Arbeitsblatt: Lustige Weihnachtsgeschichte
Material-Details
Die Familienfeier mit der Oma nimmt ein lustiges Ende.
Deutsch
Leseförderung / Literatur
5. Schuljahr
2 Seiten
Statistik
72806
1369
76
12.12.2010
Autor/in
Jire (Spitzname)
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Beim Aufräumen des Dachbodens, ein paar Wochen vor Weihnachten, entdeckte der Vater in der hintersten Ecke in einer Truhe ein ganz verstaubtes uraltes Ding. Das musste der Christbaumständer sein, von dem die Oma an Weihnachten immer erzählte. Es war nämlich ein besonderer Ständer, mit einem Drehmechanismus und einer eingebauten Spieluhr. Wenn man vorsichtig eine kleine Sperre löste, drehte er sich und spielte dabei das Lied „O du fröhliche. Der Opa hatte ihn mal auf einem Weihnachtsmarkt gekauft und dann hatte der Christbaumständer jahrelang seinen Dienst getan, bis er nicht mehr funktionierte. Irgendwie war er dann verschwunden und nie mehr aufgetaucht. Jetzt lag also vor dem Vater dieser Christbaumständer. Er sah zwar fürchterlich aus und drehte sich nicht mehr, aber da kam dem Vater ein wunderbarer Gedanke. Wie würde sich die Oma freuen, wenn sie am Heiligabend vor dem Baum säße und dieser sich auf einmal wie in uralter Zeit zu drehen begänne und dazu „O du fröhliche spielte. Nicht nur die Oma, die ganze Familie würde staunen. Es gelang dem Vater, mit dem antiken Stück ungesehen in seinem Hobby-Raum zu verschwinden. Gut gereinigt, eine neue Feder, dann müsste der Mechanismus doch wieder funktionieren, überlegte er. Gesagt getan. Abends verschwand der Vater jetzt immer in seinem Hobbyraum, verriegelte die Tür und werkelte. Und auf neugierige Fragen antwortete er nur „Weihnachtsüberraschung. Kurz vor Weihnachten hatte er es geschafft. Der Christbaumständer drehte sich bei den Probeläufen wie geschmiert und spielte dazu O du fröhliche. Und wie neu sah er aus, nachdem er auch noch einen neuen Farbanstrich bekommen hatte. Jetzt fehlte nur noch der passende Christbaum. Nach längerem Suchen fand der Vater dann auch genau den Baum, den er sich vorgestellt hatte; ein schön gewachsenes über 2 hohes Exemplar. Die Oma und der Rest der Familie würden Augen machen. Nun konnte der Heiligabend kommen. „Den Baum schmücke ich heuer alleine, tönte der Vater. So aufgeregt war er schon lange nicht mehr. Vorsichtigt befestigte er die Tanne im Christbaumständer und löste dann die Sperre. Es funktionierte alles wie am Schnürchen. Die Musikwalze spielte O du fröhliche und der Baum drehte sich. Jetzt musste er nur noch geschmückt werden. Der Vater hatte wirklich an alles gedacht. Er hatte echte Kerzen besorgt, der Stern von Bethlehem saß oben auf der Baumspitze und davor ein Rauschgoldengel. Bunte Kugeln und Lametta hingen in den Zweigen, und auch Schokoladen-Kringel und Wunderkerzen hatte er nicht vergessen. Denn alles sollte wie früher sein. „Die werden Augen machen, sagte er bei jeder Kugel, die er aufhängte. Endlich war es soweit. Der Baum strahlte mit Vater um die Wette. Die Feier konnte beginnen. Für die Oma schleppte der Vater den großen Ohrensessel herbei. Dann wurde die alte Dame geholt und feierlich in ihrem Stuhl platziert. Rechts und links von ihr nahmen Vater, Mutter und die beiden Kinder Platz. Und dann kam Vaters großer Auftritt. Bedächtig zündete er Kerze für Kerze an, dann noch die Wunderkerzen. „Und jetzt kommt die große Überraschung, verkündete er, löste die Sperre am Christbaumständer und nahm ganz schnell seinen Platz ein. Langsam drehte sich der Weihnachtsbaum, hell spielte die Musikuhr „O du fröhliche. War das eine Freude! Die Kinder klatschten vergnügt in die Hände. Die Oma hatte Tränen der Rührung in den Augen und sagte immer wieder: „Mei, wenn des da Opa no dalebt hätt. Und auch die Mutter war ganz still. Eine ganze Weile schaute die Familie beglückt auf den drehenden Christbaum und lauschte der Melodie. Und die Oma sagte immer wieder: „Mei, wenn des da Opa no dalebt hätt. Da riss sie plötzlich ein quietschendes Geräusch aus ihrer Versunkenheit. Ein leichtes Zittern ging durch den Baum und die bunten Kugeln begannen zu klirren. Aber nicht genug, der Baum fing an, sich langsam aber sicher immer schneller zu drehen. Und auch das O du fröhliche war bald nicht mehr als solches zu erkennen. Die Mutter rief mit überschnappender Stimme: „So tu doch etwas! Und die Oma murmelte nur: Mei, wenn des da Opa no dalebt hätt. Der Vater saß wie versteinert da, was aber den Baum auch nicht davon abhielt, seine Geschwindigkeit zu steigern. Er drehte sich mittlerweile so rasant, dass die Flammen hinter den Kerzen herwehten. Die Kinder klatschten vor Begeisterung in die Hände und die Oma bekreuzigte sich und murmelte vor sich hin: „Mei, wenn des da Opa no dalebt hätt. Als Erstes löste sich der Stern von Bethlehem, sauste wie ein Komet durch das Zimmer, klatschte gegen den Türrahmen und fiel dann Felix unserem Dackel, der dort ein Nickerchen hielt, direkt auf den Kopf. Der arme Hund flitzte wie von der Tarantel gestochen aus dem Wohnzimmer in die Küche, wo man von ihm nur noch die Nasenspitze und ein Auge um die Ecke schielen sah. Das Lametta hatte sich erhoben und schwebte wie ein Kettenkarussell am Weihnachtsbaum bis es sich löste. Gerade noch rechtzeitig gab der Vater das Kommando „Alles in Deckung!, als auch schon der Rauschgoldengel durchs Zimmer flog. Die Weihnachtskugeln und Schokoladen-Kringel folgten ihm. Vater und Mutter lagen mittlerweile flach auf dem Boden und die Mutter jammerte in den Teppich hinein: „Alles umsonst, die viele Arbeit, alles umsonst! Dem Vater war das alles sehr sehr peinlich. Die Kinder hockten hinter Omas Sessel und beobachteten begeistert aus sicherer Entfernung das Schauspiel. Oma saß immer noch wie erstarrt auf ihrem Logenplatz, von oben bis unten mit Lametta behängt. Als ein gefüllter Schokoladen-Kringel auf ihrem Kopf zerplatzte, meinte sie nur trocken „Kirschwasser und murmelte: „Mei, wenn des da Opa no dalebt hätt! Zu all dem jaulte die Spieluhr weiter ein fast nicht mehr zu erkennendes „O du fröhliche, bis der Christbaumständer mit einem ächzenden Ton den Geist aufgab. Durch den plötzlichen Stopp neigte sich der Christbaum in Zeitlupe, und fiel dann krachend aufs kalte Buffet. Die letzten Kugelscherben vermischten sich mit dem Nudelsalat und dann war es plötzlich totenstill. Oma, mittlerweile nicht nur mit Lametta, sondern auch mit Schokolade in allen Geschmacksrichtungen geschmückt, war die erste, die sich wieder rührte. Sie erhob sich schweigend und ging kopfschüttelnd aus dem Zimmer. In der Tür stehend sagte sie nur noch: „Guat, dass des da Opa nimmer dalebt hod! Die Mutter starrte, in Tränen aufgelöst, auf die Bescherung. Der Vater war käsebleich. Nur der kleine Andi meinte: „Du, Papi, das war echt stark! Machen wir das jetzt Weihnachten immer so?