Arbeitsblatt: 1945 bis heute I Auf dem Weg zur Gegenwart Teil 1

Material-Details

Kap. 1 Atombomben Japan Kap. 2 Spaltung der Welt Kap. 3 Geteiltes Europa Kap. 4 Eine Mauer teilt Deutschland Kap. 5 Vom Mauerfall zur Wiedervereinigung Kap. 6 Das Ende des Kalten Krieges
Geschichte
Neuzeit
9. Schuljahr
25 Seiten

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01.03.2025

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Der Lehrer
Land: Schweiz
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Textauszüge aus dem Inhalt:

Quelle: zeitreise 3, Klett und Balmer Verlag Name: [E-Mail-Adresse] RZG 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart Q1 Hiroshima, einen Monat nach dem Atombombenabw urf. Foto, 6. September 1945. Wer die Explosion überlebt hatte, glaubte, noch einmal davongekommen zu sein. Die Menschen wussten damals nicht, dass sie an einer heimtückischen Strahlenkrankheit litten. Noch Jahrzehnte später kamen missgebildete Kinder zu Welt. Den Krieg im Pazifik beenden Im Frühling 1945 war der Krieg in Europa zu Ende. Doch in Ostasien Atombomben Ihre Wirkung beruht kämpfte Japan weiter. Amerikanische auf Kernspaltung. Generäle befürchteten, dass eine Sie setzt Erstürmung des Inselreichs mehr als Temperaturen von hunderttausend eigene Soldaten das mehreren Millionen Grad frei und löst Leben kosten würde. Die US-Regierung durch die entschied sich daher für einen anderen Verdrängung der Luft eine gewaltige Weg. Sie wollten eine neuartige Waffe Druckwelle aus. Die einsetzen: die Atombombe. Deren radioaktive Wirkung kannte niemand; so sollten Strahlung lässt Menschen unheilbar bisher verschonte Städte als erkranken. Seit Experimentierfeld dienen. 1945 sind immer stärkere und gleichzeitig kleinere Waffen entwickelt worden. Atommacht So nennt man diejenigen Staaten, die im Besitz von Atombomben oder den noch gefährlicheren Wasserstoffbomben sind. 1 Eine Stadt wird ausgelöscht 6. August 1945 warf ein US-Flugzeug über der Stadt Hiroshima eine Bombe ab. Als sie in 600 Meter Höhe explodierte, verwandelte ein riesiger Feuerball die Stadt in ein Flammenmeer. Im Umkreis von einem Kilometer verkohlten Menschen in weniger als einer Sekunde. Noch in vier Kilometer Entfernung fingen Vögel in der Luft Feuer. Etwa 80 Prozent der Innenstadt wurden durch die Explosion zerstört. Die genaue Zahl der Opfer ist unbekannt. Man geht heute davon aus, dass in Hiroshima bis zu 140 000 Menschen an den unmittelbaren Folgen der Explosion starben. Drei Tage später zündeten die USA eine zweite Atombombe über der japanischen Stadt Nagasaki. Beide Katastrophen beendeten den Zweiten Weltkrieg. Das atomare Wettrüsten beginnt Hiroshima und Nagasaki zeigten der Welt zum ersten Mal die unvorstellbare Zerstörung kraft von Atombomben. Als militärische Supermacht galt von jetzt an ein Staat, der über Atomwaffen verfügte. 1949 gelang es auch der Sowjetunion, ihre erste Atombombe zu zünden und damit Atommacht zu werden. Ein atomares Wettrüsten begann. RZG 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart 1 In Hiroshima beginnt die atomare Bedrohung Mit dem Jahr 1945 hat das «Atomzeitalter» begonnen. Und seit die Energie aus Atomen als Waffe eingesetzt worden ist, wissen wir: Sie kann alles vernichten. Q2 Susumu Kimura war 1951 Schüler der 11. Klasse, als er sich an den 6. August 1945 in Hiroshima erinnerte: Am nächsten Tag gingen wir an einer Flussböschung entlang und sahen Schuljungen und mädchen im Alter meiner Schwester in Gruppen zusammen liegen, viele schon im Sterben. () Ihre Kleider waren verbrannt, sie hatten nichts an. () Auch den nächsten Tag verbrachten wir so mit der Suche nach meiner Schwester. Die Schüler*innen auf der Flussböschung vom Tag vorher konnten jetzt nicht mehr sprechen und sahen uns sehnsüchtig an Viele, die gestern noch gelebt hatten, waren tot. () Als wir am nächsten Tag wieder hinkamen, waren alle Schüler*innen gestorben. Obwohl wir fünf Tage lang jeden Tag nach meiner Schwester gesucht hatten, konnten wir sie nicht finden. 2 Q3 Denkmal für das Mädchen Sadako Sasaki in Hiroshima. Sadako war zum Zeitpunkt der Explosion zwei Jahre alt. Als sie zwölf Jahre alt war, stellte man Leukämie fest. An dieser Krebsart erkrankten viele Überlebende in Hiroshima. Im Krankenhaus faltete Sadako 1000 Papierkraniche. Dadurch sollten ihr einer japanischen Legende zufolge die Götter einen Wunsch erfüllen. Sadakos Wunsch erfüllte sich nicht, sie starb mit 14 Jahren. RZG Aufgaben 1. Nenne zwei Gründe für den Einsatz der Atombombe gegen Japan (VT1). 2. Erkläre, warum es manchen Staaten wichtig erscheint, Atomwaffen zu besitzen (VT3, D1). 3 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart 3. Beschreibe die Auswirkungen der Atombombenexplosion in Hiroshima a) direkt nach der Explosion (VT2, Q1, Q3) b) langfristige (Lexikonartikel, Q1, Q2 RZG 4 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart RZG 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart Q1 Weltkarte 1960 Supermacht Zur Zeit des Kalten Krieges Bezeichnung für die USA und die UdSSR wegen ihrer militärischen Übermacht. Sie besassen militärische Stützpunkte und Verbündete in vielen Ländern der Erde. Kalter Krieg Zustand gegenseitiger militärischer Bedrohung zwischen den Supermächten. Der Kalte Krieg begann kurz nach dem Zweiten Weltkrieg und endete 1989/91. Man spricht von «kalt», weil es nie zu einem direkten militärischen Konflikt zwischen den Supermächten gekommen ist. 5 Zwei gegensätzliche Sieger Kann das Bündnis zwischen den USA und der Sowjetunion auch in der Zeit des Friedens aufrechterhalten werden? Diese Frage stellten sich viele. Schon bald wurde deutlich, dass ein alter Konflikt nur unterbrochen worden war: der zwischen dem kapitalistischen Modell, wie es sich vor allem in den USA entwickelt hatte, und dem sozialistischen Modell in der Sowjetunion. Die USA als kapitalistische Wirtschaftsmacht förderten die Marktwirtschaft, nämlich den Wettbewerb unter den einzelnen Menschen und den Ländern; auf diese Weise wollten sie den Fortschritt vorantreiben. Sie versprachen persönliche Freiheit und Wohlstand. Die Sowjetunion als kommunistische Diktatur beharrte auf der zentralen Leitung der Wirtschaft, der Planwirtschaft. Sie verhiess persönliche Sicherheit und Gleichheit. Zwei feindliche Lager 1949, vier Jahre nach den amerikanischen Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki, verfügte auch die Sowjetunion über Atomwaffen. Damit wurden aus den Grossmächten Supermächte. Das sind Mächte, die allein schon mit der Drohung des Einsatzes von Atomwaffen andere Staaten von einem Angriff abhalten konnten – und auch gegenseitig davon abhielten. Beide Supermächte banden europäische Staaten in militärische Bündnisse an sich: die USA im Nordatlantikpakt (NATO) und die Sowjetunion im Warschauer Pakt. Darüber hinaus suchten sie Verbündete in der ganzen Welt. Das grosse China, Kuba und unabhängig werdende Kolonien in Asien und Afrika sympathisierten zeitweise mit der Sowjetunion. Die USA hingegen stützten sich auf Lateinamerika, auf Israel und Saudi-Arabien im Nahen Osten, auf Pakistan und in Ostasien auf Japan, die Philippinen und Australien. Bei drei Staaten konnten sich die Supermächte nicht einigen; also teilten sie diese kurzerhand: Ost- und Westdeutschland, Nord- und Südkorea, Nord- und Südvietnam. RZG 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart 2 Die Spaltung der Welt Gemeinsam hatten die USA und die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg das nationalsozialistische Deutschland, das faschistische Italien und Japan besiegt. Aber danach wurden aus Verbündeten Gegner und zwischen ihnen entbrannte ein «Kalter Krieg». 6 RZG Die USA und die Sowjetunion unterstützten ihre Verbündeten in Kriegen gegen solche andern Lagers: Sie führten Stellvertreterkriege und vermieden den direkten, mit Atomwaffen geführten Krieg. So blieb es bei einem «Kalten Krieg» der Supermächte. Die Abschreckung: das «Gleichgewicht des Schreckens» Im Jahr 1949 hatte die Sowjetunion ihre erste Atombombe gezündet. Nun begann ein Wettlauf mit den USA um immer stärkere Bomben. Ihre Zerstörungskraft erreichte bald mehr als das Hundertfache der HiroshimaBombe. Um 1960 hatte jede der beiden Supermächte so viele und so schreckliche Waffen angehäuft, dass sie jeden Menschen auf der Erde mehrfach hätten töten können: «to overkill». Die Supermächte schreckten einander auf diese Weise vom Einsatz von Atomwaffen ab. Dazu hielten sie Atomwaffen an «bombensicheren» Orten bereit: in atombetriebenen UBooten, an Bord von Langstreckenbombern in der Luft, auf fahrbaren Abschussrampen, in Betonbunkern unter der Erde. Der Wettlauf im All Damit bewies die Sowjetunion ihren Vorsprung in der Raketen- und Weltraumtechnik. Aufgaben 1. Zähle auf, welche Staaten im Kalten Krieg weltweit zum westlichen, welche zum östlichen Lager zählten (Q1, 7 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart Für die Menschen in der westlichen Welt war das ein Schock. Bisher hatten sie sich in allen Krisen auf die Überlegenheit der USA verlassen. Wer aber wie die Russen in der Lage war, einen Satelliten ins All zu schiessen, der konnte auch jeden Ort auf der Erde mit seinen Atomraketen treffen. Die Folge des «Sputnikschocks» war, dass die USA ein extrem kostspieliges Weltraumprogramm starteten. Nun wetteiferten die USA und die Sowjetunion darum, wer mehr und wer die besseren Raketen bauen konnte. Die Sowjetunion verliess sich eher auf die Zahl der Raketen, die USA auf ihre Treffgenauigkeit. 3. Nenne zwei Gründe, warum Amerikaner und Russen sehr viel Geld in ihre Weltraumprogramme steckten (VT4). RZG VT2) 2. a) Denke dir zu jedem Punkt in D1 ein auf dich bezogenes Beispiel aus, um zu illustrieren, wie die Planwirtschaft funktionierte (VT1). b) Stelle für dich zusammen, was für dich Vor-und Nachteile der Planwirtschaft sind. 8 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart RZG 9 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart RZG 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart 3 Leben im geteilten Europa Feindbilder entstehen In Europa standen sich also zwei Systeme gegenüber: der Kapitalismus und der Kommunismus. Beide Seiten West und Ost wollten zeigen: Wir haben das bessere politische System, die gerechtere Gesellschaftsordnung und sind wirtschaftlich erfolgreicher. Die Folge war ein regelrechter Propagandakrieg. In Kino- und Fernsehfilmen, in Spionageromanen und auf Plakaten entstanden Zerrbilder von der jeweils anderen Seite. Eiserner Vorhang Bezeichnet sowohl die eigentliche Grenze, die durch Grenz-anlagen abgeriegelt wurde, als auch den ideologischen Konflikt, der Europa in der Zeit des Kalten Krieges durchzog. Er bildete bis 1989 die Trennlinie zwischen den kapitalistisch orientierten, demokratischen Staaten im Westen und den planwirtschaftlich gelenkten, sozialistischen Staaten im Osten. 10 Spaltung Europas Die Verhärtung der Fronten zwischen den USA und der Sowjetunion hatte sich schon in den letzten Kriegsjahren gezeigt und führte nach 1945 rasch zu einer Spaltung Europas. Sowohl gesellschaftlich wie auch politisch entwickelten sich die Regionen Europas westlich und östlich der Elbe sehr unterschiedlich. Die Staaten Westeuropas waren vom Kapitalismus und von demokratischen Regierungssystemen geprägt. Der sowjetische Diktator Stalin sorgte dafür, dass in den osteuropäischen Ländern überall kommunistische Parteien an die Macht kamen. Die neuen Staaten nannten sich Volksdemokratien. In Wirklichkeit waren sie kommunistische Diktaturen Propaganda des Westens Im Westen galten Kommunisten als aggressiv und gefährlich. Man unterstellte ihnen, sie wollten ihr System der Parteidiktatur in der ganzen Welt gewaltsam durchsetzen und so das freiheitliche, demokratische System des Westens zerstören. Im Jahr 1983 bezeichnete der damalige US-Präsident Ronald Reagan die Sowjetunion als «Reich des Bösen». Propaganda des Ostens In den Medien des Ostens sah man überall Spione und Kriegstreiber aus dem Westen am Werk. Deren einziges Ziel sei es, dem «US-Imperialismus» zum Sieg zu verhelfen. Gegenüber den Westeuropäern lautete der Vorwurf, sie hätten sich durch amerikanisches Kapital und Konsumdenken kaufen lassen. Diese Botschaft richtete sich vor allem an Menschen im eigenen Herrschaftsbereich. Sie sollten glauben, nur die Macht der kommunistischen Parteien könne sie vor kapitalistischer RZG 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart nach sowjetischem Vorbild. Ausbeutung schützen. Der Zweite Weltkrieg brachte nicht nur grosses Elend, Verwüstung und Zerstörung, er hinterliess ein tief gespaltenes Europa. Bereits in den Kriegsjahren wurde klar, dass die Gegensätze unüberbrückbar waren. Wie ging es weiter? 11 RZG 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart Q1 Karikatur aus der sowjetischen Zeitschrift «Krokodil», 1950. Die Schrift im Landschaftsbild lautet übersetzt: «westliches Europa». Q2 Durch die Rede von Winston Churchill am 5. März 1946 in den USA wurde der Begriff «Eiserner Vorhang» zu einer Redewendung: Ein Schatten ist auf die Erde gefallen, die erst vor Kurzem durch den Sieg der Alliierten hell erleuchtet worden ist. Niemand weiss, was Sowjetrussland und die kommunistische internationale Organisation in der nächsten Zukunft zu tun gedenken oder was für Grenzen ihren expansionistischen Bekehrungstendenzen gesetzt sind, wenn ihnen überhaupt Grenzen gesetzt sind (.). Von Stettin an der 12 Ostsee bis hinunter nach Triest an der Adria ist ein «Eiserner Vorhang» über den Kontinent gezogen. Hinter jener Linie liegen alle Hauptstädte der alten Staaten Zentral- und Osteuropas: Warschau, Berlin, Prag, Wien, Budapest, Belgrad, Bukarest und Sofia. Alle jene berühmten Städte liegen in der Sowjetsphäre und alle sind sie in dieser oder jener Form nicht nur dem sowjetrussischen Einfluss ausgesetzt, sondern auch in ständig zunehmendem Masse der Moskauer Kontrolle unterworfen. (.) 3. Warum entstanden in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg Feindbilder (VT2-VT4, D1)? 4. Wie werden in der Karikatur Q1 RZG Aufgaben 1. Nenne je zwei Begriffe, die zu den Staaten West- und Osteuropa passen (VT1). 2. Erkläre, was Churchill mit dem Begriff «Eiserner Vorhang» ausdrücken wollte (Q2, D1) 13 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart die USA und Europa dargestellt? Beschreibe genau. RZG 14 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart RZG 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart 4 Eine Mauer teilt Deutschland In Deutschland zeigte sich nach 1945 in besonders krasser Weise, dass die Welt in zwei Blöcke gespalten war. Es entstanden nicht nur zwei neue deutsche Staaten. 1961 wurde eine Mauer gebaut, welche Überquerungen der Grenze endgültig verhindern wollte. Q1 Mauer in Berlin. Foto, 1963. Nach einem Fluchtversuch wurde die Mauer von ostdeutschen Polizisten repariert (links von der Mauer: Ostberlin, rechts: West-Berlin). Grenzer Angehöriger der DDR-Grenztruppe. 15 Die Anlagen verliefen auf 1378 Kilometern zwischen beiden deutschen Staaten und auf 65 Kilometern um West-Berlin herum, womit auch die Zwei deutsche Staaten Stadt Berlin geteilt wurde. Etwa 50000 Grossbritannien, die USA, die Sowjetunion und später auch Frankreich Soldaten sicherten die Grenzanlagen und durchkämmten die angrenzende haben Deutschland nach seiner Sperrzone auf mögliche Kapitulation in vier Besatzungszonen «Schlupflöcher». Nur wenige aufgeteilt: in drei Westzonen und die Flüchtlinge aus der DDR entkamen Sowjetische Besatzungszone (SBZ). trotzdem noch in den Westen. Hunderte Auch Berlin wurde in vier Sektoren Menschen wurden beim Versuch, die aufgeteilt. Grenze zu überwinden, getötet. Aus den drei Westzonen entstand im Für die Berliner Mauer haben Forscher Mai 1949 ein eigener Staat: die allein 136 «Mauertote» ermittelt. Bundesrepublik Deutschland (BRD). Weitere 251 starben bei Darauf reagierte die Sowjetische Grenzkontrollen, zum Beispiel durch Besatzungszone im Oktober 1949, Herzinfarkte. Für die gesamte deutschindem sie die Deutsche Demokratische deutsche Grenze können die Republik (DDR) gründete. Damit war Opferzahlen bis heute nur geschätzt Deutschland in zwei Staaten geteilt. werden. DDR-Bürger durften nur noch in sozialistische Staaten reisen, Die Mauer RZG 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart Nichts verkörperte die deutsche Teilung so sehr wie die Grenzanlagen der DDR, welche sie im Sommer 1961 bauen liess. Damit reagierte die Regierung auf die Flucht Hunderttausender aus ihrem Staatsgebiet. nachdem sie umständliche Anträge ausgefüllt hatten. Reisen in den Westen waren ein Privileg von ausgewählten Wissenschaftlern, Sportlern, Künstlern oder Geschäftsreisenden. Q2 Foto, 1963, Brandenburgertor Q3 Klaus W. erinnerte sich im Jahre 1999: Wir sind 1961 im September nach Glienicke gezogen, also genau nach der Zeit, als die Mauer gebaut wurde. Unser Grundstück lag genau an der Mauer. (.) Die Nachbarn auf der Westseite kannten wir nicht mehr. Man konnte zwar rübergucken und auch mit Steinen schmeissen, kennen gelernt haben wir sie aber erst nach dreissig Jahren. (.) Meine ganze Kindheit und Jugend habe ich also an der Mauer verbracht. Das war nicht immer einfach, wir durften zum 16 (.) Die Verwandtschaft musste, wenn Geburtstag oder Ähnliches war, vier bis sechs Wochen vorher einen Antrag stellen. (.) Die Grenzer sind sogar jeden Sonnabend gekommen, um im Keller die Wände abzuklopfen, ob irgendwo ein Tunnel gegraben wurde. Aufgaben 1. Beschreibe genau, was du auf RZG Beispiel keine Kinder mit nachhause bringen, mein eigener Kumpel, mein Klassenkamerad, konnte mich nicht besuchen, weil unser Haus im Grenzgebiet lag. 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart Q1 erkennen kannst. 2. «Ein Staat, der solch eine Grenzanlage baut, zeigt doch eigentlich nur die eigene Hilflosigkeit.» Nimm Stellung zu dieser Aussage. 3. Welche Schwierigkeiten brachte ein Leben an der Mauer? Erläutere mithilfe von Q3 und VT2. 17 RZG 18 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart RZG 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart 5 Vom Mauerfall zur Wiedervereinigung Die Unzufriedenheit der Menschen in der DDR nahm ständig zu. Massenflucht und Massendemonstrationen brachten die Berliner Mauer am 9. November 1989 tatsächlich zu Fall. Rasch wurde der Ruf nach einer Vereinigung mit der Bundesrepublik laut. Q1 Berliner strömten zu den Grenzübergängen. Die Grenzbeamten mussten die Passage in den Westen freigeben die Mauer war gefallen. besetzen die Mauer. Foto, 10. November 1989. Bürgerrechtsbew egung Alle politischen Aktivitäten zur Durchsetzung von Bürger- und Menschenrechten. Politbüro Das höchste Organ des Zentralkomitees der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschland), der Einheitspartei der DDR. Es war das eigentliche Machtzentrum des SED. 19 Das Volk erzwingt Veränderungen Im Sommer 1989 stellten 120 000 DDR-Bürger einen Ausreiseantrag. Sie glaubten nicht mehr daran, dass sich die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse ändern würden. Nach dem Abbau der Grenzanlagen zwischen Ungarn und Österreich flohen Tausende DDR-Bürger in den Westen. Eine Massenabwanderung, die plötzlich gefahrlos möglich war, setzte ein. Von den Massendemonstrationen zum Mauerfall Die Bürgerrechtsbewegungen in Leipzig, Dresden und Ost-Berlin forderten umfassende politische Reformen und organisierten Massendemonstrationen, die immer mehr Menschen anzogen. Am 4. November 1989 forderten über 500 000 Menschen auf einer Demonstration in Ost-Berlin Schnelle Einheit statt Erneuerung der DDR Die meisten DDR-Bürger glaubten auch nach dem Mauerfall nicht mehr an eine Erneuerung der DDR. Es wurde deutlich, wie unfassbar hoch die Staatsschulden und wie veraltet die Produktionsanlagen der DDR waren. Die Vereinigung mit der Bundesrepublik schien den meisten die bessere Lösung zu sein. Nach einer Abstimmung im März 1990 war klar, die Mehrheit der DDR-Bürger wollte den schnellen Beitritt der DDR zur Bundesrepublik. Nur eine Minderheit wollte eine «neue DDR» schaffen. Zwei plus vier eins Voraussetzung für die Wiedervereinigung war nicht nur das Einverständnis der beiden deutschen Staaten, sondern auch die Zustimmung der vier Siegermächte des Zweiten Weltkrieges. Frankreich und die Sowjetunion fürchteten ein wiedervereinigtes, mächtiges Deutschland. Auf mehreren Konferenzen gelang es jedoch, die Vorbehalte auszuräumen. Der sowjetische Staats-und Parteichef Gorbatschow stimmte der RZG 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart freie Wahlen, Beseitigung der SEDMitgliedschaft des vereinten Vorherrschaft, Rechtsstaatlichkeit, Deutschlands in der NATO zu. Am 12. Presse-, Meinungs- und Reisefreiheit. September 1990 wurde in Moskau Die Regierung versuchte mit Gesetzen schliesslich der Einigungsvertrag von zu reagieren, doch der Druck wurde zu den vier Siegermächten und den beiden gross. Wegen eines Versehens des deutschen Regierungen unterzeichnet. Regierungsmitglieds Schabowski wurde Mit dem Beitritt der fünf Bundesländer am 9. November die Reisefreiheit der der DDR zur Bundesrepublik DDR-Bürger zu früh bekannt gegeben. Deutschland ist Deutschland seit dem 3. Tausende Oktober wieder ein Staat. Q2 Der DDR-Grenzoffizier Harald Jäger hatte am 9. November 1989 am Grenzübergang Bornholmer Strasse in Ost-Berlin Dienst. Aus einem Zeitungsinterview von 1999: Ich habe sofort mit dem zuständigen Oberst (.) des Ministeriums für Staatssicherheit telefoniert. Der hielt Schabowskis Gestammel für Quatsch. Dann kamen die ersten Leute, die testen wollten, ob es mit der freien Ausreise für jeden DDR-Bürger Q3 Leipzig im Herbst 1989. Einige Tage nach dem ernst gemeint war. Der Posten Mauerfall fordern friedliche Demonstranten «freie am Schlagbaum meldete über Telefon zehn bis zwanzig Leute. Wahlen» und «Wir sind das Volk!». Foto, 13. November 1989 Als ich dort eintraf, waren es schon hundert. Sie kamen mit Autos, zu Fuss und sogar mit der Strassenbahn. Ich dachte in diesem Moment: Warum waren wir nicht vorbereitet? (.) Keine Pässe, nicht mal Stempel. Hätten Sie versucht, einen gewaltsamen Durchbruch zu verhindern? Wir waren alles in allem etwa 50 Leute. Jeder mit einer Makarow-Pistole und je 14 Schuss Munition. In der Waffenkammer standen noch vier Maschinenpistolen mit je drei Magazinen à 40 Schuss. Aber wir dachten nicht mal an Selbstverteidigung. Wann liessen Sie die ersten DDR-Bürger ohne Visum nach 20 RZG 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart West-Berlin? Wir begannen gegen 21.00 Uhr mit der Abfertigung. Wir glaubten ja immer noch, das ginge mit einer geordneten Personenkontrolle. Und was passierte? Die offene Schranke das reichte nicht. Viele Leute kletterten einfach über die Absperrungen. Wir verstanden die Welt nicht mehr. Wozu hatten wir all die Jahre hier gestanden? Anmerkung: Jäger liess anschliessend die Kontrollen einstellen und die Schranke hochziehen. Aufgaben 1. Fasse die Forderungen der Bürgerrechtsbewegung in der DDR zusammen (VT1, VT2). 21 2. Werte das Schaubild D1 mithilfe von VT4 aus. 3. Nimm Stellung zu Harald Jägers Frage in Q2: «Wozu hatten wir all die Jahre hier gestanden?» RZG 22 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart RZG 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart 6 Das Ende des Kalten Krieges Viele Europäer sehen in ihm einen Helden des 20. Jahrhunderts: Michail Gorbatschow. Dank ihm nahm der Kalte Krieg ein Ende. Aber dabei ging der Staat, den er führte, unter: die Sowjetunion. dern. Gorbatschow versicherte ihnen, da die Sowjetunion nicht mehr mit Gewalt dagegen einschreiten würde. So verloren die Diktatoren der Ostblockstaaten den Rückhalt. 1989/90 gab es in allen Staaten des Ostblocks meist friedliche Revolutionen. Nur in Rumänien wurden der Diktator und seine Frau erschossen. Überall wurden Demokratie und Marktwirtschaft angestrebt. Das geteilte Deutschland wurde 1990 wiedervereinigt. Der Warschauer Pakt, das militärische Bündnis der Ostblockstaaten, wurde aufgelöst. Das Ende des Wettrüstens Q2 Der US-Präsident Ronald Reagan und der sowjetische Staats- und Parteichef Gorbatschow bei ihrem ersten Treffen in Genf 1985. Das gegenseitige Versprechen erleichterte die Vereinbarungen zur Reduzierung der Atomraketen. Ein neuer Mann an der Spitze Michail Gorbatschow wurde 1985 zum mächtigsten Mann der Sowjetunion. Nach aussen war dieser Staat eine Supermacht, doch im Inneren zerfiel er: Seit Jahren sank der Lebensstandard, weil die Planwirtschaft nicht funktionierte und zu viel Geld in die Rüstung floss. In den Betrieben wurde mit veralteten Maschinen gearbeitet. Parteifunktionäre verschafften sich selbst Vorteile. Jeder sah das, doch offen darüber sprechen durfte man nicht. Gorbatschow wollte diese Missstände offenlegen und damit auch beseitigen. Die Meinungsfreiheit umschrieb er mit dem Schlagwort «Glasnost» und den Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft mit «Perestroika». Der Ostblock löst sich auf 23 Der amerikanische Präsident Ronald Reagan hatte bereits das Weltall in seine Rüstungspläne einbeziehen wollen. Doch Gorbatschow verzichtete darauf, das Wettrüsten mit den USA fortzusetzen. Stattdessen schlossen die beiden eine Reihe von Verträgen zur Begrenzung der Rüstung ab, ja sogar zur Abrüstung und zu ihrer gegenseitigen Kontrolle. Die Sowjetunion fällt auseinander Gorbatschow wollte ursprünglich nur die sozialistische Wirtschaft reformieren und die Menschen durch mehr Freiheit für das kommunistische System begeistern. Aber die Reformen griffen nicht, die Menschen litten Not und wandten sich gegen die Herrschaft der Kommunistischen Partei. In den einzelnen Sowjetrepubliken entstanden Unabhängigkeitsbewegungen. 1991 zerfiel die Sowjetunion in 15 RZG 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart Gorbatschows Reformen ermutigten die Menschen in den andern Ostblockstaate Meinungsfreiheit und Reformen zu for- unabhängige Staaten. Gorbatschow war ohne Staat und ohne Amt. Nachfolger der Sowjetunion in der UNO wurde der weitaus grösste Staat, Russland. Russland ist auch der flächenmässig grösste Staat der Erde mit vielen Bodenschätzen und mit Atomwaffen. Unter der Präsidentschaft von Putin (seit 1999) strebt Russland danach, die alte Grösse wiederherzustellen. Q2 Aus einer Rede Michail Gorbatschows vor dem Europaparlament, 7. Juli 1989. Diese Rede bestärkte die Reformkräfte in den Ostblockstaaten: Die gesellschaftliche und politische Ordnung hat sich in diesem oder jenem Land in der Vergangenheit verändert und kann sich auch in Zukunft ändern. Das ist jedoch ausschliesslich Sache dieser Völker selbst, ihrer eigenen Wahl. Jegliche Einmischung in die inneren Angelegenheiten, jegliche Versuche, die Souveränität der Völker einzuschränken sowohl vonseiten der Freunde und Verbündeten als auch von sonst jemandem -, sind unzulässig. 3. Beurteile, ob Gorbatschow seine Ziele in der Sowjetunion erreichen konnte (VT4, Q3). 24 RZG Aufgaben 1. Liste auf, welche Missstände Gorbatschow in der Sowjetunion beseitigen wollte (VT1). 2. Fasse zusammen, mit welchen Mitteln Gorbatschow die Modernisierung eines Landes vorantreiben wollte (Lexikonartikel, VT1). 25 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart RZG 26 1945 bis heute Auf dem Weg zur Gegenwart