Arbeitsblatt: Interview mit Martin Suter
Material-Details
Ein Interview mit Martin Suter (gekürzt), in welchem er Auskunft über seine Themenwahl und seinen "Job" erteilt.
Dazu Bearbeitungsfragen.
Lösungen gem. Interview
Deutsch
Leseförderung / Literatur
9. Schuljahr
3 Seiten
Statistik
35586
603
8
25.02.2009
Autor/in
Sandro Santschi
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Nichts für Kaltduscher! „.dass ich nicht viel übrig habe für Kaltduscher. (Martin Suter, 2004) Interview mit Martin Suter: DATUM Nr 01/04 (gekürzt) Der Schweizer Bestsellerautor Martin Suter im Gespräch über wahre Liebe peinliche Anmachmethoden, Schreibblockaden schöpferische Rituale, alte 68er neue Rechte. Interview: Nina Weissensteiner Vom selbst gewählten Exil aus landet der Schweizer Schriftsteller Martin Suter einen Bestseller nach dem anderen. Im Zwei-Jahres-Rhythmus legt der frühere Werber, der abwechselnd auf Ibiza und in Guatemala lebt, seine Bücher vor, die er nicht als Krimis, sondern als „Romane mit einem Geheimnis verstanden wissen will. „Wenn ich an einem Buch bin, sagt Suter, „arbeite ich wie ein Büroangestellter, außer dass ich es auch noch am Wochenende tue. (.) Was war die kurioseste Verzweiflungstat, die Sie je gesetzt haben, um bei einer Frau anzukommen? Ein alter Schulfreund aus meiner Zeit im zweisprachigen Freiburg erzählt, ich hätte als frisch aus Zürich importierter Deutschschweizer die französischsprachigen Mädchen mit einem Liliput-Wörterbuch in der Hand angemacht. Das waren diese winzigen roten Büchlein, die man eigentlich zum Spicken in der Schule benutzte. Gibt es die noch? Oder spickt man heute elektronisch? Peinlich war es schon, dieses „erst nach Worten und dann nach deren Übersetzung Suchen. (.) Die Helden Ihrer bisherigen Bücher schlugen sich mit Gedächtnisstörungen herum: Der Frühpensionist Konrad Lang aus „Small World leidet an Alzheimer, der Wirtschaftsanwalt Urs Blank aus „Die dunkle Seite des Mondes kommt von einem Pilz-Trip nicht mehr herunter, der Journalist Fabio Rossi in „Ein perfekter Freund hat eine Amnesie, nachdem ihm eine über den Kopf gebraten worden ist Was mich interessiert, ist die Veränderung des Protagonisten im Laufe einer Geschichte. Faszinieren tut mich diese erst, wenn sie nicht freiwillig ist. Die radikalste Art einer unfreiwilligen Persönlichkeitsveränderung ist die neurologische. (.) Wie penibel haben Sie die Erkenntnisse über die psychedelischen Auswirkungen von Magic Mushrooms und den Rinderwahn-Erreger BSE recherchiert, um dann „Die dunkle Seite des Mondes beziehungsweise „Ein perfekter Freund schreiben zu können? Sie wollen wissen, ob ich psychedelische Pilze probiert habe? Meine Standardantwort lautet: Wenn Sie finden, es klinge so, betrachte ich es als Kompliment. Meine Lieblingsantwort aber lautet: Ein Schriftsteller sollte vor allem Dinge beschreiben können, die er nicht selbst erlebt hat. Aber er sollte nicht über Dinge schreiben, über die er nichts weiß. Deswegen bin ich ein genauer Rechercheur. Nur dürfen sie sich das nicht chronologisch vorstellen, erst recherchieren, dann schreiben. Das greift bei mir ineinander. Ich weiß aus meiner Zeit als Autor für das deutsche Monatsmagazin GEO, wie sehr einen ein Berg von Recherchen lähmen kann. Deshalb halte ich diesen am Anfang klein und recherchiere beim Schreiben laufend das, was ich gerade wissen muss. Dabei kann es passieren, dass das Resultat einer Recherche Einfluss auf die Geschichte nimmt. (.) Heute leben Sie im Sommer auf Ibiza, im Winter in Guatemala. Muss man sich den Blick von Ihrem Arbeitsplatz aus so vorstellen wie die Schlusseinstellung bei „Geri Weibel: nichts als Meer und Sandstrand, und mittendrin eine kleine Bar und ein Bootssteg? Das Meer sehe ich von keinem meiner Arbeitsplätze. In Panajachel in Guatemala blicke ich auf einen tropischen Garten, der aber fünfzehnhundert Meter über dem Meer liegt. Und auf Ibiza ahne ich bei gutem Wetter das Meer als einen Silberstreifen am Horizont. Näher gehe ich selten ran, ich bin keine Wasserratte. Aber der Rückzugsort von Geri Weibel ist schon ein wenig inspiriert von der karibischen Küste Guatemalas, da haben Sie Recht. Laufen Sie dort auch in ausgebeulten Bermuda-Shorts herum? In Guatemala nie, aber auf Ibiza könnten Sie mich an heißen Tagen tatsächlich in Shorts erwischen. Aber im Grunde meines Herzens hasse ich bequeme Kleidung. Warum? Ich weiß nicht. Vielleicht, weil sie träge macht. Bequeme Kleidung verwischt die Grenze zwischen im Bett liegen und aufgestanden sein. Am liebsten würde ich mich auch noch zum Abendessen umziehen und im Haus eine Krawatte tragen. Aber damit käme ich bei meiner Frau nicht durch. Kürzlich war ich auf Ibiza im Supermarkt. Ich kam mir vor, als ob ich der einzige im ganzen Markt war, der gewaschen und rasiert war und keinen verfilzten Jogginganzug trug. Sie gelten als Feinspitz, der gerne kocht. Was servieren Sie denn so? Das klingt, als wäre ich einer der Männer, die ab und zu die Kelle schwingen, sich dafür anbeten lassen und die Küche in Trümmer legen. Nein, ich bin einfach derjenige, der die täglichen Mahlzeiten zubereitet. Auf Ibiza koche ich das, was der Garten hergibt. Eine Herausforderung, denn man muss sich der Tomatenschwemme, der Bohnenschwemme, der Salatschwemme, der Auberginenschwemme stellen, ohne dass es langweilig wird. Aber ich koche auch gerne nach einer Anleitung in einem Kochbuch. Im Moment am liebsten möglichst komplizierte Currys. Ihr Aussteigerkonzept funktioniert offensichtlich Es gab nie ein Aussteigerkonzept! Ich nütze einfach die Möglichkeiten, die mir mein Beruf und der Cyberspace geben, nämlich Ersteren auszuüben, wo es mir gefällt. Von Ihren Exilen aus landen Sie einen Bestseller nach dem anderen. Kennen Sie überhaupt so etwas wie eine „Schreibblockade? Ich glaube nicht an die Schreibblockade. Der erste Satz sitzt in Ihren Büchern immer perfekt. Zum Beispiel in „Small World: „Als Konrad Lang zurückkam, stand alles in Flammen, außer dem Holz im Kamin. Wie lange feilen Sie an so etwas? Ich gebe es zu: Der erste Satz ist mir wichtig. Aber ich feile nicht lange daran herum. Ich schreibe ihn und lasse ihn dann stehen. Aber es kann natürlich vorkommen, dass ich ihn im Laufe der Arbeit ändere. Der erste Satz in „Lila, Lila gefällt mir übrigens auch. Das Buch beginnt nämlich mit einem letzten Satz. Eigentlich wollte ich abwarten, ob jemand von selber darauf kommt, aber jetzt ist es raus. Aber ein Erfolg versprechendes Schreibritual haben Sie schon? Manchmal brauche ich eine Mütze zum Schreiben. Nicht so etwas Aufwändiges, wie Daniel Düsentrieb trägt, einfach eine gewöhnliche Baseballmütze. Das Tragen einer Baseballmütze schärft bei Ihnen die Konzentration? Komischerweise schon. Vielleicht liegt es an dem Schild, das die Gedanken und Blicke am Abschweifen hindert. Ich weiß nicht, ob es auch mit einer Zipfelmütze funktionieren würde. Müssen Sie mal ausprobieren. (.) Was halten Sie von den Krimis Ihres Landmannes Friedrich Dürrenmatt? Dürrenmatts Krimis liebe ich. Sie sind, wie auch die von Simenon und Friedrich Glauser, der Beweis dafür, dass der Plot nicht so wichtig ist, wenn die Sprache, die Figuren und die Atmosphäre stimmen. Auf dieses hohe Seil habe ich mich bisher nicht gewagt. Wird es in Ihrem nächsten Buch wieder um etwas Abgründiges gehen? Es wird wieder von der Frage ausgehen: Was wäre wenn? und hoffentlich die Leser mit der Antwort ein bisschen bestätigen und ein bisschen überraschen. (.) Beantworte zum Interview die folgenden Fragen: 1. Was ist ein Liliput-Wörterbuch? Zu welchen Zwecken hat Suter es benutzt? 2. Was fasziniert Suter an den neurologischen Persönlichkeitsveränderungen? 3. Wie geht Suter bei seinen Recherchen vor? Wie wichtig sind für ihn gute Recherchen? 4. Was hält Suter von bequemer Kleidung? Warum? 5. Was denkt Suter über Schreibblockaden? 6. Was sagt Suter über die Opener seiner Werke? 7. Was fasziniert Suter an Dürrenmatts Werken?