Arbeitsblatt: Tierversuche in der Medizin in der Diskussion

Einstieg -Hinführung- Die SuS erhalten einen Bildimpuls und betrachten somit eine Collage, auf welcher verschiedene Marken und medizinische Produkte sowie Bilder von Tierversuchen zu sehen sind. Sie schildern im Anschluss daran ihre Eindrücke und Gefühle und stellen erste Vermutungen darüber an, auf welche Problemstellung die Collage aufmerksam machen könnte ( Tierversuche). UG -iPad -AppleTV -Collage -PPP Problemstellung/ Fokussierung Gemeinsames Entwickeln der Leitfrage „Inwiefern sind Tierversuche moralisch vertretbar?. UG Intuitive Problemlösung Die SuS beantworten die Leitfrage der Stunde zunächst intuitiv. UG Erarbeitung -angeleitetkontrollierte Problemlösung- Die SuS erhalten innerhalb ihrer Stammgruppen à vier Teilnehmer*innen einen Text (Pro oder Contra zu Tierversuchen), lesen diesen eigenständig und machen sich Notizen. EA -Texte Pro- und Contra Tierversuche Erarbeitung II -angeleitetkontrollierte Problemlösung- Die SuS gehen in Expertengruppen zusammen und arbeiten gemeinsam die Argumente für oder gegen Tierversuche heraus. ( Sollte eine Gruppe den Arbeitsauftrag frühzeitig bearbeitet haben, diskutieren sie über die Überzeugungskraft ihres Arguments.) GA -Texte Pro- und Contra Tierversuche -Ergebnisse EA Sicherung Die SuS gehen zurück in ihre Stammgruppen und präsentieren den anderen Gruppenmitgliedern die erarbeiteten Ergebnisse. Sie beurteilen im Anschluss daran, ob es ggf. Unterschiede hinsichtlich der moralischen Vertretbarkeit von Tierversuchen für medizinische Produkte und Kosmetikartikel gibt. ( Sollte eine Gruppe den Arbeitsauftrag frühzeitig bearbeitet haben, hierarchischeren sie im Anschluss daran die Argumente hinsichtlich ihrer Schlagkraft.) GA -Ergebnisse EA II -AB „Eigene Meinung Vertiefung -Stellungnahme- Erneuter Rückbezug und Stellungnahme zur Leitfrage der Stunde unter Berücksichtigung der erarbeiteten Ergebnisse. UG Literatur Hessisches Kultusministerium (2016). Kerncurriculum Sekundarstufe I. ETHIK (online verfügbar unter: kerncurriculum_ethik_gymnasium.pdf) Matthes, Wolfgang (2018): Methoden für den Unterricht. Kompakte Übersichten für Lehrende und Lernende. Paderborn: Schönigh Verlag. Rösch, Anita (2012): Kompetenzorientierung im Philosophie und Ethikunterricht. Entwicklung eines Kompetenzmodells für die Fächergruppe Philosophie, Praktische Philosophie, Ethik, Werte und Normen, LER. Hrsg. Bold, Martin et.al Münster: LIT Verlag. Stelzer, Hubertus (2017): Lebensweltbezug. In: Handbuch Philosophie und Ethik. Band 1: Didaktik und Methodik (S. 79-85). Hrsg. Von Nida-Rümelin, Spiegel und Tiedemann. Paderborn: Schöningh Verlag. Sisterman, Rolf: Das Bonbonmodell des Lernprozesses. In: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik, Heft 01/2015, S. 64. INWIEFERN SIND TIERVERSUCHE MORALISCH VERTRETBAR? GRUPPENPUZZLE Lies den Text, der dir innerhalb deiner Stammgruppe zugeteilt wurde und mache dir bezüglich der jeweiligen Position zu Tierversuchen Notizen. Findet euch in euren Expertengruppen zusammen und arbeitet gemeinsam die Argumente für oder gegen Tierversuche heraus. Kehrt in eure Stammgruppen zurück und präsentiert euch gegenseitig die erarbeiteten Ergebnisse. Hört euch gegenseitig gut zu und füllt währenddessen die Tabelle mit den jeweils anderen Positionen aus. Entwickelt anschließnd eine eigene Meinung und tragt sie auf dem Arbeitsblatt ein. 25 Minuten INWIEFERN SIND TIERVERSUCHE MORALISCH VERTRETBAR? P1: Forschung und Tierversuche alles zum Wohl des Menschen! [] Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat jeder von uns schon mal in seinem Leben von einem Medikament oder einer medizinischen Therapie profitiert, die im Vorfeld an Tieren getestet wurde. [] Betrachten wir mal die derzeitigen Alternativen: Können Tests an im Reagenzglas gezüchteten Gewebekulturen Tierversuche ersetzen? Nein, denn die Zellen solcher Kulturen verhalten sich wie wild wuchernde Tumorzellen und können daher nichts über die Wirkungen an Organen oder gar an gesamten Organismen aussagen. Und Computermodelle? Für die Simulation realistischer Bedingungen muss man schon sehr genau über die entsprechenden Prozesse Bescheid wissen, wodurch sich Computermodelle erübrigen. [] Von „sinnloser Tierquälerei, wie es Tierschützer nennen, kann nicht die Rede sein. Schließlich gibt es für zwei Drittel der heute bekannten Krankheiten immer noch keine befriedigende Therapie Tierversuche in der Forschung zu unterlassen wäre daher verantwortungslos []. Können wir Experimente am Tier zum Wohle unserer Gesundheit moralisch vertreten? In Anbetracht unserer Selbsterhaltungstriebs bleibt unter den gegebenen Umständen gar nichts anderes übrig. []. (Quelle: Leben leben 3 Neubearbeitung. Ethik Ausgabe für Hessen. Schülerbuch 9.-10.Klasse. Stuttgart: Klett Ernst/ Schulbuch.) Schon fertig? Diskutiert in eurer Gruppe, wie überzeugend die euch zugeteilte Position ist. P2: Medizinischer Fortschritt dank Tierversuchen! „Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. -Deutsches Tierschutzgesetz Dass trotzdem Tierversuche durchgeführt werden, geht auf die Deklaration von Helsinki zurück. Dabei handelt es sich um eine Erklärung des Weltärztebundes, in der die weltweiten Standards der „ethischen Grundsätze für die medizinische Forschung am Menschen beschrieben wird. Die Deklaration besagt, dass Versuche am Menschen nur dann ethisch vertretbar sind, wenn Risiken für die Patienten so weit wie irgendwie möglich minimiert werden. Das bedeutet: Wenn es ein Risiko gibt, das durch einen Tierversuch ausgeräumt werden kann, kann dieser Versuch gemacht werden. Aus diesem Grund sind in Deutschland Tierversuche in einigen Bereichen auch gesetzlich vorgeschrieben, sie müssen also durchgeführt werden. Tierversuche sollen dann Menschen vor Gefahren, Schäden und Leiden schützen. Dass Tierversuche die Forschung in der Vergangenheit vorangebracht hat, zeigen Behandlungen wie Organtransplantationen, Bluttransfusionen, Herzschrittmacher, der Einsatz von Prothesen, Zahnimplantaten, Impfstoffen oder Krebstherapien. Für die Entwicklung dieser Methoden waren Tierversuchen ein wesentlicher Bestandteil. Auch das Wissen rund um unseren Organismus konnte durch Tierversuche erweitert werden. []. (Quelle: letzter Zugriff: 06.07.2023) Schon fertig? Diskutiert in eurer Gruppe, wie überzeugend die euch zugeteilte Position ist. C1: Der Mensch ist keine Maus Tierversuche sind nicht auf den Menschen übertragbar Schon Menschen untereinander sind nicht vergleichbar. Unterschiede in Alter, Geschlecht oder Lebensgewohnheiten spielen eine entscheidende Rolle hinsichtlich der Reaktion auf Medikamente. Ebenso unterscheiden sich Mensch und Tier und genauso einzelne Tierarten untereinander [.]. Wie sollen dann Ergebnisse von Tieren auf den Menschen übertragbar sein? []. Eine Studie offenbarte große Unterschiede in der Reaktion des Immunsystems von Menschen und Mäusen auf ein stumpfes Trauma, Verbrennungen oder eine Blutvergiftung. Dabei zeigte sich, dass Menschen auf Entzündungen viel stärker reagieren und teilweise bis zu einem halben Jahr, wohingegen die Reaktion des Immunsystem bei der Maus sich nach wenigen Tagen bereits wieder abschwächt. Die Alzheimer-Forschung, die standardmäßig auf „Tiermodellen aufbaut, führt immer wieder in die Irre. Es gibt zahlreiche Therapien, die bei Tieren erfolgreich erschienen. Allerdings ist daraus kein einziges Medikament entstanden, welches die Erkrankung beim Mensch heilen oder aufhalten kann.[.]. An der Berliner Charité haben Forscher ein Medikament gegen das Leigh Syndrom, eine bislang unheilbare Erkrankung des Zentralen Nervensystems, gefunden. Und das nicht etwa dank Tierversuchen, sondern dank moderner, patientenspezifischer Forschung. In der Meldung heißt es „Das Spektakuläre daran war nicht nur der Behandlungserfolg: Sämtliche Tierversuche waren in der Vergangenheit gescheitert, eine Therapie gegen das Leigh Syndrom zu finden. Einmal mehr wird deutlich, wie untauglich Tierversuche hinsichtlich des medizinischen Fortschritts sind und diesen sogar blockieren. (Quelle: letzter Zugriff am 06.07.2023) Schon fertig? Diskutiert in eurer Gruppe, wie überzeugend die euch zugeteilte Position ist. C2: Forschung und Tierversuche alles zum Wohl des Menschen? Die goldene Regel besagt: „Was du nicht willst, was man dir tut, das füg auch keinem andern zu. Jährlich sterben weltweit etwa 200 Millionen Tiere bei Tierversuchen, allein in Deutschland sind es 2,8 Millionen. [] „Was muss, das muss. sagen Fürsprecher und es käme ja anderen Lebewesen zugute. In der Regel werden Tierversuche mit dem Erkenntnisgewinn für die Wissenschaft gerechtfertigt. [] Verschwiegen wird oft, wie wenig Aussagekraft viele dieser Versuche haben. [] Muss Tiermisshandlung zu Versuchszwecken wirklich sein? Und wenn die Versuche nicht grausam sind, warum werden sie dann nicht einfach an Menschen durchgeführt? Der Hauptgrund ist ganz klar, dass kein Mensch unter den Versuchen leiden oder Verantwortung dafür übernehmen will, dass andere Menschen leiden. Allerdings wird da genau mit jener Eigenschaft argumentiert, die wir mit anderen Tieren nachweisbar gemeinsam haben: der Leidensfähigkeit []. Auch Tiere leiden unter den Versuchen, empfinden Schmerzen, die sie sonst nicht hätten, und sterben in vielen Fällen auch. Darum steht die ethische Verwertbarkeit von Tierversuchen definitiv in Frage. []. (Quelle: Leben leben 3 Neubearbeitung. Ethik Ausgabe für Hessen. Schülerbuch 9.-10.Klasse. Stuttgart: Klett Ernst/ Schulbuch.) Schon fertig? Diskutiert in eurer Gruppe, wie überzeugend die euch zugeteilte Position ist. Inwiefern sind Tierversuche moralisch vertretbar? Pro Tierversuche P1 P2 Contra Tierversuche C1 C2 Inwiefern sind Tierversuche moralisch vertretbar? Eigene Meinung Diskutiert innerhalb eurer Gruppe über die moralische Vertretbarkeit von Tierversuchen. Gibt es diesbezüglich Unterschiede zwischen verschiedenen Produkten? Tierversuche zur Herstellung von medizinischen Produkten Tierversuche zur Herstellung von Kosmetikprodukten Schon fertig? Hierarchisiert die jeweiligen Argumente hinsichtlich ihrer Schlagkraft.