Arbeitsblatt: Die Nacht im Hotel
Material-Details
didaktisierter Lesetext
Deutsch
Textverständnis
7. Schuljahr
9 Seiten
Statistik
26578
1810
43
07.10.2008
Autor/in
Christine Schwab
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Die Nacht im Hotel Siegfried Lenz 1. Dies sind alles Abläufe, wie sie sich in einem Hotel abspielen. Bringe sie in eine richtige Reihenfolge, in dem du sie mit den Buchstaben a- bezeichnest (a erste Handlung, letzte Handlung in diesem Ablauf) Der Liftboy bringt dich auf die richtige Etage. In der Empfangshalle stellst du dich an die Rezeption und stellst dich vor. Du betrittst durch die Drehtür das Hotel. Du öffnest dein Hotelzimmer und legst dich zum Probeliegen auf das Bett. Du füllst ein Anmeldeformular aus. Dein Gepäck wird vom Portier auf einen kleinen Wagen gelegt und ins Zimmer gebracht. Du bekommst deinen Hotelzimmerschlüssel und alle wichtigen Informationen zum Nacht- und Morgenessen. 2. In der Geschichte, die du lesen wirst, muss sich ein Mann mit einem fremden Gast ein Zimmer teilen. Stell dir vor, auch du müsstest eine Nacht mit einer vollkommen fremden Person verbringen. Wie würdest du dich fühlen? Wieso? entspannt unsicher neugierig verängstigt nervös normal angespannt Textabschnitt 1 Die Nacht im Hotel Siegfried Lenz Der Nachtportier strich mit seinen abgebissenen Fingerkuppen über eine Kladde, hob bedauernd die Schultern und drehte seinen Körper zur linken Seite, wobei sich der Stoff seiner Uniform gefährlich unter dem Arm spannte. «Das ist die einzige Möglichkeit», sagte er. «Zu so später Stunde werden Sie nirgendwo ein Einzelzimmer bekommen. Es steht Ihnen natürlich frei, in anderen Hotels nachzufragen. Aber ich kann Ihnen schon jetzt sagen, dass wir, wenn Sie ergebnislos zurückkommen, nicht mehr in der Lage sein werden, Ihnen zu dienen. Denn das freie Bett in dem Doppelzimmer, das Sie – ich weiss nicht aus welchen Gründen – nicht nehmen wollen, wird dann auch einen Müden gefunden haben.» «Gut», sagte Schwamm, «ich werde das Bett nehmen. Nur, wie Sie vielleicht verstehen werden, möchte ich wissen, mit wem ich das Zimmer zu teilen habe, nicht aus Vorsicht, gewiss nicht, denn ich habe nichts zu fürchten. Ist mein Partner – Leute, mit denen man eine Nacht verbringt, könnte man doch fast Partner nennen – schon da?» «Ja, er ist da und schläft.» «Er schläft», wiederholte Schwamm, liess sich die Anmeldeformulare geben, füllte sie aus und reichte sie dem Nachtportier zurück; dann ging er hinauf. 3. Suche im ersten Abschnitt der Geschichte die Begriffe, die folgendes Bedeuten. Streiche sie an und schreibe neben die passende Definition. Definition Begriff aus dem Text Berufsbezeichnung für eine Job in einem Hotel (Aufgaben: Türen überwachen, Telefondienst, Besucherempfang,) Notizbuch; hier Geschäftsbuch mit den Reservationen der Übernachtungen drin. Raum, der von zwei Personen zur Übernachtung belegt werden kann (2 Betten) Erfassung der persönlichen Daten bei der Ankunft in einem Hotel. Textabschnitt 2 Unwillkürlich verlangsamte Schwamm, als er die Zimmertür mit der ihm genannten Zahl erblickte, seine Schritte, hielt den Atem an, in der Hoffnung, Geräusche, die der Fremde verursachen könnte, zu hören, und beugte sich dann zum Schlüsselloch hinab. Das Zimmer war dunkel. In diesem Augenblick hörte er jemanden die Treppe heraufkommen, und jetzt musste er handeln. Er konnte fortgehen, selbstverständlich, und so tun, als ob er sich im Korridor geirrt habe. Eine andere Möglichkeit bestand darin, in das Zimmer zu treten, in welches er rechtmässig eingewiesen worden war und in dessen einen Bett bereits ein Mann schlief. Schwamm drückte die Klinke herab. Er schloss die Tür wieder und tastete mit flacher Hand nach dem Lichtschalter. Da hielt er plötzlich inne: Neben ihm – und er schloss sofort, dass da die Betten stehen müssten – sagte jemand mit einer dunklen, aber auch energischen Stimme: «Halt! Bitte machen Sie kein Licht. Sie würden mir einen Gefallen tun, wenn Sie das Zimmer dunkel liessen.» 4. Herr Schwamm steht vor der Zimmertür und er hört Schritte von einer Person, die sich ihm nähert. Nun muss er schnell einen Entscheid treffen, was er tun soll. Suche im Text die zwei Möglichkeiten, die ihm geboten werden und schreibe sie hier auf. 1. Möglichkeit: 2. Möglichkeit: 5. Herr Schwamm fühlt sich in dieser Situation nicht gerade wohl. Streiche die Stellen im Text an, die dieses Unwohlsein ausdrücken. Textabschnitt 3 «Haben Sie auf mich gewartet?» fragte Schwamm erschrocken; doch er erhielt keine Antwort. Stattdessen sagte der Fremde: «Stolpern Sie nicht über meine Krücken, und seien Sie vorsichtig, dass sie nicht über meinen Koffer fallen, der ungefähr in der Mitte des Zimmers steht. Ich werde Sie sicher zu Ihrem Bett dirigieren: Gehen Sie drei Schritte an der Wand entlang, und dann wenden Sie sich nach links, und wenn Sie wiederum drei Schritte getan haben, werden sie den Bettpfosten berühren können.» Schwamm gehorchte: Er erreichte sein Bett, entkleidete sich und schlüpfte unter die Decke. Er hörte die Atemzüge des anderen und spürte, dass er vorerst nicht würde einschlafen können. «Übrigens», sagte er zögernd nach einer Weile, «mein Name ist Schwamm.» «So», sagte der andere. «Ja.» «Sind Sie zu einem Kongress hierher gekommen?» «Nein. Und Sie?» «Nein.» «Geschäftlich?» «Nein, das kann man nicht sagen.» «Wahrscheinlich habe ich den merkwürdigsten Grund, den je ein Mensch hatte, um in die Stadt zu fahren», sagte Schwamm. Auf dem nahen Bahnhof rangierte ein Zug. Die Erde zitterte, und die Betten, in denen die Männer lagen, vibrierten. «Wollen Sie in der Stadt Selbstmord begehen?» fragte der andere. «Nein», sagte Schwamm, «sehe ich so aus?» «Ich weiss nicht, wie Sie aussehen», sagte der andere, «es ist dunkel.» 6. In diesem Abschnitt wird das Hotelzimmer etwas beschrieben. Zeichne hier auf, wie du dir die Ordnung im Zimmer vorstellst (Türe, Koffer, Bett) Textabschnitt 4 Schwamm erklärte mit banger Fröhlichkeit in der Stimme: «Gott bewahre, nein. Ich habe einen Sohn, Herr (der andere nannte nicht seinen Namen), einen kleinen Lausejungen, und seinetwegen bin ich hierher gefahren.» «Ist er im Krankenhaus?» «Wieso denn? Er ist gesund, ein wenig bleich zwar, das mag sein, aber sonst sehr gesund. Ich wollte Ihnen sagen, warum ich hier bin, hier bei Ihnen, in diesem Zimmer. Wie ich schon sagte, hängt das mit meinem Jungen zusammen. Er ist äusserst sensibel, mimosenhaft, er reagiert bereits, wenn ein Schatten auf ihn fällt.» «Also ist er doch im Krankenhaus.» «Nein», rief Schwamm, «ich sagte schon, dass er gesund ist, in jeder Hinsicht. Aber er ist gefährdet; dieser kleine Bengel hat eine Glasseele, und darum ist er bedroht.» «Warum begeht er nicht Selbstmord?» fragte der andere. «Aber hören sie, ein Kind wie er, ungereift, in solch einem Alter! Warum sagen sie das? Nein, mein Junge ist aus folgendem Gunde gefährdet: Jeden Morgen, wenn er zur Schule geht – er geht übrigens immer allein dorthin – jeden Morgen muss er vor einer Schranke stehen bleiben und warten, bis der Frühzug vorbei ist. Er steht dann da, der kleine Kerl, und winkt, winkt heftig und freundlich und verzweifelt.» «Ja und?» «Dann», sagte Schwamm, «geht er in die Schule, und wenn er nach Hause kommt, ist er verstört und benommen, und manchmal heult er auch. Er ist nicht imstande, seine Schularbeiten zu machen, er mag nicht spielen und nicht sprechen; das geht nun schon seit Monaten so, jeden lieben Tag. Der Junge geht mir kaputt dabei!» 7. Welche der folgenden Adjektive würdest du gebrauchen, um den Jungen zu beschreiben? Streiche sie an. fröhlich, traurig, sorglos, verspielt, ängstlich, einsam, erfahren, nachdenklich, kindlich, selbständig, still, vorlaut, frech, verzweifelt, ausgelassen, dumm, stolz, unsicher 8. „Dieser kleine Bengel hat eine Glasseele, und darum ist er bedroht Suche diesen Satz im Abschnitt und streiche ihn an Beschreibe in deinen eigenen Worten, was der Vater mit diesem Satz meint. Textabschnitt 5 «Was veranlasst ihn denn zu solchem Verhalten?» «Sehen Sie», sagte Schwamm, «das ist merkwürdig: Der Junge winkt, und – wie er traurig sieht – es winkt ihm keiner der Reisenden zurück. Und das nimmt er sich so zu Herzen, dass wir – meine Frau und ich – die grössten Befürchtungen haben. Er winkt, und keiner winkt ihm zurück; man kann die Reisenden natürlich nicht dazu zwingen, und es wäre absurd und lächerlich, eine diesbezügliche Vorschrift zu erlassen, aber » «Und Sie, Herr Schwamm, wollen nun das Elend Ihres Jungen aufsaugen, indem Sie morgen den Frühzug nehmen, um dem Kleinen zu winken?» «Ja», sagte Schwamm, «ja.» «Mich», sagte der Fremde, «gehen die Kinder nichts an. Ich hasse sie und weiche ihnen aus, denn ihretwegen habe ich – wenn mans genau nimmt – meine Frau verloren. Sie starb bei der ersten Geburt.» «Das tut mir leid», sagte Schwamm und stützte sich im Bett auf. Eine angenehme Wärme floss durch seinen Körper; er spürte, dass er jetzt würde einschlafen können. Der andere fragte: «Sie fahren nach Kurzbach, nicht wahr?» «Ja.» «Und Ihnen kommen keine Bedenken bei Ihrem Vorhaben? Offener gesagt: Sie schämen sich nicht, Ihren Jungen zu betrügen? Denn, was Sie vorhaben, Sie müssen es zugeben, ist doch ein glatter Betrug, eine Hintergehung.» Schwamm sagte aufgebracht: «Was erlauben Sie sich, ich bitte Sie, wie kommen Sie dazu!» Er liess ich fallen, zog die Decke über den Kopf, lag eine Weile überlegend da und schlief dann ein. 9. Welches ist der Grund, weshalb der Vater die Nacht in dem Hotel verbringt? er will Selbstmord begehen er hat am nächsten Tag eine wichtige Sitzung er will den Frühzug nehmen und seinem winkenden Sohn zurückwinken er hat sich mit seiner Frau verkracht 10. Schreibe folgende Sätze fertig: Der fremde Mann hasst Kinder, weil_ Der Junge ist abends traurig, weil Der Fremde spricht vom Plan des Vaters von Betrug. Überlege dir, was er damit meinen könnte. 11. Lies nun den Schluss der Geschichte. Als er am nächsten Morgen aufwachte, stellte er fest, dass er allein im Zimmer war. Er blickte auf die Uhr und erschrak: Bis zum Morgenzug blieben ihm noch fünf Minuten, es war ausgeschlossen, dass er ihn noch erreichte. Am Nachmittag – er konnte es sich nicht leisten, noch eine Nacht in der Stadt zu bleiben – kam er niedergeschlagen und enttäuscht zu Hause an. Sein Junge öffnete ihm die Tür, glücklich, ausser sich vor Freude. Er warf sich ihm entgegen und hämmerte mit den Fäusten gegen seinen Schenkel und rief: «Einer hat gewinkt, einer hat ganz lange gewinkt.» «Mit einer Krücke?» fragte Schwamm. «Ja, mit einem Stock. Und zuletzt hat er sein Taschentuch an den Stock gebunden und so lange aus dem Fenster gehalten, bis ich es nicht mehr sehen konnte.» 12. Fülle die Lucken aus: Der Vater konnte den unmöglich erreichen, da er hatte und nur noch Zeit hatte, zum zu gelangen. Zum Nachdenken 13. Was findest du an dem Schluss besonders gut? Hast du ihn so erwartet? Wie dachtest du, würde das Ende aussehen? Schreibe deine Gedanken auf ein separates Blatt.