Arbeitsblatt: Pit kommt zu einem Hund

Material-Details

Text zum Textverständnis mit Aufgaben
Deutsch
Textverständnis
7. Schuljahr
4 Seiten

Statistik

38335
3554
40
10.04.2009

Autor/in

Mario Bokstaller
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Pit kommt zu einem Hund Pit hatte eine Zahnlücke und konnte über die Schulmauer spucken, einen Handstand machen und bis 50 unter Wasser bleiben, wenn man sehr schnell zählte. Pit war das, was Erwachsene eine Katastrophe nennen. Sie wagten kaum, dorthin zu schauen, wo Pit gerade stand. Eigentlich stand er gar nicht, sondern balancierte auf einem Bein und juckte sich. Was hast du nur? fragten sie. Ich habe Ungeduld, erwiderte Pit. Er hasste Antworten und fragte lieber selbst, so dass sein Vater sagte: Ich bin kein wandelndes Lexikon. Was ist ein Lexikon? Wo was drinnen steht, was du nicht weisst. Das muss aber ein dickes Buch sein. Pit war das einzige Kind eines einzigen Vaters und einer einzigen Mutter. Er ging in die zweite Klasse der Volksschule und konnte ein Ei malen, dass jedes Huhn vor Neid erblassen musste. Schon sehr lange wünschte er sich einen Hund, und zwar einen richtigen mit richtigen Zähnen. Frau Besen, die zwei Stockwerke tiefer wohnte, hatte einen Hund, der Caesar hiess und beinahe ein Pudel war. Das ist kein Hund, sondern ein Kopfkissen, sagte Pit. Auch sah er Frau Besen sehr ähnlich. Daraufhin nannte Pit sie Tante Caesar. Ob sie auch bellen kann? Wie willst du denn einen Hund ernähren? fragte die Mutter. Ach, der frisst sich schon durch. Und wenn wir verhungern? Dann geht der Hund für uns auf die Jagd. Pit bettelte und bettelte. Wenn ich doch einen Hund hätte, wenn ich doch, wenn ich. Pit, der tagsüber keine Furcht kannte, zitterte jede Nacht vor Angst. Eine Schar kleiner Männchen hüpfte auf seiner Bettdecke umher, starrte ihn grimmig an und streckte ihm die Zunge heraus. Pit schloss die Augen, aber die Männchen gingen nicht weg. Verschwindet! schrie er, und die Mutter rannte besorgt in sein Zimmer. Was fehlt dir? Hier sind kleine Männchen. Wo? fragte die Mutter. Die kann nur ich sehen. Die kleinen Männchen kamen jede Nacht. Pit machte kein Auge zu. Ich brauche einen Hund. Der frisst sie auf. Der Vater jedoch hatte einen besseren Einfall. Er hängte das Bild eines dicken Polizisten über das Bett seines Sohnes und sagte: Wenn sie wiederkommen, wird sie der Polizist verhaften. Aber Pit hängte das Bild wieder ab und warf es in die Mülltonne. Als ihn sein Vater fragte, ob die kleinen Männchen wieder dagewesen wären, erwiderte Pit: Ja, sie haben den Polizisten verhaftet. Ich muss einen Hund haben. Wir haben keinen Platz in der Wohnung. Ach Paps, der Hund kann in meinem Bett schlafen. Da kriegst du Flöhe. Die schenke ich weiter. Pit bekam einen Hund, er sah auch keine kleinen Männchen mehr, aber dafür träumte er von Hunden, die so gross waren, dass, wenn sie bellten, die Schule zusammenstürzte. Aber wie das so ist, man wünscht sich etwas mit aller Macht, und gerade in dem Augenblick, in dem man den Wunsch schon fast vergessen hat, geht er in Erfüllung. Genauso erging es Pit. Eines Mittags, als die Uhren zwölf schlugen, traf Pit auf der Strasse einen herrenlosen Hund, bei dem er nicht sicher war, ob der Kopf vorne oder hinten sass. Es war ein langhaariger Hund, grösser als ein Dackel und kleiner als ein Pudel. Pit pfiff auf den Fingern und der Hund hob den Kopf, überraschenderweise dort, wo Pit den Schwanz vermutet hatte. He! schrie Pit, aber er hätte wissen müssen, dass Hunde nicht reden können. Der Hund hob für einen Augenblick die haarigen Ohren und bellte. Es war die schönste Stimme, die Pit je bei einem Hund gehört hatte. Er ging vorsichtig auf das Tier zu und streckte seine Hand aus. Sofort begann der Hund mit dem Schwanz zu wedeln oder war es der Kopf? Pit wusste immer noch nicht, wo der Kopf und wo der Schwanz sass. Erst als der Hund nach seiner Hand schnappte, wusste er Bescheid. Du Feigling, schrie er, meinte aber sich selbst. Als er mit zitternden Knien weiterging, sah er über seine Schulter hinweg, wie ihm der Hund folgte. Wenn er stehenblieb, blieb auch der Hund stehen. Das Schauspiel wiederholte sich, bis sie vor die Haustüre gekommen waren. He! sagte Pit, und der Hund bellte nicht mehr. Er trottete hinter Pit die Treppe hoch und schnupperte an den Stufen. Wo hast du den Hund her? fragte die Mutter. Wir sind uns auf der Strasse begegnet, antwortete ihr Sohn und streichelte den Hund, der es ruhig geschehen liess. Der geht ja rückwärts, rief die Mutter verwundert aus. Nein, der tarnt nur seinen Kopf. Wie heisst er denn? Struwwelpaul. Warum nicht Struwwelpeter? Den gibt schon. Der Vater war höchst erstaunt, als er nach Hause kam und auf seinem Sessel ein neues Kissen fand, das gar beissen konnte. Das ist Struwwelpaul, erklärte Pit und spreizte die Beine. Und wer ist das? Das ist mein Hund. Der Vater liess sich nur schwer bewegen, Struwwelpaul wenigstens für eine Nacht dazubehalten. Nicht länger. Wenn irgend etwas passiert, trägst du die Schuld, sagte er, und noch in derselben Nacht geschah sehr viel. Struwwelpaul sollte auf einer Matte im Gang schlafen. Er dachte aber nicht daran und jaulte, bis ihn der Vater ins Bad sperrte. Dort sprang Struwwelpaul in die Badewanne und kam nicht mehr heraus. Ein wütendes Gekläff schallte durch die Wohnung. Der Vater stürzte mit wehendem Nachthemd herbei und befreite Struwwelpaul aus einem Handtuch, in das er sich verbissen hatte. Ich werfe ihn auf die Strasse. Pit schlich aus seinem Zimmer zu der Stätte des Unheils, wo ihn der Hund schwanzwedelnd begrüsste. Ich nehme ihn in mein Zimmer. Der Vater hatte schon die Wohnungstür geöffnet. Er ist doch fremd hier, klagte Pit. Der Vater schimpfte noch eine Weile, dann liess er seinem Sohn den Willen. Struwwelpaul folgte Pit mit hängenden Ohren. Wer jedoch glaubt, damit wäre alles gut gewesen, irrt sich sehr, denn kaum waren die beiden im Zimmer, sang Struwwelpaul ein Schlaflied, dass selbst Caesar aufgeweckt wurde und das wollte was heissen. Pit hatte einmal gehört, dass der Mond die Hunde zum Gesang verleite und er zog den Vorhang noch fester zu, aber Struwwelpaul musste den Mond in den Knochen spüren, er bellte aus Leibeskräften. Pit wollte ihm die Schnauze zuhalten, ergriff jedoch in der Hast den Schwanz, und das Bellen wurde noch lauter. Die Mutter riss die Tür auf und sah, wie sich ihr Sohn mit dem Hund auf dem Boden wälzte. Ich glaube, er ist ein Mondanbeter, sagte Pit atemlos und stand auf. Struwwelpaul kroch unters Bett und knurrte. Auch diesmal setzte sich Pit mit Erfolg für seinen Freund ein. Jetzt ist er muckshundestill. Hörst du, er schläft schon. Was aber wie ein Schnarchen klang, waren die Geräusche, die Struwwelpaul beim Zerreissen der Schuhe machte, die Pit jeden Abend unters Bett stellte. Für sie kam jede Hilfe zu spät. Pit knipste das Licht aus und hoffte, dass sich Struwwelpaul in der Dunkelheit beruhigen würde. Er sprang ins Bett und lauschte. Ein Knurren, Reissen und Kratzen ertönte. Wieder sprang Pit auf. Diesmal waren es seine Hose und sein Hemd, die in Fetzen herumlagen. Struwwelpaul hockte auf allen vieren da und schaute Pit aus halb verdeckten Augen an. Er schien glücklich zu sein, sehr glücklich. Wahrscheinlich hat er noch Hunger, dachte Pit und schlich in die Küche, um ein Stück Brot zu holen. Als er zurückkam, lag Struwwelpaul im Bett. Sein Fell zitterte behaglich. Pit kroch neben ihn unter die Bettdecke und versuchte, seinen Nachbarn aus dem Bett zu stossen. Struwwelpaul stemmte die Pfoten auf. So konnte das nicht weitergehen, aber es ging so weiter. Pit schlief erschöpft ein, neben ihm rumorte der nach Strasse stinkende Struwwelpaul, der erst dann einschlief, als er das Federbett aufgerissen hatte, so dass die Federn im Zimmer herumflogen. Am nächsten Morgen schloss Pit gleich wieder die Augen, als er das Unheil sah. Struwwelpaul schlief am Fussende und hatte eine Pfote über den Kopf gelegt. Pit schlug die Augen zum zweiten Male auf, aber noch immer hatte er nicht den Mut aufzustehen. Struwwelpaul hatte seinem Namen Ehre gemacht, das ganze Zimmer war zerstruwwelt. Als die Mutter ihren Sohn wecken wollte, schrie sie auf und taumelte zurück. Was ist denn hier geschehen? Struwwelpaul hat nach einem Schatz gegraben, stammelte Pit, der sich nicht sehr wohl in seiner Haut fühlte. In deiner Hose? fragte die Mutter. Überall. Der Vater stürmte mit Rasierseife auf der Wange in das Zimmer. Ich zähle bis drei, wenn dann der Hund nicht verschwunden ist, geschieht ein Unglück. Aber Struwwelpaul konnte nicht zählen und gähnte. Er hatte ein weissgefiedertes Fell, jedoch machte der Vater nicht viel Federlesens und jagte ihn auf die Strasse. Pit musste in seinem Sonntagsstaat in die Schule gehen. Als er wieder nach Hause kam, sass Struwwelpaul vor der Tür und wedelte mit dem Schwanz. He! schrie Pit entgeistert. Wenn ich dich mit hochnehme, geht es uns schlecht. Struwwelpaul verstand die menschliche Sprache immer noch nicht und schlich sich hinter seinem Freund die Treppe hoch. Er wich Pit nicht mehr von der Seite. Da siehst du, er ist mein Freund. Aber so viele Hemden und Hosen haben wir gar nicht, um ihn satt zu füttern, sagte die Mutter. Mit der Zeit gewöhnte sich Struwwelpaul auch an Hundekuchen und Knochen. Schliesslich ging sogar Vater mit ihm spazieren. Pit hatte endlich einen Hund. Ihr müsst beide zum Friseur, sagten die Leute auf der Strasse. Wir tarnen uns, erwiderte Pit, der Struwwelpaul sehr ähnlich geworden war, und konnte vor Stolz kaum laufen. ARBEITSAUFGABEN ZUM TEXT 1. Wie wird Pit beschrieben? 2. Schildere das Aussehen des Hundes! 3. Schreibe auf, was der Hund alles anstellt! 4. Mit welchen Mitteln hat Pit wohl seinen Vater überzeugt? 5. Hättest Du Deinen Vater ebenfalls überzeugen können? 6. Hat Dir die Geschichte gefallen? Begründe!