Arbeitsblatt: RZG Sklavenhandel
Material-Details
Dossier für 9. Klasse Thema Sklavenhandel
Deutsch, Englisch und RZG
Geschichte
Gemischte Themen
9. Schuljahr
15 Seiten
Statistik
211460
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27.12.2024
Autor/in
Diana Morini
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Sklaverei und Sklavenhandel Autor: Dr. Daniel Vinzenz Moser, Bern CABO VERDE Stiftung für Bildung Postfach 3001 Bern www.stiftung-caboverde.ch Unser Anliegen Zur aktuellen Debatte Der gewaltsame Tod von Schwarzen und die Proteste der «black lifes matter»-Bewegung gegen die Polizeigewalt im Sommer 2020 in den USA wirken auch in der Schweiz nach. Die aktuellen Debatten über Rassismus, Kolonialismus und Sklaverei und die teilweise hitzigen Diskussionen hat uns bewogen, Materialien mit Hintergrundinformationen zur Thematik Sklaverei und Sklavenhandel bereitzustellen. Diese Materialien können auch als Grundlage für den Unterricht auf der Sekundarstufe I/im 3. Zyklus verwendet werden. Anhand der Auseinandersetzung mit den vorliegenden Materialien werden beispielsweise die Unterschiede in der wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklung der Staaten Westeuropas und der Staaten Afrikas besser verständlich. Die Beteiligung der Schweiz am Sklavenhandel wurde bereits 1959, 1997, 2003 und 2005 von verschiedenen Autoren thematisiert. In den Jahren nach Erscheinen der Publikationen wurde das Thema zudem in parlamentarischen Vorstössen auf eidgenössischer und kantonaler Ebene diskutiert. Es ist also kein unbekanntes Kapitel Schweizer Geschichte, aber ein unbequemes, das gerne verdrängt wird. Die Organisation «CABO VERDE Stiftung für Bildung» unterstützt seit vielen Jahren Bildungsprojekte in der Republik Kapverden. Sie versucht, durch aktives Handeln und gezieltes Unterstützen die häufig sehr schwierige Situation der Kinder und Jugendlichen zu verbessern und ihnen eine bessere Perspektive für ihre Zukunft auf den Inseln zu ermöglichen. Das Jahr 2005 war das von der UNO ausgerufene Jahr der Sklaverei. Damals erschien eine ganze Reihe von Untersuchungen zur Beteiligung der Schweiz an Unternehmen, die mit dem Sklavenhandel verstrickt waren. Der Bund fühlte sich als Staat nicht verantwortlich, Stellung zur wissenschaftlichen Aufarbeitung zu beziehen. Es blieb Sache der Kantone oder privater Initiativen, die Thematik weiter aufzuarbeiten. Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Sklaverei und Sklavenhandel Autor: Dr. Daniel Vinzenz Moser, Bern Die Thematik rund um den Sklavenhandel und die Schweiz zeigt deutlich, dass die Schweiz bereits vor der Französischen Revolution mit weiten Teilen der Welt verbunden war und schon damals wie heute keine «Insel mitten in Europa» darstellte. Es liegt auf der Hand, dass dies insbesondere auch mit dem Handel von Sklavinnen und Sklaven und Sklavenarbeit verbunden war. In diesem Zusammenhang muss auch immer wieder auf den Zusammenhang von Sklaverei und Rassismus eingegangen werden. Sklaverei und Sklavenhandel Die Geschichte der Entdeckungen, der Errichtung von Handelsstützpunkten in Afrika und Asien sowie der Eroberung von Territorien in Übersee durch die Europäer sind eng mit den Phänomenen der Sklaverei und des Sklavenhandels verbunden. Die ersten Entdeckungsfahrten der Portugiesen um 1450 entlang der westafrikanischen Küste zielten darauf ab, Möglichkeiten für den Handel mit Gold, Gewürzen und Sklavinnen und Sklaven zu erkunden. Später entwickelte sich der sogenannte «Dreieckshandel» zwischen Europa, Afrika und Amerika. Dabei spielte der Handel mit Sklavinnen und Sklaven von Afrika nach Amerika eine wichtige Rolle. Dadurch konnten genügend billige Arbeitskräfte für die Plantagenwirtschaft «in der neuen Welt» mit ihren Produkten wie Zucker, Baumwolle, Kaffee und Tabak «beschafft» werden. Viele europäische Staaten tragen die Verantwortung für das düstere Kapitel des Sklavenhandels, vorab die grossen Sklavenhandelsnationen wie Portugal, Spanien, Frankreich, die Niederlande und England. Die Kapverdischen Inseln In der Geschichte des Sklavenhandels spielten die Kapverdischen Inseln eine besondere Rolle. Daher wird hier in dieser Dokumentation ein besonderer Akzent gesetzt. Die Inseln liegen 500 Kilometer vor der Küste Westafrikas. Sie wurden 1456 von Seefahrern entdeckt, die im Auftrag der portugiesischen Könige unterwegs waren. Portugiesen und die von ihnen aus Westafrika eingeführten Sklavinnen und Sklaven besiedelten dann die Inseln. Die weissen Herren entwickelten hier früh eine Plantagenwirtschaft mit Sklavenarbeit, wie sie später auch auf den karibischen Inseln in Mittelamerika funktionierte. Nach der Entdeckung Amerikas wurden die kapverdischen Inseln zu einer wichtigen Zwischenstation im Sklavenhandel über den Atlantik. Die Rolle der Schweiz Obwohl die Schweiz keine Kolonien besass, ist sie seit dem 17 Jahrhundert in die weltweite Wirtschaft verflochten. Innerhalb dieses Welthandelssystems spielten die schon im 18. Jahrhundert gut entwickelten Schweizer Banken und Schweizer Firmen im unrühmlichen Handel mit Sklavinnen und Sklaven eine gewisse Rolle. Die Banken und Handelshäuser legten ihr Geld dort an, wo es etwas zu gewinnen gab. Sie handelten damit nicht schlechter, aber auch nicht besser als ihre Zeitgenossen aus den führenden Sklavenhandelsstaaten. Schweizer Banken und private Unternehmer investierten in Firmen, die im atlantischen Sklavenhandel aktiv waren und besassen in den Kolonien in Nord- und Südamerika Sklavinnen und Sklaven. Schweizerische Firmen lieferten Stoffe nach Afrika, die im Sklavenhandel als Tauschgegenstände dienten. Schweizer Söldner waren zudem an der Niederschlagung von Sklavenaufständen beteiligt. Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Sklaverei und Sklavenhandel Autor: Dr. Daniel Vinzenz Moser, Bern Die Verfasser Bruno Bachmann ist Lehrer. Er war als Lehrmittelautor und Projektleiter im Schulverlag Bern und in der Lehrplanund Lehrmittelkommission des Kantons Bern tätig. Seit 2019 ist er Präsident der Stiftung «CABO VERDE Stiftung für Bildung». Mehrmals hat er die Kapverdischen Inseln bereist. Daniel V. Moser-Léchot war Dozent für Geschichte und Geschichtsdidaktik an der PHBern. Er wirkte 30 Jahre lang als Präsident der Stiftung «CABO VERDE Stiftung für Bildung» und besuchte häufig die Kapverdischen Inseln. 2021 wird seine «Geschichte der Kapverdischen Inseln» erscheinen. Themen der Dokumentation 1. Die afrikanische Frau am Berner Münster 2. Der Beginn des Handels mit Sklavinnen und Sklaven 3. Der Dreieckshandel Europa – Afrika – Amerika – Europa. 4. Die Kapverdischen Inseln 5. Der Sklavenhandel und die Schweiz 6. Die Abschaffung des Sklavenhandels und der Sklaverei 7. Der Rassismus bleibt bestehen Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Sklaverei und Sklavenhandel Autor: Dr. Daniel Vinzenz Moser, Bern Grundlagen im bernischen Lehrplan 21, 7.–9. Klasse (Zyklus 3) Mit den vorliegenden Materialien kann an verschiedenen Kompetenzen aus dem Fachbereich «Räume Zeiten Gesellschaften» des 3. Zyklus gearbeitet werden. 6. Weltgeschichtliche Kontinuitäten und Umbrüche erklären RZG 6.1 Die Schülerinnen und Schüler a) konnen mit Materialien aufzeigen, wie sich das Bild der Welt zu Beginn der Neuzeit verandert hat (z.B. mit Karten, Bildern zu Entdeckungsreisen). Neuzeit: Kulturbegegnungen, Weltbild b) konnen an einem geschichtlichen Umbruch der frühen Neuzeit darlegen, wie sich Denken und Leben von Menschen verandert haben. Europaische Expansion, Reformation, Absolutismus, Aufklarung c) konnen einen groben Uberblick zur Geschichte vom Beginn der Neuzeit bis heute entwickeln (z.B. mit einem einfachen Zeitstrahl, einer Tabelle mit Informationen aus verschiedenen Kontinenten). Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft d) konnen eine kurze historische Darstellung einer ausgewahlten Region vom Beginn der Neuzeit bis heute verfassen (z.B. zum Heimatland, zum Ferienziel, zu den USA, zum Nahen Osten, zu China). Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Sklaverei und Sklavenhandel Autor: Dr. Daniel Vinzenz Moser, Bern 1. Einstieg in das Thema: Die afrikanische Frau am Berner Münster Zielsetzungen: Als Einstieg zum Thema Sklaverei dient die Abbildung einer afrikanischen Frau, die am Berner Münster zu sehen ist. Damit soll aufgezeigt werden, dass schon vor dem Jahr 1500 bei uns afrikanische Menschen bekannt gewesen und positiv oder negativ gewertet worden sind. Am Haupteingang des Berner Münsters sind an den beiden Seitenwänden links und rechts je fünf Frauenfiguren zu sehen. Es handelt sich um eine Darstellung des Gleichnisses von den Klugen und den Törichten Jungfrauen, wie es in der Bibel steht (Matthäus 25, 1-13). Die Statuen sind um 1480 durch Erhart Küng geschaffen worden. Die Fotografie zeigt die afrikanische Törichte Jungfrau. Möglicherweise hatte Erhard Küng, der aus Westfalen in Deutschland stammte, in den damals burgundischen Niederlanden afrikanische Frauen gesehen. An der Hochzeit Karls des Kühnen, Herzog von Burgund, mit Margaretha von York im Jahr 1468 in Brügge, traten gemäss dem Chronisten Olivier de la Marche auch vier Afrikaner («Mohren») zur Unterhaltung der Gäste auf. Menschen aus Afrika waren also am Hofe des Herzogs von Burgund bereits bekannt. Mit der afrikanischen Frau unter den Törichten Jungfrauen in der burgundischen Hoftracht wollte Erhart Küng Burgund kritisieren. Die Gestaltung des Hauptportals des Münsters fällt in die Zeit der Burgunderkriege 1474–1477. Wie kamen afrikanische Menschen an den Hof des Herzogs von Burgund? Die Mutter Karls des Kühnen war Isabella von Portugal. Seit 1415 eroberte Portugal Städte und Burgen an der westafrikanischen Küste, so beispielsweise Arguim 1448 (heute Mauretanien), Gorée 1445 (heute Senegal) und 1456 die Kapverdischen Inseln. Die Portugiesen kauften und tauschten gegen Waren Sklavinnen und Sklaven an der Küste Westafrikas und brachten sie auf die Kapverdischen Inseln, auf die Kanarischen Inseln, auf die Insel Madeira und in den Süden Portugals, in die Algarve. Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Sklaverei und Sklavenhandel Autor: Dr. Daniel Vinzenz Moser, Bern In Portugal entstand um 1440 in der Hafenstadt Lagos ein Markt für Sklavinnen und Sklaven aus Afrika. Sie dienten vor allem als Hilfen im Haushalt und an Fürstenhöfen. Später gab es auch einen Sklavenmarkt in Lissabon. Vor der Zeit, in der die europäischen Seefahrer nach Afrika gelangten, galten dort die Sklavinnen und Sklaven als Mitglieder der Grossfamilien, besassen gewisse Rechte und arbeiteten mit den anderen Familienmitgliedern in der Landwirtschaft und im Haushalt. In den ersten Jahren des Sklavenhandels raubten die Portugiesen afrikanische Männer und Frauen und versklavten sie. Später tauschten sie Sklavinnen und Sklaven gegen europäische Waren wie Schwerter, Schmuck aus Kupfer und Stoffe. Nun schlossen die Portugiesen Handelsverträge mit afrikanischen Herrschern über die Lieferung von Sklavinnen und Sklaven. Die Versklavung afrikanischer Menschen war also kein Kampf von Weissen gegen Schwarze, sondern von den Mächtigen und Herrschenden in den afrikanischen Staaten gegen die eigene Bevölkerung und gegen ihre Feinde. Untertanen und Kriegsgefangene wurden häufig in die Sklaverei verkauft. In Europa waren Menschen aus Afrika seit der griechischen Antike und dem Römischen Reich bekannt. Man bezeichnete sie als «Mohren» oder «Mohrinnen». Dies hatte damals nicht immer eine negative Bedeutung. So gab es schwarze Heilige und von den Heiligen drei Königen zur Zeit der Geburt Christi wurde einer von ihnen häufig als Afrikaner dargestellt. Was ist ein Sklave oder eine Sklavin? Versklavte Menschen gab es bereits in frühen Zeiten, beispielsweise in Ägypten, im antiken Griechenland oder im Römischen Reich. Für die Römer waren Sklavinnen und Sklaven «Dinge» und nicht Menschen. Die portugiesischen Sklavenhändler sprachen in ihren schriftlichen Berichten von «peças» (Stücke) und nicht von Personen. Gewiss findet man auch in der Schweiz Darstellungen von afrikanischen Menschen, die man als «rassistisch» und abwertend bezeichnen kann. Unter «Rassismus» ist dies zu verstehen: Menschen und Bevölkerungsgruppen mit bestimmten biologischen oder kulturellen Merkmalen betrachten sich von Natur aus den anderen Menschen überlegen. So haben viele Weisse das Gefühl, sie seien den Menschen mit dunkler Hautfarbe überlegen. Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Sklaverei und Sklavenhandel Autor: Dr. Daniel Vinzenz Moser, Bern Daneben kennen wir aber auch positive Bilder afrikanischer Menschen: Altarbild von Hans Fries: Anbetung der Drei Könige. Sie repräsentieren die damals bekannten drei Kontinente Europa, Asien und Afrika. Sie stehen auch für die drei Lebensalter: Alter Mann, Mann mittleren Alters, junger Mann. Das Bild des Freiburger Malers ist um 1490 in Bern entstanden und ist heute im Kunsthaus Zürich zu sehen. Während die Darstellung der «Törichte Jungfrau» ein negatives Bild der Afrikanerin vermittelt, erscheint der afrikanische König im weissen Gewand positiv, da er ja das Jesuskind besucht. Im Münster in Bern finden wir in den Glasfenstern im Chor (um 1450 entstanden) weitere Darstellungen des afrikanischen Königs. Ausschnitt aus der Grabtafel des Ritters Walther Senn von Münsingen in der Französischen Kirche in Bern aus dem Jahre 1323. Die Afrikanerin ist hier als Helmzier über dem Familienwappen dargestellt. Die blonden Haare galten als Symbol für die Ewigkeit. Es handelt sich vermutlich um die älteste Darstellung einer afrikanischen Frau in Bern. Die Anhänger des Kaisers Friedrich II. aus der Familie der Staufer trugen häufig einen Afrikaner oder eine Afrikanerin als Schmuck über ihrem Wappen. Kaiser Friedrich II. war auch König von Sizilien, wo man Sklavinnen und Sklaven aus Afrika kannte. Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Sklaverei und Sklavenhandel Autor: Dr. Daniel Vinzenz Moser, Bern 2. Der Beginn des Handels mit Sklavinnen und Sklaven. Von Afrika nach Europa Die Entdeckungsfahrten der Portugiesen Zielsetzungen: In diesem Kapitel wird gezeigt, wie das Königreich Portugal versuchte, durch Eroberungen an der Westküste Afrikas Zugang zum afrikanischen Goldhandel zu gewinnen und mit dem Sklavenhandel begann. Im Süden Europas und in weiten Teilen Afrikas war die Sklaverei verbreitet. Die Afrikanerin Katharina, Magd des Kaufmanns João Brandão in Antwerpen, Zeichnung von Albrecht Dürer 1521 Eigentlich suchten die Portugiesen in Westafrika vorerst nach dem Gold, das in Karawanen durch die Sahara nach Nordafrika transportiert wurde. Portugal eroberte 1415 die Hafenstadt Ceuta am Mittelmeer (im heutigen Marokko), um Zugang zu diesem Goldhandel zu erreichen. Doch die Araber und Berber blockierten diesen Handel. Nun versuchten die Portugiesen, diese Blockade zu um- Ein Afrikaner in Venedig, Zeichnung von Albrecht Dürer 1508 gehen und schufen befestigte Stützpunkte an der westafrikanischen Küste. Aber erst mit dem Bau der Burg von Elmina (heute in Ghana) ab 1482 erhielten die Portugiesen einen direkten Zugang zum Gold des Volkes der Ashanti. Neben Gold und Sklaven interessierten sich die Portugiesen auch für Elfenbein und Gewürze. Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Sklaverei und Sklavenhandel Autor: Dr. Daniel Vinzenz Moser, Bern Die portugiesischen Stützpunkte an der Westküste Afrikas zwischen 1400 und 1500 Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Sklaverei und Sklavenhandel Autor: Dr. Daniel Vinzenz Moser, Bern Wie in Südeuropa und in Asien bestand die Sklaverei in Afrika lange vor den portugiesischen Entdeckungsfahrten. Südlich der Sahara, im islamischen Nordafrika und in Arabien kannte man die Sklaverei bereits vor Ankunft der Europaer. Gemass Berichten arabischer Reisender war Sklaverei in den westafrikanischen Reichen Ghana und Mali, im AshantiReich im heutigen Ghana, in Benin, bei den Haussa und Yoruba im heutigen Nigeria sowie im Kongo- Gebiet verbreitet. Es gab verschiedene Gründe, warum ein Mensch zum Sklaven oder zur Sklavin gemacht wurde: Die Mutter war bereits Sklavin und so wurden es deren Sohn oder Tochter auch. Die Schulden konnten nicht bezahlt werden. Es ist die Strafe für ein Vergehen. Kriegsgefangene aus einem Konflikt wurden als Sklaven verkauft. Menschen wurden aus ihren Dörfern geraubt und versklavt. Nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus 1492 wurden vorerst die Sklavinnen und Sklaven nach Sevilla (Spanien) oder Lissabon (Portugal) gebracht. Sie arbeiteten in der Landwirtschaft und im Haushalt bei weissen Herren. Nach 1492 wurden sie von dort aus nach Amerika transportiert. Da während der langen Schiffsreise viele Sklavinnen und Sklaven starben, wurde die Fahrzeit verkürzt und direkt von Afrika nach Amerika gesegelt. Die Insel Sansibar (Tansania, Ostafrika) war auch ein Zentrum für den Sklavenhandel. Um dieser dunklen Zeit zu gedenken, stellt in Stone Town ein Denkmal angekettete Sklaven und Sklavinnen dar. Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Sklaverei und Sklavenhandel Autor: Dr. Daniel Vinzenz Moser, Bern Die verschiedenen Phasen des Sklavenhandels Zielsetzungen: Der Handel mit Sklavinnen und Sklaven aus Afrika hat zwischen 1450 und 1850 verschiedene Phasen durchgemacht und zwar sowohl was die Ursprungsländer als auch die Zielländer angeht. Es soll ferner gezeigt werden, dass neben dem transatlantischen Sklavenhandel auch ein solcher Handel durch die Sahara nach Nordafrika und nach Indien stattfand. Im 15. und 16. Jahrhundert Die Sklavinnen und Sklaven stammten vor allem aus Westafrika. Ziele waren die Karibischen Inseln, aber auch Brasilien und Europa. Die Kapverdischen Inseln – sie liegen 500 Kilometer von der westafrikanischen Küste entfernt – bildeten dabei ein wichtiger Umschlagplatz. Nach Schätzungen waren es in den Jahren zwischen 1500 und 1600 etwa 1500 Sklavinnen und Sklaven pro Jahr, die hier zwischenlandeten. Ein Teil davon blieb auf den Inseln und wurde zur Arbeit auf den Gütern der weissen Herren gezwungen. Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Sklaverei und Sklavenhandel Autor: Dr. Daniel Vinzenz Moser, Bern Eine portugiesische Karavelle (Nachbau) um 1500. Das dreieckige Lateinsegel (hinten am Schiff) erlaubte das Segeln gegen den Wind. Dies war für die Fahrten an der westafrikanischen Küste wichtig: Da dort fast immer ein Wind aus Nordost weht, wäre ohne diese Segeltechnik eine Rückkehr nach Portugal nicht möglich gewesen. Die Karavelle war zwischen 30 und 35 Meter lang und hatte eine Besatzung von bis zu 60 Männern. Wegen der mangelhaften Ernährung und der schlechten hygienischen Verhältnisse, aber auch durch die Ansteckung mit tropischen Krankheiten starben auf den langen Seereisen viele der Seeleute. Historische Karte der Küste Westafrikas, damals «Guinea» genannt. Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Sklaverei und Sklavenhandel Autor: Dr. Daniel Vinzenz Moser, Bern Im 17. Jahrhundert Der Handel mit Sklavinnen und Sklaven über den Atlantik wurde immer wichtiger. Neben Brasilien und den Inseln in der Karibik wurden nun viele Afrikanerinnen und Afrikaner auch nach Nordamerika verkauft. Neben dem atlantischen Handel mit Sklavinnen und Sklaven gab es auch einen arabischen Sklavenhandel durch die Sahara nach Nordafrika und von Ostafrika über den Indischen Ozean nach Indien. Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Sklaverei und Sklavenhandel Autor: Dr. Daniel Vinzenz Moser, Bern Im 18.Jahrhundert Die Sklavinnen und Sklaven stammten nun vor allem von der Guineaküste, aus dem Kongo und aus Angola. Auf der Insel Saint Domingue (dem heutigen Haiti und der Dominikanischen Republik), auf der Insel Trinidad und weiteren Inseln der Karibik kam es zu Sklavenaufständen. Später kam es zu weiteren zahlreichen Sklavenaufständen, so beispielsweise in Brasilien (eine portugiesische Kolonie), in Surinam (einer Kolonie der Niederlande) und in Venezuela (eine spanische Kolonie). Auch in den englischen Kolonien Virginia und Carolina (heute USA) wehrten sich die schwarzen Sklaven und Sklavinnen durch Aufstände gegen ihre weissen Herren. Lehr- und Lernmaterialien zum Thema Sklaverei und Sklavenhandel Autor: Dr. Daniel Vinzenz Moser, Bern Im 19.Jahrhundert Nach der Niederlage Frankreichs und nach der Gefangennahme des Kaisers Napoleon beriefen die Siegermächte den Wiener Kongress ein. Dort sollten die europäischen Staaten und ihre Kolonien in Amerika, Afrika und Asien im Sinne der Könige und Fürsten neu geordnet werden. Der Wiener Kongress von 1815 verbot den Handel mit Sklavinnen und Sklaven nördlich des Äquators. Verschiedene europäische Staaten hatten den Sklavenhandel bereits vorher verboten. Auf der Karte sind die Jahrzahlen aufgeführt, wann der Sklavenhandel in verschiedenen Ländern verboten worden ist. Trotzdem lief der illegale Sklavenhandel auch nördlich des Äquators vorerst weiter.