Arbeitsblatt: T-Shirt textile Kette Text
Material-Details
Hallo Ich bin ein T-Shirt... Die textile Kette erzählt von einem T-Shirt. Von der Aussaat bis zum fertigen Shirt in einer lustigen Geschichte aus der Perspektive des T-Shirts
Werken / Handarbeit
Textil
4. Schuljahr
3 Seiten
Statistik
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2274
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17.02.2011
Autor/in
Lana Svecak
Land: Deutschland
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Anhang 4: T-Shirt Text Hallo! Ich bin ein TShirt! Nicht irgendein TShirt Nein! Sondern ein knallbuntes –Shirt. So ein Shirt wie mich bekommt ihr im Kleidergeschäft für 3,99 Euro. Echt billig, was? Neu, nagelneu sehe ich aus. Dabei habe ich schon viel gesehen. Felder, Nähtische, Lagerhallen, Häfen, Flughäfen. Und viele Hände haben mich schon bearbeitet, bis ich zu dem geworden bin, was ich bin. Weitgereist wie ich bin, habe ich so meineoder waren es doch Kilometer, zurückgelegt. Das müsst ihr nun herausfinden Ja, ja, aber lasst mich erzählen. Alles begann mit einer Baumwollblüte auf einem der vielen Felder Indiens. Viele Frauen und Kinder waren von morgens bis spät in den Abend damit beschäftigt, die plüschigen Blüten von den Sträuchern zu pflücken und in große Säcke zu stopfen. Stunde um Stunde, ständig mit gebeugtem Rücken in der feuchtwarmen Hitze an den Reihen der Baumwollstauden entlang. Kilo, um Kilo. Also die haben wirklich wenig verdient. Für den täglichen Reis hat es bestimmt nicht gereicht. Nachdem die weißen Baumwollbällchen von den Samenkörnern getrennt waren gings in eine Spinnerei. Gar nicht so einfach, aus den knäueligen Blüten einen ordentlichen Faden zu spinnen. Doch den Leuten in der Spinnerei gelang das. Fäden, die nicht aufzuhören schienen, kilometerlang, immer schön gleichmäßig. Aber das war eine Hitze in der Spinnerei und dieser feine Staub. Die Leute sahen nach Feierabend aus wie Schneemänner. Ich war auch froh, als ich da wieder raus kam. Weiter ging die Reise. Riesige Strickanlagen erwarteten mich in einer Strickerei in Indonesien. Und wieder Lärm, Hitze und Staub – nicht zum Aushalten. Viele Hände bedienten die unzähligen Strickanlagen. Doch auch hier bekamen die Menschen, trotz ihrer Schufterei, so wenig Lohn, dass es für die Familie nicht reicht. Und dann dieser Druck Reisst ein Faden, hält die Strickanlage natürlich sofort an, damit es nicht zu Fehlern kommt. Und zacksteht der Aufseher hinter der Arbeiterin, um zu sehen was los ist. Dann war aus den Blüten, aus den Fäden endlich ein Stoff geworden. Die Stoffballen wurden verladen und los ging‘s nach Kenia. Bitte, also, an diesen stinkigen Farbbottich, in den ich hinein musste, möchte ich nicht mehr erinnert werden. Als rote oder gelbe Stoffballen kamen wir dann zum Zuschnitt. Das war vielleicht eng in den Hallen, ich kann euch sagen. Keine Fenster, die Türen versperrt, die Luft schlecht. Noch heute wird mir übel wenn ich daran nur denke. Die Arbeiterinnen fuhren mit großen Messern über den Stoff. Da schneidet sich schnell mal eine in die Finger. Pflaster drum, damit der Stoff keinen Schaden nimmt und weiter. Arztbesuch – Pustekuchen. Nach dem Zuschnitt wurde ich wieder auf die Reise geschickt. Um den halben Globus ging‘s und ich landete in einer Näherei in El Salvador. Oh Gott, schon wieder so heiß und laut und stickig und hektisch. Keine Fenster! Meinen Nerven hat das gar nicht gut getan. Die Frauen sahen fürchterlich müde und erschöpft aus, sie arbeiteten schon zwölf Stunden. Ich landete an der Maschine von Martha. Ein Wahnsinnskrach und ein Wahnsinnstempo. 2370 Stiche in der Minute. So schnell kannst Du gar nicht gucken. Plötzlich ertönte eine Sirene und die Frauen verschwanden. Wie ich später erfuhr, mussten die Frauen, wie alle vier Wochen, zum Schwangerschaftstest. Eine Frechheit! Schwangere Frauen werden einfach entlassen. Wegen des Risikos und den Mutterschaftsgeldern. Die kann man sich dann sparen. Der Gruppenleiter kam und konnte seine Finger nicht bei sich halten und betatschte Martha. Und die musste sich das gefallen lassen, um ihre Arbeit nicht zu verlieren. Eine andere erhielt eine Ohrfeige, weil sie die Überstunden nicht leisten wollte. Ihr Kind läge krank zu hause, sagte sie. Ansonsten wurde gearbeitet, ohne ein Wort zu wechseln. Auf‘s Klo musste wohl auch keine. Mehr als zwei Mal am Tag ist nicht vorgesehen. Das alles für 90 Euro im Monat, wenn sie Glück haben. Zum Einnähen der Etiketten, des Knopfes – der kommt übrigens aus Italien – und des Reissverschlusses musste ich dann noch mal verpackt werden und auf die Reise. Das wurde dann in der Türkei gemacht. Danach wurde ich nochmal gewaschen, gebügelt und endgültig eingepackt. Die letzte Fahrt ging dann in meinen Textildiskounter hier bei Euch um die Ecke, in Deutschland. Hier habe ich mich mit dem schicken TShirt gegenüber unterhalten. Stellt euch vor, es wurde sogar von Kindern genäht. Was es nicht alles gibt auf der Welt. Auf meiner Reise habe ich so viele Menschen gesehen, vor allem natürlich Frauen und Kinder. Ohne sie wär‘ ich nicht hier. Ich sagte ja, ich bin ein tolles Stück, 4 Euro koste ich. Die Näherinnen, die 12 – 14 Stunden am Tag schuften, bekommen davon so gut wie nichts ab. Die Verkäuferin wohl auch nicht. Fragt mal, was die bei uns im Monat verdient? Reich wird man davon auch nicht. Wieso koste ich nun sowenig Geld? Wer verdient an mir? Wer kann mir die Fragen beantworten? Also, was meint ihr?