Arbeitsblatt: Soziale Frage/Industrialisierung
Material-Details
Arbeit mit Quellentexten zur Lage der Menschen/Arbeiter zur Zeit der Industrialisierung
Geschichte
Neuzeit
8. Schuljahr
3 Seiten
Statistik
43870
474
9
09.08.2009
Autor/in
Christoph Bucher
8640 Rapperswil
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Industrialisierung Quellen zur Sozialen Frage 1 2 3 4 5 6 7 Q1 Die Luft mancher Baumwollspinnereien war mit dichtem Staub erfüllt. Ein weisser Flaum bedeckte die Maschinen. Die Fussböden waren mit einer klebrigen Masse aus Öl, Staub und Schmutz aller Art überzogen. Aus den Aborten, welche direkt in die Arbeitssäle mündeten, drangen die ekelhaftesten Gerüche. In den Werkstätten konnte man sich kaum zwischen Maschinen, Werkzeugen, Arbeitsstücken und Vorratsmaterial durchwinden. Dunkel herrschte innerhalb der vier schwarzen Wände, was zu zahlreichen Unfällen führte. 1 2 3 4 5 Q2 Die Arbeitszeit dauerte 14 bis 16 Stunden. Mittagspause gab es nicht. An eine Maschine gelehnt oder auf eine Kiste gekauert, verzehrte mein Vater sein Mittagessen aus dem Henkeltopf mit aller Hast gab er den Topf leer zurück und ging sofort wieder an die Arbeit. Mein Vater war eine Riesengestalt von unerschöpflicher Kraft, aber mit 48 Jahren in Haltung und Aussehen ein Greis. 1 2 3 4 5 6 Q3 Die Arbeit zwischen den Maschinen verursachte eine Menge Unglücksfälle. Die gefährlichen Stellen sind die Riemen, welche die Kraft von den Wellen an der Decke auf die Maschinen leiten. Wer ‘von diesen Riemen ergriffen wird, den reisst die treibende Kraft blitzschnell mit sich herum, schlägt ihn oben gegen die Decke und unten gegen den Fussboden mit solcher Gewalt, dass selten ein Knochen am Körper ganz bleibt und der augenblickliche Tod er folgt. 1 2 3 4 Q4 Die Fabrikanten bezahlen bei Unfällen, sie mögen arbeitsunfähig machen oder nicht, höchstens den Arzt und, wenn es sehr hoch kommt, den Lohn während der Dauer der Kur. Was mit dem Arbeiter später geschieht, wenn er nicht mehr arbeiten kann, ist ihnen gleichgültig. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Q5 In den Kohlen und Eisenbergwerken arbeiten Kinder von vier, fünf, sieben Jahren. Die meisten sind indes über acht Jahre alt. Sie werden gebraucht, um das losgebrochene Material zum Hauptschacht zu transportieren und um die Zugtüren, welche die verschiedenen Abteilungen des Bergwerks trennen, beim Passieren von Arbeitern und Material zu öffnen und wieder zu schliessen. Für die Bedienung dieser Türen werden meist die kleinsten Kinder gebraucht, die auf diese Weise zwölf Stunden täglich im Dunkeln einsam in einem engen, meist feuchten Gang sitzen müssen. Der Transport der Kohlen und des Eisengesteins ist eine sehr harte Arbeit. Das Material muss in ziemlich grossen Kufen ohne Räder über den holprigen Boden der Stollen geschleift werden. Oft Industrialisierung 10 11 12 13 14 15 geht es über feuchten Lehm oder durch Wasser, oft steile Abhänge hinauf oder Gänge, die so eng sind, dass die Arbeiter mit Händen und Füssen kriechen müssen. Die Kinder und jungen Leute klagen allgemein über grosse Müdigkeit. Es kommt vor, dass sie sich zu Hause auf den steinernen Fussboden vor dem Herde werfen und sogleich einschlafen, dass sie keinen Bissen Nahrung mehr zu sich nehmen können und im Schlaf von den Eltern gewaschen und zu Bett gebracht werden müssen. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Q6 Ich arbeite seit dreissig Jahren unter Tage, so wie mein Mann. Der hat es jetzt an der Lunge. Keines der Kinder kann lesen. Ich konnte es früher, aber ich habe es vergessen. Wenn ich zur Arbeit gehe, macht meine zehn Jahre alte Tochter den Haushalt. Sie kocht auch das Essen. Oft ist eine ganze Familie in einem Bett zusammengedrängt, zugedeckt mit einem Haufen schmutzigen Strohs oder Decken aus altem Sackleinen. Oft findet man in ein Hause mit zwei Zimmern zwei Familien. Im einen Zimmer schlafen sie alle, das andere ist gemeinsames Esszimmer und Küche. Oft wohnt mehr als eine Familie in einem feuchten Keller, in dessen stinkender Atmosphäre zwölf bis sechzehn Menschen zusammengedrängt sind. Hinzu kommt noch, dass darin Schweine gehalten werden. 1 2 3 Q7 Sheriff Alison behauptet, dass in Glasgow jeden Samstagabend gegen 30000 Arbeiter betrunken sind und dass in dieser Stadt im Jahre 1830 auf zwölf Häuser und 1840 auf je zehn Häuser eine Schnapsschenke kam. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Q8 Über eine Totenschau, die Herr Carter über die Leiche der 45jährigen Ann Calway am 14. November 1843 abhielt, erzählen die Zeitungen: Sie hatte mit ihrem Mann und ihrem l9jährigen Sohn in einem kleinen Zimmer gewohnt, worin sich weder Bettstelle oder Bettzeug noch sonstige Möbel befanden. Sie lag tot neben ihrem Sohn in einem Haufen Federn, die über ihren nackten Körper gestreut waren, denn es waren weder Decke noch Betttuch vorhanden. Die Federn klebten so fest an ihrem Körper, dass der Arzt die Leiche nicht untersuchen konnte, bevor sie gereinigt war. Sie war ganz abgemagert und über und über von Ungeziefer zerbissen. Ein Teil des Fussbodens im Zimmer war aufgerissen, und das Loch wurde von der Familie als Abort benutzt Industrialisierung Auftrag: Notiere dir zu jeder Quelle zwei Stichwörter/zwei kurze Phrasen! Stelle das ganze wie beim Beispiel rechts auf einen Extrablatt dar! Q1 Stichwort 1 Stichwort 2 Das Elend der Arbeiter zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Die Soziale Frage