Arbeitsblatt: Lesen und Verstehen
Material-Details
Erfindungen
Deutsch
Gespräche
6. Schuljahr
10 Seiten
Statistik
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11.03.2024
Autor/in
Marianne Bürki
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
1919: Alufolie. Jahrhundert Eine Schweizer Erfindung verpackt das 20. Wussten Sie, dass Alufolie eine Schweizer Erfindung ist? 1910 meldete der Schaffhauser Ingenieur Robert Neher das Auswalzen von hauchdünnen Aluminiumbändern zum Patent an. Die neue Erfindung hatte ein grosses Marktpotential. Die fliessbandtauglichem Lebensmittelindustrie Verpackungsmaterial. Die hielt neuartige Ausschau nach Folie dem mit charakteristischen Knistergeräusch eignete sich hervorragend für die maschinelle Umhüllung von Schachtelkäse, Schokolade oder Zigaretten. Damals war die Folie noch dicker als ein menschliches Haar. Trotzdem tat sie schon ihren Dienst als luft- und lichtdichte Hülle, die frisch hielt und isolierte. Nehers erster Kunde war der Berner Chocolatier Tobler, der seine kurz zuvor erfundenen dreieckigen Riegel in Alufolie wickelte. Neben Schokoladefabriken folgten bald weitere grosse Kunden wie Maggi, die ihre Bouillonwürfel in die Folie packte. Die Alufolie trat einen regelrechten Siegeszug an. Sie verhüllte bald Butter, Tabletten, Kaffee und Zigaretten sowie das Pausenbrot, das darin länger frisch blieb. Heute raten Umweltschützerinnen und Umweltschützer zu Alternativen, denn die Produktion von Aluminium frisst enorme Mengen Strom. Den Bauxitminen, in denen das Erz im Tagebau gefördert wird, fallen Hektaren von Regenwald zum Opfer. Rund drei Viertel der weltweit hergestellten Silberfolie wird für Verpackungen oder im Haushalt genutzt. Die europaweite Recyclingrate von Aluminium liegt bei 67 Prozent. Der Anfang aller Folien ist ein Barren, um die acht Meter lang, 24 Tonnen schwer und 70 000 Euro teuer. Dieser wird so lange gewalzt und zwischendurch immer wieder erhitzt, bis eine fertige Rolle hauchdünner Folie aus der Maschine kommt. Das Aluminium ist am Ende gerade noch 5 Mikrometer dick – das ist 200 Mal weniger als ein Millimeter, womit die Folie 10 Mal dünner ist als ein menschliches Haar. 1924: RiRi. Ritsch ratsch – schlechte Zeiten für Zugeknöpfte Wortlos schreiten drei Männer am frühen Morgen des 16. Januar 1949 durch das Hauptportal der Villa Ri-Rita in Morcote am Luganersee. Sie drängen den Diener zur Seite und stürzen sich auf den Hausherrn, der gerade frühstückt. Trotz seiner 60 Jahre ist Martin Winterhalter noch rüstig und wehrt sich nach Kräften. Doch eine Betäubungsspritze bereitet seiner Gegenwehr ein jähes Ende. Als er wieder aufwacht, befindet er sich in der „Irrenanstalt. Der Erfinder des RiRiReissverschlusses wurde von seinen Angehörigen regelrecht entführt – mit dem Ziel, ihn wegzusperren und zu entmündigen. Doch der Reihe nach 1924 erwirbt der St. Galler Erfinder Martin Winterhalter das Patent Nr. 99924 für Reissverschlüsse des Schweden Gideon Sundback. Seine grosse Pionierarbeit besteht darin, erstmals Verschlusstypen serienmässig herzustellen. Ebenso entwickelt und baut Winterhalter die Maschinen zu deren Fabrikation. Auf seinem Zeichentisch werden die Kügelchen und Klemmbacken der Vorgängermodelle zu Rippen und Rillen, kurz: RiRi. 1925 stehen bereits 1000 Arbeiter am Fliessband, das pro Tag 10 000 Meter RiRi ausspuckt. Wenige Jahre später produzieren Dutzende Fabriken weltweit in Lizenz. Der RiRi wird zum Kassenschlager und Martin Winterhalter zum Multimillionär. Seine Firma kommt mit den Lizenzvergaben kaum nach. Der findige Schweizer kassiert nun bei jedem Reissverschluss mit, der auf dem Erdball produziert wird. Die Nachfrage steigt auch deshalb rasant, weil die Modeszene den Aufreisser entdeckt. Der „Blitzverschluss, wie ihn die Franzosen nennen, avanciert zum Kleidungssymbol der Moderne. Und wird so zum Reizverschluss – millimetergenau kann die Dame von Welt nun bestimmen, wie viel Haut sie enthüllen will. Ritsch, Zip oder eben RiRi: Der surrende Ton des Reissverschlusses gehört zum Soundtrack des modernen Lebens und ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Erst wenn er einmal klemmt, wissen wir den Wert dieser Erfindung richtig zu schätzen. Wie ein Blitz schlägt 1941 das Schicksal ein. Auf einer Skiabfahrt rast der RiRiErfinder in sein Verderben. Winterhalter zieht sich bei einem Sturz innere Kopfverletzungen zu. Jedenfalls lastet man es diesem Unglück an, dass er für seine Mitmenschen fortan mehr oder weniger als verrückt gilt. Da er keine Erben hat, die zweite Ehe in die Brüche geht und Winterhalter seine Köchin mit Aktien im heutigen Wert von 3,2 Millionen Franken eindeckt, sorgt sich die Familie um das ansehnliche Vermögen. Der Zwist führt schliesslich Ende der 1940er-Jahre zur Zwangseinweisung in die Psychiatrie. Seine Macht beim schönen Geschlecht verhilft ihm aber mehrmals zur Flucht: Mit Hilfe wechselnden Sekretärinnen büxt Winterhalter immer wieder aus der Klapsmühle aus. Erst als er 1950 in der Klinik Bellevue in Konstanz interniert wird, schliesst sich der Vorhang seines Lebens, das abseits der Öffentlichkeit noch bis 1961 andauert. Was vom Firmengründer bleibt, ist der Glanz seiner Pioniertat. In Mendrisio werden nach wie vor jene RiRi-Reissverschlüsse hergestellt, die Martin Winterhalter entwickelt hat. Allerdings sind es immer weniger. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen noch rund 200 Angestellte, die meisten sind Grenzgänger. Auf dem Weltmarkt hat die Firma RiRi, die heute einer Bank gehört, keine Bedeutung mehr. Winterhalter hat den Reissverschluss nicht erfunden, aber er hat ihn durch seine Innovation praxistauglich gemacht. Erst seine Weiterentwicklung konnte als Massenware industriell produziert werden. Im Gegensatz zu den tatsächlichen Winterhalter märchenhaft reich. Erfindern machte der Reissverschluss 1944: Schweizer Sekundenzeigers, Bahnhofsuhr. der Das Geheimnis des kurz anhält 1944 entwarf Hans Hilfiker für die SBB die Schweizer Bahnhofsuhr. Ihr klares, reduziertes Design wurde wegweisend: schwarze Striche auf weissem Grund und balkenförmige Stunden- und Minutenzeiger. Ziffern fehlten. Damit war die Zeit auch aus grosser Entfernung gut ablesbar. Das Layout wurde international zum Vorbild für viele Bahnhofsuhren. Hilfiker ergänzte die Uhr später um einen roten Sekundenzeiger in Form eines dünnen Stabs mit einer runden Endscheibe, die an die Signalkelle des Bahnhofsvorstands erinnern sollte. Speziell daran ist bis heute der sogenannte Sekundenstopp mit Minutensprung. Der rote Zeiger wandert etwas zu schnell über das Ziffernblatt, sodass er kurz vor jeder vollen Minute fast zwei Sekunden stehen bleibt, um auf das Minutensignal zu warten. Das hatte damals technische Gründe, weil alle Bahnhofsuhren über das Stromnetz gleichgeschaltet wurden. Als die Quarzuhr aufkam und das Synchronisieren überflüssig machte, behielt die Bahnhofsuhr den Sekundenstopp als nostalgische Referenz an ihre Entstehungszeit bei. Denn diese branchenuntypische Eigenart des Sekundenzeigers hatte sich längst jedem Reisenden eingeprägt. Seit jeher wird die Schweizer Bahnhofsuhr von der Firma Moser-Baer in Sumiswald gefertigt. Die Schweizer Uhrenmarke Mondaine Watch Ltd. übernahm das Design in Absprache mit den SBB und fertigt seit 1986 ihre Uhren nach dem grossen Vorbild von Moser-Bear, das in den Bahnhöfen hängt. Die offizielle Schweizer Bahnhofsuhr Taschenuhr und Wecker. von Mondaine gibt es als Armbanduhr, Wanduhr, 1963: Elmex. Kariesschutz mit Schweizer Gründlichkeit – klinisch getestet 1963 brachte das kleine Basler Pharmaunternehmen Gaba eine neue Zahnpaste mit Aminfluorid auf den Markt. Sie sollte die Bildung von Karies wirksam verhindern. Die Erfinderin der Elmex hat eine lange Geschichte und ist eine der ältesten noch bestehenden Firmen der Schweiz. Über 300 Jahre zuvor wurde 1638 die Goldene Apotheke Basel (Gaba) gegründet. 1846 brachte der Basler Arzt Emanuel Wybert von einer Studienreise aus Amerika das Rezept eines Hustenmittels mit. Sein Freund Hermann Geiger, damaliger Besitzer der Apotheke, verkaufte während einer Grippeepidemie erstmals die sogenannten Wybert-Pastillen. Ab 1910 wurden sie in Gaba-Tabletten umbenannt und als Marke beworben. Elly Heuss, die Frau des späteren deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss, textete den Slogan dazu: „Obs windet, regnet oder schneit, Wybert schützt vor Heiserkeit. 1944 spezialisierte sich Gaba auf die Mund- und Zahnhygiene und brachte die Aronal-Zahnpasta mit dem Zusatz von Vitamin auf den Markt. 19 Jahre später folgte mit Elmex das neue Flagschiff, das sich zu einem Goldesel entwickelte. Die Elmex-Tube stand bald in jedem Zahnglas von Herr und Frau Schweizer. In den Schulen putzten die Kinder mit Elmex Gel pädagogisch korrekt die Zähne – kreisen, nicht drauflos schrubben, lautete die Devise. Wir rundbürsteten also beflissen unser Milchgebiss, auf dass Elmex es vor dem Karies-Teufelchen schützen mochte. Nach der Jahrtausendwende kam der Leibhaftige dann tatsächlich – allerdings in unerwarteter Gestalt und zum Schaden der ElmexAngestellten: 2004 übernahm der US-Multi Colgate-Palmolive das Unternehmen Gaba. 2013 schlossen die Amerikaner die Produktionsstandorte Lörrach und Therwil und verlagerten die Fertigung nach Polen. In der Schweiz wurden insgesamt 240 Stellen gestrichen. 1983: Swatch. Vermarkter Die Schweizer Plastikuhr und ihr genialer Die Geschichte von Swatch beginnt mit einer Revolution. Das völlig unerwartete Auftauchen einer in der Schweiz gefertigten und dennoch erschwinglichen Uhr aus Plastik (!) stellte 1983 die Welt der Uhren auf den Kopf. Plötzlich war eine Uhr so viel mehr als nur ein Zeitmesser. Sie war ein Statement. Nicolas G. Hayek gilt als Vater der Swatch. Tatsächlich aber hat der junge Ingenieur Elmar Mock in der Uhrwerkfabrik ETA in Grenchen die Swatch erfunden. Er und sein Kollege Jacques Müller skizzierten im Mai 1980 für ihren Chef Ernst Thomke die Pläne für die UrSwatch. Quarzuhren aus Asien waren genauso exakt wie die teuerste Mechanische aus der Schweiz. Zudem waren sie spottbillig. Der Marktanteil von Schweizer Uhren fiel innerhalb von zehn Jahren von 50 auf 15 Prozent, die Zahl der Arbeitsplätze in der Uhrenindustrie ging von 90 000 auf 25 000 zurück. Eine billig zu produzierende Plastikuhr gegen die Konkurrenz aus Fernost sollte die Schweizer Uhrenindustrie aus der selbstverschuldeten Krise führen. Nach einer dreijährigen Entwicklungszeit war das Baby geboren: Die erste Swatch wurde am 1. März 1983 in Zürich präsentiert. Zu diesem Zeitpunkt hatte Nicolas G. Hayek das anfängliche Stiefkind längst adoptiert und unter seine Fittiche genommen. Er war zwar nicht – um beim Vergleich zu bleiben – sein Erzeuger, erwies sich aber als sehr guter und liebender Vater. Als MarketingGenie bescherte er der Swatch einen kometenhaften Aufstieg. Der schnelle Erfolg strafte alle früheren Kritiker Lügen. Hayek hatte von Beginn weg an die Swatch geglaubt. Er kaufte rechtzeitig Aktien der sanierungsbedürftigen Vorgängerfirmen und verschaffte sich damit die Stimmenmehrheit an der aus der Fusion hervorgegangenen SMH, der Herstellerin der Swatch. Der Kurs der SMH ging bald darauf durch die Decke und machte Hayek fast über Nacht zum Milliardär. Die Marke Swatch hat die Branche nachhaltig verändert und massgeblich zur Rettung der Schweizer Uhrenindustrie beigetragen. 1828: Glarner Tüechli. 2500 Quadratzentimeter Heimat Das Original Glarner Tüechli in türkischrot ist mit dem unverkennbaren PaisleyMuster bedruckt und gehört heute zum Kulturgut des Kantons Glarus. Vor fast 200 Jahren wurde es erstmals hergestellt. In diese Zeit zurück reichen die Wurzeln der Firma F. Blumer Cie. AG, jener traditionsreichen und erfolgreichen Textildruckunternehmung, die noch heute das Original Glarner Tüechli herstellt. Im 17. Jahrhundert brachten Seefahrer farbig bedruckte Stoffe aus Indien nach Europa. Diese „Indiennes genannten Baumwolldrucke erregten durch ihre lebhaften Muster und ihre Farbenpracht grosses Aufsehen und fanden als Kleiderstoffe, Möbelbezüge und Wandtapeten reissenden Absatz. Fasziniert von den exotischen Farben und Mustern, begann man auch in der Schweiz in zeitaufwendigem Handdruck mit Holzmodeln farbige Muster auf Stoffe zu drucken. Ab 1740 entstanden im Glarnerland die ersten sogenannten Zeugdruckereien. Die Region entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Zentren des Textildrucks in Europa. Um 1865 arbeiteten von den rund 35 000 Einwohnerinnen und Einwohnern des Kantons Glarus über 6 000 in den 22 Zeugdruckereien. Hauptsächlich von Hand bedruckten sie in einem Jahr rund 48 Millionen Meter Stoff – aneinandergereiht würde eine Stoffbahn dieser Länge mehr als einmal die Erde umspannen. Die Hochblüte erlebte der Glarner Textildruck zwischen 1860 und 1900. Das war auch die Zeit, in der die Männer Tabak schnupften. Dafür brauchten sie ein robustes Taschentuch. Die Glarner Tüechli eigneten sich hervorragend dafür. Die ersten Exemplare wurden in den Farben Rot und Indigoblau gefertigt. Das waren kochfeste Farben, die beim Waschen nicht ausbleichten. Das Glarner Tüechli war damals ein gefragtes Produkt. Bis nach Asien exportierte die Firma Blumer ihr Produkt. Ende des 20. Jahrhunderts wurden die ehemaligen Exportländer immer mehr zur Konkurrenz. Weil der Textildruck arbeitsintensiv ist, können Länder in Asien gedruckte Tüechli viel billiger herstellen. Die wichtigsten Absatzmärkte für Blumer sind denn auch die Schweiz und das nahe Ausland. 1908: Toblerone. Matterhorn oder Revuegirls, das ist hier die Frage Vor über hundert Jahren wurde in Bern eines der bekanntesten Schweizer Exportprodukte erfunden: die Toblerone aus Nougatschokolade. Das Wort Toblerone ist eine Kombination von Tobler und Torrone. Torrone ist eine aus Eiweiss, Mandeln, Honig und Zucker bestehende italienische Süssware. Als die Toblerone 1908 auf den Markt kam, fehlte das Matterhorn auf der Verpackung. Erst 1970 schaffte es der markante Berg auf die Toblerone. Was die dreieckige Form betrifft, gibt es verschiedene Legenden. Meist wird angenommen, Theodor Tobler habe sich von Alpengipfeln inspirieren lassen. Toblers Söhnen zufolge waren aber eher Tänzerinnen der Pariser Revue Folies Bergère, die sich am Ende der Vorstellung in ihren rot-cremefarbigen Kleidchen zu einer Pyramide gruppierten, Vorbild für die Toblerone. Theodor Tobler liess seine Erfindung 1909 beim Eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum in Bern patentieren. Einer der Beamten hiess Albert Einstein. Es ist also durchaus möglich, dass der weltberühmte Physiker mit der weltberühmten Schokolade zu tun hatte. Die Geschichte der Toblerone ist auch die Geschichte von Theodor Tobler. Er war ein Selfmademan, ein Patron mit sozialem Gewissen, der gut zu seinen Angestellten schaute, und dazu ein Pazifist. Tobler gehörte den Freimaurern an, warb für das Frauenstimmrecht und den Mutterschutz. 1931 wäre beinahe Schluss gewesen mit der Toblerone: Die Firma musste um Nachlassstundung ersuchen, konnte aber unter einer neuen Führung saniert werden. Tobler musste gehen. Die Firma fusionierte später mit Suchard, der Erfinderin der Marke Milka. 1982 übernahm der Bremer Kaffeeröster Klaus Jacobs die Toblerone. Seit 1990 gehören die Marken von Jacobs Suchard zum US-Lebensmittelkonzern Mondelez (damals Kraft Foods). Die weltweit einzige Fabrik steht in Bern-Brünnen, wo rund 300 Angestellte pro Jahr etwa 35 000 Tonnen Toblerone produzieren. Sie entsteht dort – und nur dort, damit auf der Verpackung „Swiss Milk Chocolate stehen darf. 1947: Sparschäler Rex. Never change winning horse Stellen Sie sich vor, Ihr Auto ist 70 Jahre alt und Sie fahren immer noch damit herum. Genauso alt ist der Sparschäler Rex – und trotzdem modern. Nichts weniger als den besten Sparschäler der Welt wollte Alfred Neweczerzal herstellen. Nicht nur für die damalige Zeit, sondern für die Ewigkeit! 1947 erfand der Nachfahre tschechischer Einwanderer den Sparschäler mit einer quer liegenden, beweglichen Klinge, und liess ihn patentieren – heute kennt jedes Kind den Rex. Das beweisen die Verkaufszahlen. Der Sparschäler wird Jahr für Jahr eine Million Mal verkauft. Weltweit! Er besticht durch einfache Konstruktion, präzise Fertigung und perfekte Ergonomie. Nicht umsonst ist er ein Paradebeispiel für Schweizer Design und hat seinen Siegeszug rund um den Globus angetreten. Der Höhepunkt seiner Karriere war die Aufnahme in die Sammlung des MOMA New York. Wie andere Ikonen der Designgeschichte, darunter der Porsche 911 oder die Rolex Oyster, wird auch der Sparschäler Rex nach einem zeitlosen Entwurf gefertigt, der seit seiner Erfindung nie verändert wurde. Auch nach 70 Jahren siegt er im Praxistest noch gegen so manchen heutigen Konkurrenten. Wir wetten, dass er auch in 50 Jahren noch genauso modern sein wird. 1952: Rivella. Das inoffizielle Nationalgetränk der Schweiz Rivella ist ein Phänomen: Alle kennen es, fast alle mögen es, und es ist ein fester Bestandteil der Schweiz. Doch was steckt dahinter? Was macht Rivella einzigartig? Am Anfang stand ein Jusstudent mit einer verrückten Idee: Er wollte ein Getränk erfinden, das anders sein sollte als alles andere. Aus Milchserum sollte es sein, gesund, den Durst löschen und erst noch gut schmecken. Robert Barth aus Rapperswil am Zürichsee wurde belächelt für seine Vision. Andere zeigten ihm den Vogel, damals Anfang der 1950er-Jahre. Doch Barth liess nicht locker und setzte seine Idee um. 1952 begann er in Stäfa mit der Produktion von Rivella. Der Name ist abgeleitet vom italienischen Wort „Rivelazione, was auf Deutsch „Offenbarung bedeutet. Das neuartige Getränk schlug ein wie eine Bombe. Der Rest ist Geschichte. Rivella geniesst heute in der Schweiz einen Bekanntheitsgrad von fast 100 %. Wir trinken jedes Jahr 80 Millionen Liter davon, das sind zehn Liter pro Kopf. Im Ausland kommen nochmals knapp 30 Millionen Liter dazu. Die Gewinnzahlen von Rivella kennen die wenigsten der 254 Mitarbeitenden: Das Unternehmen befindet sich immer noch im Besitz der Familie Barth. Rivella machte in seiner Geschichte immer wieder mit guten Ideen auf sich aufmerksam: 1958 wurde auf Anregung der holländischen Diabetikergesellschaft Rivella blau entwickelt. Als erste zuckerfreie Limonade auf dem Markt war das blaue Rivella zuerst in den Niederlanden erhältlich, ab 1959 dann auch in der Schweiz. Und das, 25 Jahre bevor die Light-Welle aus den USA nach Europa schwappte – Coca-Cola light wurde erst 1983 lanciert. Rivella grün schliesslich kam 1999 auf den Markt. Der Werbeslogan „Sportler trinken Rivella aus den 1970er-Jahren hat bis heute nichts von seiner Gültigkeit verloren. Rivella ist langjähriger Partner der Schweizer Ski-Nationalmannschaft, des Swiss- Olympic- sowie des Swiss-Paralympic-Teams. Zudem unterstützt Rivella jedes Jahr über 1 000 Breitensportveranstaltungen. Rivella ist das beliebteste Schweizer Erfrischungsgetränk und gehört seit 2008 zum kulinarischen Erbe der Schweiz. Spätestens seit diesem Ritterschlag wurde es sozusagen auch offiziell zum inoffiziellen Nationalgetränk. 1969: Rakete-Glace. Die Schweizer Rakete bricht alle Rekorde Für Neil Armstrong war es ein kleiner Schritt. Aber für die Glace-Macher ein riesiger Sprung in ihrer Firmengeschichte. Als der erste Mensch seinen Fuss auf den Mond setzte, lancierte Frisco eine Glace in Raketenform, die natürlich Rakete hiess. Wie ihr grosses Vorbild, die Saturn der NASA, zündete auch die FriscoRakete in drei Stufen – und zwar ein Feuerwerk im Gaumen der kleinen und grossen Geniesser. Stufe 1: Die mit Schokolade überzogene Spitze. Der erste Eindruck zählt, der erste Biss ist prägend und beeinflusst alle späteren Kaufentscheide. Stufe 2: Die weisse Glace gleicht der Farbe der Mondrakete. Stufe 3: Die orange Basis symbolisiert das mächtige Schubfeuer, das die Rakete in den Himmel schiesst. So jedenfalls stellten wir uns das damals vor. Die Rakete begleitete uns von da an jeden Sommer. Sie gehörte zur Badi wie Schwimmflügeli, die Sonnencreme von Sherpa und der Antibrumm-Mückenspray. Ein Erfolgsfaktor der Rakete ist ihre Einfachheit. Seit rund 50 Jahren schmeckt sie nach Orange und Ananas. Sie ist eine der meistverkauften Glaces der Schweiz. Über acht Millionen Raketen lutschen wir jedes Jahr. Bei der Mondlandung kostete sie 30 Rappen, heute je nach Verkaufsort rund einen Franken. Die Rakete hat längst Kultstatus erreicht, verfügt über eine eigene Facebook-Seite und regt zu Fanpost an die Herstellerin an. Produziert wird sie bis heute in Goldach am Bodensee. 1891: Schweizer Armeemesser. Oft kopiert – nie erreicht! Ende der 1880er-Jahre beschaffte die Schweizer Armee ein neues, klappbares Soldatenmesser. Es sollte u.a. beim Essen sowie beim Zerlegen des Gewehres gute Dienste leisten. Es enthielt eine Klinge, einen Dosenöffner, einen Schraubenzieher und eine Ahle. 1897 wurde der Begriff „Schweizer Offiziers- und Sportmesser als Handelsmarke geschützt. Alle Angehörigen der Schweizer Armee erhalten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts das gleiche Messer, ein spezielles Offiziersmesser gibt es nicht. So wird die zivile Version des Soldatenmessers umgangssprachlich genannt. Neben der Schweizer Armee führten auch die Streitkräfte von über 20 weiteren Staaten das Taschenmesser ein, darunter Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Malaysia. Zur Standardausrüstung jedes NASA-Astronauten der Mond-Mission gehörte neben einer Omega Speedmaster auch ein Messer vom Typ Victorinox Master Craftsman. Für Sammler gab es dieses in einer exklusiven Version mit Brillanten, die in Gold oder Platin eingefasst Fernsehserie „MacGyver waren waren. Taschenmesser In von der US-amerikanischen Victorinox ein häufig benutztes Werkzeug des Titelhelden. Den Weltrekord hält das Giant Knife von Wenger. Es verfügt über 87 Werkzeuge mit 141 Funktionen, ist 24 cm breit, 1,3 kg schwer und kostet über 1 000 Franken. Der kleinste Werkzeugkasten der Welt wurde nicht für den täglichen Gebrauch, sondern für Sammler konzipiert. 1904: Ovomaltine. Der längsten Schweizer Exportschlager kanns am Die Ovomaltine wird heute in 100 Ländern verkauft und ist bei Erdenbürgerinnen und -bürgern etwa so bekannt wie Roger Federer oder die Rolex. Sie gehört wie Toblerone, Ragusa oder Sugus zu den Highlights der Schweizer Lebensmittelindustrie. Die Legende Ovo nahm vor über hundert Jahren ihren Anfang. Der Apotheker Georg Wander eröffnete 1865 ein „chemisch-technisches und analytisches Laboratorium in Bern. Er suchte nach einem Mittel, um der damals verbreiteten Mangelernährung vorzubeugen und entwickelte einen Malzextrakt, den Grundbestandteil der späteren Ovomaltine. Wanders Idee leuchtet ein: Die Gerste, die aus der Erde spriesst und an der Sonne reift, als Rohstoff für das Malz, dann das Ei als Inbegriff der Fruchtbarkeit, die Milch als erste und vollwertige Nahrung des Kleinkindes und schliesslich zur geschmacklichen Abrundung etwas Kakao. 30 Jahre später übernahm Albert Wander die Firma seines Vaters. Er entwickelte dessen Kraftnahrungsmittel weiter, was 1904 zur Ovomaltine führte. Der Energy-Drink des beginnenden 20. Jahrhunderts war geboren. Bereits neun Jahre später expandierte Wander und eröffnete die erste Fabrik in England. Ovo und Sport – ein unzertrennliches Duo. 1923 bot Ovomaltine bei einem Wettkampf der Universität Bern erstmals einen Verpflegungsstand an und wurde so zum Pionier des Eventsponsorings. Das Kraftgetränk wurde für Sportler in Szene gesetzt, eine Werbestrategie, die später mit Ferdy Kübler fortgeführt wurde. Als die Schweizer Fussball-Nati noch regelmässig an Weltmeisterschaften teilnahm, reiste die Ovomaltine mit – und sie schmeckte auch der FussballLegende Pele. 1962 wurde er ihr Markenbotschafter. Ende der 1970er-Jahre entstand der Slogan „Häsch Dini Ovo hüt scho ghaa?, der zum geflügelten Wort wurde. Wie die Zauberformel: Schweizer Seit ihrer Regierung Erfindung kennt basiert auch das die Ovomaltine Getränkepulver auf eine dem Originalrezept von Dr. Albert Wander. 1924: Caran Weltmarke Caran dAche französischer, dAche. Vom ist aus der Genfer Künstlername, Russland Bleistift unter stammender dem Zeichner zur Emmanuel im 19. Schweizer Poiré, ein Jahrhundert weltbekannt wurde. Die Wahl dieses Namens stellte sich als treffend heraus, denn „karandash heisst übersetzt „Bleistift. Das russische Wort leitet sich vom türkischen „kara tash ab, was „schwarzer Stein bedeutet. Damit sind wir bei den Ursprüngen des Grafits. Diese natürliche Substanz kam in den Schweizer Bergen vor und führte 1915 in Genf zur Entstehung der ersten Schweizer Bleistiftfabrik. Unter der Leitung ihres visionären Gründers Arnold Schweitzer nahm sie neun Jahre später den Namen des berühmten Zeichners an. 1931 revolutionierte Caran dAche die Zeichen- und Illustrationskunst mit Prismalo, dem ersten Farbstift, dessen Mine mit Wasser vermalt werden kann. Um die künstlerische Sensibilisierung von Schülerinnen und Schülern zu fördern, erfand Caran dAche eine neue Rezeptur für Wachspastelle. So entstand 1952 der Neocolor I, der heute ein unverzichtbares Künstlerprodukt ist. 1972 wurde die wasservermalbare Variante Neocolor II auf den Markt gebracht. Auch wegen der privilegierten Stellung als Lieferant von Schreibwaren an Schulen gehört das Unternehmen zu den bekanntesten in der Schweiz. Neben der Prismalo-Schachtel in jedem Schülerpult war an jedem Lehrerpult die robuste Spitzmaschine von Caran dAche festgeschraubt. Mit dem 849 lancierte Caran dAche 1953 die Kugelschreiberlegende schlechthin. Der sechseckige Schaft aus Metall ist auf den ersten Blick erkennbar und verleiht dem Ecridor 849 den Status einer modernen Ikone. Bis in die 1990er-Jahre blieb Caran dAche auf den schweizerischen Markt beschränkt. Seither hat das Unternehmen eine expansive Strategie entwickelt und Niederlassungen in Deutschland, Frankreich, den USA, Japan und Dubai gegründet. Zum internationalen Auftritt gehören auch Verkaufslokale in Flughäfen und die Betonung von Swiss Made als Qualitätsausweis. Die Strategie ging auf. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts knackte Caran dAche die Umsatzmarke von hundert Millionen Franken. 1953: Aromat. Gelb würzt die ganze Nation Bei den einen beliebt, bei den anderen verpönt: So oder so, Aromat ist Teil unserer kulinarischen DNS. Knorrs gelbes Universalwürzmittel begleitet und prägt uns Schweizerinnen und Schweizer von Kindsbeinen an, und zwar mittlerweile in der vierten Generation. Heute werden hierzulande jedes Jahr mehr als sieben Millionen Aromatdosen verkauft. Das macht fast eine pro Kopf. Wenn sich auch nicht jedermann das gelbe Pulver zum Zvieri aufs Butterbrot streuen mag, so ist unsere Volksseele dem Gewürzklassiker doch ähnlich treu wie der Ovomaltine, dem Rivella oder der Toblerone. Auf Schulreisen hat das berühmte Döschen im Rucksack einen Ehrenplatz neben Cervelat und Armeemesser. Die Werbekampagne zur Einführung der gelben Dose ist heute legendär. Nach nur neun Monaten kannten 80 der Bevölkerung die praktische Streudose mit dem roten Deckel. Knorr verschenkte damals 30 000 Menagen an Gasthäuser und Kantinen. Dort hat das Dreigestirn von Salz, Pfeffer und Aromat seither einen Stammplatz. Eine Beiz ist keine richtige Schweizer Beiz, wenn nicht auf jedem Tisch die obligate Menage mit der Aromatdose steht. Hartnäckig hält sich auch das Gerücht, dass Aromat bei Reisen ins Ausland in der letzten Schweizer Raststätte „stibizt wird, damit auch in den Ferien ein Stück Heimat dabei ist. 1938 Tigerfinkli. Den Tiger im Schuhschrank Gewisse Dinge haben im Langzeitgedächtnis von Herrn und Frau Schweizer einen Ehrenplatz. In die Rubrik „schönste Kindheitserinnerungen gehören neben der Ovomaltine und Bernhard Russi auch die Tigerfinkli. Generationen von Kindern haben die herzigen Schuhe mit dem roten Pompon getragen. Warum aber Tiger? Das Muster gleicht doch eher dem Fell eines Leoparden oder Geparden. Vermutlich bürgerte sich der Name ein, weil wir den Finken schon immer so nannten. Tiger, Leoparden oder anderes Dschungelgetier – das ist doch für Kinder im Vorschulalter einerlei. Seit 1938 werden die Tigerfinken hergestellt. Lange Zeit in Fehraltorf, wo die Manufaktur ihres Erfinders Edi Glogg stand. In Spitzenzeiten verliessen 80 000 Paar pro Jahr das Werk. Heute werden die Tigerfinkli nach wie vor in aufwendiger Handarbeit im polnischen Wagrowiec gefertigt.