Arbeitsblatt: Afghanistan in Hollywood
Material-Details
Kino im Kalten Krieg
Fallbeispiel Rambo III
Text mit Analyse-Fragen und Links zu Videos (youtube)
Geschichte
Neuzeit
12. Schuljahr
2 Seiten
Statistik
43145
631
2
28.07.2009
Autor/in
spitznämli (Spitzname)
Land: Österreich
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Kino im Kalten Krieg. Kino für den Kalten Krieg? Dass die Themen des Kalten Krieges rasch ihren Niederschlag im Kulturbetrieb, vor allem auch in der Literatur und im Film fanden, ist wenig überraschend, da die Auseinandersetzung der Systeme von Beginn an eben auch ein Kampf der „Kulturen war. Die Mechanismen und Inhalte der Auseinandersetzung wurden rasch selbst zum Sujet, wobei Literatur und Filme erstaunlich präzise den Konjunkturen des Kalten Krieges folgten. Im Publikum fand dies durchaus Anerkennung, wie die Verkaufszahlen von einigen Büchern, aber auch die hohen Besucherzahlen bei einschlägigen Cold War Movies zeigen. In der amerikanischen Spielfilmproduktion markierte das Jahr der Ersten Berlinkrise den Übergang zum Genre der Cold War Movies, als 1948 mit BerlinExpress der letzte prosowjetische und mit The Iron Curtain der erste deutlich antikommunistische Streifen in die Kinos kam. Hollywood begann nun Dutzende solcher Filme zu pro duzieren. Filme wie Married Communist aus dem Jahr 1950 griffen paranoide Ängste vor Unterwanderung und Invasion auf. Regisseur Robert Stevenson setzte in diesem Streifen ganz auf Motive des Gangsterfilms. Der Film zeigt die Kommunistische Partei der USA als gewissenloses Verbrechersyndikat, das für seine Ziele buchstäblich über Leichen geht. Hauptdarsteller Robert Ryan verkörpert einen von der CPUSA zur Mitarbeit gepressten Amerikaner. Auch in dem berühmten Film The Day the Earth Stood Still (1950) fanden sich gebündelt die Furcht vor Invasion und technischer Überlegenheit sowie das Gefühl eines permanenten Belagerungszustands. Zahlreiche Filme basierten auf zum Teil schon vorher erfolgreichen Büchern. Die berühmten «James Bond007» Filme, wie From Russia with Love (1963), folgten weitgehend den seit 1953 publizierten Romanen des britischen Autors Ian Fleming. Sie reproduzierten ebenso kontinuierlich die Fronten des Kalten Krieges wie die gleichfalls populären Filmvorlagen von John Le Carre (The Spy who Came in from the Cold, 1963/66). Wie minutiös das Kino den Kalten Krieg abbildete, ist nicht zuletzt daraus ersichtlich, dass selbst die Entspannungsphasen ihren Niederschlag fanden. 1977 spielte Charles Bronson im USThriller Telefon einen KGBOffizier, der in die USA geschickt wird, um «Schläfer», die im Ernstfall für Sabotageeinsätze hinter den feindlichen Linien aktiviert werden sollten, auszuschalten, nachdem die Supermächte zur Verständigung übergegangen waren. Darüber hinaus wurden mit der Populari sierung des Fernsehens auch immer mehr Serien zum Thema produziert. Zu ihnen zählte zwischen 1961 und 1968 etwa Mit Schirm, Charme und Melone, in der in wöchentlicher Folge das Agentenpaar John Steed und Emma Peel unter anderem die kontinuierliche Unterwanderung der westlichen Welt bekämpfte. Der Film war es auch, der die Widersinnigkeiten des Kalten Krieges als erster ironisch aufnahm. Die französischitalienischen Komödien um die Auseinandersetzungen zwischen dem katholischen Geistlichen Don Camillo und dem kommunistischen Bürgermeister Peppone in einem Dorf der Poebene kamen schon ab 1952 in die Kinos. Stanley Kubricks Dr. Strangelove (1964) zeigte den Wahnsinn der atomaren Rüstung in überzeichneten Bildern und hatte damit großen Publikumserfolg. Im Kino der Ostblockstaaten fehlte, wie in der Literatur, vor allem diese Ironisierung der Auseinandersetzung. Die politischpädagogischen Ziele verbaten auch auf diesem Feld Zweideutigkeiten und vor allem Spott, wenn es um die eigene Seite ging. Ein ebenso deutlich politischpädagogisch unterlegter Musterfilm des Kalten Krieges war die sowjetische Produktion Eine Nacht ohne Gnade aus dem Jahr 1961, in der ein mit «Sonderaufgaben» in Vorderasien betrauter USSoldat den «wahren Charakter» des Westens erkennt, aber den Versuch der Verständigung mit den Sowjets mit dem Leben bezahlt. Wie im Westen tauchten in der heißen Endphase des Kalten Krieges viele der traditionellen Inhalte erneut auf. Klischees des Kalten Krieges in Reinkultur boten in den achtziger Jahren zudem die sowjetischen Filme um «Major Schatochin», das Pendant zu den von 1982 bis 1987 produzierten amerikanischen RamboAbenteuern. Aus: Bernd Stöver. Der Kalte Krieg 19471991, Bonn 2007, S. 256 – 269. [Besprechung der Funktionen und Wirkungen der genannten Filme, der Unterschiede und Parallelen zwischen Ost und Westfilmen. Kino „in oder „für den Kalten Krieg?] [daraufhin gemeinsames Anschauen von zwei Filmausschnitten aus „Rambo III und des Trailers dazu –Beantwortung der Fragen in Einzelarbeit, dann Austausch zu zweit – im Plenum Besprechung] Rambo III Trailer Rambo III Szene: Im Lager der Afghanen Rambo III Szene: Folter der Russen – Rede des Afghanen Das Beispiel „Rambo III (USA, 1988) Rambo 3 Szene1 Rambo im Lager der Afghanen In welchen Situationen werden Afghanen gezeigt, welche Emotionen zeigen sie, welche Werte spiegeln sie wieder? Wie stehen sie zum „Krieger aus Amerika? Kannst du die Charakterisierung der Afghanen in ein Schlagwort, oder zumindest einen Satz fassen? Wie wird das Kräfteverhältnis zu den Russen in Bilder gefasst? Antworten: Afghanen: Situationen: Spiel der Männer, zuschauende Kinder und Frauen in leichten, bunten Schleiern (Burkas zu Hause vergessen?) Emotionen: Freude, Stolz, Ehrgeiz, Fürsorge, Wohlwollen Werte: Gastfreundschaft, Ehre eines Mannes (Begleiter will Rambo von Spiel abbringen, Sorge um Gesichtsverlust), Gerechtigkeit (Anerkennung für und Freude mit R, als er gewinnt) Sind den Russen an Technik und militär. Stärke unterlegen (DavidGoliath) Szene 2: Russen foltern USColonel – Afghane erklärt Geschichte seines Volkes Beantworte die Fragen zu Szene 1 diesmal auf die Russen bezogen. Welche Ideen zur politischen Situation und welche Sichtweisen auf Sowjetrussland und auf die Afghanen werden gegeben? Wie werden die Gesprächspartner charakterisiert? Wem soll das Zielpublikum Glauben schenken? Konnte diese Absicht wohl verwirklicht werden? Antworten: Situationen: Folterer, Angreifer, oft ohne Gesicht (nur Flieger, Kampfhelikopter) Gefühle: Zorn, Hass, Verachtung, gespielte Freude, Unbeherrschtheit Werte: Dominanz, Ziel rechtfertigt alle Mittel, Zynismus, Willkür, Lüge und Heuchelei. Unterm Strich: Barbarei Afghanen: Verteidiger des Landes, wachsame Behüter, als Rächer gefürchtet (wiederum Selbstverteidigung der einzige erlaubte Rahmen für Aggression), Verwandtschaft mit Selbstbild der Amerikaner das in Rambo Ausdruck findet (Mut, Stärke, Gerechtigkeit, vgl. Geschichte des afghan Königs, der nur 5 Soldaten in den Krieg schickt, und siegt; gleich wie der amerikanische Heros Rambo im Alleingang sein Land oder zumindest den besseren Teil seines Landes rettet) US: Unerschütterliche Kämpfer für Gerechtigkeit, keine Angst auch in Lebensgefahr und unter Folter, Verächter der Barbarei, Treue der Nation gegenüber (keine Informationen werden bei Folter preisgegeben) Szene 3: Trailer zu „Rambo III Welche zentrale Aufgabe hat ein Trailer für einen Film? Wie erfüllt der Trailer zu „Rambo III diese Funktion? Was wird als eigentliches Thema des Filmes sichtbar? Welche Rolle spielen Themen des historischen Umfeldes (Kalter Krieg, Kriegsparteien)? Vergleiche den Trailer (unter Berücksichtigung deiner Erkenntnisse aus den Analysen der Szenen aus dem Film) mit dem Filmplakat zu „I married Communist (1950). Wie ist hier das Verhältnis zwischen Themen des Kalten Krieges und sonstigen Themen (z.B. Liebsegeschichte, Kriminalgeschichte)? Wie müsste wohl der Trailer für diesen Film aussehen? [Antworten: Ein Trailer hat die Funktion, Interesse für den Film zu wecken, er muss sich verkaufen. Hierzu wird zugleich signalisiert um welche Art von Geschichte (Action/Heldengeschichte, historischpolitische Erzählung) es sich dabei handelt. Der Trailer zu Rambo III ist auf den Helden ausgerichtet, die histor. Umstände sind sekundär. Trotzdem zeigt gerade die Darstellung und Zeichnung der Akteure (Szenen 12), die die historischen agierenden Staaten personifizieren, wie die Konflikte in Vietnam und Afghanistan in den 80er Jahren erinnert bzw. gesehen wurden. Dieser Handlungsrahmen war dem Zuschauer, der 1988 im Kino saß selbstverständlich. Die Charakterisierung von Afghanen, Amerikanern und Russen verdichtet und reproduziert Feindbilder und Idealisierungen, wie sie auf beiden Seiten des Kalten Krieges von Regierungen und Medien in der Öffentlichkeit weitgehend durchgesetzt wurden. Während also im Wesentlichen eine Heldengeschichte erzählt und verkauft wird, steht das Thema „Kalter Krieg im Hintergrund und liefert eine Interpretation des Afghanistankonflikts, die für den (westlichen!) Zeitgenossen kaum bewusst als solche wahrnehmbar ist. Demgegenüber hat der Film aus den 50ern trotz seines Charakters als Kriminalfilm den Kalten Krieg schon im Namen. Es ist offensichtlich für den Konsumenten, dass er sich ins Kino setzt, um einen Film zu sehen, der eine bestimmte Sichtweise auf aktuelle politische Entwicklungen vertritt. In beiden Fällen lässt sich darüber diskutieren, welche stabilisierende Wirkung im Inneren der beiden Blöcke Populärkultur dieser Art haben konnte, darüber, ob man an ablesen kann, wie weit Feind und Selbstbilder in diesem Konflikt selbstverständlich geworden waren, und natürlich darüber welche Bedeutung also diese Interpretationsschemata innerhalb eines solchen Konfliktes haben.