Arbeitsblatt: aspektorientierte Analyse eines Gedichts

Material-Details

Anhand eines Gedichts von Otto Roquette (Schöne Tage sind gewesen)wird gezeigt, wie eine aspektorientierte Gedichtanalyse und Gedichtinterpretation aufgebaut ist. Gedicht kann bei mir angefordert werden.
Deutsch
Textverständnis
9. Schuljahr
2 Seiten

Statistik

62304
732
1
09.06.2010

Autor/in

ribellule (Spitzname)
Land: Deutschland
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Gedichtinterpretation am Beispiel Schöne Tage sind gewesen von Otto Roquette Einleitung: -Titel, Dichter, Entstehungsjahr, Hintergrund,Thema, Sinnvermutung Beispiel: Das Gedicht Schöne Tage sind gewesen stammt von Otto Roquette, der von 1824 bis 1896 lebte. Ein genaues Entstehungsdatum ist unbekannt. In dem Gedicht geht es um die sehnsuchtsvolle Betrachtung einer Liebesbeziehung. Hauptteil: -Beschreibung der äußeren Form (Strophen, Verse, Reimschema, Metrum), Textaufbau (z.B. Unregelmäßigkeiten, die schon gedeutet werden können). Wenn das Gedicht ziemlich kurz ist, kann hier auch schon mit der Deutung angefangen werden. Beispiel: Das Gedicht ist in zwei Strophen gegliedert und spiegelt damit das Thema gut wider: Strophe eins zeigt die als „schön empfundene Vergangenheit (V.1), in der das lyrische Ich noch starke Gefühle für sein Gegenüber empfand. Die zweite Strophe beschreibt die Zeit, in der die Gefühle bereits an Intensität verloren hatten („Jene Flammen sind verglüht V.10). In jeder Strophe sind acht Verse in jeweils zwei Kreuzreimen miteinander verbunden. Die Gegenüberstellung von Vergangenheit und Gegenwart wird hier „im Kleinen noch einmal wiederholt. Jede Verszeile beginnt mit einer Hebung. Drei weitere folgen ihr in regelmäßiger Weise, sodass ein Trochäus entsteht. Ausnahmen finden sich in den Versenden: Hier gibt es dreisilbige Wörter, die nicht diesem Metrum unterworfen sind. In Vers 2 zum Beispiel findet sich ein Daktylus („Schmetterling), ebenso in Vers 9 („vorüber). Da das deutsche Wort für Trochäus und Daktylus Faller und Doppelfaller sind, wird schon deutlich, warum der Dichter dieses Metrum verwendet hat: Er bildet so die Abwärtsentwicklung bzw. die Verschlechterung der Beziehung, vielleicht auch das Versinken des Erlebten im Dunkel der Erinnerung ab. Eine Schlüsselstellung hat hier Vers 13, denn das Metrum wird mit Steiger und Doppelsteiger (Jambus und Anapäst): Ein Blick auf den Inhalt verrät uns, warum: „Und nur der Erinnrung Flügel (tragen sie der Seele zu). Die Erinnerung hält also die Negativbewegung auf und gestattet eine Rückbesinnung, ein Wiederaufleben der alten Intensität der Gefühle. Darstellung von Inhalt und Sprache: Die Mittel werden benannt und die Wirkung und Bedeutung für den Inhalt bzw. die Entwicklung erläutert. Hier kannst du strophenweise vorgehen oder jeweils einen Aspekt herausgreifen und im Zusammenhang untersuchen. Beispiel: Aspektorientierte Vorgehensweise: Der Dichter verwendet verschiedene sprachliche Bilder, wobei die Bilder in der ersten Strophe sehr positive Gefühle hervorrufen („Schmetterling (V. 2), „blühender Jasmin (V. 6), „goldne Ferne (V. 7), während in der zweiten Strophe Bilder gewählt wurden, die das Ende der Gefühle verbildlichen („Jene Flammen sind verglüht (V. 10), „Zu den Bergen still und müd‘ (V. 12). Der bildliche Vergleich des Schmetterlings beschwört nicht nur die Vergänglichkeit herauf, wie in V.2 beschrieben, sondern weckt im Leser auch eigene Erinnerungen an sonnige Sommertage und blühende Blumen, sodass er selbst in diese Atmosphäre eintauchen kann. Die Sommerzeit ist jene Zeit, in der die vorher gesäten Blumen blühen und so ist es auch mit der Liebesbeziehung: Die Zeit der Annäherung ist vorbei, die Beziehung steht in „voller Blüte, gleichzeitig ist aber schon klar, dass sie irgendwann verblühen wird. So ist auch die Metapher des „blühende[n] Jasmin[s] zu deuten. Die Blüten des Jasmins sind von weißer Farbe, sehr stark duftend und von großer Zartheit. Sie sind damit das ideale Bild für die Liebe der beiden Personen, denn diese ist hier noch ganz präsent, aber doch schon so bedroht wie die zarten Blüten des Jasmins von einem Sturm oder Regen. Weiß ist außerdem die Farbe der Unschuld und wirft deshalb zusätzlich ein positives Licht auf die Absichten der beiden Liebenden. Die Metapher „Abendsonne (Vers 8) deutet schon das Ende der Beziehung an, denn das Wort Abend erinnert an das Ende eines Tages. Die „gold‘ne Fern (Vers 9) ist damit eine Metapher für den Aufenthaltsort der Geliebten: Sie ist nicht mehr greifbar. Die Wiederaufnahme der Metapher in Vers 3 in Verbindung mit der Metapher „Berg, also einem Hindernis, das nicht umgangen werden kann und nur mit Mühen überwunden werden kann, zeigt die endgültige Entfernung der beiden Menschen an. Am Ende des Gedichts steht das Bild des Rufenden, der keine Antwort bekommt, sondern ein Echo, sich also nur selbst hört, ohne mit der Geliebten in Verbindung treten zu können (Vers 16). Die Erinnerung an die Geliebte ist daher kein schönes Erlebnis, sondern eine Störung der Gemütsruhe (Vers 16:Ruh). -lineare Vorgehensweise: In Zeile 3 und 4 finden sich Wiederholungen der Wörter „an dir: „Da an dir./Nur an dir, an dir nur hing. Die Wirkung ist klar: Der Dichter macht deutlich, wie stark die Gefühle des lyrischen Ich an diese Person gebunden sind. Vers 4 ist als Chiasmus konstruiert und wirkt daher wie eine Spiegelung: Überall sieht das lyrische Ich nur seine Geliebte. In den Zeilen 7 und 8 verbindet eine Anapher die Zeilen und rückt damit die Verben „saßen und „sahen eng zusammen. Auch das Enjambement aus Verszeile 6 bis 8 zeigt, das hier die Grenzen durchbrochen sind, beide handeln so in Harmonie, dass sie die Grenzen vergessen, die ihnen gesetzt sind. In den Zeilen 9 bis 11 finden sich Anaphern, die die miteinander verklammern. Die Wärme der Tage ist vorbei. Metaphern Tage, Flammen und Sonne Schluss: Zusammenfassung und persönliche Bewertung oder Aussage über Wirkungsabsicht Der Dichter zeigt auf, wie ein lyrisches Ich sehnsuchtsvoll vergangene Zeiten erfüllter Liebe heraufbeschwört und zeigt im Anschluss die Unmöglichkeit die einst so innig gefühlte Beziehung mit neuem Leben zu erfüllen. Die Erinnerung kann ihn zwar zurückversetzen, aber zuletzt bleibt er doch allein und hört nur seine eigene Stimme.