Arbeitsblatt: Aralsee
Material-Details
Unterrichtseinheit zum Thema: Aralsee
Topographische Orientierung durch Atlasarbeit
Niveaudifferenzierte Texte
Geographie
Gemischte Themen
9. Schuljahr
11 Seiten
Statistik
91477
1598
14
19.12.2011
Autor/in
Adrienne Erard
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
U t r i h s i h i z m h m A a s e C . 4 Arbeitsphase Was Zeit Material k i n n Einstieg und Erarbeitung Russland Russland topografisch besser kennenlernen. 1 Lektion Die Schüler erhalten eine stumme Karte Russland und müssen dort Nachbarsländer, Gewässer und Gebirge mit Hilfe des Atlas suchen. Sicherung Am OHP zeigt die LP verschiedenen Folien mit der Karte Russlands. Die Ergebnisse der SCH werden besprochen und korrigiert. Einstieg Aralsee LP zeigt des SCH den Viedeoclip von Stress. Gibt dazu auch die deutsche Übersetzung ab. Die SCH sollen ihren Eindruck dazu schriftlich festhalten. Stumme Karte Russland Atlas Versch. OHP-Folien zu Russland 10 – 15Minuten Videoclip von Stress Erarbeitung Im Klassenverband wird kurz über den Videoclip diskutiert, anschliessend leitet die LP zur Umweltproblematik des Aralsees um. Die SCH erhalten ihren Niveaus entsprechend Texte zum Aralsee. Diese müssen sie lesen und dazu eine Tabelle vervollständigen. Ca. 30-45‘ Texte Niveau A, & zum Aralsee AB: Tabelle Wenn bis Ende Lektion nicht fertig, als Hausaufgabe fertig machen! Ergebnissicherung Die Schülerinnen und Schüler vermischen sich in Niveaus und stellen sich gegenseitig ihre Resultate vor. 15‘ Somit ergänzen die SCH ihre Tabellen Film zum Aralsee: Film: 30‘ Als Abschluss sehen die SCH einen Film zur Problematik. Dieser soll dazu dienen, dass sie einen noch klareren Eindruck des Umweltkatastrophe erhalten und evtl. ihre Tabelle noch ergänzen können. Diskussion: ca. 15‘ Am Schluss des Filmes tragen die SCH im Klassenverband ihre Eindrücke und Ergebnisse zusammen. Film: „Stress für die Umwelt Russland und das Umweltproblem: Aralsee Lernziele zu Russland: Ich kann mit Hilfe des Atlas die Nachbarstaaten von Russland auf einer stummen Karte beschriften. Ich kann mit Hilfe des Atlas einige bekannte Gewässer von Russland auf einer stummen Karte beschriften. Ich kann mit Hilfe des Atlas einige bekannte Gebirge von Russland auf einer stummen Karte beschriften Lernziele zum Aralsee: Ich kann aus einem Text wichtige Informationen zum Aralsee herausschreiben und in einer Tabelle gliedern. Diese sind: Zustand des Aralsees bis 1960 Zustand des Aralsees ab 2007 Ursachen zur Veränderung des Aralsee Folgen der Veränderung für die Ökologie, Wirtschaft und Gesundheit. Zeit Was ist zu tun? 1. Lektion Atlasarbeit: Lernziele zu Russland bearbeiten Gruppen: gemischte Niveaugruppen! Kienen gleichen Niveaus zusammen! 2. Lektion 3. Lektion Bearbeitung Thema Aralsee. Einzelarbeit! Texte: In Einzelarbeit lesen und dazugehörige Tabelle stichwortartig ausfüllen. Der Aralsee: Zustand 1960, Veränderung bis 2007 und dessen Ursachen und Folgen Zustand des Aralsees bis 1960 Veränderung bis 2007 Ursachen Folgen (Gründe für Veränderung) (nach der Veränderung) Texte Aralsee für Niveau A&B 1. Geographische Lage und Klima Der Aralsee (45N 60O) liegt in Mittelasien im Tiefland von Turan in einer großen geologischen Depression umgeben von den Wüsten Kysilkum („roter Sand) bzw. Karakum („schwarzer Sand) und dem gewaltigen Ust-Urt-Plateau. Zwei große Zuflüsse speis(t)en den See der jeweils ungefähr zur Hälfte zu den Staaten Usbekistan und Kasachstan gehört: Der Amu-Darja, der im Pamir- Gebirge (7495 m) entspringt und der Syr-Darja der seinen Ursprung in den Ausläufern des Tienschan (7440 m) hat. Das in der Turan-Ebene vorherrschende Klima ist vergleichbar mit dem in der Sahara doch die potentielle Verdunstung sowie die Mitteltemperatur sind etwas niedriger was eine geringere Arididät bewirkt. Eine etwas dichtere Vegetation ist vorzufinden. In keinem Monat fallen mehr als 20 mm Niederschlag. Die Temperaturmaxima reichen im Monatsdurchschnitt von –13 im Januar bis zu ca. 26 im Juni/Juli, die Jahresmitteltemperatur liegt unter 18 Grad. 2. Daten und Fakten Vor 40 Jahren noch war der Aralsee mit einer Oberfläche von 66.900 km und einem Volumen von 1.056 km der viertgrößte Binnensee der Welt. Er hatte ungefähr die Größe der Schweiz. Heute findet man nur noch 30.900 km Wasseroberfläche und ein Volumen von 255 km. Von der Fläche sind demnach heute weniger als 50 %, und von seinem ursprünglichen Volumen nur noch etwa 20 vorhanden. Der Wasserspiegel ist von 1960 bis 1990 um 13 gesunken. Folglich hat sich das Seeufer mancherorts um 120 km zurückverschoben. Das ehemalige Fischerdorf Aralsk befindet sich heute sogar 200 km vom Seeufer entfernt. Die Zuflüsse des Aralsees sind in den letzten Jahren deutlich geschrumpft. Der Amu Darja fließt nur noch mit einer Breite von 30 bis 60 durch das bis zu 1 km breite Flussbett (von den früheren 130 km Wasser pro Jahr sind nur noch 30 km übrig geblieben und das Wasser wird weiter zurückgehen. Von der früheren Wassermenge des zweiten Zuflusses (40 km/Jahr) kommt heute nichts mehr im See an. Die bereits trocken gefallene Fläche des Aralsees beträgt inzwischen 4 Mio. Hektar und die Tendenz ist weiter steigend. Aufgrund des ariden Klimas verdunsten jährlich 1040 mm Wasser aus dem abflusslosen See. Da die Zuflussmengen so dermaßen gekürzt worden sind, kann die Menge unmöglich wieder aufgefüllt werden. Die Salzkonzentration im Wasser ist von 10 g/l auf 36g/l, also um das dreifache angestiegen. So hat sich inzwischen die Hälfte der ursprünglichen Fläche, das sind 3.600 km, in eine Salz- und Säurewüste umgewandelt. Der See hat sich bereits geteilt, in einen kleineren südlichen und einen größeren nördlichen Teil. Auf der Grafik ist der Rückgang des Wassers seit den 60er Jahren sehr deutlich zu sehen. 3. Ursprung der Katastrophe Bereits im 19. Jahrhundert wurden die ersten Fehler begangen: Unter der zaristischen Herrschaft versuchte man die als Nomaden lebende Bevölkerung sesshaft zu machen. Durch die vorher praktizierte Nomadenwirtschaft wurden die Böden nie lange bewirtschaftet und konnten sich so immer wieder erholen. Doch im Zuge der Industrialisierung wurde in dieser Region Landwirtschaft in großflächigem Stil betrieben um die ehemalige Sowjetunion mit Baumwolle und Nahrungsmittel zu versorgen. Die politischen Fehlentscheidungen, die weit weg von der Region, nämlich in Moskau, getroffen wurden, waren also ausschlaggebend für die negative Entwicklung. Bei den Planungsentscheidungen kam es zu großen Fehleinschätzungen für die Aralseeregion. Man glaubte es sei unbeschränkt Boden für die Landwirtschaft vorhanden, der Boden sei fruchtbar und es stünden unbegrenzt Wasserreserven zur Verfügung. Neben zahlreichen Erschließungsprojekten war der Bau des KaraKum Kanals, eine Verbindung zwischen dem Amu-Darja und dem Kaspischen Meer, der Höhepunkt der Bauarbeiten in den 50iger und 60iger Jahren. Vor allem diese aber auch viele andere Bauten führten dazu, dass die Wasserzufuhr in den Aralsee, aus den beiden großen Zuflüssen, Amu Darja und Syr Darja, zum erliegen kam. 4. Entwicklung vor den 60er Jahren 4.1 Anbau von Baumwolle und Nahrungsmittel Zur Schaffung wirtschaftlicher Ressourcen entschied man sich für den bewässerungsintensiven 9 Anbau von Baumwolle der später durch Reisanbau und Obstkulturen ergänzt wurde. Der Baumwoll und Reisanbau gehört zu den wasserintensivsten Bewirtschaftungsformen (30.000 m Wasser für 1 ha Reis, 12.000 m für 1 ha Baumwolle). 4.2 Abholzung Die Baumbestände der Region sanken durch die Nutzung als Brennholz und den Bau der Schiffsflotte. Diese Abholzung und die Umwandlung der Flussdeltas in Ackerland störte das ökologische Gleichgewicht erheblich. 4.3 Fischerei Um den Ertag der Fischerei zu erhöhen wurden fremde Arten in den Aralsee eingesetzt. Diese rotteten jedoch die ursprünglichen Arten aus. Einerseits durch den Verbrauch des ohnehin wenig vorhandenen Plankton und andererseits durch Übertragung von Parasiten. Durch den „Fischereiboom traten zwei Städte besonders hervor: Aralsk im Norden und Muinak im Süden. 5. Entwicklung ab den 60er Jahren 5.1 Ausweitung der Landwirtschaft In den 50er Jahren beschloss die zentralistische Sowjetregierung in Moskau die Anbauflächen für Weizen, Reis, Obst und Gemüse und vor allem Baumwolle auszudehnen. Dies wollte man dadurch erreichen, dass man das Gebiet um den Aralsee, welches ja aus Steppen, Halbwüsten und Sandwüsten besteht, bewässert. Seit 1913 ist die Anbaufläche im Einzugsgebiet des Aralsees von zwei auf acht Millionen Hektar angestiegen. Die moderne Landwirtschaft in Turan lieferte der ehemaligen Sowjetunion 95% der Baumwolle, 40% der Reis- und 30% der Obsterträge. 6. Bewässerung 6.1 Zweck der Bewässerung des Amu-Syr und Amy-Darja (Turan) Gebiets Intensive Bewässerung ist Aufgrund des intensivierten Anbaus von stark wasserbedürftigen Pflanzen wie Baumwolle und Reis notwendig um dessen Wachstum zu gewährleisten. Da sich die bewässerten Flächen in ariden Gebieten befinden wird Wasser während der ganzen Wachstumsphase der Pflanze zugeführt. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche kann so beträchtlich vergrößert, und vorhandene Anbauflächen intensiver genutzt werden. 6.2 Bewässerungsmethoden Um das Wasser von den Flüssen abzuleiten und zu den Anbauflächen zu bringen existiert ein System aus künstlichen Wasserbecken, Kanälen und Wasserleitungen. Von dort aus wird es entweder aufgestaut, mit Pumpen auf ein höheres Niveau gebracht oder direkt, durch Öffnen von Dämmen auf die Felder geleitet. Die Verteilung des Wasser findet großteils in einer sehr uneffizienten Weise statt da die Felder großflächig überschwemmt werden und eine Verteilung des Wassers nur an die Stellen wo es gebraucht wird nicht möglich ist. 6.3 Nachteile bei der vorherrschenden Bewässerungweise In den Sommermonaten verdunsten rund 2/3 des Wassers im Kara-Kum-Kanal. 80 der meist überirdisch verlaufenden Bewässerungskanäle sind in einem derart schlechten Zustand, dass mehr Wasser durch Verdunstung und Versickerung verloren geht als letztlich auf den Feldern ankommt. Da diese Bewässerungsform nur in flachem oder wenig geneigtem Gebiet angewendet wird steigt die Evapotranspiration der Vegetation was wiederum die Salzkonzentration in der Grundwasserschicht erhöht sowie die Akkumulation dieser Salze in fester Form im Boden. Das im Sommer verdunstete Wasser hinterlässt eine Salzschicht, wodurch die Böden weitgehend unfruchtbar werden. Bodenspülungen (flushing) sind notwendig um die desertifizerten und versalzten Flächen wieder benutzbar zu machen Drainageabwässer werden nicht aufgefangen sondern versickern bzw. verdunsten ungenutzt. Viele Felder erhalten mehr Wasser als sie benötigen. 10 7. Ökologische Folgen der Katastrophe 7.1 Giftstoffe Aufgrund mangelnden Umweltbewusstseins und schlechter wirtschaftlicher Lage sind schwerwiegende Auswirkungen auf die Umwelt nahezu unvermeidbar: So werden zum Beispiel die verwendeten Düngemittel und Spritzmittelrückstände aus dem Baumwollanbau zurück in die Flüsse geleitet und diese damit vergiftet. Hierbei entsteht eine Ablagerung von Giftstoffen am Boden die durch den Wind über hunderte Kilometer weitertransportiert werden und so die Luft und die Bodenqualität beeinträchtigen. Am Aralsee liegt der CO2-Gehalt in der Luft bei 3 %, das sind rund das 100fache des Normalwertes. 7.2 Gestörter Wasserhaushalt Auch der natürliche Wasserhaushalt wurde durch den Bau der Bewässerungskanäle völlig verändert. Den etwa 3.000 km natürlichen Stromrinnen stehen ca. 200.000 km Kanäle und Gräben gegenüber. Die Absenkung des Seespiegels hatte auch die Absenkung des Grundwassers zur Folge. Der Wasserstand der Trinkwasserbrunnen sank teilweise um bis zu 10 m. Die Sümpfe sind verschwunden – aus ihnen wurden Steppen. 7.3 Klimatische Veränderungen Die Austrocknung des Sees führt auch zu mesoklimatischen Veränderungen in der Großregion. Durch das Vermindern der Wassermasse werden auch die thermischen Ausgleichswirkungen des Binnengewässers reduziert. Dies führt zu einer zunehmenden Kontinentalität im Katastrophengebiet. Diese zunehmende Kontinentalität wirkt sich wie folgt aus: Temperaturschwankungen: Die täglichen Temperaturschwankungen werden größer. Betroffen sind dabei vor allem die maximalen Temperatur-Amplituden und nicht die langjährigen Mittel. Verkürzung der Vegetationsperiode: Die zunehmende Kontinentalität bewirkt weiters eine Verkürzung der Vegetationsperiode. Im Bereich des Amu-Darja hat sich die frostfreie Zeit von früher circa 200 Tagen pro Jahr auf 170 Tage reduziert. Zunehmende Stürme: Früher hatte die hohe Verdunstung im Gebiet des Aralsees die Winde über der zentralasiatischen Steppe gebremst. Heute sind die Stürme heftiger geworden. Durch die starken Nordost-Winde wird in den trockengelegten, wüstenartigen ehemaligen Seegebieten ein stark belastetes Salz-Sandgemisch aufgewirbelt. Diese Salz- und Staubstürme erreichen gelegentlich sogar das Pamirgebirge und schädigen überall Mensch und Natur. 7.4 Flora und Fauna Die Ökosysteme am Aralsee sind völlig zusammengebrochen. Die große Schadstoffbelastung und der hohe Salzgehalt des verbliebenen Aralsees haben die Fische und andern Lebewesen im See fast zur Gänze verschwinden lassen. Die meisten Fischarten sind ausgestorben und viele der ehemaligen Laichgebiete sind trockengelegt. Von früher 24 Süßwasserfischarten sind gegenwärtig nur noch 5 Fischarten im See vorzufinden. Ebenso drastisch betroffen sind aber auch die Ökosysteme der Flussdeltas von Amu-Darja und SyrDarja. Noch in den 60er Jahren bekannt für Ihre große biologische Vielfalt in Fauna und Flora, sind heute allenfalls minimale Reste dieser Bereiche übrig geblieben. 8. Wirtschaftliche Folgen 8.1 Fischindustrie Mit der ökologischen ging die ökonomische Katastrophe einher. Die Fischindustrie am Aralsee hatte auf dem ersten Blick unter der Katastrophe am deutlichsten zu leiden. Muinak zum Beispiel, einst wichtiger Fischerort am Aralsee, befindet sich nun mitten in der Steppe. Wo vor 30 Jahren noch ein Hafen war, kann man heute nur noch rostige Schiffswracks finden. Der früher noch blühende Fischfang (44.000 pro Jahr) ist vollständig zusammengebrochen. Der Fischfang diente nicht nur zur Versorgung der heimischen Bevölkerung, sondern war auch eine wichtige Einnahmequelle. Die Fische im Aralsees sind durch die großen Schadstoffbelastungen und den hohen aktuellen Salzgehalts des verbliebenen Sees fast vollständig verschwunden. Fast alle übriggebliebenen Fische sind unfruchtbar oder weisen Missbildungen auf und sind ungenießbar. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge hatte sich 1990 die Fischbiomasse des Aralsees gegenüber früher um 90 11 reduziert. Mit den Fischen ist auch eine Nahrungsgrundlage und die wichtigste Einnahmequelle für die Einwohner verloren gegangen. Die Arbeitslosigkeit in Aralsk beträgt 90 %. 8.2 Landwirtschaft Durch die Ablagerung der Salze auf den bewässerten Feldern ging der Ertrag der landwirtschaftliche Anbauprodukte deutlich zurück. So ist beispielsweise die Reisproduktion im Amu-Darja- und SyrDarja-Delta zusammengebrochen, der Reis verträgt salzhaltiges Wasser nur mäßig. Zudem ist der Ertrag des Gemüse- und Getreideanbaus sowie der Baumwollproduktion deutlich gesunken. Die Erträge des Baumwollanbaus wurden immer geringer weil durch die schlechteren Böden die Produktionskosten stiegen. Die Qualität der landwirtschaftlichen Produkte ist durch den übermäßigen Pestizideinsatz und die damit verbundene Verseuchung des Grundwassers und der Böden gering. Die Grenzwerte für Pestizidrückstände in Früchten und anderen Lebensmitteln werden in vielen Gebieten überschritten. Die bereits oben erwähnte Verkürzung der Vegetationsperiode bringt auch für die Landwirtschaft negative Folgen und verschlechtert die Ernährungs- und Wirtschaftssituation der ohnehin meist armen Bevölkerung weiter. Oft lange Dürreperioden reduzieren nicht nur die staatlich verordnete Baumwollund Reisernte, sonder auch den bescheidenen privaten Gemüseanbau, der zur Versorgung der Einheimischen dient. 9. Gesundheitliche Auswirkungen 9.1 Hygienische Mängel Trinkwasser ist knapp im Einzugsgebiet des Aralsees. Da Alternativen fehlen wird das häufig stark pestizidverseuchte Grund- und Seewasser, trotzdem von den Einheimischen genutzt. Auch der kleine Restbestand an Fischen dient weiter als Nahrungsgrundlage für die Bevölkerung. Allgemeine Unterernährung und die unzureichenden hygienischen Bedingungen verschärfen die Situation noch. Schwerwiegende Erkrankungen bleiben nicht aus. 9.2 Krankheiten Verschiedene Krebsarten, Typhus, Magengeschwüre, Hepatitis und Nierensteine sind in dieser Gegend viel häufiger anzutreffen als in den meisten anderen Staaten der Erde. Die Kindersterblichkeit liegt bei 15.% und Neugeborene kommen häufig mit Missbildungen bzw. genetischen Defekten zur Welt. In manchen Gebieten sollen bis zu 95.% der Frauen im gebärfähigen Alter aufgrund der Mangelernährung unter schwerer Anämie leiden. Die zahlreichen Sand- und Salzstürme wirken sich ebenfalls negativ auf die Gesundheit aus. Erkrankungen der Atemwegsorgane (z. B. Bronchitis und Asthma) sowie der Augen gehören kommen unter den Einheimischen sehr oft vor. 10. Weitere Entwicklung – Zukunft der Aralsee-Region Sollte der Wasserverlust nicht gestoppt werden, wird eine weitere Aufteilung der verbleibenden Wassermenge stattfinden. Einer 1998 veröffentlichten Studie zufolge könnte der Aralsee bei fortschreitendem Wasserverlust in 15 Jahren vollständig ausgetrocknet sein, auch wenn dieser Vorgang immer langsamer vor sich geht da die Verdunstungsmenge proportional mit der schrumpfenden Oberfläche abnimmt. Eine völlige Wiederherstellung des Aralsees scheint also momentan für fast ausgeschlossen. Selbst bei der Zuführung von enorm großen Wassermengen von ca. 50km pro Jahr wird man nur erreichen dass sich der Wasserpegel auf einem Stand von ca. 3035m unter dem von 1960 einpendelt. Die Bilanz (Zufuhr minus Verdunstung) müsste positiv sein damit der Seespiegel wieder ansteigt. Insgesamt wären 800-900 km Wasser notwendig um den See wieder auf das ursprüngliche Niveau zurückzubringen. Doch selbst die oben genannten 50 km Wasser pro Jahr scheinen utopisch, berücksichtigt man die wirtschaftliche Situation der Region: Alleine das schnell fortschreitende Bevölkerungswachstum lässt nicht zu, 50km Wasser ungenutzt in den See zu lassen. 12 Texte für Niveau – Aralsee Es war einmal ein grosser See Einst war der Aralsee der viertgrösste See der Erde. Seine Fläche betrug ursprünglich ca. 68000 km2 und war damit rund 1.6-mal so gross wie die Schweiz oder fast so gross wie Irland. Heute liegt der See im Grenzgebiet von Kasachstan und Usbekistan. Das Wasser der zwei Zuflüsse Syr-Darja im Norden und Amu-Darja im Süden wird zudem von Turkmenistan, Kirgistan und Tadschikistan genutzt. Grösste Seen/Binnengewässer der Erde: 1. Kaspisches Meer, 371000 km2/Asien 2. Oberer See, 82414 km2/Nordamerika 3. Viktoriasee, 69485 km2/Afrika Die Zerstörung eines orientalischen Märchens Der See liegt in Mittelasien und damit in einem der ältesten Kulturräume der Welt. Im Gebiet der Karakum-Wüste haben bereits im 4. Jahrtausend vor Chr. Oasenstädte existiert, welche wie andere Hochkulturen wieder verschwanden. Schriftliche Nachweise über den Aralsee finden sich erstmals bei den Arabern. In einer Enzyklopädie von 954 n. Chr. steht geschrieben, dass eine Reise von der Nord- zur Südspitze 30 Tage daure. Auf europäischen Karten taucht der Aralsee erst ab Ende des 17. Jh. auf. Möglicherweise beeinflusst durch Reisen von russischen Kaufleuten nach Innerasien, denn Ausläufer der Seidenstrasse führten bis zum Aralsee. In Reiseberichten aus dem 18. Jahrhundert werden Wälder beschrieben und es ist von Tigern, Schakalen und Hyänen, Ziegen und Antilopen, sowie Möwen und Pelikanen die Rede. Die Tragödie um den Aralsee wird in gewissen Quellen auch «Die Zerstörung eines orientalischen Märchens» genannt. Wohl eine Verklärung, die aber bestimmt Hinweise gibt auf eine einst sehr schöne Landschaft. Aus Wüste werden Baumwollfelder Seit mehreren Jahrhunderten werden die beiden Zuflüsse Syr-Darja im Norden und Amu-Darja im Süden für die Bewässerung von Feldern angezapft. Mit der Expansion der Baumwollindustrie in der Mitte des 19. Jahrhunderts stieg auch der Wasserverbrauch. Bereits im Zarenreich stieg die Anbaufläche von 50000 Hektar (1884) auf 825800 Hektar (1915). In der Ära des Kommunismus setzte sich dieser Prozess fort, welcher unter Chruschtschow einen Höhepunkt der Gigantomanie erreichte. Mit dem Hintergrund des Kalten Krieges war es das Ziel, von Baumwollimporten unabhängig zu werden. Die sogenannte «Neuland-Kampagne» hatte zum Ziel in den trockenen Gebieten der Sowjetunion durch den Bau von Kanälen neue landwirtschaftliche Nutzflächen zu erschliessen. Der grösste und wichtigste Kanal ist der Karakum-Kanal, welcher zwischen 1956–1967 (1970–1986 durch einen gedeckten Kanal verlängert) gebaut wurde. Er zweigt den südlichen Zufluss bei Kerki (Turkmenistan) in Richtung Kaspisches Meer ab. 40% des Wasserverlustes des Aralsees gehen auf diesen Kanal zurück, der längst zur Lebensader Turkmenistans geworden ist. Der offene und auf weiten Strecken nicht ausbetonierte Kanal ist undicht, wie viele andere Kanäle und Leitungen der Bewässerungssysteme. So versickern rund 60 des kostbaren Wassers ungenutzt im Sand. Aus einem See wird Wüste Die Böden werden durch die Bewässerung zunehmend versalzt. Enorm hoher Dünger- und Pestizideinsatz belastet sie zusätzlich. Zudem wurden um die Ernte zu erleichtern während einiger Jahre Entlaubungsmittel eingesetzt. U.a. das durch den Einsatz im Vietnamkrieg bekannte Agent Orange. Wie in Vietnam, so auch in der Gegend um den Aralsee sind Missbildungen bei Neugeborenen auch bei späteren Generationen die Folge. Über dem abflusslosen Aralsee bildete sich früher eine Dunstglocke, die für Regen sorgte und eine klimaregulierende Wirkung hatte. Seit der See so stark geschrumpft ist, fehlt die Dunst glocke. Die Sommer sind heisser und die Winter kälter geworden. Stürme können nun ungehindert über die Steppe hinwegfegen. Der pestizidverseuchte, offengelegte Seegrund wird dadurch in der ganzen Region verteilt, was die Luft und das Trinkwasser belastet. Insel der Wiedergeburt 13 Im Aralsee gab es mehrere Inseln, eine davon war die Insel der Wiedergeburt. Von 1948 – 1991 wurde darauf ein Labor für biologische Kampfstoffe betrieben. Die Umgebung des Labors ist mit gefährlichen Erregern (u.a. Milzbrand) verseucht. Durch die Verlandung des Sees wurde die Insel 2001 zur Halbinsel und es wird befürchtet, dass sich durch die entstandene Landbrücke gefährliche Erreger ausbreiten können. Der See kommt zurück In den 1990er Jahren wurde zwischen dem nördlichen und dem südlichen See ein Damm gebaut. Dieser aus Kostengründen aus Sand gebaute Damm hielt dem Druck aber nicht stand. Mit Unterstützung der Weltbank konnte zwischen 2003 – 2005 ein neuer Damm aus Beton gebaut werden, der Kokaral-Damm. Das Wasser des nördlichen Aralsees steigt wieder. Es ist möglich, dass Aralsk wieder zur Hafenstadt wird. Zukunft Für den Anbau von Baumwolle wurden viele Menschen als Arbeitskräfte in das heutige Baumwollgebiet (v.a. Usbekistan) gelockt, z.T. auch umgesiedelt. Heute leben dort über 1.5 Mio. Menschen. Die Wasserumleitungen rückgängig zu machen ist ausgeschlossen. Für eine Sanierung der Bewässerungsanlagen bzw. das Umstellen auf wassersparende Tröpfchenanlagen fehlt das Geld. So ist das Austrocknen des südlichen Aralsees nicht mehr abzuwenden. Folgen für die Menschen Viele Menschen haben die Gegend verlassen. Die Zurückgebliebenen sind mit hoher Arbeitslosigkeit und Schädigung der Gesundheit konfrontiert. Das Ausmass der gesundheitlichen Folgen für die Bevölkerung ist so gravierend, dass sie mit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl verglichen werden. • Die meisten Menschen haben keinen Zugang zu Leitungswasser und trinken ungefiltert das salzige verseuchte Wasser aus Be- und sogar Entwässerungskanälen. 68% der Wasserquellen in Karakalpakstan gelten als hochgradig verseucht. • Für viele Familien ist die Sicherung der Ernährung das täglich dringlichste Problem. Manche Familien müssen fast ihre gesamten Einkünfte dafür aufwenden. Mehr und mehr Menschen leiden an Mangelernährung. • Seit der Mitte der 70er Jahre ist die Erkrankungshäufigkeit der Bevölkerung stark angestiegen. • 70 der Bevölkerung leiden an verschiedenen Erkrankungen der Atemwege. • 948 von 1000 Menschen leiden an Hepatitis, 983 von 10000 an Hautkrankheiten, 97 von 100000 an Tuberkulose, 183 von 100000 an Krebs, Tendenz steigend. • Hepatitis, Nieren- und Leberschäden und Typhus treten vermehrt auf. • 90 der Frauen in gebärfähigem Alter leiden an Anämie. Ihre Muttermilch und Plazenta enthalten Schwermetalle, sowie Rückstände von DDT und Lindan. • 99 der Neugeborenen Kinder leiden ebenfalls an dieser Anämie. 72 leiden unter chronischen Atemwegserkrankungen, Darminfektionen oder Blutkrankheiten. In Tachtakupyr werden 40 der Kinder mit Craniostenose. Diese Kinder sind in ihrer geistigen Entwicklung behindert. • Die Kindersterblichkeitsrate zählt zu den höchsten der Welt, in einigen Rajons beträgt sie 10 14 Text aus Geobuch 1; S. 12