Arbeitsblatt: Das Amulett

Material-Details

Das Amulett ist ein Hörspiel (Dauer ca. 1 h), welches von einer 5. und 6.Klasse selber erfunden wurde. Zum Drehbuch ist eine CD (selber gemacht) erhältlich.
Deutsch
Texte schreiben
6. Schuljahr
31 Seiten

Statistik

45388
710
5
08.09.2009

Autor/in

Michael Gertschen
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Das Amulett Ein Hörspiel in 7 Kapiteln Autoren: 5./6. Primarklasse Rodels – Almens – Pratval, Schuljahr 2008 09 Kontakt: Die Hörspiel-CD kann für 20 Franken (inkl. Porto) unter der angegebenen E-Mailadresse bestellt werden Das Hörspiel darf ohne Einwilligung des Autors nicht verändert werden Personen: Erzähler/-in Miriam Sandra Lukas Florian Daniel Miriams Mutter Miriams Vater Miriams Bruder Lehrerin 9 Mitschüler/-innen 2 Verkäufer/-innen Daniels Mutter Zukunftsjunge Zukunftsmädchen Kapitel: 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) Der Fund In der Schule Sorgen Das Amulett wird gestohlen In der Badi Bei Daniel Zurück in der Höhle S. 3 S. 5 S.12 S.18 S.21 S.27 S.29 2 Der Fund (Waldgeräusche) Miriam: 23,24,25 ich komme! (Laufgeräusche) Miriam: Lukas: Lukas ich sehe dich du bist hinter dem Baum, komm jetzt hervor. Och, Manno! Jetzt hat sie mich schon gefunden. Miriam: Wo ist denn Sandra?. Ah, da! Hinter dem Laubhaufen. Komm hervor! (Pause) Ach, kann nicht jemand anders suchen? Ich mag nicht! (Pause) Kommt jetzt alle hervor ich gebe auf! Jetzt kann jemand anders suchen. Wer möchte jetzt mal suchen? Florian: Lukas: Erz: Sandra und ich haben schon. He, Lukas, nun bist du dran. (murmelnd): Ok, wenns sein muss. 1, 2, 3, 4, Es ist Mittwochnachmittag. Miriam ist mit ihren Freunden Sandra, Lukas und Florian in den nahe gelegenen Wald gegangen. Sie spielen Versteckis. Wie eben gehört, ist Miriam nicht die beste Sucherin. Viel lieber geht sie sich verstecken, möglichst tief in den Wald hinein, dort, wo man fast nicht mehr weiterkommt. Obwohl sie sich im Wald ganz gut auskennt, steht sie vor einem Gebüsch, das sie vorher noch nie gesehen hat. Hinter den Sträuchern scheint es wie einen kleinen Eingang zu haben. Vorsichtig versucht sie, sich einen Weg durch das mit Dornen gespickte Gestrüpp zu suchen, bis sie schliesslich vor einem doch noch recht grossen Loch steht. Miriam: Eine Höhle Erz.: Wie von einer fremden Macht angezogen bewegt sich Miriam auf den Höhleneingang zu. Doch bevor sie weiter hineinkriechen kann, hört sie ihre Freunde. LukasMiriam, Miriam, wo bist du? Haaallloooo. Florian Sandra Erz.: Schnell kämpft sich Miriam wieder durch das Dickicht und springt zu ihren Freunden zurück. Lukas: Miriam: Wir müssen nach Hause gehen, es ist schon sechs Uhr! Ok, ich komme. Entschuldigt, ich habe euch nicht mehr gehört. 3 Komisch, es ist, als hätte ich mich verlaufen. Erz: Beim Nachtessen denkt Miriam an den magisch erscheinenden Höhleneingang. Alles andere nimmt sie nicht wahr. Zum Essen ist ihr sowieso nicht zumute. Mit einer Ausrede Miriam: Ich habe keinen Hunger. Ich gehe in mein Zimmer, um für die morgige Matheprüfung zu lernen. Erz.: verlässt sie den Tisch und verschwindet in ihrem Zimmer. Von wegen Matheprüfung! Aufgeregt durchwühlt sie ihr Zimmer nach einer Taschenlampe, so dass sie so schnell wie möglich in die Höhle gehen kann. Der darauf folgende Schultag will einfach nicht enden. Unmöglich, an etwas anderes als den Höhleneingang zu denken, wartet sie ungeduldig, bis es endlich 15 Uhr ist. (Pausenglocke, Schulkinder im Gang) Sandra: Miriam, laufen wir zusammen nach Hause? Miriam: Nein, geht nicht, ich muss noch etwas Wichtiges erledigen. Erz.: Es ist, als ob Miriam alles um sich vergessen hat. Sogar ihre beste Freundin Anlügen ist kein Problem, obwohl sie Ausreden hasst und mit Sandra fast all ihre Geheimnisse teilt. Wie durch ein Magnet angezogen verlässt sie ihren normalen Schulweg; wie durch ein Wunder bemerkt niemand, wie sie zum Wald läuft; wie ferngesteuert läuft sie geradewegs zum Höhleneingang, ihre Taschenlampe fest umklammert. Und schon kriecht sie durch den Eingang. Nach ein paar Metern wird die Höhle grösser und Miriam kann schon bald stehen. Aufgeregt untersucht sie die feuchten Steinmassen, die sich auf beiden Seiten befinden. Still ist es, unheimlich still. Für einen Moment löscht sie das Licht der Taschenlampe. Sie wagt es kaum, zu atmen. Nichts ist zu hören, fast nichts, ausser ein paar Tropfen, die sich im unregelmässigen Abstand wie dumpfe Kristallklänge anhören. Mit dem Licht ihrer Taschenlampe versucht sie, die Tropfen einzufangen. Doch halt! Was glänzt dort hinten? Vorsichtig nähert sie sich. Verwundert bleibt ihr Blick auf etwas Glänzendem stehen. Es sieht aus, als hätte jemand ein Schmuckstück in dieser mystischen Höhle hinterlegt. Etwas, das auf sie, auf Miriam gewartet hat. Behutsam nimmt sie das Schmuckstück in ihre Hand und läuft zurück, aus der Höhle, ins Tageslicht. Sie entfernt sich ein wenig vom Höhleneingang und sucht sich einen geeigneten Ort, um ihre Errungenschaft genauer zu betrachten. Es ist eine Halskette mit einem ovalen Amulett, verziert mit komischen, geschwungenen Zeichen. Miriam: Eine Kette? Ein Amulett? Ob ich Erz.: Ob sie die Kette anziehen soll? Was passiert dann mit ihr? Wird sie sich womöglich in eine hässliche, schleimige Kröte verwandeln? Wird sie 4 mit einem bösen Fluch versehen? Wird sie vielleicht in eine andere Zeit teleportiert, oder sogar Miriam: Ach was für blöde Gedanken. Es ist doch einfach eine schöne Kette, die ich nun tragen werde. Erz.: Und genau das passiert: Sie streift sich die Kette mit dem geheimnisvollen Amulett über den Kopf und nichts passiert! Ein bisschen enttäuscht, und doch zufrieden, wenigstens etwas gefunden zu haben, macht sich Miriam auf den Heimweg. Dennoch beschliesst sie, die Kette in nächster Zeit immer zu tragen, um das überstandene Abenteuer nicht mehr zu vergessen. Daheim verläuft der restliche Abend eigentlich ganz normal, ausser vielleicht, dass Miriam davon gar nichts mitkriegt. Zu sehr kreisen ihre Gedanken über das Erlebnis in der Höhle. Vor dem Einschlafen spielt sie noch ein wenig mit dem Amulett und hängt es sich um den Kopf. Komisch – warum sie jetzt wohl an ihre Eltern denkt, oder an das, was ihre Eltern denken? (Musik) 5 In der Schule (Musik – Wecker –leise in der Musik eingebettet- Musik – Wecker laut) Mutter: Ach Miriam, was ist bloss los mit ihr? Seit 2 Tagen ist sie mit ihren Gedanken irgendwo. Eigentlich steht sie doch immer beim ersten Weckton auf. Sie kommt noch zu spät. Steh doch endlich auf! Miriam: (verschlafen, gähnen) Ja, Mama, ist ja gut, ich steh ja schon auf! Mama? MAMA? Mutter: (aus der Ferne) Ich bin in der Küche, Schatz! Gut, dass du aufgewacht bist, beeil dich mit Anziehen, sonst kommst du noch zu spät zur Schule! Miriam: (leise) Küche? Du warst doch noch eben neben mir? Erz: Etwas durcheinander kriecht Miriam aus ihrem warmen Bett. Anziehen? Miriam: Oh je! Ich bin ja noch ganz angezogen! Sogar das Amulett hängt noch um den Hals. (Gähn). Erz.: Noch nicht ganz wach schlürft Miriam ins Bad, wo sie sich kurz frisch macht. Sehr kurz! bevor sie die Treppe hinunter und in die Küche geht, wo bereits die ganze Familie beim Frühstücken ist. Mit einem kaum hörbaren Gemurmel, dass sich wie Miriam: (undeutlich, murmelnd) Guten Morgen Erz.: anhört, setzt sie sich an ihren Platz und beisst ohne grossen Hunger in ihr Butterbrot. Mutter: Hat Miriam am Ende noch Probleme in der Schule? Vater: Wenn ich eine weitere Hypothek auf unser Haus aufnehme, könnte ich meine Schulden vielleicht begleichen Kl. Bruder: Hoffentlich hat Miriam nicht vergessen, dass sie mir noch eine Tafel Schokolade schuldet Miriam: Könntet ihr bitte still sein? Ich mag um diese Zeit noch nicht so viele Fragenbitte! Erz.: Verwundert blicken sie ihr Bruder und ihre Eltern an. Bevor sie jedoch etwas sagen können, steht Miriam schon auf, zieht ihre Schuhe an und öffnet die Haustüre. Mit einem kurzen Miriam: Tschüss! Erz.: ist sie auch schon verschwunden. Noch etwas verwirrt was hat ihr Vater gesagt? Schulden? Und warum sagt er das? – kommt sie schlussendlich auf den Pausenplatz, wo ihre Schulkameraden schon heftig über die bevorstehende Matheprüfung diskutieren. Doch das Gespräch hört auf, als sie sich zu ihnen 6 gesellt. Mitschüler 1 2 3 Was hat Miriam schon wieder für eine Frisur? Muss sie sich immer schminken? Ob sie wohl merkt, dass ich ihre Zehnernote geklaut habe? Miriam: Was ist bloss los? Warum reden alle auf einmal? Frisur? Ich hab mich doch kaum gekämmt! Zehnernote? Schminken? Miriam: Ich 4 5 6 Was hat denn die Miriam schon wieder für ein T-Shirt an! Ist Miriam eigentlich noch meine Freundin Ob sie sich im nächsten Test wieder krank stellt? Miriam: He! Wie ist das möglich? Alle reden mit mir und niemand bewegt seine Lippen. Miriam: Nein, ich bin nicht krank. Warum meinst du? 6 Wie bitte? Ich hab doch gar nichts gesagt! Miriam: Du hast doch 7 Was ist denn mit der los? 8 Ob sie heute alle Hausaufgaben erledigt hat? Daniel: Ob sie wohl merkt, dass ich in sie verliebt bin? Miriam: Erz: Daniel? In mich verliebt? Das fehlt mir gerade noch! Was bildet sich dieser aufgeblasene Schweinskopf ein! Pah!. Dass Miriam nur noch verdutzt aus der Wäsche schaut, versteht sich von selbst. Bevor sie weiter über die merkwürdigen Vorkommnisse nachdenken kann, ertönt die Schulglocke. Alle Schüler und Schülerinnen stürmen mehr oder weniger begeistert ins Schulhaus. Auf Miriams Stundenplan steht Turnen. Gedankenverloren zieht sie sich um. Sandra, ihre beste Freundin, kommt auf sie zu. Sandra: He Miriam. Was musstest du gestern noch so Wichtiges erledigen? Wir haben doch keine grossen Geheimnisse voreinander, oder? Miriam: Komm Sandra, ich will nicht zu spät in die Turnhalle kommen. Wir reden in der Pause darüber. Los, komm schon! Sandra: Ja, ich komm schon!!! (gedacht) Bin gespannt, was sie mir in der Pause erzählen wird. Hat es wohl etwas mit dieser komischen Kette zu tun, die sie seit heute trägt? Miriam: Ja, aber ich erzähle es dir später, ok? Sandra: Schon gut, ich hab gar nichts gesagt. 7 Lehrerin: Guten Morgen miteinander. Stellt euch jetzt bitte auf die blaue Linie, denn heute spielen wir eine Runde Miriam: Fußball! Lehrerin: Woher weißt du das? Miriam: Ich, ich habe nur geraten. Lehrerin: Junge Dame! Wir sind hier nicht in der Quizsendung „Die Rateshow! (Gelächter) Lehrerin: Na gut! Aber streck das nächste mal bitte die Hand auf und warte, bis du von mir zum Reden aufgefordert wirst! Und: Zieh bitte deinen Schmuck aus. Erz.: Nach dem Turnunterricht gibt ihnen die Lehrerin 10 Minuten Zeit, um zu duschen, bevor die Deutschstunde beginnen wird. Miriam ist froh, dass sie das Fussballspiel ein wenig ablenken konnte. Zum Glück sind die ganzen Stimmen auch verschwunden. Schnell duscht sie und kleidet sich an. Natürlich streift sie sich auch wieder ihr Amulett über. Als erste betritt sie das Klassenzimmer. Lehrerin: Ah, Miriam! Gut, dass du schon da bist. Würdest du mir bitte die Wandtafel reinigen? Vielen Dank. Erz.: Während Miriam die Wandtafel putzt, melden sich die komischen Stimmen wieder: Lehrerin: (gedacht) Morgen lasse ich die ganze Klasse ein schwieriges Diktat schreiben. Miriam: (erschrocken) Ein Diktat? Lehrerin: Wie bitte? Miriam: Nichts. Ich dachte nur, sie hätten soeben etwas von einem Diktat gesagt. Lehrerin: Nein, Miriam. Ich habe nichts gesagt. (schmunzelnd): Es scheint aber, dass du meine Gedanken lesen kannst. Ich habe tatsächlich an ein Diktat gedacht. Miriam: – – entschuldigung. (gedacht): Gedanken lesen? Sind es Gedanken, die ich höre? Lehrerin: Komisch. Na gut, dann verschiebe ich das Diktat. Erz: Darüber ist Miriam natürlich froh. Fast hätte sie beim Vorbeigehen der Lehrerin ein „Danke gesagt. Zum Glück besteht die Deutschstunde aus einer Wiederholungsstunde. Pronomen! „Ja, kein Problem, ich kann die Begleiter und Stellvertreter sehr gut unterscheiden, denkt sich Miriam. So kann sie sich mit viel Wichtigerem befassen, wie etwa Gedanken lesen. Vergnügt schaut sie in die Klassenrunde und schmunzelt immer wieder. 8 Miriam: (gedacht) Was die so alles denken. Lukas hat sein Handy dabei und vergessen, es auszuschalten. Er macht sich Sorgen, dass er eine SMS empfangen könnte. Angela hat gestern im „msn Sven kennen gelernt. Hoffentlich lässt sie sich nicht von diesem Typen um den Finger wickeln. Und Sandra hat Angst, dass sie mich als beste Freundin verliert. Nein, hab keine Angst! Du bleibst meine beste Freundin. Bald ist Pause, dann erkläre ich dir alles. Wenn ich nur wüsste, warum ich all diese Geheimnisse höre! Vorhin, in der Turnstunde, da waren sie doch nicht da. Warum? Was war da noch? Ob vielleicht mein Amulett? (Pausenglocke, Schüler verlassen das Schulzimmer) Erz.: Vergnügt hakt sich Miriam bei Sandra ein. Zusammen betreten sie das Schulgelände und schlendern über den grossen roten Platz. Sandra: Also, meine Liebe, schiess los! Ich zerplatze fast vor Neugierde! Miriam: Du hattest während der Deutschstunde Angst, dass ich nicht mehr deine beste Freundin sein möchte. Sandra: Wie – was – was meinst du damit? Miriam: Ich kann Gedanken lesen. Sandra: Du kannst was? Gedanken lesen? Wie, was bitte, meinst du damit? Miriam: So, wie ich es gesagt habe. Los, denk etwas, und ich sage dir, was du denkst! Sandra: (gedacht) Bist du völlig übergeschnappt? Miriam: Nein, bin ich nicht! Sandra: Was bist du nicht? Miriam: Übergeschnappt! Sandra: (entrüstet) Das hab ich doch auch gar nicht gesagt! Miriam: Nein, aber gedacht! Sandra: Nee, so einfach nehme ich dir das nicht ab. Wart mal! Ich denke mir eine Zahl! Miriam: 984. Sandra: Und jetzt? Miriam: 35 Sandra: Wie – wie geht das? Seit wann kannst du das? 9 Miriam: Du weißt doch, wir waren doch vorgestern im Wald beim Versteckis spielen. Ich hatte da eine Höhle entdeckt. Und gestern lief ich zu dieser Höhle, kroch hinein(fade out) Erz.: Gespannt hört Sandra ihrer besten Freundin zu. Sie erzählt ausführlich von ihrem Fund und den komischen Stimmen, die sie seit heute morgen hört: Die Mutter, die doch neben ihr stand, aber trotzdem in der Küche war; die fehlende 10er Note, und wer sie gestohlen hat, und sie erzählt – wenn auch etwas mürrisch – von Daniel und seinem gedachten Liebesgeständnis. Heute hätte die Pause für die beiden Mädchen endlos dauern können, aber bald schon reisst sie die Schulglocke aus ihrem Gespräch. So laufen sie wieder über den grossen roten Platz zurück ins Schulgebäude, hinein ins Klassenzimmer Lehrerin: Ich hoffe, ihr konntet in der Pause genug frische Luft schnappen, so dass ihr jetzt für die anstehende Matheprüfung voller Tatendrang seid! Ich teile euch den Test jetzt aus. Wenn ich sage, dass ihr beginnen könnt, habt ihr noch 40 Minuten Zeit Mitschü_1: Äh, das gibt doch 54500, oder Mitschü_2: Wenn die Summe der beiden Zahlen das Doppelte der ersten sein soll, dannäh Daniel: Oh, wie viel gibt schon wieder 50700 65390? Miriam: Wow! Ich kann ja alle Lösungen in den Gedanken meiner Mitschüler lesen. Dann höre ich mal die Nummer 3 Mitschü_3: dann gibts ja genau 19500! Miriam: Aha, sehr gut, danke (leises Lachen)! Ich dachte, es wären 17500. Erz.: So vergeht die Matheprüfung im Nu. Nebst den Aufgaben konzentriert sich Miriam auf die Gedanken ihrer Mitschüler, vergleicht ihre Lösungen und amüsiert sich zwischendurch köstlich Miriam: Wenn die wüssten, was ich alles mitbekomme Lehrerin: Liebe Schüler, es ist Zeit. Kontrolliert, ob ihr euren Namen aufs Blatt geschrieben habt. Bitte legt euren Test auf mein Pult, und dann könnt ihr nach Hause gehen!!! Erz.: Zufrieden gibt Miriam ihre Prüfung ab, verabschiedet sich und macht sich glücklich auf den Heimweg. Vergnügt pfeift sie „Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten vor sich hin. Dieses Lied haben sie erst kürzlich im Musikunterricht gelernt, eigentlich gefällt ihr das Lied nicht besonderlich, aber jetzt; jetzt hats halt eine andere Bedeutung! Schon steht sie vor ihrer Haustüre, öffnet sie und tritt hinein. Miriam: Hallo, bin wieder da! 10 Mutter: Hallo Miriam, wie war es in der Schule. Miriam: Gut, und was gibt es zum Mittagessen? Mutter: Es gibt . . Miriam: Herrlich, Pizza! Heute ist mein Glückstag! Mutter: Woher weißt du das? Miriam: Äh, ich habe nur geraten. Mutter: Na gut, dann deck bitte schon mal den Tisch. Komisch Miriam, in letzter Zeit errätst du ziemlich viel. Du könntest glatt Ratekönigin werden Miriam Ratekönigin? Ich? Wenn du wüsstest, dass ich weiss, was du jetzt denkst, hihi Ja, mache ich! Mutter: Und denk daran, heute isst auch Papa mit. Miriam: Weiss ich doch 11 Sorgen Erz: Nachdem Miriam den Tisch gedeckt hat, macht sie sich auf den Weg in ihr Zimmer. Dabei kommt sie beim Büro ihres Vaters vorbei. Dicke, schwere Gedanken dringen durch die Türe hinaus, wartend, bis Miriam sie aufnimmt und innehält. Vater: Ach, wie soll das nur weitergehen. Meine Firma hat immer weniger Aufträge, wenn das nicht besser wird, muss ich mir eine Arbeitsstelle suchen gehen, um die Schulden zu begleichen. Morgen muss ich die Bank anfragen, ob sie noch ein bisschen länger auf die fällige Hypothek warten kann. Und die Ausgaben für die Kinder werden immer mehr. Und ich habe ihnen letzthin versprochen, dass wir dieses Jahr endlich wieder mal Ferien am Meer machen. Erz.: Mirjam geht in ihr Zimmer. Der Sonnenschein in ihrem Gemüt ist wie weggeblasen. Miriam: Schulden? Erz.: Schulden! Geldsorgen! Wie eine dunkle, fette, hässliche Wolke hängt dieses Wort in ihrem Kopf fest. Sie legt sich auf ihr Bett und starrt fassungslos an die Zimmerdecke. Ein SMSSignal unterbricht die Stille. Es ist Flo, Florian Meister, aus der Clique, mit einem SMS an alle. Miriam: Treffpunkt heute Abend, 19 Uhr, bei mir. Wer bringt Chips? Heute abends? Aber ach ja, es ist Freitag. Hallo Flo, ist o.k. Ich bringe Chips. Lg, Miri. Erz.: Nachdem auch Miriam endlich Mutters mehrmaliges Rufen gehört hat, läuft sie langsam hinunter in die Küche. Es sind schon alle am Tisch. Zum Glück hat sie ihr Amulett abgezogen – es kann ganz schön anstrengend sein, sich die ganze Zeit mit den Gedanken anderer zu beschäftigen. So hat sie beschlossen, das Amulett in nächster Zeit nicht mehr zu tragen. Auch für den Cliquentreff will sie ihr Amulett zu Hause lassen. Kurz nach 19 Uhr klingelt sie bei Familie Meister. Flo öffnet die Türe. Florian: He, Miriam. Da bist du ja. Es sind schon alle da. Hast du an die Chips gedacht? Miriam: Chips? Ouh, Scheibenhonig! Die habe ich jetzt voll vergessen. Florian: Macht nichts, kein Problem. Es hat noch Nüsschen. Komm herein! Erz.: Flo nimmt Miriam die Jacke ab und zusammen laufen sie in sein Zimmer. Er ist ein Einzelkind, seine Eltern sind richtige Arbeitstiere und selten daheim. Sein Zimmer ist eigentlich eine kleine, eigene Wohnung, mit einer gemütlichen Polstergruppe, wo sich die Clique wöchentlich trifft und gemeinsame Aktivitäten bespricht. Sandra, Lukas und Florian sind schon am Planen für die Campingtage in den kommenden Sommerferien. Doch 12 Miriam ist mit ihren Gedanken noch Zuhause, bei Vaters Gedanken. Geld war bis jetzt nie gross ein Thema, es hatte immer genug, und jetzt auf einmal Lukas: Ich habe nur ein Dreierzelt. Aber Miriam hat doch noch ein grosses Familienzelt. Gell, Miriam, das können wir brauchen Miriam? Miriam: Ja. Was? Zelt? Wo? Sandra: Was ist mir dir, Miriam? Bist du unsere Gedanken am ausspionieren? Florian: Gedanken? Weswegen? Lukas: Was meinst du damit? Miriam: Nein, keine Gedanken. Ich hab da ein Problem und habe deshalb nicht zugehört. Sandra: Ein Problem? Kannst du nicht zelten kommen? Miriam: Nein, nein. Ich habe heute zufälligerweise die Gedanken meines Vaters aufgeschnappt. Er macht sich Sorgen, das es in seiner Firma im Moment nicht so gut läuft Lukas: Gedanken aufgeschnappt? Wie meinst du das? Bist du zur Hellseherin aufgestiegen? Florian: Hellseherin? Ich hätte dir noch ein paar Tarot-Karten, wenn du willst (verschmitztes Lachen, Lukas lacht mit) Sandra: He, hört auf! Komm, Miriam, erzähl schon, was du mir heute in der Pause erzählt hast. Erz.: Stille macht sich breit. Miriam muss zuerst ihr erlebtes Abenteuer bündeln, um den anderen ihre unglaubliche Geschichte zu erzählen. Lukas und Flo kleben richtiggehend an Miriams Lippen und staunen immer mehr über das, was sie hören Lukas:Jetzt bin ich aber platt. Hast du dieses Dingsbums-Amulett da? Kann ich es mal ausprobieren??? Mir: Nein, ich habs Zuhause. Ich habe genug von anderen Gedanken, ich muss mal meine zuerst verkraften. Wenn ich nur wüsste, wie ich das Problem mit den Schulden lösen könnte. Wir wollten doch seit langem wieder mal ans Meer. Und meine Mutter ist auch trauriger als sonst. Ich habe mich heute fast verraten, als ich sagte, es gäbe Pizza. Mutter meinte nur noch, ich könnte Ratekönigin werden (verzweifeltes Lachen)! Lukas: Genau, Miriam, die Ratekönigin! (lacht) 13 Florian: Ja, Ratekönigin! Sandra: Nun hört schon auf, das bringt uns nicht weiter! Florian: Ratekönigin, Ratekönigin. Doch, doch, das bringt schon was. Stand nicht gestern ein Inserat in der Zeitung? Irgendwas von Muscheln und Neueröffnung eines Ferienbüros in Chur? Sandra: Muscheln? Was meinst du damit? Erz.: Doch Flo ist schon auf der Suche nach der Zeitung. Florian: Hier muss sie doch irgendwo sein. Ach ja, da! Moment, ich habs gleich (Zeitung blättern). Ja hier! Seht! Lukas:(Liest vor): Neueröffnung, Reisebüro Sonnentraum, Kirchgasse 4, Chur. Raten Sie, wie viele Muscheln in unserem Schaufenster liegen, und gewinnen Sie Luxusferien für die ganze Familie am Traumstrand von Bali! Sandra: Ja und? Ich bin im Schätzen eh eine Null. Was soll das jetzt? Florian: Du vielleicht schon, ich auch. Aber wenn wir uns ein wenig doof anstellen und den Verkäufer nach der richtigen Zahl fragen Sandra: Du glaubst wohl noch an den Osterhasen! Meinst du, die seien so blöd und sagen uns die richtige Zahl? Florian: Warum sagen? Sandra: Wie? Was? Komm schon, was meinst du! Lukas:Genau! Warum sagen! Denken reicht doch jetzt vollkommen aus! Sandra: Flo: Du meinst Ja, ich meine! Und die werden denken! Und Miriam Miriam: Miriam wird gewinnen (Alle beginnen zu lachen). Erz: Es ist spät geworden, später als üblich. Miriam schreibt zur Sicherheit noch eine SMS nach Hause und verabschiedet sich von den anderen. Sie haben abgemacht, Morgen, Samstag, bereits um 9 Uhr mit dem Zug nach Chur zu fahren, um für Miriam die Ferien am Meer zu holen. Zuhause begrüsst sie ihre Eltern, die still vor dem Fernseher sitzen. Auch ohne Amulett ist sie sich sicher, dass Mam und Dad über ihre Sorgen geredet haben. Wenn sie nur wüssten, dass sie bald zur Ratekönigin gekürt wird und sie sich schon bald in der Sonne räkeln werden. Vergnügt gibt sie beiden einen Gute-Nacht-Kuss und verschwindet in ihr Zimmer. Miriam: Ach ja, ich gehe morgen früh mit Sandra, Lukas und Flo nach Chur. Ich werde erst gegen Abend wieder zu Hause sein. Gute Nacht! 14 Erz: Ohne eine Antwort abzuwarten ist sie auch schon verschwunden. Ans Einschlafen ist vor lauter Aufregung natürlich noch nicht zu denken. Lange noch hält sie ihr Amulett in den Händen, betrachtet es ausführlich von allen Seiten. Miriam: Warum musste ausgerechnet ich dich finden? Ist das Schicksal? Es wäre wirklich schön, liebes Amulett, wenn du mir helfen könntest Erz.: Irgendwann schleicht sich die Müdigkeit dann doch ein und Miriam schläft zufrieden ein. Am nächsten Morgen um 8.50 Uhr warten sie, Sandra und Flo auf dem Bahnhof auf Lukas. Irgendwie schafft er es einfach nie, pünktlich zu erscheinen. Miriam: Na, endlich! Es ist schon 9 Uhr, du bist 10 Minuten zu spät! Was hast du heute schon wieder angestellt? Lukas: Ich hab wieder mal verschlafen. Sandra: Na ja, es ist ja noch gut gegangen. Schaut, der Zug fährt schon ein. Hoffentlich finden wir noch ein freies Abteil, um in Ruhe unser Vorgehen zu besprechen. Miriam, hast du das Amulett dabei? Erz.: Klar hat Miriam ihr Amulett dabei. Fest umklammert ist es in ihrer Jackentasche. Sie hat sich geschworen, das Amulett nur noch für wichtige Sachen umzuhängen. Einige Zeit später stehen die Vier auch schon vor dem Reisebüro und staunen ins Schaufenster. Wo sie auch hinschauen, überall liegen Muscheln verstreut. Miriam klaut schnell ihr Amulett aus der Jackentasche und zieht es sich über, natürlich gut versteckt und ihrer neuen Bluse. Nervös betreten die vier Freunde das Reisebüro. Florian: Guten Tag! Mein Freund Lukas hier hat behauptet, dass es hier einen Wettbewerb geben soll. Ist das richtig? Verkäufer: Guten Tag, junger Mann. Ja, das ist so. Es geht darum, die exakte Anzahl der Muscheln im Schaufenster zu erraten. Lukas:Darf ich auch mitmachen? Verkäufer: Selbstverständlich! Hier, eure Formulare. Und hier noch zwei weitere für eure Freundinnen. Viel Glück! Florian: He, Sandra und Miriam. Kommt! Wir füllen hier einen Wettbewerb aus. Sandra: Aha, um was geht es denn? Lukas:Ihr müsst erraten, wie viele Muscheln im Schaufenster liegen. Miriam: Was könnte das wohl für eine Zahl sein? Florian: Da sind bestimmt über 1000 Muscheln drin. 15 Lukas: Nein! Über 2000 Muscheln!!!!!! Sandra: Können Sie uns einen Tipp geben? Sind es mehr als 2000 Muscheln? Verkäufer: Auf keinen Fall!!! Das wäre ja nicht gerecht gegenüber den anderen Teilnehmer. Aber es ist sicher eine grosse Zahl. Eine sehr grosse sogar3459die letzten vier Ziffern meiner Telefonnummer Erz: Wie könnte der Reiseverkäufer nur im Geringsten damit rechnen, dass Miriam nur auf diesen Moment gewartet hat? Mit dem Vorsatz, sich ja nichts anmerken zu lassen, schreibt sie gelassen die richtige Zahl auf ihren Wettbewerbszettel, faltet ihn und wirft ihn in die grosse, bereitstehende Schachtel, in der sich schon über hundert Teilnahmescheine befinden. Eigentlich ein Wettbewerb für sich, schmunzelt Miriam, wer wohl erraten könnte, wie viele Teilnehmer nun verlieren werden. Auch Sandra, Florian und Lukas füllen ihren Zettel aus. Natürlich liegen ihre Schätzungen mehr oder weniger weit entfernt von der richtigen Zahl, aber das scheint sie auch nicht weiter zu stören. So gelassen wie möglich verabschieden sie sich vom Verkäufer und verlassen das neu eröffnete Reisebüro. Gedanklich malt sich Miriam schon die warmen Sonnenstrahlen aus, dort, am Strand, in den Ferien, sie die glückliche Gewinnerin, das Meeresrauschen, Sand zwischen ihren Füssen, die Sonnenstrahlen, die heiss auf ihre Haut brennen. Doch plötzlich Miriam: Aua! Erz: Erschrocken starren die Freunde Miriam an. Ihre Hand umfasst das Amulett, aber nur für kurze Zeit. Miriam: Aua!! Ist das heiß!! Sandra: Was ist denn Miriam? Miriam: Mein Amulett ist plötzlich so heiß geworden. Florian: Zieh es doch einfach aus!! Miriam: Hab ich ja schon!! Schaut! Nebst einer Brandwunde hat sogar meine neue Bluse ein kleines Brandloch! Erz.: Erstaunt schauen sie auf Miriams Bluse. Lukas ist der erste, der wieder etwas sagen kann. Lukas: Erz: Ach Miriam. Es ist nicht so schlimm. Mach dir keine grossen Sorgen, das heilt schnell wieder. Nun kommt, ich will noch schnell in den neuen Boardershop Noch etwas verwirrt machen sich die 4 Freunde auf den Weg. Nach dem Boardershop schlendern sie noch ein wenig durch die Stadt, schauen sich die neusten Kleider an, Florian interessiert sich noch für das neue Notebook, aber schon bald mal machen sie sich auf den Weg zum Bahnhof. Zuhause wird Miriam schon von ihrer Mutter erwartet. Natürlich bemerkt sie schnell 16 das kleine Loch an Miriams neuer Bluse. Über Miriams Antwort, ihr neues Amulett wäre plötzlich heiss geworden, kann sie sich keinen Reim machen. Da das Abendessen schon auf dem Tisch ist, wird das Thema „Amulett schnell zur Seite gelassen. Auch Miriam mag nicht mehr an den Vorfall denken, sie hat ihr Amulett in die Jackentasche verstaut. Am nächsten Morgen macht Miriam sich auf den Weg zur Schule. Noch recht müde schlendert sie in die Garderobe und zieht sich für die Turnstunde um. Auf dem Programm steht Handball. Natürlich – wie könnte es auch anders sein – muss sie ausgerechnet gegen Daniel spielen. Und – wie könnte auch dies anders sein – kann es sich Miriam nicht verkneifen, ihr Bein stehen zu lassen, so dass Daniel unsanft auf dem Boden landet. Lehrerin: (Pfiff). (Streng): Miriam, 2 Minuten Auszeit! Daniel, geh auf die Toilette und kühle dein Bein, damit des nicht anschwillt. Brauchst du Hilfe? Daniel: Nein, nein, geht schon. Erz: Daniel humpelt auf die Toilette. Was hat Miriam bloss gegen ihn? Daniel: Erz: Verstohlen verschwindet Daniel in der Mädchenkabine und steuert direkt auf Miriams Platz zu. Hastig durchwühlt er ihre Jacke, bis Daniel: Erz: Eigentlich will ich doch nur nett sein und ihr zeigen, dass ich sie mag. Aber warte nur, das zahle ich dir heim. Du wirst schon sehen Ein Amulett? Danke, Miriam! Schnell huscht Daniel aus der Mädchengarderobe, versteckt das Amulett in seiner Garderobe in die Hosentasche und humpelt – zugegeben, sehr übertrieben – zurück in die Halle. 17 Das Amulett wird gestohlen Erz: Mitschüler: 1 (Banknachbar): 2: 3: 4: 5: 6: Natürlich ist Daniels Fuss schon wieder verheilt, aber das muss ja nicht jeder erfahren. Er nimmt sich heute besonders viel Zeit und wartet, bis der Letzte die Garderobe verlassen hat. Behutsam nimmt er das Amulett aus der Hosentasche, streift es sich über und versteckt es unter seinem T-Shirt. Schnell verlässt er die Garderobe und verlangsamt seinen Schritt erst, als er vor der Türe des Klassenzimmers steht. Humpelnd tritt er ein und macht sich auf den Weg zu seinem Platz. Oh da kommt Daniel. Miriam ist ja wirklich sehr böse mit ihm! Hoffentlich ist sein Fuss nicht zu sehr verletzt. Hoffentlich schreiben wir kein Diktat! Oh, nein ich habe meine Hausaufgaben vergessen! Ich freue mich schon auf das Wochenende. Oh nein! Ich habe meinen Pullover verkehrt herum angezogen. Ich habe meine Brille vergessen. Erz: Verwundert setzt sich Daniel an seinen Platz und schaut seinen Banknachbarn fragend an. Daniel: Danke, meinem Fuss geht es nicht so schlecht. Es ist dir also auch aufgefallen, dass sich Miriam mir gegenüber unfair benimmt? BankNachbar: Was meinst du? Ich hab doch gar nichts gesagt Daniel: Aber du hast doch Lehrerin: So! Ruhe da hinten. Ich möchte gerne mit der Lektion beginnen! Erz: Die Deutschstunde beginnt. Die Lehrerin liest ein Gedicht vor. Der Erlkönig. Obwohl Daniel eigentlich interessiert zuhören möchte, stören ihn die ganzen Stimmen, die er von überall hört. Verwundert schaut er sich um. Warum liest die Lehrerin seelenruhig weiter, obwohl die ganze Klasse wirr durcheinander redet? Warum – aber halt – Daniel: Was läuft hier ab? Anja hat doch soeben gesagt, sie werde am Wochenende zu ihrer Tante nach Zürich fahren. Aber sie redet ja gar nicht? Miriam: Hoffentlich gewinne ich den Wettbewerb im Reisebüro Sonnentraum. Daniel: Auch du, Miriam? Reden ohne die Lippen zu bewegen? Was ist mit mir? Florian: Das im Reisebüro war echt cool, zum Glück konnten wir mit Hilfe des Amuletts die Gedanken des Verkäufers lesen und so herausfinden, dass es 3459 Muscheln sind. 18 Daniel: Was war das? Amulett? Gedanken lesen? Ist am Ende das Amulett schuld, dass ich die ganzen Stimmen höre? Erz: Vorsichtig, ohne dass es jemand bemerkt, zieht Daniel sein Amulett aus. Und wirklich, alle Stimmen sind auf einen Schlag verschwunden. Das heisst, fast alle Stimmen Lehrerin: Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt; Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt. Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an! Erlkönig hat mir ein Leids getan! Dem Vater grauset, er reitet geschwind, Er hält in Armen das ächzende Kind, Erreicht den Hof mit Mühe und Not; In seinen Armen das Kind war tot. (Pause) So, meine lieben Schülerinnen und Schüler. Dies war der Erlkönig von Johann Wolfgang von Goethe. Bitte nehmt ein Blatt hervor und versucht, die für euch spannendste Szene des Gedichts zu zeichnen. Erz: Ein leises Murren ertönt durch das Klassenzimmer. Mehr oder weniger lustlos nehmen die Kinder ein Ordnerblatt hervor und beginnen zu zeichnen. Niemand achtet auf Daniel, der sich versteckt das Amulett über streift. Unauffällig beginnt er mit seiner Zeichnung, aber viel mehr konzentriert er sich auf die Mitschüler und deren Gedanken. Natürlich interessieren ihn Miriams Gedanken am meisten Miriam: Ach, war das eine traurige GeschichteDer arme Vater, das arme Kind. Ob sich mein Vater auch so traurige Gedanken machen muss? Wenn er doch wüsste, dass wir bald in die Ferien fahren. 3459 Muscheln. Ist das ein Glück mit dem neuen Reisebüro und ihrem Wettbewerb. Ich kann kaum abwarten, bis der Wettbewerb zu Ende ist! Ja, 3459-mal Glück für mich. Danke, mein liebes Amulett. Und Daniel, warum muss ich immer so böse zu ihm sein, eigentlich ist er Lehrerin: Daniel? Was ist? Hast du keine gute Idee für deine Zeichnung? Daniel: Wie? Was? Doch, doch, ich zeichne ja schon Erz: Mit leicht erröteten Wangen vertieft sich Daniel in seine Zeichnung. Wenn die Lehrerin doch nur ein paar Sekunden später geredet hätte Daniel: Was meint Miriam? Eigentlich bin ich? Was? Miriam, nun denk doch schon Erz: Doch Miriams Gedanken drehen sich nun nur noch über den Erlkönig, den düsteren Wald, das schreiende Kind. Auch Daniel versucht sich nun, etwas besser auf seine Zeichnung zu konzentrieren. Aber so ganz mag es ihm nicht 19 gelingen. Daniel: dem Was meinte Miriam mit dem Wettbewerb? Stand nicht vor ein paar Tagen ein Inserat in der Zeitung? Reisebüro Sonnenschein oder Sonnentraum? Wettbewerb? Ferien zu gewinnen? Soll ich nicht auch an Wettbewerb teilnehmen? So könnte ich es Miriam heimzahlen. Sie hat doch wirklich keinen Grund, mich immer zu meiden Erz: Gesagt, getan. Glücklicherweise findet Daniel im Altpapier die Tageszeitung von letzter Woche. Und glücklicherweise muss er mit seiner Mutter am freien Nachmittag in die Stadt, um sein Fahrrad von der Reparatur zu holen. Da seine Mutter noch weitere Einkäufe tätigen muss, macht sich Daniel alleine auf. Nervös, das Amulett fest umklammert, betritt der den Laden. Verkäufer: Guten Tag, kann ich dir helfen? Daniel: Guten Tag. Ja, ich würde gerne an ihrem Wettbewerb teilnehmen. Verkäufer: Da hast du Glück. Heute ist der letzte Tag. Hier hast du ein Formular. Erz: Schnell füllt er die notwendigen Angaben aus Daniel: 3459hehe, meine liebe Miriam, das wird dir eine Lehre sein, mich so zu behandeln AUA! Angestellte: Was ist? Daniel: – Nichts. Schon gut. Hier das Formular. Auf Wiedersehen Erz: Schnell verlässt er das Reisebüro und streift sich das Amulett ab. Was war da geschehen? Das Amulett ist glühend heiss. Er schaut hinunter und bemerkt ein kleines Brandloch auf seinem Pullover. Und die Stelle, wo das Amulett seine Haut berührt, ist stark gerötet. Etwas verwirrt verstaut er das Amulett in die Hosentasche – zum Glück ist die Hitze des Amuletts verschwunden. Etwa so schnell, wie sie gekommen ist 20 In der Badi Erz: Nachdem der letzte Kunde das Reisebüro Sonnentraum verlassen hat, machen sich die Angestellten an, die Wettbewerbsformulare zu sortieren. Es werden alle Zettel nach der richtigen Antwort durchsucht. Nach 4 Stunden sind alle Antworten sortiert. Verkäufer: Oh nein! Es sind genau zwei Zettel mit der richtigen Antwort übrig, was machen wir jetzt? Verkäufer 2: Wie wärs mit einer Glücksfee, die das Gewinnerlos aus einer Kiste zieht? Und morgen soll es in der Zeitung stehen. Ich sehe die Schlagzeile schon vor mir: Gewinner durch Glücksfee schon bald auf dem Weg zum Traumstrand