Arbeitsblatt: China - Das Drei-Schluchten-Projekt
Material-Details
Bau des Staudammes am Jangtsekiang. Geschichte, Zahlen, Ziele und Massnahmen.
Geographie
Asien
klassenübergreifend
4 Seiten
Statistik
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30.09.2011
Autor/in
Pascal Tschaler
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
China: Drei-Schluchten-Projekt Rahmenbedingungen des Drei-Schluchten-Damms Der Drei-Schluchten-Staudamm (chinesisch Sanxia) liegt in Sandouping, etwa 40 km stromaufwärts von Yichang, in der Provinz Hubei. 38 km unterhalb der Baustelle befindet sich der kleinere Gezhouba-Damm. Das Sanxia-Projekt ist planmässeig in drei Bauabschnitte gegliedert. In der ersten Phase (1994 bis 1997) wurde am südlichen Ufer ein vier Kilometer langes neues Flussbett gegraben, und etwa 30‘000 Menschen wurden umgesiedelt. Nach der Umleitung des Jangtsekiang in das neue Bett begann die zweite Phase (1998 bis 2003). Gebaut wurden die Öffnungen der Überlaufrinnen, das Kraftwerk am linken Ufer und die Schleuse. In dieser Zeit mussten etwa eine halbe Million Menschen pro Jahr ihre Heimat verlassen. In der dritten und letzten Phase (2004 bis 2009) wurde nach der Aufhebung der Flussumleitung, das Schiffshebewerk fertig gestellt. Danach wird der Stauwasserspiegel schrittweise erhöht, bis er im Jahr 2013 seinen geplanten Höchststand erreicht. DreiSchluchten-Damm in Zahlen Dammhöhe 185 Kronenlänge 1983 Normalpegel 175 Flutenkontrollpegel 145 Staulänge 663 Staufläche 104 500 Hektar Stauvolumen 40 Milliarden m3 Anzahl Generatoren 26, je 700 MW Gesamntkapazität 18200 MW China: Drei-Schluchten-Projekt Vorgeschichte Bereits im Jahr 1919 schlug Sun Yatsen vor, im Bereich der Drei Schluchten einen grossen Staudamm zu bauen, um die Schifffahrtsbedingungen zu verbessern und gleichzeitig Wasserkraft zu erzeugen. Sein Nachfolger entwickelte konkrete Pläne, um den Jangtsekiang aufzustauen. Zwischen 1944 und 1946 wurde das „United States Bureau of Reclamation, eine US-amerikanische Aufsichtsbehörde für Wasserversorgungsprojekte, beauftragt, die nötige Talsperre zu entwerfen. Als es jedoch soweit war, wurde das Vorhaben durch den chinesischen Bürgerkrieg gestoppt. Nachdem im Jahr 1954 bei einer weiteren Jangtsekiang-Flut über 33‘000 Tote zu beklagen waren, setzte Mao Zedong als Gründer der Volksrepublik China den Dammbau wieder auf die Tagesordnung. Das Projekt scheiterte jedoch an den hohen Baukosten. Als 1969 die Provinz Hubei das Projekt wiedererweckt hatte, lehnte Mao Zedong das Vorhaben aus politisch-militärischen Gründen ab. Als Ersatz wurde der kleinere Gezhouba-Staudamm fertiggestellt. 1992 wurde das Vorhaben durch die Abstimmung im Volkskongress genehmigt. Sun Yatsen (1866 – 1925) Chinesischer Revolutionsführer und Staatsmann, Gründer der Kuomintang (KMT) und erster provisorischer Präsident der Republik China. In China wird er als Gründer des modernen China verehrt. Kosten Die Kosten dieses Riesenbauwerkes wurden anfangs auf 26 Mrd. US (1 US 1.0831 CHF) geschätzt, bis 2002 wurden allerdings schon 50 Mrd. US verbraucht, so dass man bis 2013 geschätzte 75 Mrd. US ausgeben wird. Finanziert wird der Staudamm vom chinesischen Volk, welches mit einer Sondersteuer belastet wird, sowie zu 65% durch Kredite der staatlichen chinesischen Entwicklungsbank finanziert. Ausländische Investoren sind ebenfalls am Projekt beteiligt. Ziele und Massnahmen Mao Zetong (1896 – 1976) Für das dichtbesiedelte chinesische Tiefland stellen die grossen Wassermengen des Jangtsekiang eine grosse Gefahr dar. Durch Überschwemmungen haben im 20. Jahrhundert bereits 3 Millionen Menschen ihr Leben verloren. Demzufolge ist die Hauptaufgabe dieses riesigen Stausees die Verbesserung des Hochwasserschutzes für das bedrohte chinesische Gebiet. 30 Jahre Vorsitzender der Kommunistischen Partei. Während seiner Herrschaft starben mehrere zehn Millionen Menschen an den Folgen politischer Kampagnen, diktatorischer Machtausübung und verfehlter China: Drei-Schluchten-Projekt Die Kontrolle des Flutwassers ist ebenfalls ein wichtiger Argument für den Bau. Für die Kritiker genügt es nicht, bloss einen Riesenstaudamm zu bauen, um die Überschwemmungen zu verhindern, sondern man muss die Ursachen bekämpfen. Diese liegen zum grössten Teil beim Menschen. Durch die Abholzung der Wälder kann das Niederschlagswasser nicht mehr durch die Bäume abgefangen werden und fliesst direkt in den Strom. Eine weitere Ursache bildet die Trockenlegung zahlreicher Seen zur Gewinnung von Ackerland. Diese Seen gingen als Überflutungsreservoirs für das Jangtsekiang-Hochwasser verloren. Durch das Aufstauen des Jangtsekiang wird neben der Fliessgeschwindigkeit auch die Selbstreinigungskraft des Flusses reduziert. Daher ist es notwendig, zahlreiche Müllhalden zu beseitigen und die Wasserverschmutzung einzudämmen. Die Kontrolle des Trinkwassers gewinnt an Bedeutung. In den Nordprovinzen Chinas leiden viele Städte an Wassermangel. Mit einem Wasserleitungsnetz ist nun geplant, Wasser aus den südlichen Gebieten, vor allem aus dem Jangtsekiang, in den Norden zu pumpen. Bis 2010 sollen Peking und andere Städte mit bis zu 48 Milliarden m3 versorgt werden. Währen diesem grossen Bauprojekt sind zwei Wasserkraftwerke zur Stromerzeugung entstanden. Diese werden 34% der nationalen Energieproduktion liefern. Um die gewonnene Energie vor allem in die Provinzen im Osten zu leiten, wurden insgesamt 9100 Kilometer Hochspannungsleitungen erbaut. Zur Zeit deckt die Kohleverstromung 75% des Strombedarfs der Volksrepublik China. Mit dem Stausee kann diese Zahl reduziert werden, und somit auch der Ausstoss von Millionen Tonnen Kohlendioxid, welches die Umwelt verschmutzt. Da die Wassertiefe bisher sehr stark schwankte, war die Schiffbarkeit eingeschränkt. Ausserdem bilden die hohen, engen Schluchten des Stroms eine Gefahr für die Schiffe. Durch den Stausee werden die Schluchten breiter, der Wasserspiegel steigt und die Schifffahrt wird erleichtert. Somit können die Transportkapazitäten gesteigert und die Transport-Preise gesunken werden. Durch den Bau eines zusätzlichen Schiffshebewerkes kann die Frachtmenge nochmals gesteigert werden. Die führt ebenfalls dazu, dass Arbeitsplätze geschafft werden. Durch den Bau dieses Schiffshebewerkes haben die Schluchten für die Touristen nicht mehr die gleiche Dramatik, wie die hohen, engen Schluchten. Dies kann zum Rückgang der Touristenzahl führen. Die Gegend geht jedoch davon aus, dass der Staudamm durch seine enorme Grösse eine neue Touristenattraktion werden kann. China: Drei-Schluchten-Projekt Die Staufläche des Jangtsekiang beträgt 104‘500 Hektar. Dies ist eine sehr grosse Fläche, die früher als Lebensraum für Tier und Mensch gedient hat. Mit dem Bau des Stausees mussten millionen von Menschen ihre Heimat aufgeben und umsiedeln. Besonders problematisch ist dies für die Bauern. Da sehr viel Ackerland überschwemmt wurde, und die Böden in höheren Lagen nicht so fruchtbar sind, wird es schwierig, eine gute Ernte zu haben und somit zu überleben. Viele Bauern mussten ihren Beruf aufgeben und etwas Anderes machen. Durch die Umsiedlung sind nicht nur materielle Schäden entstanden, sondern auch psychische. Gerade Fernumsiedlungen gelten wegen des Risikos von Konflikten mit den aufnehmenden Gemeinden als problematisch, ausserdem unterscheiden sich Sprache, Ernährungs- und Lebensgewohnheiten sehr stark. Der Umsiedlungsschock wird noch durch die Trennung von Verwandten und Freunden, die in der Nähe des Herkunftsortes geblieben sind, vergrössert. Ferner kommt hinzu, dass viele Kulturdenkmale und archäologische Funde, sowie vom Aussterben bedrohte Tiere durch diesen Bau gefährdet werden. Um die Tierarten zu schützen, will man an einem abgesperrten Flussarm es Jangtsekiang ein Reservat errichten, das ökologisch noch weitgehend intakt ist.