Arbeitsblatt: Lesen und verstehen
Material-Details
Lesetext für 3. - 4. Klässler
Deutsch
Textverständnis
3. Schuljahr
3 Seiten
Statistik
211925
76
3
30.01.2025
Autor/in
nina sieber
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Kleiner Dodo, lass den Drachen fliegen! Dodo, der kleine Orang-Utan, lebt tief im Urwald. Er schwingt sich gern von Ast zu Ast und wetteifert mit den anderen, wer der Schnellste ist. Er spielt auch gerne Geige. Sie ist sein bester Freund. Überallhin nimmt er sie mit. Doch Dodo hat noch einen Freund: seinen alten Onkel Darwin. Onkel Darwin lebt weit weg von Dodo an einem See zwischen den grünen Bergen. Seine Höhle ist von unten bis oben vollgestopft, mit kuriosen Dingen, die er von seinen vielen Reisen mitgebracht hat. Onkel Darwin freut sich immer sehr, wenn Dodo ihn besucht. Er hat immer Zeit, um mit ihm zu basteln und zu spielen. Oder er erzählt Geschichten. Heute beschliessen sie einen Drachen zu bauen. Erst gehen sie zum See und holen Schilf für den Rahmen. Dann suchen sie in der Höhle nach Papier und Schnur. Dodo findet dabei eine kleine Flöte. „Du kannst sie gerne behalten, sagt Onkel Darwin. „Jetzt lass uns aber den Drachen bauen. Sie arbeiten den ganzen Tag, bis der Drachen endlich fertig ist: gross wie ein Adler, leicht wie ein Blatt, weiss wie die Wolken und bereit zu fliegen wie ein Vogel. Dodo und Onkel Darwin sind sehr zufrieden mit ihrer Arbeit. Aber hungrig sind sie inzwischen auch! Gemütlich setzen sie sich hin und essen. Onkel Darwin gibt Dodo ein durchsichtiges Ding mit Fruchtsaft. „Was ist das denn Neues?, fragt Dodo erstaunt. „Das ist ein Glas, ich hab es erst kürzlich gefunden. Die Menschen trinken daraus. Dodo hast du jemals Menschen gesehen?, fragt Onkel Darwin. „Geh ihnen aus dem Weg! Wenn sie dich erwischen, machen sie Suppe aus dir. Oder sie stopfen dich aus. „Wie schrecklich! Wie erkennt man sie denn? „Oh, das ist leicht, denn sie haben nur zwei Hände. Aber jetzt hol deine Geige. Ich möchte ein bisschen schönen Lärm von dir hören. Dodo nimmt Geige und Bogen und spielt Onkel Darwins Lieblingsmelodie. „Soll ich noch etwas spielen?, fragt Dodo und schaut seinen Onkel an. „Onkel, was ist denn? Gefällt dir meine Musik nicht? „Doch, doch, aber ich habe plötzlich solche Bauchschmerzen stöhnt Onkel Darwin. Dodo springt auf und legt seinen Arm um ihn. „Du Armer! Hast du nichts gegen die Sehmerzen? „Nein, Medizin haben nur die Menschen. Aber mach dir keine Sorgen, Dodo, das geht wieder vorbei. Lass uns jetzt zu Bett gehen. Aber Dodo kann nicht schlafen. Neben ihm wälzt sich Onkel Darwin stöhnend im Bett herum. Armer Onkel, er ist ja richtig krank. Ich werde jetzt, sofort diese Medizin holen, beschliesst Dodo. Ich habe doch keine Angst vor den Menschen! Die haben ja bloss zwei Hände. Ganz leise schleicht er hinaus. Dodo schwingt sich von Ast zu Ast durch den Urwald. Es ist stockdunkel. Von allen Seiten kommen fremde Laute und unheimliche Schreie. „Ich habe keine Angst! Ich habe keine Angst, sagt Dodo ständig vor sich hin. Da fliegt etwas Schwarzes im Sturzflug an Dodo vorbei. Er erschrickt fürchterlich und flieht. Aber wohin ist er jetzt geraten? Dodo findet sich in der Dunkelheit nicht mehr zurecht. „Ach, Onkel Darwin, ich wollte dir doch so gern helfen, flüstert er traurig. „Jetzt muss ich auf die Morgendämmerung warten um den Weg wieder zu finden. Erschöpft setzt er sich in eine Astgabel und schläft sofort ein. Langsam bricht der Tag an. Dodo wacht auf und schaut sich verwirrt um. „Oh die Medizin! Ich muss für Onkel Darwin Medizin holen, sagt er laut und späht durch die Äste. lm Morgenlicht sieht alles freundlich aus, und Dodo weiss auch wieder, wo er ist. Schnell schwingt er sich den Baum hinunter. Doch da sieht er ein Wesen mit zwei Händen! Einen Menschen! Vor Schreck lässt Dodo den Ast los und plumpst hinunter. Der kleine Mensch schreit erschrocken auf und die beiden starren sich ängstlich an. „Bitte stopf mich nicht aus, bitte! Ich muss meinem Onkel helfen. Bitte, mach keine Suppe aus mir! sagt Dodo hastig. „Wer? Was? Ich?, fragt der kleine Mensch und lacht. Was für eine komische Idee! Da lacht auch Dodo erleichtert, und schon haben die beiden keine Angst mehr voreinander. Dodo erzählt, dass er sich im Urwald verlaufen hat. Pico, so heisst der kleine Mensch, hört ihm gespannt zu. „Und du, Pico, fragt Dodo schliesslich, „warum bist du ganz allein hier? „Ich bin gar nicht allein. Ich habe alle meine Farben bei mir. Aber die sind mir heruntergefallen, weil du mich so erschreckt hast. Dodo guckt auf die Erde. Mit seinen vier Händen sammelt er blitzschnell die restlichen Farben auf. Pico ordnet seine Farben und erklärt: „Ich komme gerne in der Morgendämmerung hierher und male. Die Stimmung ist einfach super! „Ich spiele auch gerne frühmorgens auf meiner Geige. „Geige? Was ist denn das? fragt Pico verwundert. Dodo nimmt die Geige und spielt Onkel Darwins Lieblingsmelodie doch plötzlich bricht er ab. „Das ist super!„ sagt Pico begeistert. »Aber warum spielst du nicht weiter? „Ich muss an meinen Onkel denken. Er ist krank und braucht dringend Medizin. Pico, wo krieg ich die bloss her? „Komm mit. Zu Hause haben wir immer Kräutermedizin. „Aber werden deine Eltern keine Suppe.? „Hör auf! Das ist doch Unsinn. Komm, hab keine Angst, sagt Pico und geht voraus. Lautlos wie ein Schatten folgt Dodo seinem neuen Freund. Noch schlafen alle im Dorf. Es ist ruhig. Nur Dodos Herz klopft laut. „Komm doch herein, flüstert Pico. Aber Dodo bleibt lieber draussen. „Nicht, dass ich Angst hätte, Pico, nein, nein. Ich habe gar keine Angst, murmelt Dodo. Dabei wäre er am liebsten davongelaufen! Dodo wartet ungeduldig. Doch schon kommt Pico wieder aus dem Haus und gibt ihm eine Flasche mit Kräutertee. Dodo legt sie vorsichtig in seinen Kasten und nimmt die kleine Flöte hervor. „Damit danke ich dir für deine Hilfe, sagte er. „Jetzt kannst auch du Musik machen. „Das ist super!, sagt Pico freudestrahlend. „Und hier hast du einen Pinsel und meine Lieblingsfarben. Jetzt kannst auch du Bilder malen. Aber sag, wirst du wiederkommen? „Ja, Pico, ich komme wieder. Irgendwann, zur gleichen Zeit, zum selben Baum. Schnell wie der Wind und leicht wie eine Feder eilt Dodo zu Onkel Darwin. Er stürmt in die Höhle und reicht ihm die .Medizin. „Bist du verrückt! Du warst bei den Menschen!, schreit Onkel Darwin entsetzt. Aber er beruhigt sich schnell, denn er ist froh, dass Dodo wieder da ist. „Ah, das tut gut!, sagt er und schlürft langsam den Tee. Nach einer Weile setzt er sich auf und lächelt. „Ich glaube, es ist Zeit, dass wir unseren Drachen fliegen lassen. „Au fein! Dir geht es schon wieder gut, sagt Dodo fröhlich. „Aber warte, ich habe eine Überraschung für dich. Mach die Augen zu! Endlich darf Onkel Darwin die Augen öffnen: Vor ihm steht der Drachen. Aber er ist nicht mehr weiss. Er schimmert in den zarten Farben der Morgendämmerung. „Wie hast du das gemacht?, fragt Onkel Darwin erstaunt. „Es ist wunderschön! „Super, nicht? „Super? Was heisst denn das?, fragt Onkel Darwin verwirrt. „Pico sagt immer super, wenn ihm etwas sehr gefällt, erklärt Dodo und erzählt von seinen Abenteuern im Urwald und von seinem neuen Freund Pico. Zusammen gehen sie nun hinaus und lassen den Drachen steigen. Onkel Darwin und Dodo sind stolz auf ihren bunten Papiervogel, der dem grünen Urwald mitten am Tag alle Farben der Morgendämmerung zurückbringt.