Arbeitsblatt: FLOW - Wasser ist Leben
Material-Details
Arbeitsdossier zum Dokumentarfilm FLOW - Wasser ist Leben
Wirtschaft, Arbeit, Haushalt
Ökologie
9. Schuljahr
11 Seiten
Statistik
71049
1632
10
12.11.2010
Autor/in
Gelöschtes Profil (Spitzname)
Land:
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
FLOW Wasser ist leben Dokumentation, 81 Minuten USA, 2008 Regie: Irena Salina, Produktion: The Group Entertainment, Steven Starr Productions FSK: ab 6 Jahren Kurzcharakteristik: „Ohne Liebe haben Tausende gelebt, ohne Wasser kein einziger. Mit diesem Zitat beginnt ein gut 80-minütiger Dokumentarfilm, in dessen Focus nur ein einziges, aber das wohl wichtigste Element allen Lebens auf der Erde steht: Wasser. Mehr als fünf Jahre Recherche zu diesem Thema liegen dem Film zugrunde, der die Zuschauer(innen) auf die Spuren der nicht mehr nur natürlichen, sondern mehr und mehr menschlich gemachten, produzierten und vermarkteten Wasserkreisläufe auf unserem Planeten setzt. In eindrücklichen Bildern zeigt die Regisseurin die Umwelt zerstörenden und menschenverachtenden Auswirkungen des unbedachten Umgangs mit Wasser, die nicht nur die Armen betreffen, sondern mittelbar auch die Bewohner der reichen Länder. Wiederholt kommen Experten aus Wissenschaft und nichtstaatlichen Umweltorganisationen (NGO) zu Wort, die erläutern, wie Trinkwasser zum Geschäft einiger weniger Unternehmen wird und vor allem die Bewohner der südlichen Hemisphäre notgedrungen zu ihren „Kunden macht. Industrielle Großprojekte wie der Bau von Staudämmen greifen tief in das Ökosystem der Wasserkreisläufe ein oder führen – wie der Bau einer Wasserabfüllanlage – zu deren Zerstörung. Klimawandel und Wasserverknappung bedingen sich gegenseitig. Die Darstellung der Kommerzialisierung der Wasserversorgung und des globalisierten, ressourcenfressenden Gebrauchs von Wasser werden kontrastiert mit der Information uber lokale Initiativen zur dezentralen Wasseraufbereitung, zur Regenwassergewinnung und zum Bau von Brunnenanlagen. Eine Dezentralisierung der Wasserversorgung wird als entscheidende Alternative zu zentralen Systemen propagiert. Zusammenfassung der DVD – Kapitel: DVD Kap. 1-2: Wasser macht krank (00:00 – 06:01) „Ohne Liebe haben Tausende gelebt, ohne Wasser kein einziger. Nach der Einblendung des Zitats des Lyrikers W.H. Auden beginnt der Film mit insgesamt elf Statements von Wissenschaftlern und Umweltaktivisten zum Thema „ohne Wasser kein leben, die auf der einen Seite die Lebensbedeutung des Wassers verdeutlichen und auf der anderen Seite dessen gegenwärtige Gefährdung. Die Bilder konfrontieren die Zuschauer(innen) mit den Konsequenzen. DVD Kap. 3-5: Pestizide Not Jeder braucht Wasser (06:01–11:00) Der Film verdeutlicht, dass die Erhöhung des Wasserverbrauchs vor allem in der Landwirtschaft dadurch veranlasst ist, Pflanzen dort anzusiedeln, wo sie von Natur aus nicht wachsen würden. Hinzu kommt der problematische Einsatz von 1 Pestiziden, Herbiziden (z.B. Atrazin) und Dungemitteln, die nicht nur das Wasser verunreinigen, sondern auch zu genetische Veränderungen im Fischbestand führen. Durch die Nahrungskette gelangen sie in den tierischen und menschlichen Körper und führen dort zu hormonellen, geschlechtsverändernden und krebserregende Folgen. Das Pestizid Atrazin ist bis heute in den USA nicht verboten. (11:25–17:15) Eine blutrote Wasserader, ein Zufluss des Titicacasees, fließt verunreinigt durch Blut und Abfälle eines Schlachthauses durch die bolivianische Stadt El Alto, La Paz. Eine Klärung des Abwassers findet nicht statt. Die Wasserversorgung wurde aus dem Aufgabenbereich des Staates in die Hände von gewinnorientierten Unternehmen gegeben, Trinkwasser als Geschäft. Die drei größten Unternehmen sind Vivendi, Suez und Thames Water. Im krassen Gegensatz zu den Berichten von Anwohnern zur Qualität des Wasser verspricht ein Plakat von Aqua dIllimani, einem Tochterunternehmen von Suez: „Mehr Wasser, mehr Leben. Wir sind einfache Leute, die kaum für ihren Lebensunterhalt bezahlen können. Wenn die Privatisierung kommt, woher sollen wir das Geld nehmen [] Fast jedes zehnte Kind in diesem Land stirbt, bevor es fünf Jahre alt ist. Und die meisten Todesfälle stehen im Zusammenhang mit Krankheiten, die durch den Mangel an sauberem Trinkwasser hervorgerufen wird. Der Film zeigt Proteste bis hin zu Straßenschlachten, zu denen die von der Weltbank 1997 verordnete Trinkwasserprivatisierung in Bolivien geführt hatte. Ich glaube, dass der Kampf gegen die Privatisierung der Wasserversorgung ein Kampf gegen den Tod ist, ein Kampf um das Leben, damit das Leben für unsere Kinder und unsere Enkelkinder, für uns alle wieder lebenswert wird. Es ist ein Kampf für ein würdevolles Leben, ein Leben der Freude und gegen ein Leben der Unterwerfung, gegen ein Leben der Bitterkeit, der Sorgen und Unsicherheit. Denn das ist kein Leben. Die Sequenz endet mit der Einblendung: Im Januar 2007 kündigte die bolivianische Regierung den Vertrag mit Suez und legte die Wasserversorgung wieder in die Hände der Menschen von La Paz. (17:15-26:23) Die Sequenz beschreibt den Zusammenhang von Armut und Wasserversorgung am Beispiel der Situation in Südafrika. Einwohner berichten von Krankheiten und Todesfällen im Zusammenhang mit unreinem Trinkwasser. Die Kosten für die Reinigung von Flusswasser erweisen sich für die arme Bevölkerung als zu hoch. Die Wasserversorgung erfolgt dort per Vorkasse. Allerdings muss die Bevölkerung manchmal wochenlang an der lokalen Wasserzapfstelle auf Wasser warten. Menschen in den Armutsvierteln schließen deshalb ihre Häuser illegal wieder an die Wasserversorgung an. Der Film zeigt, wie Umweltaktivisten sich gegen die Privatisierung der Wasserversorgung einsetzen. Mitarbeiter von Vivendi und Suez betonen dagegen: Wir haben kein Problem damit, wenn gefordert wird: „Das Wasser den Menschen! Wasser darf auch keine Handelsware sein. Wir sind nur der Dienstleister, der das System in Ordnung hält, weil wir langjährige Erfahrungen besitzen. Wir verkaufen unser Wissen. Wir haben das Know-how. Wir haben die Technik, wir wissen, wie man sehr große Netze betreibt und Wasser in die Haushalte bringt. Heute sterben täglich 30.000 Menschen an Krankheiten infolge verschmutzten Wassers. Das Ziel muss sein, jeden mit sauberem Wasser zu versorgen. 2 Ein ehemaliger Mitarbeiter von Vivendi argumentiert: Diese Unternehmen sind 150 Jahre alt. Gegründet wurden sie von Bankiers, das darf man nicht vergessen. Diese multinationalen Konzerne sind keine philanthropischen Organisationen. Deswegen ist ihre progressive Sprache auch ein echter Skandal. Sie sagen: Wir sind es, die im Hinblick auf das Wasser der Armut ein Ende bereiten werden. Aber die Vivendi-Aktionäre werden nicht zehn oder fünfzehn Jahre warten, bis Menschen mit Wasser versorgt werden, die dafür gar nicht zahlen können. Das interessiert sie doch uberhaupt nicht. DVD Kap. 6-7: Indien Wasser ist Geld (26:24–31:23) Dezentrale Wasseraufbereitung durch UV-Filter ermöglicht in einem indischen Dorf im Gegensatz zu einem zentralen Wasserversorgungssystem die Lieferung von Wasser an alle Bewohner. Der Film zeigt die Möglichkeiten dieser Form der Versorgung, die für alle finanzierbar ist. Von dieser Technologie profitieren derzeit 300.000 Menschen in Indien – das sind jedoch viel zu wenige. (31:23-34:53) Experten nehmen Stellung zum Zusammenhang von Klimawandel, Wasserverknappung und kommerziellen Interessen. Der Klimawandel ist ein ernsthaftes Problem. Der Mensch verändert das Klima und eine der gravierendsten Auswirkungen wird der Klimawandel auf unsere Wasservorräte haben [] Viele Menschen werden infolge von Überschwemmungen, Durren und sozialen Unruhen sterben, die die Erderwärmung mit sich bringen wird [] Die Leute sagen, Wasser ist doch dasselbe wie Luft und muss man für Luft bezahlen? Natürlich nicht, ob, aber warten sie ab, was passiert. (34:53–38:15) Diese Sequenz entlarvt das Geschäft mit sauberem und scheinbar gutem Wasser in Flaschen als großen Schwindel, der vielmehr zu einem uberteuerten Kauf der „Ware Wasser führt. Mit erfundenen Wassermarken werden Kunden eines Restaurants „getestet: In den Flaschen ist nichts als Leitungswasser. Ein Test von unterschiedlichen Wassermarken in den USA zeigte, dass dieses Wasser nicht gesünder ist als Leitungswasser. Nach UN-Schätzungen wären jährlich 30 Milliarden Dollar mehr nötig, um den Planeten mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Letztes Jahr wurde dreimal so viel für abgefülltes Wasser ausgegeben. (38:15–41:43) „Der Traum vom sauberen Wasser ist in erreichbare Nähe gerückt, verkündet der ehemalige Leiters des IWF auf einer Tagung des Weltwasserrats, einer von den Interessengruppen gegründeten Organisation, die nach Aussage der Filmemacher dazu da ist, das Geschäft mit dem Wasser untereinander aufzuteilen. Kritiker fragen dagegen: „Wem gehört Wasser? Wer darf über es bestimmen? Wie kommt es, dass diese Gruppe, die Weltbank, der Weltwasserrat und die großen Konzerne, für den Rest von uns Entscheidungen trifft. Wer hat sie eigentlich gewählt? [] Es ist ein Club, der Wasser zum fast kostbarsten Rohstoff der Welt gemacht hat, bevor wir es begriffen haben. Es ist blaues Gold. Man wird Unmengen von Geld verdienen, denn Süßwasser wird vergleichbar mit Öl werden. Vor allem aber geht es um Macht . [] welche Konzerne die Macht uüber das blaue Gold der Zukunft haben werden. 3 Den Abschluss dieser Sequenz bildet ein Ausschnitt aus „Der dritte Mann (1949, Regie: Carol Reed, mit Orson Welles, Joseph Cotten): Harry Lime (Welles) erläutert Holly (Cotten) seine Geschäftsphilosophie im Handel mit Medikamenten in der Nachkriegszeit: „Nur so kommt man heute zu Geld! DVD Kap. 8-9: Kraft der natur Vertreibung (41:43–50:15) Eine indische Physikerin erläutert die religiös-spirituelle Bedeutung des Ganges in Indien: „Er ist der Fluss, der uns unsere Menschlichkeit gibt. Aber seine Existenz ist bedroht. Und mit dem Leben des Ganges ist auch der Glaube einer Milliarde Inder bedroht. Der Lauf des Ganges ist unterbrochen. Ein Staudammprojekt im Oberlauf des Ganges, finanziert von SUEZ, speichert das Wasser, um es dann teuer an die Bewohner Indiens zu verkaufen. Umweltexperten erläutern die Umwelt beeinflussenden Konsequenzen von Staudammprojekten durch die Veränderung natürlicher Ökosysteme und die Förderung des Treibhauseffektes. Weltweit führen Staudammprojekte zudem zur Zwangsumsiedlung der dortigen Bewohner. (50:15–55:37) Im Gegensatz zur zentralen Wasserversorgung erläutert diese Sequenz die Möglichkeiten der Wasserversorgung durch den Rückgriff auf natürliche Ressourcen am Beispiel von lokalen Regenwassergewinnungsanlagen in Indien, die natürlichen Wasserkreisläufe zwischen Regen – Grundwasser – Oberflächenwasser wieder herstellen. Der Initiator dieses Projekts berichtet: Als wir mit dem Bau dieser Anlage begannen, bekam ich ein amtliches Schreiben. Gemäß dem Gesetz 54 zur Be- und Entwässerung hieß es da, gehört der Regen, den sie an diesem Ort sammeln, nicht ihnen. Wem gehört das Wasser dann? fragte ich. Ihnen, der Regierung. Nein. Wasser ist eine natürliche Ressource, Allgemeingut. Wasser kann man nicht besitzen. Es ist ein Grundstoff des Lebens. DVD Kap. 10: Nestlé (55:37–63:12) Gerade dieser Einsicht wird ein Projekt der Firma Nestlé gegenüberstellt. Nestlé errichtet eine Wasserabfüllanlage in Michigan, USA, und raubt damit die natürlichen Wasserressourcen, indem es das Wasser aus den Flüssen pumpt. Der Film beschreibt die Proteste einer Bürgerinitiative gegen die Abfüllanlage. Ein Anwalt für Umweltrecht erläutert seine Rechtsauffassung: Wasser ist das flüchtige Geschenk der Erde für das Leben. Es bewegt sich und fließt. In dieser flüchtigen Natur steckt das Prinzip der Gemeinschaft. Dinge, die nicht flüchtig sind [] kann man in die Hand nehmen und besitzen. Dinge, die flüchtig sind, besitzt man nicht. Einen durch mehrere Gerichtsinstanzen hindurch geführten Prozess konnte Nestlé letztlich für sich entscheiden. Nestlé führte weitere Probebohrungen in den USA durch. DVD Kap. 11: Das Recht auf Wasser (63:12–64:59) Ein Auszug aus der „rede des häuptlings Seattle vermittelt eine naturreligiöse Begründung des Zusammenhangs zwischen Natur und menschlichem Leben: „Kann man den Himmel kaufen oder verkaufen? Die Wärme des Landes? Diese Vorstellung ist uns fremd. Wir besitzen weder das Frische der Luft noch das Glitzern 4 des Wassers. Wie könnte man es da kaufen? Es gehört uns nicht. Alles auf dieser Erde ist meinem Volk heilig [] Diese wundervolle Erde ist die Mutter des roten Mannes. Wir sind Teil der Erde und sie ist Teil von uns. Die Flüsse sind unsere Brüder (64:59–67:50) Proteste gegen eine Abfüllanlage von Coca-Cola in Indien. Die Abfüllanlage verseucht das dortige Trinkwasser. Die Menschen in Placimeda waren erfolgreich. 2005 wurde die Schließung der Coca-Cola Abfüllfabrik angeordnet. Das Unternehmen behauptet nach wie vor, das es die lokalen Wasserprobleme nicht zu verantworten hat. (67:50–73:00) Die beiden Schlusssequenzen des Films fassen dessen grundlegende Botschaft zusammen: weltweite Proteste gegen die Kommerzialisierung der Wasserversorgung werden in Bildern von Demonstrationen, Protestkundgebungen dargestellt. Wenn es um das Wasser und das Recht der Menschen auf Wasser geht, geht es um die gesamte Menschheit und um das gemeinsame Überleben. Es gibt keinen Ersatz für sauberes, frisches Wasser und die Flüsse, Ströme und Grundwasser vor Ort. Es gibt keinen Ersatz, es gibt keine Alternative, und deshalb muss Wasser überall geschützt werden. (73:00–75:35) Dezentrale Lösungsansätze für den Umgang mit dem Wasser stehen am Ende unter der Frage: Warum nicht in Harmonie mit dem Wasser arbeiten? Die im Film zu Wort gekommenen Umweltexperten und -aktivisten werden noch einmal mit einem Schlussvotum vorgestellt, in dem die Bedeutung der lokalen Initiativen für die Wasserversorgung wie Brunnenbohrungen, Karussellbrunnen und Regenwasserrückhalteanlagen betont wird. Eine Einblendung stellt die politische Forderung der Wasserversorgung als Menschenrecht dar. Die Kommerzialisierung der Wasserversorgung Ein Schwerpunkt der Dokumentation liegt auf der Darstellung der zunehmenden Kommerzialisierung der Wasserversorgung. Die Darstellung der Aktivitäten der drei Global Player im Wasserversorgungsgeschäft – Vivendi, Suez und Thames Water – und der Proteste gegen diese Aktivitäten durchzieht den Film und stellt den wichtigsten Informationsstrang dar. Die großen multinationalen Mischkonzerne mit einem Schwerpunkt auf der Energieversorgung haben das globale Geschäft mit dem Wasser unter sich aufgeteilt (11:25–17:15). Dass der Film dabei nur den „Ist-Zustand dieser Aktivitäten wie in einer Momentaufnahme fokussieren kann, macht deutlich, welche finanziellen und ideologischen Machtpotentiale in dem hart umkämpften Wirtschaftsektor derzeit ausgetragen werden. Die Zuschauer(innen) in Deutschland sollten sich angesichts der französischen und britischen Firmennamen nicht leichtfertig aus der Diskussion verabschieden: Thames Water war ein Tochterunternehmen des deutschen Energiekonzerns RWE und wurde 2006 für 7,1 Milliarden Euro an Kemble Water verkauft. Veolia Deutschland, ehemals Vivendi, ist nach eigenen Angaben Dienstleistungspartner von mehr als 450 Kommunen und Industrieunternehmen in ganz Deutschland und wirbt in seiner Referenzliste unter anderem mit einer Beteiligung von 5 49,9 (zusammen mit RWE) an der Wasserversorgung Berlins. Suez schließlich ist derzeit wesentlich stärker unter dem Namen Ondeo im Wassergeschäft aktiv und mit seiner Tochtergesellschaft Eurawasser u.a. an der Wasserversorgung von Rostock, Goslar, Leuna, Schwerin und Potsdam beteiligt. Suez selbst fusionierte 2006 mit dem französischen Energieversorger Gaz de France und ist derzeit der größte dieser Mischkonzerne, während Vivendi 2002 mit einem Rekordverlust von 23 Milliarden Euro in die Bilanz ging. Der Markenname Vivendi agiert gegenwärtig nur auf dem Mediensektor, während das Wasserversorgungsgeschäft von der 100 Tochter Veolia weitergeführt wird. Fakten: Fakten:M01 Wasser ist Leben 1. Jedes Jahr sterben mehr als zwei Millionen Menschen an Krankheiten, die durch Wasser übertragen werden. Die meisten sind Kinder unter fünf Jahren. 2. Jeden Tag drehen in den USA Millionen von Menschen den Wasserhahn auf und wissen nicht, dass in ihrem Wasser Raketentreibstoff enthalten ist. 3. Man hat das Ausmaß der Bedrohung, der wir uns gegenüber sehen, gezielt falsch dargestellt. 4. Wir führen Krieg für Öl. Wenn wir beim Wasser dieselbe Richtung einschlagen, wird es auch hier zu Kriegen wie beim Öl kommen. 5. Die Süßwasservorräte der Erde werden knapp. Die Menschen werden alles geben – ihre Ersparnisse, ihr Haus – um an Wasser zu kommen. 6. Ohne Wasser haben wir nichts. Ohne Wasser gibt es kein Leben, keine Kultur, keine Gesellschaft, keine Wirtschaft. Ohne Wasser wäre die Erde nicht das, was sie ist. 7. Unser Planet ist mit all dem Wasser, das durch ihn fließt, ein riesiger lebendiger Körper. Über die Landmassen ziehen sich Adern von fließendem Wasser. Dieses Wasser fließt in unser Meer, in das Herz unserer Erde. Es lässt das Wasser verdunsten und führt es so dem Wasserkreislauf wieder zu, damit es bis zu den Gipfeln der Berge steigt und von dort in Form von Adern wieder hinab fließt. Unser Planet ist ein großer lebendiger Körper, durch den beständig Wasser zirkuliert, das ihm Leben spendet. Wie die Oberfläche unseres Planeten bestehen auch wir zu 70 aus Wasser. Auch wir haben ein Herz. Uns durchziehen 60 Meilen an Adern und so wie die Erde Wasser recycelt, besitzen auch wir einen Wasserkreislauf. 8. Die USA führen keine offizielle Statistik darüber, wie viele Menschen jährlich durch Trinkwasser erkranken. Schätzungen gehen von 500.000 bis sieben Millionen Menschen pro Jahr aus, die davon betroffen sind. 9. Eines der Probleme sind die vielen Störfaktoren im System, Viren, Krankheitserreger, Bakterien. Vieles, was wir als Magen-Darm-Virus oder Grippe beschreiben, rührt vom Trinkwasser her, ungefähr 40 %. 6 10. Wir reinigen das Wasser nicht von chemischen Stoffen wie Industriechemikalien, Raketentreibstoff, Pestiziden, pharmazeutischen Präparaten oder Medikamenten, die von großen Tierbetrieben oder Klärwerken abgeleitet wurden. Viele glauben, man müsse sich keine Sorgen machen und kaufen abgefülltes Mineralwasser. Aber aufgepasst: Tatsächlich findet ein Großteil der Aufnahme dieser Chemikalien beim Duschen statt. Einige dieser flüchtigen Schadstoffe dringen über die Haut ein. 11. Es gibt uber 116.000 von Menschen hergestellte Chemikalien. Wir werden zu Versuchsobjekten für diese synthetischen Chemikalien. Was passiert, wenn die Leber diese Chemikalien aus unserem Körper herausfiltern? Sie werden in der Toilette herunter gespült, gelangen in die Grundwasser führenden Schichten und in unsere Flüsse und Gewässer. Dort entnehmen wir das Wasser, speisen es in unsere Wasserversorgung und trinken es wieder. All diese Stoffe der Pharma- und Kosmetikindustrie ändern die Chemie in unseren Körpern und schädigen uns. Wassermangel für die Welt Wasser ist die Quelle allen Lebens. Wasser bestimmt unsere Lebensbedingung durch Klima und Wetter. Seine Qualität und die lokale Verfügbarkeit beeinflussen das Schicksal ganzer Völker. Die Oberfläche unseres Blauen Planeten besteht zu zwei Drittel aus Wasser, das aber ungleich uber die Erde verteilt ist. Von den 1.400 Mio. km3 Wasser, die weltweit zur Verfügung stehen, sind 97 Salzwasser. Von den restlichen 3 Süßwasser ist das meiste in den Eiskappen der Pole, in Gletschern sowie in der Atmosphäre und im Boden gebunden. Nur 0,3 der gesamten Süßwasservorräte sind als Trinkwasser verfügbar. Wassermangel für den menschlichen Körper Schon geringe Prozente an Wasserverlust bringen den Menschen in Not: 3 reduziert den Speichel und die Harnproduktion 5 beschleunigt die Herztätigkeit und lässt Puls und Temperatur ansteigen 10 verursacht Verwirrtheit 20 führt unweigerlich zum Tod Das Geschäft mit dem Wasser „Am 10. September 2000 bekam meine Mutter Magenschmerzen. Drei Tage später starb sie. Sie hatte verschmutztes Wasser getrunken. Es war Wasser, das wir aus dem Fluss holten [] Man hat uns einen Wasseranschluss im Haus versprochen. Aber Wasser ist nicht kostenlos und wir haben kein Geld es zu bezahlen. Also gehen wir wieder zum Fluss. „Ohne Wasser lässt sich Armut mit Sicherheit nicht reduzieren. Schmutziges Wasser tötet mehr Menschen als AIDS, mehr als Kriege. Wir sind verpflichtet, den Anteil der Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, um die Hälfte zu reduzieren. 7 „Wir haben das Know-how. Wir haben die Technik, wir wissen, wie man sehr große Netze betreibt und Wasser in die Haushalte bringt. Heute sterben täglich 30.000 Menschen an Krankheiten infolge verschmutzten Wassers. Das Ziel muss sein, jeden mit sauberem Wasser zu versorgen. „Wir haben hier fünf Stunden gewartet. Manchmal kommt das Wasser, manchmal kommt es nicht. Manchmal müssen wir Wochen auf Wasser warten. Ja, jeden Tag können wir kommen und den Hahn aufdrehen. Aber da kommt nichts. „Kostensenkung verlangt man jetzt in Südafrika. Jede Dienstleistung muss bezahlt werden. Fürr Reiche ist das kein Problem, wohl aber für die Armen, denn fünf Rand, also weniger als ein Dollar, ist in ländlichen Gegenden sehr viel Geld. Die Ärmsten der Armen nehmen dann nur einen Eimer. Aber wenn man in Relation setzt, was sie fürr diesen Eimer bezahlt haben, ist es weit mehr als eine reiche Person in der Stadt bezahlen würde. Und das ist ungerecht. „Wir haben kein Problem damit, wenn gefordert wird: „Das Wasser den Menschen! Wasser darf auch keine Handelsware sein. Wir sind nur der Dienstleister, der das System in Ordnung hält, weil wir langjährige Erfahrungen besitzen. Wir verkaufen unser Wissen. Verkauf von Wasser in Flaschen steigt für Arme unerschwinglich Das Geschäft mit Flaschenwasser boomt – nicht nur in den Industrieländern. Im Jahr 2005 wurden weltweit rund 164 Milliarden Liter Wasser in Flaschen abgefüllt und verkauft. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Absatz verdoppelt. Ein paar große Konzerne dominieren den Markt, allen voran Nestlé, Danone, Coca Cola und Pepsi, aber auch Unilever und andere. In vielen Entwicklungsländern haben sie die wichtigsten lokalen Anbieter aufgekauft. Dank gewaltiger Marketingaktionen erzielen sie dort Jahr für Jahr zweistellige Wachstumsraten. Gerade in Ländern, in denen viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, wird für das „sichere Wasser aus der Flasche geworben. Teure Flaschen Doch Flaschenwasser ist teuer – zu teuer für die Armen. Wollte eine durchschnittliche indische Familie ihren Trinkwasserbedarf mit Flaschenwasser decken, musste sie allein dafur mehr als die hälfte ihres Monatseinkommens aufbringen. In den meisten Haushalten in Schwarzafrika würde der Jahresverdienst kaum für das Wasser eines Monats ausreichen. Flaschenwasser aber trockene Brunnen Oft sitzen die Menschen dank Flaschenwasser buchstäblich auf dem Trockenen. Die Firmen kaufen immer öfter Nutzungsrechte an einheimischen Wasservorkommen. So pumpte beispielsweise Coca Cola im südindischen Plachimida jahrelang täglich 350.000 Liter Trinkwasser ab, um es in Flaschen zu füllen. Die Brunnen der Umgebung 8 fielen trocken. Gegen die Proteste der Bevölkerung gab es massive Polizeieinsätze. Erst nach langen gerichtlichen Auseinandersetzungen musste Coca Cola kürzlich den Betrieb einstellen. Zahlungen sind symbolisch So verlockend Markennamen wie „Pure Life, „Aquafina oder „Dasani klingen mögen – wichtiger wäre es, die öffentliche Wasserversorgung auszubauen. Wo aber die Wasserrechte an private Firmen verkauft werden, bleibt die Versorgung der Armen auf der Strecke. Besonders ärgerlich: Vielerorts bezahlen die Unternehmen nur eine symbolische Gebuhr fur die Nutzung der Wasservorkommen. Viel Plastik, viel Müll Auch ökologisch ist der Siegeszug der Wasserflaschen bedenklich. Nach vorsichtigen Schätzungen des WWF (World Wildlife Fund) verbraucht die Wasserindustrie jährlich rund 1,5 Millionen Tonnen Kunststoff. Nur ein verschwindend kleiner Teil wird wieder aufgearbeitet. Milliarden Flaschen landen im Müll. Uganda Frauen sammeln Regenwasser Wenn ihre vier Kinder abends im Bett sind, sitzt Specioza Nyakato (38) am liebsten frisch gewaschen auf dem Sofa und hört Radio. Die energische Frau war selbst am Kampf um die Absetzung des früheren Diktators Milton Obote beteiligt und hält sich uber das politische Geschehen in Uganda auf dem Laufenden. Dank der neuen Regenwasserzisterne auf ihrem Gehöft hat sich der Tagesablauf von Specioza deutlich entspannt. Früher war sie abends verschwitzt und todmüde ins Bett gefallen, nach zwei fast dreistündigen Fußmärschen hinunter ins Tal, wo sie das Trinkwasser für ihre ganze Familie am Fluss Kagera holen musste. Die Pumpe des etwas näher gelegenen Bohrlochs war meistens kaputt und förderte ohnehin nur rostbraunes, ubel riechendes Wasser zu Tage. Jetzt kann sie ihr Wasser direkt vor der Haustür aus der Zisterne zapfen und die gewonnene Zeit in die Feldarbeit stecken. Specioza erntet nun soviel Gemüse, das sie einen Teil davon auf dem Markt verkaufen kann. Von den Erlösen hat sie das Haus renoviert und freut sich, ihre Kinder länger in die Schule schicken zu können. Gerade für dünn besiedelte Regionen, in denen der Aufbau eines Wasserleitungssystems mit Pumpen und Zapfstellen nicht wirtschaftlich wäre, bietet die Regenwassernutzung eine ideale Alternative. Im Oruchinga Valley haben die meisten Hutten ein Wellblechdach, die ideale Auffangfläche für den Regen. Der sammelt sich in Dachrinnen und wird zu einer Zisterne geleitet, die bis zu 10.000 Liter fasst. So können jährlich 30.000 bis 40.000 Liter Wasser „geerntet werden, die einer Familie über die trockenen Monate zum Trinken, Kochen und Waschen reichen. Die Wasserqualität verbessert sich sogar in den Zisternen, da kein Tageslicht eindringt und Bakterien so zugrunde gehen. 9 Arbeitsaufträge: 1) Erläutere ein konkretes Beispiel zum Zusammenhang von Armut und Wasser! 2) Wie hängen Klimawandel, Wasserknappheit kommerzielle Interessen zusammen? 3) Welche Aufgaben hat der Weltwasserrat? Nimmt er diese aus deiner Sicht wahr? Begründe! 4) Was versteht man unter der Kommerzialisierung der Wasserversorgung? Erkläre! 5) Das Geschäft mit dem Wasser: Nimm Stellung zu den Zitaten in diesem Kapitel. Welche Gegensätze werden hier deutlich? 6) Das Geschäft mit den Wasserflaschen boomt. Was sind wohl die Gründe dafür? Gibt es auch Nachteile bei dieser Entwicklung? und 7.1) Erläutere kurz, wie der Bau einer Regenwasserzisterne das Leben von Specioza Nyakato verändert hat. 7.2) Warum werden solche Projekte nicht mehr gefördert, obwohl die Vorteile eigentlich auf der Hand liegen? 8) Gibt es bei dir persönliche Konsequenzen, die du ziehst, nachdem du den Film FLOW – Wasser ist Leben gesehen hast? 10