Arbeitsblatt: Farbsituation

Material-Details

Theorie und Übung zur Farbe
Bildnerisches Gestalten
Gemischte Themen
12. Schuljahr
3 Seiten

Statistik

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22.10.2024

Autor/in

Xenia Erhardt Guhl
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Eine Farbe wird zusammen mit einer anderen Farbe zu einer Farbsituation. Brice Marden Farbsituation In den nächsten vier Wochen dreht sich alles um das Material Farbe. Im Unterricht von Livia Winiger geht es darum, woraus Farbe bestehen und wie man damit umgehen kann. In der weiteren Zeit ist die Aufgabe, Farbe zu erforschen und in Farbsituationen zu bringen. Die Farbe selbst ist der Darsteller! Aus: Monika Wagner, Material der Kunst, C.H. Beck München 2001 Farbe gehört zu den traditionellsten Materialien der bildenden Kunst. Seit Leon Battista Alberti in seinem 1435/36 verfassten Traktat ‚Über die Malerei erklärt hatte, „den Glanz des Goldes durch Farben nachzuahmen sei bewundernswerter als die Verwendung von realem Gold im Bild, wurde der Farbe als Material kein eigener Wert mehr beigemessen. Ihre Aufgabe war es fortan, alle anderen Materialien auf der Bildfläche zu illusionieren. Das heisst, als Material musste die Farbe verschwinden, um als Gold, als Inkarnat (gemalte Haut, Körper) oder als beliebiger anderer Stoff auf der Bildfläche erscheinen zu können. In dieser Materialisierung des Materials als eine entscheidende Voraussetzung für die Erfolgsgeschichte des Bildes. Dass Farbe nicht nur Material ist, solange sie in den Händen des Künstlers geformt wird, sondern als Material auch Teil des Bildes bleibt, wurde lange Zeit als notwendiges Übel, als unabwendbarer Begleitumstand der Bildherstellung betrachtet. Farben faszinierten nicht als physische Stoffe, sondern als Farbigkeit, als „Taten des Lichtes, Taten und Leiden, wie Goethe sie in seiner einflussreichen Farbenlehre ungeachtet ihrer Materialität rühmte. Sie waren der Stoff, der es dem Maler erlaubte, wie das ungreifbare göttliche Licht Dinge herbeizuzaubern. Dabei war die sichtbare Materialität nur hinderlich. Bis heute werden Rembrandts goldenes Licht, Tizians unergründliches Rot oder Van Goghs brennendes Gelb bewundert, kaum jedoch Rembrandts braune Farbkrusten, Tizians aufwendige Lasuren oder Van Goghs rohe Farbpaste. Dass Farben aus geriebenen Steinen, gesiebten Erden, aus getrockneten Wurzeln, Ölen und Bindemitteln zu geschmeidigen Pasten verarbeitet worden waren, bevor chemisch hergestellte sie ersetzten, kam dem Bildbetrachter kaum zu Bewusstsein. Die Farbe in ihrer materialen Beschaffenheit, das Pigment mit seiner Textur, galt als Werkstoff, der in den Farbkasten oder in die Tube gehörte. Allein die Palette konnte, etwa in Atelierbildern oder Selbstporträts, als Ort erscheinen, an dem sich die Farbe noch als Material präsentierte. Nur dort fallen innerhalb der Darstellung Bezeichnendes und Bezeichnetes zusammen. Auf der Palette trat die Farbe zum letzten Mal als Material auf, bevor sie im Transfer zum Bild ihren Status änderte und vom Material zur farbigen Form mutierte. Farbe war in der nachmittelalterlichen Malerei Medium für die Idee des Künstlers. [.] Ein Vergleich der Palettenbilder Jim Dines (Abbildung unten rechts) aus den sechziger Jahren mit de Gelders Atelierbild (Abbildung unten links) kann die Unterschiede im Verständnis der Bedeutung von Farbe erhellen. Fast dreihundert Jahre nach de Gelder zeigt Dine die Palette nicht im Bild, sondern als Bild. In der „Fröhlichen Palette von 1969 stellt die Farbe weder ein anderes Material dar, noch bringt sie einen Bildgegenstand hervor. Die Farbklümpchen sind nicht mehr Rohstoffe, die erst bis zu ihrer Unkenntlichkeit verarbeitet werden müssen, um zu einem Bild zu werden, das die stoffliche Welt repräsentiert; sie sind nicht länger Ausgangspunkt für das „eigentliche Bild, sondern sie selbst sind als die physischen Stoffe, aus denen jahrhundertelang die Illusionen fabriziert wurden, an die Stelle der Darstellung getreten. Aus: Henri Matisse, Über Kunst, Diogenes Zürich 1982 Was bei der Farbe am meisten zählt, das sind die Beziehungen. Dank diesen Beziehungen, und nur dank ihnen, kann ein Bild intensiv farbig sein, ohne dass es nötig wäre, wirklich Farbe aufzutragen. Ohne Zweifel gibt es tausend Arten, die Farben zu verwenden, aber wenn man sie komponiert wie der Musiker seine Harmonien, dann geht es nur darum, die Unterschiede zur Geltung zu bringen. (.) Die Farbe ist nie ein Problem der Menge, sondern der Auswahl. (.) Eine Lawine von Farben wirkt kraftlos. Die Farbe gewinnt ihre volle Ausdruckskraft erst dann, wenn sie organisiert ist, wenn sie der Gefühlsintensität des Künstlers entspricht. (.) Es ist unmöglich, Zeichnung und Farbe voneinander zu trennen. Da die Farbe nie auf gut Glück angewandt wird, entsteht eine Spaltung, sobald es Eingrenzungen und, vor allem, Proportionen gibt. (.) Die Farbe endlich ist Üppigkeit und Werbung. Liegt das Privileg des Künstlers nicht gerade darin, dass er den bescheidensten Gegenstand veredeln, kostbar machen kann?