Arbeitsblatt: Transatlantischer Sklavenhandel

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Textdidaktiserter Artikel mit Karten und Bildmaterial
Geschichte
Neuzeit
8. Schuljahr
6 Seiten

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1745
40
09.06.2009

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Land: Schweiz
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Textauszüge aus dem Inhalt:

Porträt: Der transatlantische Sklavenhandel Sklaven für Amerika Der transatlantische Sklavenhandel begann noch vor der eigentlichen Entdeckung Amerikas in den Jahren 1441 und 1444, als portugiesische Schiffe erste nordafrikanische Berber und Schwarzafrikaner nach Südportugal verschleppten. Es war der Anfang einer der größten Völkerverschleppungen aller Zeiten. Im 16. Jahrhundert etablierte sich ein ausgeklügeltes Handelsnetz, mit dessen Hilfe die europäischen Seemächte systematisch die Versklavung von Millionen Schwarzafrikanern betrieben, zur Bewirtschaftung der Kolonien in der Neuen Welt. Sklavenhandel an der afrikanischen Westküste Sklaverei in der Neuen Welt Als die Entdecker und Eroberer in der Neuen Welt landeten, trafen sie nicht auf unbewohntes Land. Auf dem amerikanischen Kontinent lebte die indianische Bevölkerung. Die Indianer wurden von den Europäern im großen Stil versklavt, starben unter den katastrophalen Bedingungen der Zwangsarbeit in den Minen und auf den Feldern und fielen den von den Eroberern eingeschleppten Krankheiten wie Masern, Pocken und Typhus millionenfach zum Opfer. Die amerikanischen und karibischen Länder starben buchstäblich aus. Im Jahr 1501 erteilten die spanischen Könige Ferdinand von Aragon und Isabella von Kastilien daraufhin den Siedlern der Neuen Welt die Erlaubnis, neue Arbeitskräfte in Form von schwarzen Sklaven zu importieren. Schnell breitete sich diese Praxis auf sämtliche europäische Kolonien und Inseln in Südamerika, Mittelamerika und in der Karibik aus. Die Sklaverei wurde ein wichtiger, sogar sehr lukrativer Wirtschaftszweig. Der Dreieckshandel Über den Atlantik hinweg entwickelte sich ein Handelsverkehr von gewaltigen Ausmaßen im Dreieck von Europa, Westafrika und der Karibik. Die europäischen Großmächte rüsteten Schiffe aus, beladen mit Waffen, Pulver, Textilien, Pferden, Alkohol, Silber, Tabak, Zucker und Manufakturwaren. Die Schiffe fuhren die westafrikanischen Küsten an, wo sie mit Stammesfürsten die mitgeführten Waren gegen Sklaven eintauschten. In einer zweiten Etappe steuerten die mit Sklaven beladenen Schiffe Amerika an, wo die Sklaven in der Neuen Welt zu höchstmöglichen Preisen verkauft wurden. Erneut beluden die Kaufleute ihre Schiffe, diesmal mit den begehrten Rohstoffen aus den Kolonien: Tee, Kaffee, Zucker, Baumwolle, Tabak, Gewürze und Edelmetalle. Erneut stachen die Händler dann in See und traten die Heimkehr nach Europa an. Dieser transatlantische Sklavenhandel war zugleich ein transnationales Geschäft; bevor Nationen entstanden, waren es die mächtigen europäischen Monarchien, die das hochprofitable Geschäft mit den Sklaven systematisch förderten: Portugal, England/Großbritannien/USA, die Niederlande, Frankreich, Spanien, Dänemark, Brandenburg-Preußen und Schweden. Ausmaße des Sklaventransfers Der transatlantische Sklavenhandel erstreckte sich über einen Zeitraum von 350 bis 400 Jahren. Trotz des britischen Verbotes des Sklavenhandels 1808 und der Bestätigung dieses Verbotes durch den Wiener Kongress 1815 dauerte er noch bis etwa 1870. In den fast 400 Jahren der atlantischen Sklaverei kamen etwa zehn bis zwölf Millionen verschleppte Schwarzafrikaner lebend in Amerika an. Vier bis fünf Millionen Sklaven wurden auf die Inseln der Karibik verbracht, 3,5 bis fünf Millionen gelangten nach Brasilien und eine halbe Millionen Sklaven wurden in die USA verkauft. Doch die Dunkelziffer der systematischen Deportation liegt bei weitem höher. Schätzungen gehen von etwa 40 Millionen Afrikanern aus, die verschleppt und versklavt wurden. Doch nur jeder Vierte der versklavten Menschen überlebte die Gefangennahme in Afrika, die Torturen der Verschleppung vom Inneren Afrikas an die Küsten und schließlich die grausamen Strapazen der Überfahrt. Die verschleppten und verkauften Menschen wurden während der Überfahrt auf den Schiffen auf engstem Raum buchstäblich wie Fracht gestapelt. Neben psychische Belastungen und seelisches Leid traten medizinische Unterversorgung, Seekrankheit, Hunger und Durst. Die Sklaven wurden angekettet und geschlagen, kauerten in ihren Exkrementen und vegetierten vor sich hin. Viele von ihnen wurden schwerkrank, viele überlebten die Torturen der Überfahrt nicht. Im ernsten Krankheitsfall und bei Ansteckungsgefahr wurden sie von ihren Peinigern oft einfach über Bord geworfen. Leben in der Sklaverei Überlebten die Sklaven die unsäglichen Bedingungen der Überfahrt, erwartete sie ein ungewisses Schicksal auf den Zuckerrohrfeldern der Karibik, auf den Tabakplantagen Virginias oder den Reisfeldern South Carolinas. Wenn die Sklavenschiffe die amerikanischen Kolonien und Stützpunkte erreichten, wurden die Sklaven durch den Schiffsarzt aufgefrischt. Den Sklaven wurde vitaminreiche Kost zugeteilt, Haare und Bart geschnitten und die Körper mit Palmöl eingerieben. Wunden und körperliche Makel wurden übermalt, ein Vorgang den man Bleiche nannte. Grundsätzlich gab es drei Arbeitsbereiche, in die die Sklaven dann meistbietend verkauft wurden: Erstens die rurale Sklaverei, das heißt Sklaven, die in der Landwirtschaft und Plantagenbewirtschaftung eingesetzt wurden. Zweitens die urbane Sklaverei, das heißt Sklaven, die im Haushalt, in Handwerksberufen, im Hafenwesen und Transportgewerbe zur Arbeit genötigt wurden. Ein drittes Arbeitsfeld war der Bergbau. Sklaven bedienen eine Zuckerrohrmühle in Brasilien Unwürdige Lebensbedingungen Die Lebensbedingungen der Sklaven unterschieden sich oft erheblich, hingen von Zeit und Ort der Sklaverei sowie vom jeweiligen Herren oder der Herrin ab. Generell stellte die Plantagensklaverei auf den Zuckerrohr- und Baumwollfeldern die härteste Erscheinung der Versklavung dar. Allerdings existierte auf den Plantagen wiederum die fortgeschrittenste Arbeitsorganisation. Zuweilen gab es einen criollero – eine Art Kindergarten für Sklavenkinder, es existierte eine medizinische Grundversorgung wie etwa Pockenschutzimpfungen, auch Möglichkeiten der Weiterbildung für treue Sklaven wurden mitunter angeboten. Doch Gewalt war die Grundvoraussetzung einer Gesellschaft, die zwischen Sklaven und Nichtsklaven unterschied. Sklaven wurden bis zur Erschöpfung ausgebeutet, Misshandlungen und Bestrafungen waren allgemein üblich. Markieren mit dem Brenneisen, Auspeitschen, Fesselung, Hunger, Durst und Verstümmelung – die Rechtlosigkeit der Sklaven öffnete der Misshandlung Tür und Tor. Ob und mit wem Sklaven als Paar zusammenleben durften oder mussten, entschied ihr Besitzer, der grundsätzlich ein ökonomisches Interesse daran hatte, dass seine Sklaven sich reproduzierten, da die in die Sklaverei geborenen Kinder automatisch in seinen Besitz übergingen. Besitzer konnten ihre verdienten und treuen Sklaven aber auch freilassen. Und manchmal gelang es einem Sklaven auch, einen Beruf oder ein Handwerk zu erlernen und mit der Billigung seines Besitzers Geld zur Seite zu legen, um sich eines Tages freizukaufen. Bis heute wirkt bei den Menschen in Afrika das Trauma der 400 Jahre währenden millionenfachen Deportation nach.