Arbeitsblatt: Walser auf der Guscha
Material-Details
Das Leben der Walser auf der Guscha
Geschichte
Schweizer Geschichte
5. Schuljahr
7 Seiten
Statistik
207187
276
1
04.10.2023
Autor/in
Anina Schmidt
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Die Walser in Maienfeld Geschichte Unweit des Kirchleins St. Luzisteig zweigt der schmale, fahrbare Weg nach dem Dörfli Guscha ab. Er führt über die Steigwiesen, am Guschaturm vorbei, dem immer steiler werdenden Waldweg zur 1115 Meter hoch gelegenen Walsersiedlung. Guscha lehnt sich an die steile Halde des Ausläufers des Falknismassivs. Der Blick über den Fläscherberg hinweg ins Rheintal ist frei und offen. Heute schauen fünf weisse Häuser versonnen und verträumt ins Tal hinab. Die Siedlung Guscha bildet einen Überrest der ehemaligen Walsergemeinde „Am Berg. Diese setzte sich zusammen aus Stürvis, Vatscherinerberg sowie Rofels, Bovel und Guscha. Stürvis und Vatscherinerberg sind als Siedlungen längst eingegangen, Rofels und Bovel sind 1633 mit der Stadt Maienfeld vereinigt worden. Ende des Jahres 1969 haben die letzten Einwohner, die Familie Mathis Just den sonnigen Wohnsitz auf Guscha verlassen und sind ins Tal gezogen. Der Bund erwarb die Siedlung von 16 ha Fläche als Sicherheitszone für den Waffenplatz St. Luzisteig. Unter dem Namen „Pro Guscha wurde 1974 ein Verein gegründet. Der Zweck besteht in der Erhaltung, Verbesserung und Benützung der Gebäulichkeiten und des Umschwungs der alten Walsersiedlung Guscha. Im Juni 2018 wurde der Vertrag des Vereins Pro Guscha mit dem VBS bis in die Dreissigerjahre verlängert. Je zentralisierter, je bürokratischer die Liegenschaftenverwaltung des Bundes organisiert ist, desto komplizierter werden Verträge mit Vereinen, die aus Idealismus VBS-eigene Liegenschaften unterhalten und bewirtschaften. Es bedurfte mehrerer Anläufe, aber schliesslich fand die Vertragserneuerung so statt, dass der Verein Pro Guscha die Pflege der Siedlung Guscha weiterführen kann. Lebensweise Die Walser auf der Guscha führten ein einfaches und genügsames Leben mit Selbstversorgung. Sie lebten in Grossfamilien mit nicht selten zehn und mehr Kindern. Als Bergbauern übten sie einen beschwerlichen Beruf aus. Sie lebten von der Tierhaltung und den Milchprodukten, dem Holzund Stickelverkauf sowie ein wenig vom Ackerbau. Sie waren geübte, mitunter auch leidenschaftliche Jäger. Erwähnenswert ist, dass schon vor Zeiten auf der Guscha Korn angepflanzt wurde. Das Jahrzeitbuch berichtet: „Item anno 1516 ist uff Mutzen ein grosser schad geschehen und hat der hagel hew (Heu) und Korn gantz zerschlagen. Vom Tal brauchten sie hauptsächlich Salz. Der Weg, ein einfacher Saumweg, war steil – sie hatten Mühe, ihr Vieh zum Verkauf ins Tal zu treiben. Das heutige Strässchen wurde erst 1901 erbaut. Kirchliches Die Leute der „Gemeinde am Berg, d.h. Stürvis, Mutzen (Guscha), Vatscherinerberg, Rofels und Bovel unterstanden kirchlich zwar der Pfrund Maienfeld, hatten aber ihre „Lichlegi (Friedhof) bei der Steigkirche, wo sie auch regelmässig den Gottesdienst besuchten. Alljährlich am Sonntag vor St. Bartholomäus (21. August) wurde auf der Steig das Kirchweihfest abgehalten. Dies war das grosse Fest der Sündenvergebung, woran die Walser ab dem Berg, auch die von Stürvis teilgenommen haben. Noch 1457 bezeichnete der Bischof von Chur die St. Luzikirche auf der Steig als die wahre Mutter- und Pfarrkirche von Maienfeld und Fläsch, obwohl Maienfeld nach dem Reichsurbar von 831 schon eine Pfarrkirche besass. Die Besuche des Steigkirchleins gingen wegen der Entfernung von den Wohnorten der Mehrheit der Bevölkerung (Maienfeld und Fläsch) allmählich zurück. So lag nahe, es den in den Berghöfen angesiedelten Einwanderern, den Walsern, als Gotteshaus und Begräbniskirche zuzuweisen. Später besuchten auch die Guschner den Gottesdienst in Maienfeld – sie gehörten zu den fleissigsten Kirchgängern. Besiedlungsgeschichte Guscha das alte Mutzen – wurde wahrscheinlich von Stürvis aus besiedelt. Eine der ersten Erwähnungen über Mutzen datiert vom 5. Februar 1366 in einem Erblehensbrief. Ein Streiff verleiht „Hans Enderlis Sohn ab Mutzen Güter bei Rofis (Rofels) zum Erblehen, verpflichtet ihn aber gleichzeitig zum Dienst mit Schilten und Spiessen, ausgenommen Streitfälle mit den Herren der Stadt zu Mayenfeld. Viele Urkunden und Dokumente wurden angeblich von einem Guschavogt nach Maienfeld gebracht und sind seither verschwunden. In den Registern des Stadtarchivs wird Mutzen von 1517 bis 1571 sechsmal erwähnt. Der Chronist Anhorn berichtet um das Jahr 1622: „Es liegt ein Dörfli von sechs Häusern und mehr Stallungen darnebend, unden an dem Berg zu den Anhornen, welches Dörfli Guscha genannt wird, das ist in der Nacht auf den 24. Septembris 1622 in Brand gesteckt worden. Ab diesem Zeitpunkt hat diese Siedlung den Namen Guscha angenommen. Die Herkunft des Namens ist wahrscheinlich auf das romanische Wort „cuscha zurückzuführen, was Baumstrunk bedeutet. In der Umgebung von Maienfeld wurde im 15. Jahrhundert noch romanisch gesprochen. Mutzen war zur Zeit der Besiedlung durch die Walser noch stark bewaldet, sodass vorerst eine gehörige Rodungsarbeit zu leisten war. Zurück blieben Baumstrünke (cuschas), daraus dürfte der Name Guscha abgeleitet sein. Einst soll Guscha ca. 170 Einwohner gezählt haben. Doch infolge Ausplünderung und Brandlegung durch fremde Truppen 1499 und 1622 sowie Auswanderung, Pest und Verarmung, entvölkerte sich das Dörflein immer mehr. Trotzdem sind 1742 wieder 12 Wohnungen mit ca. 140 Personen auf der Guscha anzutreffen. Als Hausbezeichnungen wurden erwähnt: Rainhaus, Tolenborthaus, Brunnenhaus, Neuhaus, Oberhaus, das Krachen- und Tobelhaus. Als häufigste Geschlechtsamen werden Frick, Just, Riederer und Mutzner genannt. In einer 1795 datierten Urkunde beschlossen die Guschner, dass Frauen, wenn sie sich auf Guscha einheiraten wollten, auch das Ihrige dazu leisten sollten. Fremde Frauen hatten in Zukunft 12 Gulden, Maienfelderinnen 8 Gulden Gebühr zu leisten. Das Geld wurde zur Finanzierung der Schule verwendet. Guscha hatte zwar kein Schulhaus, die Schüler wurden im Wohnhaus des Lehrers unterrichtet. Ihre eigene Schule dürften sie um 1826 aufgegeben haben. Fortan besuchten sie die Schule in Maienfeld. Je nach Umständen kam eine Mutter mit den Kindern den ganzen Winter nach Maienfeld und führte so einen eigenen Haushalt, oder die Schulkinder nahmen Logis bei Bekannten. Es kam aber nicht selten vor, dass die Kinder täglich den je zweistündigen Hin- und Rückweg zu Fuss machten. Die Streitigkeiten zwischen Maienfeld und der Guscha bezüglich Rechten und Pflichten führten seit 1810 zu andauernden Auseinandersetzungen. Die Guschner sollten alle Lasten mittragen helfen, wurden andererseits aber als Fremde behandelt und hatten, auch wenn sie in Maienfeld wohnten, kein Anrecht auf das Bürgergut. Ja sogar in Bezug auf Heirat wurden die Guschner geschröpft. Wenn eine Tochter von der Guscha einen Maienfelder heiratete, so musste sie einen Einsitz von 80 Gulden bezahlen und den schriftlichen Beweis erbringen, dass sie ein Vermögen von 300 Gulden besitze (1 Gulden entspricht etwa Fr. 1.70). Im Jahr 1826 wurden durch Vermittlung des Kleinen Rates verschiedene Zwistigkeiten in Güte geregelt. Ab 1830 fingen viele Guschner an wegzuziehen, teils in die Kreisgemeinden, teils wanderten sie nach Amerika und Italien aus. In der Volkszählung von 1850 werden 46 Guschner Auswanderer, Männer, Frauen und Kinder, erwähnt. Es sind dies 33 Personen namens Just, 7 Riederer, 4 Gelb sowie Cathrina Ruffner-Just und ein Kind namens Cathrina Barbara Luchsinger, alle geboren zwischen 1789 und 1844. Noch bildete Guscha aber eine eigene ökonomische Gemeinde, deren Verwaltung gesetzlich einem beeidigten Guschner Vorsteher (Geschworenen) übertragen war. Er wurde durch die Hofgenossen gewählt und hatte die Aufgabe, darüber zu wachen, dass die verschriebenen Hofverordnungen befolgt und eingehalten wurden. Es betraf dies Wald-, Weid- und Alpnutzung, Gemeindegüterzuteilung sowie das Armenwesen. Alle zwei Jahre musste er die Rechnung den Hofgenossen zur Einsicht und Genehmigung vorlegen. Solange Guscha ziemlich bewohnt war, scheint diese Verwaltung genügt zu haben. Doch das ständig kleiner werdende Gemeindewesen begann nun ums Überleben zu kämpfen. Die veränderten Verhältnisse veranlassten die Bewohner schon im Mai 1853 ihren Geschworenen durch Auslosung, statt durch ordentliche Wahl zu bestimmen. Wie sich die Einwohnerzahl verringerte, nahm die Armut zu. Das Guschner Bürgerrecht war kein begehrter Artikel mehr. Auswärts wohnende Guschner verzichteten auf ihr Heimatrecht, sobald sie von den ärmlichen Verhältnissen Kenntnis hatten. Die Armenlasten waren zu gross, der Auswandererfonds aufgebraucht. Guscha bekommt einen kantonalen Vermögensverwalter Als Folge der Abwanderung lebten 1862 nur noch zwei Familien auf der Guscha. Im selben Jahr erhielt Regierungskommissär Max Franz von der Regierung den Auftrag, die ökonomischen Verhältnisse der kleinen Hofgemeinde Guscha zu untersuchen und eine Vermögensverwaltung zu bestellen. Als erster Guschavogt amtierte Johann Senti von Maienfeld. Er berichtet im Jahr 1868, dass die Verhältnisse auf Guscha untragbar wären, ja so unhaltbar, dass die Hofgemeinde einer baldigen Auflösung entgegengehe. Der Kleine Rat möge die dazu vorzunehmenden Schritte unternehmen. Die prekären Verhältnisse blieben auch noch unter Johann Peter Enderlin bestehen, der 1890 als Guschavogt eingesetzt wurde. Endlich, 1897, fiel der entscheidende Rechtsstreit zugunsten der Guschner aus. Christian Just, wohnhaft in Maienfeld, verlangte, dass er die Bürgergüter bekommen soll, wie es sich gezieme, weil er als Guschner Maienfelder Bürger sei und nur ein Bürgerrecht bestehen könne. Es kam zu einem langwierigen Prozess, wobei Dr. Felix Calonder, der nachmalige Bundesrat, die Rechte der Guschner gegen die Stadt Maienfeld mit Erfolg vertreten hat. Der Bundesgerichtsentscheid lautete letztendlich zugunsten der Guschner. Seit dem 11. März 1897 sind diese vollwertige Bürger von Maienfeld und sind seither zum Bürgernutzen zugelassen. Die Siedlung Guscha bildet seit jenem Tag einen integrierenden Bestandteil der Einheitsgemeinde Maienfeld. Die Bestimmungen des Stadtrodels von Maienfeld haben nun auch Gültigkeit für Guscha. Ergänzende Regelungen wurden am 28. Mai 1905 festgehalten, betreffend das Armenwesen, den Los- und Bauholzbezug, die Grasmiettaxen und der Unterhalt des Guschaweges. Damit ist der letzte Rest der Walsergemeinde „Am Berg mit der Stadt Maienfeld vereint worden. Die den beiden Familien Mathis und Andreas Just verbliebenen Wohnstätten und privaten Güter auf der Guscha im Umfang von 16 ha haben diese dem Bund abgetreten, als Sicherheitszone für den Waffenplatz St. Luzisteig. Sie erhielten dafür Realersatz in Maienfeld und Bad Ragaz. Damit verliess Ende 1969 die letzte Familie, Mathis Just, den Hof Guscha. Merkmale Die Walser waren während Jahrhunderten vor allem als Bauern und Säumer tätig. Dies führte dazu, dass in den Walser gebieten ähnliche Arbeitsweisen und -geräte entwickelt wurden. Die Rede ist z.B. von der gekrümmten Sense, vom System der Heutrocknung und des Heuzugs im Winter, von verschiedenen Holzgeräten in der Milchverarbeitung oder von Transportmitteln. Zu den letzteren gehörte u.a. das sog. Riitbrätt, aus dem sich letztlich das heutige Snowboard entwickelt hat. Die private Einzelsennerei, die heute zugunsten des rentableren Genossenschaftsbetriebes beinahe verschwunden ist, kann als «Walser Merkmal» bezeichnet werden, das von der Walliser Urheimat bis in die östlichsten Niederlassungen Vorarlbergs anzutreffen war. Wir kennen zudem übereinstimmende Sagenmotive und -gestalten wie etwa die wilden Mannli, das Toggi oder die Totenzüge. Zudem war den Walsern die Verehrung des heiligen Theodul, eines der ersten Walliser Bischöfe, gemeinsam. Auftrag: Beantworte folgende Fragen: 1. Wo befindet sich das Dörfli Guscha? 2. Die Siedlung Guscha bildet einen Überrest welcher ehemaligen Walsergemeinde? 3. Diese Walsergemeinde setzte sich zusammen aus? 4. Wozu erwarb der Bund die Siedlung von 16 ha Fläche? 5. Unter dem Namen „Pro Guscha wurde 1974 ein Verein gegründet. Worin besteht der Zweck dieses Vereins? 6. Wie lebten die Walser auf der Guscha? 7. Woher kommt der Name «Guscha» und was bedeutet er? 8. Warum entvölkerte sich das Dörflein Guscha immer mehr? 9. Worum ging es im Prozess im Jahre 1897? 10. Welche Arbeitsweisen und Arbeitsgeräte entwickelten die Walser? Lösungen 1. Unweit des Kirchleins St. Luzisteig 2. Am Berg 3. Diese setzte sich zusammen aus Stürvis, Vatscherinerberg sowie Rofels, Bovel und Guscha 4. als Sicherheitszone für den Waffenplatz St. Luzisteig. 5. Der Zweck besteht in der Erhaltung, Verbesserung und Benützung der Gebäulichkeiten und des Umschwungs der alten Walsersiedlung Guscha. 6. Die Walser auf der Guscha führten ein einfaches und genügsames Leben mit Selbstversorgung. Sie lebten in Grossfamilien mit nicht selten zehn und mehr Kindern. Als Bergbauern übten sie einen beschwerlichen Beruf aus. Sie lebten von der Tierhaltung und den Milchprodukten, dem Holz- und Stickelverkauf sowie ein wenig vom Ackerbau. Sie waren geübte, mitunter auch leidenschaftliche Jäger. Erwähnenswert ist, dass schon vor Zeiten auf der Guscha Korn angepflanzt wurde. 7. Die Herkunft des Namens ist wahrscheinlich auf das romanische Wort „cuscha zurückzuführen, was Baumstrunk bedeutet. 8. Einst soll Guscha ca. 170 Einwohner gezählt haben. Doch infolge Ausplünderung und Brandlegung durch fremde Truppen 1499 und 1622 sowie Auswanderung, Pest und Verarmung, entvölkerte sich das Dörflein immer mehr. 9. Endlich, 1897, fiel der entscheidende Rechtsstreit zugunsten der Guschner aus. Christian Just, wohnhaft in Maienfeld, verlangte, dass er die Bürgergüter bekommen soll, wie es sich gezieme, weil er als Guschner Maienfelder Bürger sei und nur ein Bürgerrecht bestehen könne. Es kam zu einem langwierigen Prozess, wobei Dr. Felix Calonder, der nachmalige Bundesrat, die Rechte der Guschner gegen die Stadt Maienfeld mit Erfolg vertreten hat. Der Bundesgerichtsentscheid lautete letztendlich zugunsten der Guschner. Seit dem 11. März 1897 sind diese vollwertige Bürger von Maienfeld und sind seither zum Bürgernutzen zugelassen. 10. gekrümmten Sense, vom System der Heutrocknung und des Heuzugs im Winter, von verschiedenen Holzgeräten in der Milchverarbeitung oder von Transportmitteln. Zu den letzteren gehörte u.a. das sog. Riitbrätt, aus dem sich letztlich das heutige Snowboard entwickelt hat.