Vielleicht durch einen schnellen Boten? „Ist gut, sagte der kleine Bär und nahm am nächsten Tag wieder alles mit: Feder, Tinte, Papier, einen Umschlag, sogar noch eine Marke. Am Fluss hängte er wieder den Wurm an die Angel und die Angel in den Fluss. Dann schrieb er: Lieber Freund Tiger. Mach alles so, wie ich es dir gestern schon schrieb. Hoffentlich geht es dir gut. Schnelle Grüsse und heisse Küsse Freund Bär dein Da kam die elegante Gans vorbei. „Ob sie einen Brief mitnehmen könnten, bitte? An meinen Freund, den Tiger im Haus. „Tut mir leid, sagte die elegante Gans. „Habe es eilig, muss auf eine Beerdigung. Da kam der dicke Fisch vorbei. „Ob sie einen Brief mitnehmen könnten an mei, da war der Fisch schon weg. Fische sind blitzschnell und vielleicht auch schwerhörig. Nun kam die flinke Maus gelaufen. Sie wollte den Brief mitnehmen. Aber da kam so ein kleiner, blauer Wind, nahm den Brief wie ein Segel und wehte beinahe alles davon. Dann kam der Fuchs vorbei. „Ob sie einen Brief mitnehmen könnten, Herr Fuchs?, fragte der kleine Bär. „An den Tiger? „Tiger im Haus?, fragte der Fuchs. „Nein, tut mir leid, habe keine Zeit. Ich muss mit der eleganten Gans auf ihre Beerdigung gehen. Ach wie kurz ist doch das Leben, kleine Gans! Nun kam der Elefant im Boot. „He!, rief der kleine Bär, „hören sie mal her! Aber der Elefant schlief wohl, denn er bewegte sich nicht. Der Esel mit dem Rucksack wollte den Brief ebenfalls nicht mitnehmen. Auch der kleine Mann mit der langen Nase nicht. Aber dann kam der Hase mit den schnellen Schuhen. „Geben sie her, Herr Bär! Ist der Brief im Kuvert? Ist eine Briefmarke drauf? Und jetzt, Hase lauf! Der Hase rannte, so schnell ihn seine Schuhe trugen, hastduihnnichtgesehen zum Tiger nach Hause. Der kleine Tiger hatte heute wieder zu nichts Lust gehabt. Er hatte keine Zwiebeln geschält und keine Kartoffeln gekocht. Er hatte keine Stube gefegt und nicht einmal Feuer im Ofen gemacht. „Post für den Tiger!, rief der schnelle Hase und der Tiger sprang auf und rief: „Wo wie was für wen und von wem? „Für den Tiger, sagte der Hase. „Oh, der Tiger bin ich selbst, geben sie her! Er tanzte vor Freude auf dem Tisch, auf dem Stuhl, auf dem Bett, auf dem Sofa. Er las den Brief von vorne bis hinten und von hinten bis vorne. Der kleine Tiger hatte wieder zu allem Lust. Er schälte Zwiebeln und kochte Kartoffeln. Er fegte die Stube und das Leben war schön. Er machte heisses Feuer im Ofen und holte Petersilie im Garten für den guten Fisch zum Abendbrot. Als der kleine Bär nach Hause kam, machten sie sich einen gemütlichen Abend, assen Fisch mit heissen Kartoffeln und tranken Gänsewein aus dem Brunnen. Nach dem guten Essen veranstalteten sie einen kleinen Budenzauber mit Geigenrabatz und Tanzvergnügen. Der kleine Bär spielte die Kochlöffelgeige und der kleine Tiger strich den Besenstielbass. Als der glückliche Maulwurf in der Ferne die schöne Musik hörte, kam er sofort zu Besuch. Er tanzte auf dem Tisch mit seinem Spazierstock einen verliebten Schlummerlichtwalzer. „Heute ist der schönste Tag meines Lebens, rief der kleine Tiger. Und das war nicht gelogen. In der Nacht weckte der kleine Tiger den kleinen Bären und sagte: „Ehe du einschläfst, wollte ich dir schnell bloss sagen: Morgen darfst du dir Post wünschen. Damit du dich auch mal freuen kannst. Einmal ich und einmal du. Gute Nacht noch. Am nächsten Tag nahm der kleine Tiger den Korb für die Pilze, die blaue Tinte in der Flasche, die Feder und das Briefpapier und ging in den Wald. Heute schrieb er einen Brief an den kleinen Bären: Geliebter Freund und Bär! Ich schreibe dir hiermit einen Brief, dass du dich freust. Hoffentlich sehen wir uns bald. Heute Abend gibt es Pilze in Butter geschmort. Ich sehe sie hier nebenan schon wachsen. Mit Herzkuss dein geliebter Freund Tiger. Warte auf mich. Und so ging das jetzt jeden Tag. Einmal schrieb der kleine Bär an den kleinen Tiger und dann wieder umgekehrt. Der schnelle Hase war der Briefträger. Einmal in der Nacht weckte der kleine Tiger den kleinen Bären und sagte: „Wir können doch auch einmal einen Brief an unsere Tante Gans schreiben. Damit sie sich auch einmal freut, ja? Also schrieben sie gleich am nächsten Tag einen Brief an ihre Tante Gans. Schöne Grüsse, alles Gute und wie es ihr gehe. Dann schrieb die Gans an ihren Vetter Igel. Der Igel an den kleinen Mann mit der langen Nase. Der Elefant wollte an seine Frau nach Afrika schreiben. „Nach Afrika, sagte der schnelle Hase, „kann ich nicht laufen. Das wäre Luftpost. Solche Briefe befördert die Brieftaube hinüber. Weil jetzt jeder einmal einen Brief schreiben wollte, konnte der schnelle Hase die Arbeit allein nicht mehr bewältigen und er stellte die anderen Hasen aus dem Wald als Briefträger ein. „Ihr müsst, sagte er, „schnell und schweigsam sein. Ihr dürft die Briefe nicht lesen und das, was darin steht niemandem erzählen. Alles klar? „Alles klar, riefen die Hasen mit den schnellen Schuhen und alles war klar. Dann wurden Kästen für die Briefe an alle Bäume gehängt, damit die Hasen sie nicht mehr bei jedem abholen mussten. Alle Kästen wurden gelb gestrichen. Einmal sagte der kleine Tiger: „Aber wenn du im Wohnzimmer bist, ist es mir in der Küche auch so einsam, Bär. Dann legten sie einen Gartenschlauch von hier nach dort. – Haustelefon. „Hören sie mich, hallo, hören sie mich, wer spricht dort? „Hier spricht der Herr Bär, ich verstehe sie deutlich. „Wir könnten doch, sagte der kleine Tiger, „auch ein Telefon durch den Fluss legen, dann brauche ich nicht immer so schwer zu schreiben. Das taten sie auch. Unterwasserkabel. „Wenn wir so ein Telefon unter der Erde hätten, sagte der kleine Tiger, „könnten wir durch den ganzen Wald bis zu unserer Tante telefonieren. Da gruben die Maulwürfe ein unterirdisches Kabel-Telefon-Unterhaltungsnetz. Von hier nach dort und von dort nach da, kreuz und quer. „Hallo Tante Gans, hier spricht dein kleiner Tiger. Kannst du mich hören, Tante Gans? Ja, ich bin hier, der Ti-ger mit dem kleinen Tigerschwänzchen hinten, dein Neffe. Der Elefant telefonierte mit der Zentrale. „Hier Zentrale. Hier Zentrale. Nach Afrika? Nein, leider keine Verbindung nach Afrika möglich. Ende. „Nicht so schlimm, sagte der Elefant, „dann schreibe ich per Luftpost. Jetzt konnte hier jeder im Wald und am Fluss an jeden einen Brief schreiben und wenn er wollte, mit seiner Freundin in der Ferne reden. War das nicht fabelhaft? „Oh Bär, sagte der kleine Tiger, „ist das Leben nicht unheimlich schön, sag! „Ja, sagte der kleine Bär, „ganz unheimlich und schön. Und da hatten sie so ziemlich Recht.