Arbeitsblatt: Anaximenes

Material-Details

Vorsokratische Philosophie
Lebenskunde
Ethik / Moral
9. Schuljahr
6 Seiten

Statistik

208974
172
0
21.03.2024

Autor/in

Christian Andres Furrer Manriquez
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

Downloads Arbeitsblätter / Lösungen / Zusatzmaterial

Die Download-Funktion steht nur registrierten, eingeloggten Benutzern/Benutzerinnen zur Verfügung.

Textauszüge aus dem Inhalt:

Die Vorsokratiker: Anaximenes von Milet Anaximenes (ca. 585 bis zwischen 528 und 524 v.Chr.) gehörte zu den ersten Philosophen der Ionischen Schule, nach den Philosophen Thales und Anaximander. Diese philosophische Schule wird von Historikern als die erste etablierte philosophische Schule der westlichen, bzw. abendländischen Welt angesehen. Anaximenes ist bekannt für seine Überzeugung, dass die Luft die Arche, bzw. das Urprinzip/das Grundelement des Universums ist, aus dem alle Dinge entstehen. Über Anaximenes Leben und seine Werk ist wenig bekannt, da alle seine Originaltexte verloren gegangen sind. Seine Philosophie ist uns, wie die Philosophie vieler Vorsokratiker, nur dank Abhandlungen und Zusammenfassungen späterer Philosophen, die sich auf ihn bezogen, oder einzelner Fragmente, die ihm zugesprochen werden, überliefert. Wie seine Vorgänger Thales und Anaximander war auch Anaximenes ein Anhänger des Monismus, einer philosophischen Lehre, die davon ausgeht, dass sich alle Phänomene (Naturerscheinungen, Vorkommnisse, etc.) in der Welt auf ein einziges Grundprinzip zurückführen lassen. Anaximenes gilt heute jedoch als der erste Philosoph, der einen Begriff der Stoffverwandlung einführt. Diese Vorstellung, dass Stoffe sich in Ihrer Umgebung verändern können, spielt noch heute in der modernen Physik eine wichtige Rolle. Das heisst: Er lieferte eine Erklärung dafür, dass die Materie durch einen physikalischen Prozess von einem Zustand in einen anderen wechselt. Im antiken Griechenland waren Anaximenes philosophischen Ideen hoch angesehen; sie wurden von verschiedenen Philosophen in ihren eignen Schriften popularisiert und hatten zu Beginn eine größere Präsenz als jene Ideen seiner Vorgänger. Mit der Zeit haben die anderen ionischen Philosophen ihn in der Überlieferung der einzelnen Lehren der Philosophie in den Schatten gestellt. Fragmente Das, was sich von der Materie zusammenzieht und verdichtet, bezeichnet er als das Kalte, das Dünne und Schlaffe dagegen als das Warme. So wie unsere Seele Luft sei, und uns zusammenhalte (beherrsche), so umfasse auch das ganze Weltall Hauch (pneuma) und Luft. Die Sonne ist breit wie ein Blatt. Lehrberichte 1. URPRINZIP LUFT Anaximenes [] erklärt als Urgrund die Luft und das Unendliche. Denn aus ihr habe alles seine Entstehung und in sie löse sich alles wieder einmal auf. Die Luft ist beinahe etwas Unkörperliches. Weil wir durch Emanation aus ihr entstehen, muss sie grenzenlos und reich sein, denn sie geht niemals unter. Anaximenes, ein Anhänger Anaximandros, erklärt, wie diese, die zugrunde liegende Substanz für eine einzige und (ihrem Wesen nach) als unendlich. Nach ihm ist sie aber nicht unbestimmt wie bei jenem, sondern (klar) umrissen. Er bezeichnete die Luft als Urgrund. Sie unterscheide sich innerhalb der Seinszustände aber durch Verdünnung und Verdichtung. Anaximenes erklärt die Luft als grenzenlos, dagegen das, was aus ihr in seinen Ursprung habe, für begrenzt: so entständen aus ihr Erde, Wasser, Feuer und aus diesen (Elemente) aller Dinge. Anaximenes erklärt, dass die unendlich ausgedehnte Luft der Urgrund (Ursubstanz) sei, aus dem das (jetzt) im Entstehende Begriffene gleich wie das (früher) Entstandene und das, was einmal entstehen wird, und die Götter wie Göttliches hervorgehe; alle übrigen Dinge entständen aus den von ihr abgeleiteten (Substanzen). Anaximenes behauptet, dass die Luft früher als das Wasser bestanden habe und hält sie eben darum für den Urgrund der aus einfachen Stoff bestehenden Körper. 2. VERDICHTUNG UND VERDÜNNUNG Anaximenes sagt, dass der Urgrund der Gesamtheit (der Dinge) die Luft und dass diese in ihrer Ausdehnung nach unendlich sei. Alles entstehe aber infolge einer gewissen Verdichtung derselben und wiederum infolge ihrer Verdünnung. Wenn sich die Luft verdünnt, werde sie zu Feuer; die Winde aber seien verdichtete Luft; sich mehr verdichtend wird sie zur Wolke, bei noch stärkerer Verdichtung ferner zu Wasser, noch viel mehr verdichtend endlich zur Erde und bei allerstärkster Verdichtung zu Stein. Zu Winden komme es, wenn die Luft sich verdichte []. Zusammengedrängt und noch mehr verdichtend würden sie zu Wolken und wandelten sich in Wasser. Hagel entstehe, wenn das aus den Wolken stürzende Wasser gefriere, Schnee, wenn das alles mehr Feuchtigkeit enthalte und gefriere, der Blitz, wenn die Wolken durch die Macht der Luftströmungen auseinandergerissen würden und ein heller, feuriger Strahl entstehe, wenn die Sonnenstrahlen auf zusammengepresste Luftmassen träfen, Erdbeben, wenn die Erde infolge Erwärmung und Abkühlung stärkere Veränderungen erleide. Das Wesen der Luft ist folgendes: Solange sie ganz gleichmässig verteilt ist, bleibt sie unsichtbar; sie offenbart sich aber der Wahrnehmung durch Kälte und Wärme und durch Feuchtigkeit und wenn sie in Bewegung ist. Sie ist ewig in Bewegung. Denn was sich umwandelt, kann sich nicht verändern, ohne dass es in Bewegung gerät. 3. DIE EWIGE BEWEGUNG Die Luft ist in ewiger Bewegung. Wäre sie es nicht, dann wäre das, was sich in seinen Formen wandelt, nicht in (ständiger) Umwandlung Die Bewegung bestehe aber von Ewigkeit her; und Sonne, Mond und die übrigen Gestirne hätten den Urgrund ihrer Entstehung von der Erde. Er zeigt also auf, dass die Sonne Erde sei, wegen ihrer heftigen Bewegung sei sie (sehr stark) erhitzt worden und daher befinde sich die Sonne in diesem Verbrennungszustand. Es gebe in der Region der Gestirne aber auch erdartige Körper, die mit diesen herumkreisen. Auch er (Anaximenes) bezeichnet die Bewegung als eine ewige (Kraft), infolge derer gleichfalls die Umwandlung der Dinge erfolge. 4. KOSMOLOGIE Bei der Verdichtung der Luft sei zuerst die Erde entstanden, die ganz flach von Gestalt sei; daher sei es ganz natürlich, dass sie auf der Luft schwimme. Die Erde sei flach und werde von der Luft getragen; ähnlich werden auch Sonne und Mond und die anderen Gestirne alle, da sie aus feurigem Stoffe sind, wegen ihrer flachen Gestalt getragen. Die Erde hat die Form einer Platte. Ihrer flachen Gestalt wegen werde sie von der Luft getragen. Anaximenes erklärt, dass die Erde infolge von Befruchtung und Austrocknung Risse erhalte und durch das Abbröckeln der Wände (also von Erdmassen an den Wänden der Erdrisse), die in die Tiefe stürzen, erschüttert werde. Deshalb entständen Erdbeben während grosser Trockenheit und wiederum bei Überschwemmungen. Die Gestirne aber seien aus der Erde entstanden infolge der Feuchtigkeit, die von dieser aus nach oben gestiegen sei; durch deren Verdünnung habe sich das Feuer gebildet; aus dem Feuer (schliesslich), das in der Höhe sich ausbreitete, seien die Gestirne entstanden. In der Region der Gestirne gebe es aber auch erdähnliche Bildungen (Himmelskörper), die mit diesen herumgeschwungen würden. Anaximenes hat als erster gefunden, dass der Mond sein Licht von der Sonne hat und wie eine Mondfinsternis entsteht. Die Gestirne bewegen sich nicht, sagt er (Anaximenes), unter der Erde hindurch, wie andere angenommen haben, sondern um die Erde herum, so nämlich, wie sich um unseren Kopf herum der Filzhut dreht. Die Sonne verschwinde (bei ihrem Untergang) nicht dadurch, dass sie unter der Erde erscheine. Sondern (es erkläre sich damit), dass sie durch die erhöhten Gegenden der Erde verdeckt werde und auch dadurch, dass sie sich weiter von uns entfernt habe. Die einen aber (Anaximenes) erklären, die Welt drehe sich wie ein Mühlstein (also horizontal), die anderen (Anaximandros) dagegen, wie ein Rad (vertikal). Diejenigen Denker aber, die die Welt zwar für ewig, aber für nicht immer dieselbe (im gleichen Zustand befindlich) halten, erklären die eine Welt als entstanden und vergänglich, denn sie werde zu anderer Zeit eine andere, nach gewissen periodischen Zeitumläufen, so wie Anaximenes das ausgedrückt hat. 5. GOTT UND MENSCHENSEELE Anaximenes setzt die Luft gleich mit Gott. Andere bezeichnen die Seele als etwas Luftartiges, wie Anaximenes und einige unter den Stoikern. Der Mensch sei ganz und gar Luft. Aus: Die Anfänge der abendländischen Philosophie, Fragmente und Lehrberichte der Vorsokratiker, Einleitung: Ernst Howald, Übertragen von Michael Grünwald. Aufgaben 1. Fassen Sie die Lehrberichte 1 – 4 in eigenen Worten zusammen 2. Erstellen Sie zu 2. und 4. jeweils eine eigene Strukturskizze. VERDICHTUNG UND VERDÜNNUNG KOSMOLOGIE