Arbeitsblatt: Louis 14 Die Höllenqualen des Sonnenkönigs

Material-Details

Lückentext
Geschichte
Neuzeit
7. Schuljahr
2 Seiten

Statistik

46070
1269
12
20.09.2009

Autor/in

Donata Stäheli
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Die Höllenqualen des Sonnenkönigs Warum hat König Ludwig XIV eigentlich so gestunken? Es ist damals ganz allgemein nicht üblich gewesen, sich zu waschen und so hat eben nicht einmal der übermässige Gebrauch von Parfum am des Sonnenkönigs zu Versailles die hygienischen Mängel zu überduften vermocht, heisst es. Diese Erklärung ist falsch. Dass Ludwig XIV_ haben seine Zeitgenossen wahrgenommen. Zahlreich sind die Hinweise darauf, was für eine Qual es gewesen sein muss, sich mit dem Sonnenkönig aus der zu unterhalten oder gar sein Tischgenosse zu sein. Und wenn Madame de Maintenon, seine Mätresse, im Lauf der Jahre immer frömmer wurde, so hatte das gute Gründe. Denn ein Kuss des Königs war zwar eine göttliche Ehre; ein Genuss war es nicht, und niemand wusste das besser als Madame de Maintenon. Dank sei deshalb dem Historiker Louis Bertrand, der das um die besondere Duftnote des Bourbonen geklärt hat: Er hat die Ärzte untersucht. Da sind die Leibärzte des Sonnenkönigs. Nehmen wir den Docteur Daquin: In seinen Händen befindet sich der Sonnenkönig während seiner blühendsten. Daquin hat gelernt, es gebe im ganzen Körper keinen gefährlicheren In fektionsherd als die Zähne. Und der Doktor beschliesst, dass man die Zähne allenfalls im Munde eines gewöhnli chen Untertanen lassen könne. Bei Seiner Majestät, dem König aber müssten sie allesamt gezogen werden, sie noch gesund sind. Beim Zähneziehen gleich auch den Gaumen entfernt Dagegen sträubt sich Ludwig XIV. Aber Daquin sagt dem mächtigsten Herrscher Europas, seine Gesundheit sei gleichbedeutend mit seinem Glanz, und darum sei es_, dass alle Zähne gezogen würden. Am folgenden Tag notiert Daquin in sein Tagebuch: Seine Majestät der König hat mir geantwortet, er sei für seinen Glanz zu allem bereit, sogar zum Sterben. Ludwig XIV ist nicht gerade gestorben, aber der Docteur Daquin geht so geschickt vor, dass er dem König, zu sammen mit den unteren Zähnen, auch gleich den zerbricht und ihm, zusammen mit den oberen Zähnen, einen grossen Teil des Gaumens herausreisst. Der königliche wächst nach einer Weile wieder zusammen, aber der herausgerissene Gaumen ist natürlich nicht wieder zu ersetzen. Der Docteur Daquin notiert in sein Tagebuch: Zu Zweck der Desinfektion habe ich Seiner Majestät das Loch im Gaumen vierzehnmal mit einem glühenden Eisenstab ausgebrannt. Fortan erleben die Tischgenossen seiner Majestät täglich, dass dem grossen Bourbonen, wenn er trinkt, das halbe Glas Wein gleich wieder zurheraussprudelt. Schlimmer noch: In der offenen Tropfsteinhöhle, mit der sich der Mund des Königs zur Nase öffnet, setzen sich ständig grössere Brocken fester Nahrung auf so komplizierte Weise fest, dass sie sich erst nach Wochen_. Durch die Nase. Durch seinen zahnlosen Mund schlingt der Sonnenkönig riesige Mengen Nahrung unzerkaut herunter. Nichts hat im die Bewunderung seiner Zeitgenossen in solchem Masse eingetragen, wie sein ungeheurer_ Aber Louis isst nicht, weil ihm der Himmel gewogen ist. Er isst, weil er lebenslänglich leidet. An Bandwurm. Das steht heute zweifelsfrei fest, weil es zu den seiner Leibärzte gehörte, täglich einen detaillierten Bericht über die Exkremente Seiner Majestät zu erstellen. Diese Berichte sind erhalten. Kranke Untertanen als lebende Meerschweinchen So isst den Louis mit masslosem Appetit, ohne jemals satt zu werden. Zum Mittagessen lässt er sich in einer einzigen riesigen Schüssel Enten, Hasen, Fasane, Lerchen, Perl, Reb und Truthühner servieren, das Ganze zehn bis zwölf Stunden in derselben Sauce zerkocht. Denn der zahnlose König kann ja nicht mehr kauen. So suchen ihn, den ganzen , fürchterliche Verdauungsstörungen heim. Kein Wort kommt in den ärztlichen Tagebüchern häufiger vor als vapeur. Gemeint sind Blähungen aller Art. Auch der königliche Darm macht Docteur Daquin Sorge. Denn er hat gelernt: Der ist viel wichtiger als der und nur ein entleerter Darm ist ein gesunder Darm. So verschreiben die Ärzte am laufenden Band Abführmittel. Für die Gesundheit des Königs sind nur die stärksten und die Abführmittel gut genug. Und da es zu den vornehmsten Pflichten der Leibärzte gehört, täglich zu notieren, wie oft Seine Majestät muss, so wissen wir, dass Louis so zwischen zehn bis vierzehnmal dort sitzt, wohin selbst ein König zu Fuss geht. Häufig kommt er zu die Erklärung seiner königlichen Duftnote. 1686 bäumt sich das königliche Gedärm die jahrzehntelange medizinische Misshandlung auf. Am Rückenende Seiner Majestät sich ein faustgrosses Geschwür, auf dem der König mit versteinertem Gesicht sitzt. Im Reich macht man nun Untertanen ausfindig, die ein ähnliches Geschwür wie der König haben. Über einen Monat lang hat der Professor Félix diesen bedauernswerten menschlichen Meerschweinchen den Hintern kreuz und quer und wieder zugenäht, und zwar so gründlich, dass die Versuchspersonen gleich reihenweise auf den Friedhof gekarrt werden. Louis leidet wie ein Pferd. Die Operation hat natürlich ohne stattgefunden. Am Nachmittag muss er auf seinem blutig zerschnittenen Hintern zwei Stunden dem Grossen Rat des Königreichs vorsitzen. Denn selbst wenn der König vom Operationstisch kommt, ist es_, irgendetwas am Tagesablauf in Versailles zu ändern. Bleibt die_, wie Ludwig XIV das grauenhafte Martyrium., das ihm seine Ärzte zugefügt haben, durch 27 Jahre seines Lebens überhaupt aushalten konnte. Nie ist auch nur ein einzige Wort der Klage übe seine Lippen gekommen. Noch die schlimmsten Torturen, die ihm seine Ärzte_ hat er heldenhaft ertragen. Und ist er durch Versailles stolziert Den Bauch von Blähungen gepeinigt, die Hosen voll, die verstopfte Nase aber so verächtlich über die ganze Menschheit hochgezogen, als wolle er noch in seiner peinlichsten Schwäche die Welt beschämen mit einem souveränen: Hans Conrad Zander; Weltwoche, 28. Juni 1984 (gekürzt) Lodeur, cest moi! 1. 2. 3. 4. 5. 6. Unterkiefer fürchterlich unmöglich menschlichen Nachmittag zufügten 7. bildet 8. Aufgaben 9. Mannesjahre 10. aufgeschnitten 11. solange 12. Magen 13. ganzen 14. besten 15. Schmerzen 16. Nähe 17. Nase 18. duftete 19. Narkose 20. gegen 21. nötig 22. Frage 23. Kiefer 24. Appetit 25. spät 26. majestätisch 27. Rätsel 28. Hofe 29. auflösen 30. Darm