Arbeitsblatt: Fahrerflucht (J. Reding)
Material-Details
Klassenarbeit: Aufgaben + Text zur Interpretation der Kurzgeschichte "Fahrerflucht" von J. Reding
Deutsch
Texte schreiben
9. Schuljahr
3 Seiten
Statistik
55070
2879
7
18.02.2010
Autor/in
Uli Rossmann
Land: Deutschland
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Fahrerflucht (Josef Reding) 1 1 2 3Klasse: 9Rc 4 5 6 7 8 9 10Aufgaben: 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 24.09.09 Name: Nr. 1 Interpretation der Kurzgeschichte: Fahrerflucht (von Josef Reding) 1) Verfasse eine kurze Inhaltsangabe nach den im Unterricht erarbeiteten Kriterien (Einleitungssatz kurzer Hauptteil) 20% 2) Erläutere -wenn nicht anders angegeben – in ganze Sätzen folgende Aspekte einer Interpretation am vorliegenden Text (jeweils durch Angabe der Textzeilen belegen!) a) Aufbau der Handlung [Sinnabschnitte in Stichworten] 5% b) Wo ist der Wendepunkt?(in 1 Satz begründen) 5% c) Erzählperspektive (mit welcher Wirkung auf den Leser?) 6% d) Wie äußern sich Ellebrachts Angst und sein schlechtes Gewissen körperlich?(3 Beispiele). 3% e) sprachliche Gestaltung/Schlüsselwörter/Redeformen (3 unterschiedliche Beispiele nennen) 6% f) Nenne 4 Merkmale an denen du diesen Text als Kurzgeschichte erkennst. 20% 3) Gib deine eigene Meinung zu Inhalt und Art des Textes wieder. 5% Rechtschreibung (10%), Grammatik (10%), Stil (10%) Zähle zum Schluss alle Wörter, die du geschrieben hast! Anzahl der Wörter:_ 2 Fahrerflucht (Josef Reding) 44Ich habe nicht auf die neue Breite geachtet, dachte Ellebracht. Nur deswegen ist es 45so gekommen. 46Der hemdsärmelige Mann hob die rechte Hand vom Lenkrad ab und wischte sich 47hastig über die Brust. Als er die Hand zurücklegte, spürte er, dass sie noch immer 48schweißig war, so schweißig wie sein Gesicht und sein Körper. Schweißig vor 49Angst. 50Nur wegen der ist alles gekommen, dachte der Mann wieder. Er dachte es hastig. 51Er dachte es so, wie man stammelt. Die Breite des Wagens, diese neue, 52unbekannte Breite. Ich hätte das bedenken sollen. Jäh drückte der Fuß Ellebrachts 53auf die Bremse. Der Wagen kreischte und stand. Eine Handbreit vor dem Rotlicht, 54das vor dem Eisenbahnübergang warnte. 55Fehlte gerade noch, dachte Ellebracht. Fehlte gerade noch, dass ich nun wegen 56einer so geringen Sache wie Überfahren eines Stopplichtes von der Polizei bemerkt 57werde. Nach der Sache von vorhin 58Mit hohlem Heulen raste ein D-Zug vorbei. Ein paar zerrissene Lichtreflexe, ein 59Stuckern, ein verwehter Pfiff. Die Ampel sprang auf Grün um. Ellebracht ließ seinen 60Wagen nach vorn schießen. Als er aufgeregt den Schalthebel in den dritten Gang 61hineinstieß, hatte er die Kupplung zu nachlässig betätigt. Im Getriebe knirschte es 62hässlich. 63Bei dem Geräusch bekam Ellebracht einen üblen Geschmack auf der Zunge. Hört 64sich an wie vorhin, dachte er. Hört sich an wie vorhin, als ich die Breite des Wagens 65nicht richtig eingeschätzt hatte. Dadurch ist es passiert. Aber das wäre jedem so 66gegangen. Bis gestern hatte ich den Volkswagen gefahren. Immer nur den 67Volkswagen, sechs Jahre lang. Und heute Morgen zum ersten Male diesen breiten 68Straßenkreuzer. Mit dem VW wäre ich an dem Radfahrer glatt vorbeigekommen. 69Aber so Fahr langsamer, kommandierte Ellebracht sich selbst. Schließlich 70passiert ein neues Unglück in den nächsten Minuten. Jetzt wo du bald bei Karin bist 71und den Kindern. 72Karin und die Kinder. Ellebrachts Schläfen pochten. Er versuchte sich zu beruhigen: 73Du musstest weg von der Unfallstelle, gerade wegen Karin und der Kinder. Denn 74was wird, wenn du vor Gericht und ins Gefängnis musst? Die vier Glas Bier, die du 75während der Konferenz getrunken hast, hätten bei der Blutprobe für deine Schuld 76gezeugt – und dann? Der Aufstieg deines Geschäfts wäre abgeknickt worden. Nicht 77etwa darum, weil man etwas Ehrenrühriges in deinem Unfall gesehen hätte. Wie 78hatte doch der Geschäftsführer von Walterscheidt Co. gesagt, als er die alte Frau 79auf dem Zebrastreifen verletzt hatte? Kavaliersdelikt! Nein, nicht vor der Schädigung 80des Rufes fürchte ich mich. 81Aber die vier oder sechs Wochen, die ich vielleicht im Gefängnis sitzen muss, die 82verderben mir das Konzept! Während der Zeit schickt die Konkurrenz ganze 83Vertreterkolonnen in meinen Bezirk und würgt mich ab. Und was dann? Wie wird es 84dann mit diesem Wagen? Und mit dem neuen Haus? Und was sagt Ursula, die wir 85ins Internat in die Schweiz schicken wollen? 86„Du hast richtig gehandelt!, sagte Ellebracht jetzt laut und er verstärkte den Druck 87auf das Gaspedal. „Du hast so gehandelt, wie man es als Familienvater von dir 88erwartet. 89Verdammte Rotlichter, dachte Ellebracht und brachte den Wagen zum Stehen. Ich 90will nach Hause. Ich kann erst ruhig durchatmen, wenn der Wagen in der Garage 91steht und ich bei der Familie bin. 92Und wann ist der Mann mit dem Fahrrad bei seiner Familie? Der Mann, der mit 93ausgebreiteten Armen wie ein Kreuz am Straßenrand gelegen hat? Der Mann, der 94nur ein wenig den Kopf herumdrehte – du hast es im Rückspiegel deutlich gesehen 3 Fahrerflucht (Josef Reding) 95–, als du den bereits abgestoppten Wagen wieder anfahren ließest, weil dir die 96wahnsinnige Angst vor den Folgen dieses Unfalls im Nacken saß? Du, wann ist 97dieser Mann bei seiner Familie? 98Jetzt wird bloß nicht sentimental, dachte Ellebracht. Jetzt wird bloß nicht 99dramatisch! Bist doch ein nüchterner Geschäftsmann. Ellebracht sah stur nach vorn 100und erschrak. Da war ein Kreuz. Ein Kreuz an seinem Wagen. So ein Kreuz, wie es 101der Mann vorhin gewesen war. 102Ellebracht versuchte zu grinsen. Krieg dich doch bloß wieder ein, dachte er. Du 103siehst doch, was es ist. Das war mal das Firmenzeichen auf der Kühlerhaube. Es ist 104von dem Zusammenprall mit dem Fahrrad angeknickt worden und hat sich zu einem 105Kreuz verbogen. 106Ellebracht musste immerfort auf dieses Kreuz starren. Ich steige aus, dachte er. Ich 107steige aus und biege das Ding wieder zurecht. Schon tastete seine Hand wieder 108zum Türgriff, als er zusammenzuckte. Am Kreuz schillerte es, verstärkt durch das 109Licht der Signallampe. 110„Ich muss nach Hause!, stöhnte Ellebracht. „Wann kommt denn endlich Grün? 111Die feuchten Finger zuckten zum Hemdkragen, versuchten, den Knopf hinter der 112Krawatte zu lösen. Aber der Perlmutterknopf entglitt einige Male dem Zugriff. Grün! 113Der Schwitzende riss einfach den Hemdkragen auf und fuhr an. 114Das Kreuz macht mich verrückt, dachte er. Ich kann das nicht mehr sehen! Und wie 115der Mann dalag. Ob man ihn jetzt schon gefunden hat? Ob er schon so kalt und 116starr ist wie das Kreuz vor mir? 117Ellebracht stoppte. Diesmal war kein Rotlicht da. Nichts. Nur das Kreuz. Nur das 118Kreuz, das einen riesigen Schatten warf in den Wagen hinein. Nur das Kreuz, das 119vor dem Hintergrund des Scheinwerferlichtes stand. 120„Ich kann so nicht nach Hause!, flüsterte Ellebracht. „Ich kann so nicht zu Karin und 121den Kindern zurück. Ich kann so zu niemandem zurück! 122Ein anderer Wagen überholte Ellebracht. Eine grelle Hupe schmerzte. 123Ich kann das Kreuz nicht zurechtbiegen und dabei in das Blut greifen. Ich bringe das 124nicht fertig. Ich kann nicht eher zu irgendeinem zurück, bis ich bei dem Mann 125gewesen bin. Ellebracht spürte, wie seine Hände trocken wurden und sich fest um 126das Lenkrad legten. Ohne Mühe wendete der Mann den schweren Wagen und jagte 127die Straße zurück. 128Wieder die Signale, die Bahnübergänge, jetzt die Abbiegung, die Waldstraße. 129Ein paar Steine schepperten gegen den Kotflügel. Ellebracht verlangsamte die Fahrt 130und seine Augen durchdrangen mit den Scheinwerfern das Dunkel. Da war der 131Haufen von verbogenem Blech und Stahl. Und da lag der Mensch. 132Als Ellebracht schon den Fuß auf der Erde hatte, sprang ihn wieder die Angst an. 133Aber dann schlug er die Tür hinter sich zu und lief. Jetzt kniete Ellebracht neben 134dem Verletzten und drehte ihn behutsam in das Scheinwerferlicht des Wagens. 135Der blutende Mann schlug die Augen auf und griff zuerst wie abwehrend in das 136Gesicht Ellebrachts. Dann sagte der Verletzte: „Sie haben – angehalten. Dan-ke! 137„Ich habe nicht – ich – ich bin nur zurückgekommen, sagte Ellebracht. 138