Arbeitsblatt: Der Merkantilismus
Material-Details
Geschichtstext mit Bildern und Verständnisfragen
Geschichte
Neuzeit
7. Schuljahr
4 Seiten
Statistik
30949
4623
102
18.12.2008
Autor/in
Micha (Spitzname)
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
R&Z: Absolutismus Der Merkantilismus Wie kann man die Einnahmen des Staates steigern, wenn die Untertanen weitere Steuern einfach nicht mehr aufbringen können, wenn man dem Adel und der Geistlichkeit aber nicht wehe tun will? Der Finanzminister Ludwigs XIV., Jean-Baptiste Colbert, fand auf diese Frage eine Antwort: Der Staat muss versuchen, möglichst viel Geld ins Land zu ziehen, möglichst wenig Geld hinaus zu lassen! In demselben Masse, wie wir das Bargeld im Lande vermehren, erhöhen wir auch die Macht und die Grösse des Staates, sagte Colbert zum König. Bargeld ins Land ziehen konnte man, indem man möglichst viele Waren in das Ausland verkaufte. Also musste man im Inland die Erzeugung von solchen Gütern steigern, die man gut ausführen konnte! Also musste man im Inland das Gewerbe und den Handel fördern: Neue Industrien aufbauen Die Land- und Wasserstrassen ausbauen Einheitliche Masse und Gewichte schaffen Damit das Gewerbe möglichst billig seine Waren herstellen konnte, musste man die Rohstoffe, die es im Lande selbst nicht gab, auch möglichst billig beschaffen. Am billigsten waren die Rohstoffe aus eigenen Kolonien. So setzte Colbert jetzt alles daran, ein mächtiges Kolonialreich aufzubauen. Bei seinem Tode (1683) gehörten der grösste Teil Nordamerikas Kanada und das Stromgebiet des Mississippi sowie Kolonien in Afrika und Asien zu Frankreich. Eine eigene grosse Handelsflotte wurde geschaffen, um die Rohstoffe billig heran zu transportieren. Wie aber konnte das zweite Ziel erreicht werden, möglichst wenig Geld aus dem Lande hinaus zu lassen? -1- R&Z: Absolutismus Man musste verhindern, dass ausländische Waren gekauft wurden. Man musste das Land durch eine hohe Zollmauer vom Ausland abriegeln (oder sogar die Einfuhr von Fertigwaren gänzlich verbieten). Man musste umgekehrt die Ausfuhr von (billigen) Rohstoffen verbieten und diese statt dessen im eigenen Lande zu Fertigwaren verarbeiten. Mit solchen und vielen weiteren Massnahmen leitete Finanzminister Colbert die gesamte Wirtschaft Frankreichs. Wir nennen sein Wirtschaftssystem Merkantilismus (von lateinisch mercator Kaufmann). Es wurde bald von den übrigen absoluten Fürsten Europas nachgeahmt. Die Manufakturen Es galt also, die Produktion von Fertigwaren im Inland zu steigern. Das gelang am besten durch die Errichtung von grossen Betrieben, in denen mehr Waren hergestellt werden konnten als in den kleinen Werkstätten der Handwerker. Solche handwerklichen Grossbetriebe nennen wir Manufakturen. Sie sind die Vorläufer unserer heutigen Fabriken, denn hier arbeiteten jetzt viele Menschen in einer weitgehenden Arbeitsteilung zusammen. Noch aber gab es keine Maschinen alles wurde mit der Hand hergestellt. Colbert richtete staatliche Manufakturen ein. Er förderte aber auch private Kaufleute, die solche Manufakturen errichten wollten, durch Geldzuschüsse und mancherlei Vorrechte. So durften einige von ihnen allein bestimmte Rohstoffe beziehen, bestimmte Waren erzeugen und diese allein verkaufen. Dafür aber kontrollierte und lenkte Colbert auch diese Manufakturen. Was hergestellt wurde, bestimmte der Staat. Die Manufakturen fertigten vor allem Luxuswaren, wie Kutschen, Wandteppiche (Gobelins), Spitzen, Seidenstoffe, Uhren. Oder aber sie waren auf bestimmte Massenerzeugnisse eingestellt, wie Uniformen, Waffen, Werkzeuge. Ein Beispiel: Die Kutschenmanufaktur Im Mittelalter arbeiteten viele Handwerker in getrennten Werkstätten und zu verschiedenen Zeiten an der Herstellung eines Wagens oder einer Kutsche. Die absoluten Herrscher liessen ihre Prachtkutschen, ihre Staatskarossen, in einem grossen Arbeitshaus herstellen, der Kutschenmanufaktur. Hier arbeiteten alle Handwerker nebeneinander, Hand in Hand: der Gestellmacher, der Kastenschreiner, der Drechsler, der Schmied, der -2- R&Z: Absolutismus Schlosser, der Spengler, der Sattler, der Polsterer, der Schneider, der Maler, der Lackierer, der Vergolder, der Glaser, der Leuchtenmacher. Die Kutschen wurden in einem durchgehenden Arbeitsgang hergestellt. Da ein grosser Bedarf an solchen Prunkgefährten bestand, wurde gleichzeitig an vielen Kutschen gearbeitet. So hatte jeder Handwerker immerfort zu tun und konnte sich auf einem Teilgebiet seines Handwerks immer mehr vervollkommnen: Er spezialisierte sich. So konnte er auch mehr schaffen als früher. Manufakturen verändern die Arbeitswelt Die Manufakturen brachten einen Fortschritt in der Erzeugung von Gütern. Sie veränderten auch das Wirtschaftsleben. Bisher hatten die Handwerker einzelne Bestellungen ausgeführt („Bedarfsdeckungswirtschaft). In den Manufakturen wurde auf Vorrat gearbeitet; man warb um neue Käufer und Verbraucher und weckte damit auch neue Bedürfnisse des Menschen (Bedarfsweckungswirtschaft). Die Errichtung und Erhaltung einer Manufaktur erforderte viel Geld, viel „Kapital – weit mehr als die eines Handwerksbetriebes. Die Errichtung und Erhaltung einer Manufaktur erforderte viel Organisation, Planung, Aufsicht. Über den arbeitenden Handwerker schob sich damit der Inhaber und Leiter einer Manufaktur, der Unternehmer. Und die Handwerker in diesen Arbeitshäusern? Ihre Arbeitswelt veränderte sich in vielerlei Hinsicht. Der einzelne sah in seinen Händen nicht mehr ein fertiges Werk entstehen wie beim Zunfthandwerk. Er stellte immer wieder nur einzelne Teile her, und diese Spezialisierung bedeutete auch Eintönigkeit in der Arbeit. Er verkaufte seine Arbeitskraft gegen Lohn. Der Handwerker wurde zum Arbeitnehmer, zum Rädchen in einer grossen, vielfältigen Maschine. Zur Zeit der absoluten Fürsten waren die Manufakturen Ausnahmen. Noch arbeiteten die meisten Menschen in der Landwirtschaft oder in den kleinen Handwerksbetrieben. Aber die Manufakturen sind doch schon Vorboten unserer heutigen Arbeitswelt! Fragen Aufträge: 1) 2) 3) 4) Das Wort Manufaktur kommt aus dem Lateinischen: „manu mit der Hand; „factus gemacht. Welcher Unterschied zur modernen Fabrik wird also besonders betont? Aus welchen Gründen war in den Manufakturen eine Steigerung der Produktion möglich? Gib die Unterschiede zwischen dem mittelalterlichen Handwerker und dem Arbeiter in der Manufaktur an. Zeichne dazu folgende Tabelle mit den dazugehörigen Kriterien: Kriterium Handwerker Arbeiter der Manufaktur Arbeitsplatz zu Hause in der Manufaktur Eigen-ständigkeit Vollendung des Werkes was wird verkauft? Abwechslung Liste die Förderungsmassnahmen sowie die Verbote des merkantilistischen Wirtschaftssystems auf. -3- R&Z: Absolutismus -4-