Arbeitsblatt: 6 Märchen der Gebrüder Grimm plus Arbeitsblatt

Material-Details

Märchen lesen Arbeitsblatt
Deutsch
Leseförderung / Literatur
5. Schuljahr
14 Seiten

Statistik

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1034
31
20.02.2012

Autor/in

fabchen (Spitzname)
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Rotkäppchen Märchen der Gebrüder Grimm Es war einmal eine kleine süsse Dirne, die hatte jedermann lieb, der sie nur ansah, am allerliebsten aber ihre Großmutter, die wusste gar nicht, was sie alles dem Kinde geben sollte. Einmal schenkte sie ihm ein Käppchen von rotem Sammet, und weil ihm das so wohl stand, und es nichts anderes mehr tragen wollte, hiess es nur das Rotkäppchen. Eines Tages sprach seine Mutter zu ihm: Komm Rotkäppchen, da hast du ein Stück Kuchen und eine Flasche Wein, bring das der Grossmutter hinaus; sie ist krank und schwach und wird sich daran laben. Mach dich auf, bevor es heiss wird, und wenn du hinauskommst, so geh hübsch sittsam und lauf nicht vom Weg ab, sonst fällst du und zerbrichst das Glas und die Großmutter hat nichts. Und wenn du in ihre Stube kommst, so vergiss nicht guten Morgen zu sagen und guck nicht erst in alle Ecken herum. Ich will schon alles gut machen, sagte Rotkäppchen zur Mutter, und gab ihr die Hand darauf. Die Großmutter aber wohnte draussen im Wald, eine halbe Stunde vom Dorf. Wie nun Rotkäppchen in den Wald kam, begegnete ihm der Wolf. Rotkäppchen aber wusste nicht was das für ein böses Tier war und fürchtete sich nicht vor ihm. Guten Tag, Rotkäppchen, sprach er. Schönen Dank, Wolf. Wo hinaus so früh, Rotkäppchen? Zur Grossmutter. Was trägst du unter der Schürze? Kuchen und Wein: gestern haben wir gebacken, da soll sich die kranke und schwache Grossmutter etwas zu gute tun, und sich damit stärken. Rotkäppchen, wo wohnt deine Grossmutter? Noch eine gute Viertelstunde weiter im Wald, unter den drei grossen Eichbäumen, da steht ihr Haus, unten sind die Nusshecken, das wirst du ja wissen, sagte Rotkäppchen. Der Wolf dachte bei sich: Das junge zarte Ding, das ist ein fetter Bissen, der wird noch besser schmecken als die Alte. Du musst es listig anfangen, damit du beide erschnappst. Da ging er ein Weilchen neben Rotkäppchen her, dann sprach er: Rotkäppchen, sieh einmal die schönen Blumen, die da rings umher stehen, warum guckst du dich nicht um? Ich glaube du hörst gar nicht, wie die Vöglein so lieblich singen? Du gehst ja für dich hin als wenn du zur Schule gingst, und ist so lustig draussen in dem Wald. Rotkäppchen schlug die Augen auf, und als es sah wie die Sonnenstrahlen durch die Bäume hin und her tanzten, und alles voll schöner Blumen stand, dachte es: Wenn ich der Großmutter eine frischen Strauss mitbringe, der wird ihr auch Freude machen, es ist so früh am Tag, dass ich doch zur rechten Zeit ankomme, lief vom Wege ab in den Wald hinein und suchte Blumen. Und wenn es eine gebrochen hatte, meinte es weiter hinaus stände eine schönere, und lief danach, und geriet immer tiefer in den Wald hinein. Der Wolf aber ging geradewegs nach dem Haus der Großmutter, und klopfte an die Türe. Wer ist draussen? Rotkäppchen, das bringt Kuchen und Wein, mach auf. Drück nur auf die Klinke, rief die Grossmutter, ich bin zu schwach und kann nicht aufstehen. Der Wolf drückte auf die Klinke, die Türe sprang auf und er ging, ohne ein Wort zu sprechen, gerade zum Bett der Grossmutter und verschluckte sie. Dann tat er ihre Kleider an, setzte ihre Haube auf, legte sich in ihr Bett und zog die Vorhänge vor. Rotkäppchen aber war nach den Blumen herum gelaufen, und als es so viel zusammen hatte, dass es keine mehr tragen konnte, fiel ihm die Großmutter wieder ein und es machte sich auf den Weg zu ihr. Es wunderte sich, dass die Türe aufstand, und wie es in die Stube trat, so kam es ihm so seltsam darin vor, dass es dachte: Ei, du mein Gott, wie ängstlich wird mir heute zu Mut, und bin sonst so gern bei der Grossmutter! Es rief: Guten Morgen, bekam aber keine Antwort. Darauf ging es zum Bett und zog die Vorhänge zurück. Da lag die Grossmutter, und hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt und sah so wunderlich aus. Ei, Grossmutter, was hast du für grosse Ohren! Dass ich dich besser hören kann. Ei, Großmutter, was hast du für grosse Augen! Dass ich dich besser sehen kann. Ei, Grossmutter, was hast du für grosse Hände! Dass ich dich besser packen kann. Aber Grossmutter, was hast du für ein entsetzlich grosses Maul! Dass ich dich besser fressen kann. Kaum hatte der Wolf das gesagt, so tat er einen Satz aus dem Bette und verschlang das arme Rotkäppchen. Wie der Wolf seine Gelüste gestillt hatte, legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an überlaut zu schnarchen. Der Jäger ging eben an dem Haus vorbei und dachte: Wie die alte Frau schnarcht, du musst doch sehen ob ihr etwas fehlt. Da trat er in die Stube, und wie er vor das Bette kam, so sah er dass der Wolf darin lag. Finde ich dich hier, du alter Sünder, sagte er, ich habe dich lange gesucht. Nun wollte er seine Büchse anlegen, da fiel ihm ein, der Wolf könnte die Grossmutter gefressen haben, und sie wäre noch zu retten: schoss nicht, sondern nahm eine Schere und fing an dem schlafenden Wolf den Bauch aufzuschneiden. Wie er ein paar Schnitte getan hatte, da sah er das rote Käppchen leuchten, und noch ein paar Schnitte, da sprang das Mädchen heraus und rief: Ach, wie war ich erschrocken, wie wars so dunkel im dem Wolf seinem Leib! Und dann kam die alte Grossmutter auch noch lebendig aus dem Leib heraus und konnte kaum atmen. Rotkäppchen aber holte geschwind grosse Steine, damit füllten sie dem Wolf den Leib, und wie er aufwachte, wollte er fort springen, aber die Steine waren so schwer, dass er gleich niedersank und sich tot fiel. Da waren alle drei vergnügt; der Jäger zog dem Wolf den Pelz ab und ging damit heim, die Grossmutter ass den Kuchen und trank den Wein den Rotkäppchen gebracht hatte, und erholte sich wieder, Rotkäppchen aber dachte: du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Wege ab in den Wald laufen, wenn dies die Mutter verboten hat. Dornröschen Märchen der Gebrüder Grimm Vor Zeiten war ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag: Ach, wenn wir doch ein Kind hätten! und kriegten immer keins. Da trug sich zu, als die Königin einmal im Bade sass, dass ein Frosch aus dem Wasser ans Land kroch und zu ihr sprach: Dein Wunsch wird erfüllt werden, ehe ein Jahr vergeht, wirst du eine Tochter zur Welt bringen. Was der Frosch gesagt hatte, das geschah, und die Königin gebar ein Mädchen, das war so schön, dass der König vor Freude sich nicht zu lassen wusste und ein grosses Fest anstellte. Er lud nicht bloss seine Verwandte, Freunde und Bekannte, sondern auch die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem Kind hold und gewogen wären. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reiche, weil er aber nur zwölf goldene Teller hatte, von welchem sie essen sollten, so musste eine von ihnen daheim bleiben. Das Fest ward mit aller Pracht gefeiert, und als es zu Ende war, beschenkten die weisen Frauen das Kind mit ihren Wundergaben: die eine mit Tugend, die andere mit Schönheit, die dritte mit Reichtum, und so mit allem, was auf der Welt zu wünschen ist. Als elf ihre Sprüche eben getan hatten, trat plötzlich die dreizehnte herein. Sie wollte sich dafür rächen, dass sie nicht eingeladen war, und ohne jemand zu grüssen oder nur anzusehen, rief sie mit lauter Stimme: Die Königstochter soll sich in ihrem fünfzehnten Jahr an einer Spindel stechen und tot hinfallen. Und ohne ein Wort weiter zu sprechen, kehrte sie um, und verliess den Saal. Alle waren erschrocken, da trat die zwölfte hervor, die ihren Wunsch noch übrig hatte und weil sie den bösen Spruch nicht aufheben, sondern nur ihn mildern konnte, so sagte sie: Es soll aber kein Tod sein, sondern ein hundertjähriger tiefer Schlaf, in welchem die Königstochter fällt. Der König, der sein liebes Kind vor dem Unglück gern bewahren wollte, liess den Befehl ausgehen, dass alle Spindeln im ganzen Königreiche sollten verbrannt werden. An dem Mädchen aber wurden die Gaben der weisen Frauen sämtlich erfüllt, denn es war so schön, sittsam, freundlich und verständig, dass es jedermann, der es ansah, lieb haben musste. Es geschah, dass an dem Tage, wo es gerade fünfzehn Jahre alt ward, der König und die Königin nicht zu Hause waren, und das Mädchen ganz allein im Schloss zurückblieb. Da ging es allen Ortes herum, besah Stuben und Kammern, wie es Lust hatte, und kam endlich auch an einen alten Turm. Es stieg die enge Wendeltreppe hinauf, und gelangte zu einer kleinen Türe. In dem Schloss steckte ein verrosteter Schlüssel, und als es umdrehte, sprang die Tür auf, und da sass in einem kleinen Stübchen eine alte Frau mit einer Spindel und spann emsig ihren Flachs. Guten Tag, du altes Mütterchen, sprach die Königstochter, was machst du da? Ich spinne, sagte die Alte und nickte mit dem Kopf. Was ist das für ein Ding, das so lustig herum springt? sprach das Mädchen, nahm die Spindel und wollte auch spinnen. Kaum hatte sie aber die Spindel angerührt, so ging der Zauberspruch in Erfüllung, und sie stach sich damit in den Finger. In dem Augenblick aber, wo sie den Stich empfand, fiel sie auf das Bett nieder, das da stand, und lag in einem tiefen Schlaf. Und dieser Schlaf verbreitete sich über das ganze Schloss: der König und die Königin, die eben heim gekommen waren und in den Saal getreten waren, fingen an einzuschlafen, und der ganze Hofstaat mit ihnen. Da schliefen auch die Pferde im Stall, die Hunde im Hofe, die Tauben auf dem Dache, die Fliegen an der Wand, ja, das Feuer, das auf dem Herde flackerte, ward still und schlief ein, und der Braten hörte auf zu brutzeln, und der Koch, der den Küchenjungen, weil er etwas versehen hatte, an den Haaren ziehen wollte, liess ihn los und schlief. Und der Wind legte sich, und auf den Bäumen vor dem Schloss regte sich kein Blättchen mehr. Rings um das Schloss aber begann eine Dornenhecke zu wachsen, die jedes Jahr höher ward, und endlich das ganze Schloss umzog, und darüber hinaus wuchs, dass gar nichts mehr davon zu sehen war, selbst nicht die Fahne auf dem Dach. Es ging aber die Sage in dem Land von dem schönen schlafenden Dornröschen, denn so ward die Königstochter genannt, also dass von Zeit zu Zeit Königssöhne kamen und durch die Hecke in das Schloss dringen wollten. Es war ihnen aber nicht möglich, denn die Dornen, als hätten sie Hände, hielten fest zusammen, und die Jünglinge blieben darin hängen, konnten sich nicht wieder losmachen und starben eines jämmerlichen Todes. Nach langen Jahren kam wieder einmal ein Königssohn in das Land, und hörte wie ein alter Mann von der Dornenhecke erzählte, es sollte ein Schloss dahinter stehen, in welchem eine wunderschöne Königstochter, Dornröschen genannt, schon seit hundert Jahren schliefe, und mit ihr schliefe der König und die Königin und der ganze Hofstaat. Er wusste auch von seinem Grossvater, dass schon viele Königssöhne gekommen wären und versucht hätten durch die Dornenhecke zu dringen, aber sie wären darin hängen geblieben und eines traurigen Todes gestorben. Da sprach der Jüngling: Ich fürchte mich nicht, ich will hinaus und das schöne Dornröschen sehen. Der gute Alte mochte ihm abraten, wie er wollte, er hörte nicht auf seine Worte. Nun waren aber gerade die hundert Jahre verflossen, und der Tag war gekommen, wo Dornröschen wieder erwachen sollte. Als der Königssohn sich der Dornenhecke näherte, waren es lauter grosse schöne Blumen, die taten sich von selbst auseinander und liessen ihn unbeschädigt hindurch, und hinter ihm taten sie sich wieder als eine Hecke zusammen. Im Schlosshof sah er die Pferde und scheckigen Jagdhunde liegen und schlafen, auf dem Dache sassen die Tauben und hatten das Köpfchen unter den Flügel gesteckt. Und als er ins Haus kam, schliefen die Fliegen an der Wand, der Koch in der Küche hielt noch die Hand, als wollte er den Jungen anpacken, und die Magd sass vor dem schwarzen Huhne, das sollte gerupft werden. Da ging er weiter, und sah im Saale den ganzen Hofstaat liegen und schlafen, und oben bei dem Throne lagen der König und die Königin. Da ging er noch weiter, und alles war so still, dass einer seinen Atem hören konnte, und endlich kam er zu dem Turm und öffnete die Türe zu der kleinen Stube, in welcher Dornröschen schlief. Da lag es und war so schön, dass er die Augen nicht abwenden konnte, und er bückte sich und gab ihm einen Kuss. Wie er es mit dem Kuss berührt hatte, schlug Dornröschen die Augen auf, erwachte, und blickte ihn ganz freundlich an. Da gingen sie zusammen herab, und der König erwachte und die Königin, und der ganze Hofstaat, und sahen einander mit grossen Augen an. Und die Pferde im Hof standen auf und schüttelten sich: die Jagdhunde sprangen und wedelten: die Tauben auf dem Dache zogen das Köpfchen unter dem Flügel hervor, sahen umher und flogen ins Feld: die Fliegen an den Wänden krochen weiter: das Feuer in der Küche erhob sich, flackerte: und kochte das Essen: der Braten fing wieder an zu brutzeln: und der Koch gab dem Jungen eine Ohrfeige, dass er schrie: und die Magd rupfte das Huhn fertig. Und da wurde die Hochzeit des Königssohnes mit dem Dornröschen in aller Pracht gefeiert, und sie lebten vergnügt bis an ihr Ende. Rumpelstilzchen Ein Märchen der Brüder Grimm Es war einmal ein Müller, der war arm, aber er hatte eine schöne Tochter. Nun traf es sich, dass er mit dem König zu sprechen kam, und um sich ein Ansehen zu geben, sagte er zu ihm: Ich habe eine Tochter, die kann Stroh zu Gold spinnen. Der König sprach zum Müller: Das ist eine Kunst, die mir wohl gefällt, wenn deine Tochter so geschickt ist, wie du sagst, so bring sie morgen in mein Schloss, da will ich sie auf die Probe stellen. Als nun das Mädchen zu ihm gebracht ward, führte er es in eine Kammer, die ganz voll Stroh lag, gab ihr Rad und Haspel und sprach: Jetzt mache dich an die Arbeit, und wenn du diese Nacht durch bis morgen früh dieses Stroh nicht zu Gold versponnen hast, so musst du sterben. Darauf schloss er die Kammer selbst zu, und sie blieb allein darin. Da sass nun die arme Müllerstochter und wusste um ihr Leben keinen Rat: sie verstand gar nichts davon, wie man Stroh zu Gold spinnen konnte, und ihre Angst ward immer grösser, dass sie endlich zu weinen anfing. Da ging auf einmal die Türe auf, und trat ein kleines Männchen herein und sprach: Guten Abend, Jungfer Müllerin, warum weint Sie so sehr? Ach, antwortete das Mädchen, ich soll Stroh zu Gold spinnen und verstehe das nicht. Sprach das Männchen: Was gibst du mir, wenn ich dirs spinne? Mein Halsband, sagte das Mädchen. Das Männchen nahm das Halsband, setzte sich vor das Rädchen, und schnurr, schnurr, schnurr, dreimal gezogen, war die Spule voll. Dann steckte es eine andere auf, und schnurr, schnurr, schnurr, dreimal gezogen, war auch die zweite voll: und so gings fort bis zum Morgen, da war alles Stroh versponnen, und alle Spulen waren voll Gold. Bei Sonnenaufgang kam schon der König, und als er das Gold erblickte, erstaunte er und freute sich, aber sein Herz ward nur noch geldgieriger. Er liess die Müllerstochter in eine andere Kammer voll Stroh bringen, die noch viel grösser war, und befahl ihr, das auch in einer Nacht zu spinnen, wenn ihr das Leben lieb wäre. Das Mädchen wusste sich nicht zu helfen und weinte, da ging abermals die Türe auf, und das kleine Männchen erschien und sprach: Was gibst du mir, wenn ich dir das Stroh zu Gold spinne? Meinen Ring von dem Finger, antwortete das Mädchen. Das Männchen nahm den Ring, fing wieder an zu schnurren mit dem Rade und hatte bis zum Morgen alles Stroh zu glänzendem Gold gesponnen. Der König freute sich über die Massen bei dem Anblick, war aber noch immer nicht Goldes satt, sondern liess die Müllerstochter in eine noch grössere Kammer voll Stroh bringen und sprach: Die musst du noch in dieser Nacht verspinnen: gelingt dirs aber, so sollst du meine Gemahlin werden. Wenns auch eine Müllerstochter ist, dachte er, eine reichere Frau finde ich in der ganzen Welt nicht. Als das Mädchen allein war, kam das Männlein zum drittenmal wieder und sprach: Was gibst du mir, wenn ich dir noch diesmal das Stroh spinne? Ich habe nichts mehr, das ich geben könnte, antwortete das Mädchen. So versprich mir, wenn du Königin wirst, dein erstes Kind. Wer weiss, wie das noch geht, dachte die Müllerstochter und wusste sich auch in der Not nicht anders zu helfen; sie versprach also dem Männchen, was es verlangte, und das Männchen spann dafür noch einmal das Stroh zu Gold. Und als am Morgen der König kam und alles fand, wie er gewünscht hatte, so hielt er Hochzeit mit ihr, und die schöne Müllerstochter ward eine Königin. Über ein Jahr brachte sie ein schönes Kind zur Welt und dachte gar nicht mehr an das Männchen: da trat es plötzlich in ihre Kammer und sprach: Nun gib mir, was du versprochen hast. Die Königin erschrak und bot dem Männchen alle Reichtümer des Königreichs an, wenn es ihr das Kind lassen wollte: aber das Männchen sprach: Nein, etwas Lebendes ist mir lieber als alle Schätze der Welt. Da fing die Königin so an zu jammern und zu weinen, dass das Männchen Mitleid mit ihr hatte: Drei Tage will ich dir Zeit lassen, sprach er, wenn du bis dahin meinen Namen weisst, so sollst du dein Kind behalten. Nun besann sich die Königin die ganze Nacht über auf alle Namen, die sie jemals gehört hatte, und schickte einen Boten über Land, der sollte sich erkundigen weit und breit, was es sonst noch für Namen gäbe. Als am andern Tag das Männchen kam, fing sie an mit Kaspar, Melchior, Balzer, und sagte alle Namen, die sie wusste, nach der Reihe her, aber bei jedem sprach das Männlein: So heiss ich nicht. Den zweiten Tag liess sie in der Nachbarschaft herumfragen, wie die Leute da genannt würden, und sagte dem Männlein die ungewöhnlichsten und seltsamsten Namen vor Heisst du vielleicht Rippenbiest oder Hammelswade oder Schnürbein? Aber es antwortete immer: So heiss ich nicht. Den dritten Tag kam der Bote wieder zurück und erzählte: Neue Namen habe ich keinen einzigen finden können, aber wie ich an einen hohen Berg um die Waldecke kam, wo Fuchs und Has sich gute Nacht sagen, so sah ich da ein kleines Haus, und vor dem Haus brannte ein Feuer, und um das Feuer sprang ein gar zu lächerliches Männchen, hüpfte auf einem Bein und schrie: Heute back ich, Morgen brau ich, Übermorgen hol ich der Königin ihr Kind; Ach, wie gut ist, dass niemand weiss, dass ich Rumpelstilzchen heiss! Da könnt ihr denken, wie die Königin froh war, als sie den Namen hörte, und als bald hernach das Männlein hereintrat und fragte: Nun, Frau Königin, wie heiss ich? fragte sie erst: Heissest du Kunz? Nein. Heissest du Heinz? Nein. Heisst du etwa Rumpelstilzchen? Das hat dir der Teufel gesagt, das hat dir der Teufel gesagt, schrie das Männlein und stiess mit dem rechten Fuss vor Zorn so tief in die Erde, dass es bis an den Leib hineinfuhr, dann packte es in seiner Wut den linken Fuss mit beiden Händen und riss sich selbst mitten entzwei. ENDE Rapunzel Märchen der Gebrüder Grimm Es war einmal ein Mann und eine Frau, die wünschten sich schon lange vergeblich ein Kind, endlich machte sich die Frau Hoffnung der liebe Gott werde ihren Wunsch erfüllen. Die Leute hatten in ihrem Hinterhaus ein kleines Fenster, daraus konnte man in einen prächtigen Garten sehen, der voll der schönsten Blumen und Kräuter stand; er war aber von einer hohen Mauer umgeben, und niemand wagte hinein zu gehen, weil er einer Zauberin gehörte, die grosse Macht hatte, und von aller Welt gefürchtet wurde. Eines Tags stand die Frau an diesem Fenster und sah in den Garten hinab, da erblickte sie ein Beet, dass mit den schönsten Rapunzeln bepflanzt war; und sie sahen so frisch und grün aus, dass sie lüstern ward und das grösste Verlangen empfand von den Rapunzeln zu essen. Das Verlangen nahm jeden Tag zu, und da sie wusste dass sie keine davon bekommen konnte, so fiel sie ganz ab, sah elend und blass aus. Da erschrak der Mann und fragte: Was fehlt dir, liebe Frau? Ach, antwortete sie, wenn ich keine Rapunzeln aus dem Garten hinter unserm Hause zu essen kriege, so sterbe ich. Der Mann, der sie lieb hatte, dachte: Eh du deine Frau sterben lässt, holst du ihr von den Rapunzeln, es mag kosten was es will. In der Abenddämmerung stieg er also über die Mauer in den Garten der Zauberin, stach in aller Eile eine Hand voll Rapunzeln und brachte sie seiner Frau. Sie machte sich sogleich Salat daraus und aß sie in voller Begierde auf. Sie hatten ihr aber so gut geschmeckt, dass sie den andern Tag noch dreimal so viel Lust bekam. Sollte sie Ruhe haben, so musste der Mann noch einmal in den Garten steigen. Er machte sich also in der Abenddämmerung wieder hinab, als er aber die Mauer herabgeklettert war, erschrak er gewaltig, denn er sah die Zauberin vor sich stehen. Wie kannst du es wagen, sprach sie mit zornigem Blick, in meinen Garten zu steigen und wie ein Dieb mir mein Rapunzeln zu stehlen? Das soll dir schlecht bekommen. Ach, antwortete er, lasst Gnade vor Recht ergehen, ich habe mich nur aus Not dazu entschlossen; meine Frau hat eure Rapunzeln aus dem Fenster erblickt, und empfindet ein so grosses Gelüsten, dass sie sterben würde, wenn sie nicht davon zu essen bekäme. Da liess die Zauberin in ihrem Zorne nach und sprach zu ihm: Verhält es sich so, wie du sagst, so will ich dir gestatten Rapunzeln mitzunehmen so viel du willst, allein ich mache eine Bedingung, du musst mir das Kind geben, dass deine Frau zur Welt bringen wird. Es soll ihm gut gehen, und ich will für es sorgen wie eine Mutter. Der Mann sagte in der Angst alles zu, und als die Frau in Wochen kam, so erschien sogleich die Zauberin, gab dem Kinde den Namen Rapunzel und nahm es mit sich fort. Rapunzel ward das schönste Kind unter der Sonne. Als es zwölf Jahre alt war, schloss es die Zauberin in einen Turm, der in einem Walde lag, und weder Treppe noch Türe hatte, nur ganz oben war ein kleines Fensterchen. Wenn die Zauberin hinein wollte, so stellte sie sich unten hin, und rief: Rapunzel, Rapunzel, lass mir dein Haar herunter. Rapunzel hatte lange prächtige Haare, fein wie gesponnenes Gold. Wenn sie nun die Stimme der Zauberin vernahm, so band sie ihre Zöpfe los, wickelte sie oben um einen Fensterhaken, und dann fielen die Haare zwanzig Ellen tief hinunter, und die Zauberin stieg daran hinauf. Nach ein paar Jahren trug es sich zu, dass der Sohn des Königs durch den Wald ritt und an dem Turm vorüber kam. Da hörte er einen Gesang, der war so lieblich, dass er still hielt und horchte. Das war Rapunzel, die in ihrer Einsamkeit sich die Zeit damit vertrieb, ihre süsse Stimme erschallen zu lassen. Der Königssohn wollte zu ihr hinauf steigen und suchte nach einer Türe des Turms, aber es war keine zu finden. Er ritt heim, doch der Gesang hatte ihm so sehr das Herz gerührt, dass er jeden Tag hinaus in den Wald ging und zuhörte. Als er einmal so hinter einem Baum stand, sah er dass eine Zauberin heran kam und hörte wie sie hinauf rief: Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter. Da liess Rapunzel die Haarflechte herab, und die Zauberin stieg zu ihr hinauf. Ist das die Leiter, auf welcher man hinauf kommt, so will ich auch einmal mein Glück versuchen. Und den folgenden Tag, als es anfing dunkel zu werden, ging er zu dem Turme und rief: Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter. Alsbald fielen die Haare herab und der Königssohn stieg hinauf. Anfangs erschrak Rapunzel gewaltig als ein Mann zu ihr hereinkam, wie ihre Augen noch nie einen erblickt hatten, doch der Königssohn fing an ganz freundlich mit ihr zu reden und erzählte ihr dass von ihrem Gesang sein Herz so sehr sei bewegt worden, dass es ihm keine Ruhe gelassen, und er sie selbst habe sehen müssen. Da verlor Rapunzel ihre Angst, und als er sie fragte ob sie ihn zum Manne nehmen wollte, und sie sah, dass er jung und schön war, so dachte sie: Der wird mich lieber haben als die alte Frau Gothel, und sagte ja, und legte ihre Hand in seine Hand. Sie sprach: Ich will gerne mit dir gehen, aber ich weiss nicht wie ich herab kommen kann. Wenn du kommst, so bring jedes Mal einen Strang Seide mit, daraus will ich eine Leiter flechten und wenn die fertig ist, so steige ich herunter und du nimmst mich auf dein Pferd. Sie verabredeten, dass er bis dahin alle Abend zu ihr kommen sollte, denn bei Tag kam die Alte. Die Zauberin merkte auch nichts davon, bis einmal Rapunzel anfing und zu ihr sagte. Sagen sie mir doch Frau Gothel, wie kommt es nur, sie werden mir viel schwerer heraufzuziehen, als der junge Königssohn, der ist in einem Augenblick bei mir. Ach du gottloses Kind, rief die Zauberin, was muss ich von dir hören, ich dachte ich hätte dich von aller Welt geschieden, und du hast mich doch betrogen! In ihrem Zorne packte sie die schönen Haare der Rapunzel, schlug sie ein paar Mal um ihre linke Hand, griff eine Schere mit der rechten, und ritsch, ratsch, waren sie abgeschnitten, und die schönen Flechten lagen auf der Erde. Und sie war so unbarmherzig, dass sie die arme Rapunzel in eine Wüstenei brachte, wo sie in grossem Jammer und Elend leben musste. Denselben Tag aber, wo sie Rapunzel verstossen hatten, machte Abends die Zauberin die abgeschnittenen Flechten oben am Fensterhaken fest, und als der Königssohn kam und rief: Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter. so ließ sie die Haare hinab. Der Königssohn stieg hinauf, aber er fand oben nicht seine liebste Rapunzel, sondern die Zauberin, die ihn mit bösen und giftigen Blicken ansah. Aha, rief sie höhnisch, du willst die Frau Liebste holen, aber der schöne Vogel sitzt nicht mehr im Nest und singt nicht mehr, die Katze hat ihn geholt und wird dir auch noch die Augen auskratzen. Für dich ist Rapunzel verloren, du wirst sie nie wieder erblicken. Der Königssohn geriet ausser sich vor Schmerz, und in der Verzweiflung sprang er den Turm herab: das Leben brachte er davon, aber die Dornen, in die er fiel, zerstachen ihm die Augen. Da irrte er blind im Walde umher, ass nichts als Wurzeln und Beeren, und tat nichts als jammern und weinen über den Verlust seiner liebsten Frau. So wanderte er einige Jahre im Elend umher und geriet endlich in die Wüstenei, wo Rapunzel mit den Zwillingen, die sie geboren hatte, einem Knaben und einem Mädchen, kümmerlich lebte. Er vernahm eine Stimme, und sie dünkte ihn so bekannt: da ging er darauf zu, und wie er heran kam, erkannte ihn Rapunzel und fiel ihm um den Hals und weinte. Zwei von ihren Tränen aber benetzten seine Augen, da wurden sie wieder klar, und er konnte damit sehen wie sonst. Er führte sie in sein Reich, wo er mit Freude empfangen ward, und sie lebten noch lange glücklich und vergnügt. König Drosselbart Märchen der Gebrüder Grimm Ein König hatte eine Tochter, die war über alle Massen schön aber dabei so stolz und übermütig, dass ihr kein Freier gut genug war. Sie wies einen nach dem andern ab und trieb noch dazu Spott mit ihnen. Einmal liess der König ein grosses Fest anstellen und lud dazu aus der Nähe und Ferne die heiratslustigen Männer ein. Sie wurden alle in eine Reihe nach Rang und Stand geordnet: Erst kamen die Könige, dann die Herzöge, die Fürsten, Grafen und Freiherrn, zuletzt die Edelleute. Nun ward die Königstochter durch die Reihen geführt, aber an jedem hatte sie etwas auszusetzen. Der eine war ihr zu dick: Das Weinfass! sprach sie. Der andere zu lang: Lang und schwank hat keinen Gang. Der dritte zu kurz: Kurz und dick hat kein Geschick. Der vierte zu blass: Der bleiche Tod! Der fünfte zu Rot: Der Zinshahn! Der sechste war nicht gerad genug: Grünes Holz, hinterm Ofen getrocknet! Und so hatte sie an jedem etwas auszusetzen, besonders aber machte sie sich über einen guten König lustig der ganz oben stand und dem das Kinn ein wenig krumm gewachsen war. Ei, rief sie und lachte, der hat ein Kinn, wie die Drossel einen Schnabel! Und seit der Zeit bekam er den Namen Drosselbart. Der alte König aber, als er sah, dass seine Tochter nichts tat, als über die Leute spotten, und alle Freier, die da versammelt waren, verschmähte, ward er zornig und schwur, sie sollte den ersten besten Bettler zum Manne nehmen, der vor seine Türe käme. Ein paar Tage darauf hub ein Spielmann an unter dem Fenster zu singen, um damit ein geringes Almosen zu verdienen. Als es der König hörte, sprach er: Lasst ihn heraufkommen. Da trat der Spielmann in seinen schmutzigen, verlumpten Kleidern herein, sang vor dem König; und seiner Tochter und bat, als er fertig war, um eine milde Gabe. Der König sprach: Dein Gesang hat mir so wohl gefallen, dass ich dir meine Tochter da zur Frau geben will. Die Königstochter erschrak, aber der König sagte: Ich habe den Eid getan, dich dem ersten besten Bettelmann zu geben, den will ich auch halten. Es half keine Einrede, der Pfarrer ward geholt, und sie musste sich gleich mit dem Spielmann trauen lassen. Als das geschehen war, sprach der König: Nun schickt sich nicht, dass du als ein Bettelweib noch länger in meinem Schloss bleibst, du kannst nun mit deinem Manne fortziehen. Der Bettelmann führte sie an der Hand hinaus, und sie musste mit ihm zu Fuss fortgehen. Als sie in einen grossen Wald kamen, da fragte sie: Ach, wem gehört der schöne Wald? Der gehört dem König Drosselbart; Hättst dun genommen so wär er dein. Ich arme Jungfer zart, Ach hätt ich genommen den König Drosselbart! Da kamen sie über eine Wiese, da fragte sie wieder: Wem gehört die schöne grüne Wiese? Sie gehört dem König Drosselbart; Hättst dun genommen, so wär sie dein. Ich arme Jungfer zart, Ach hätt ich genommen den König Drosselbart! Dann kamen sie durch eine grosse Stadt, da fragte sie wieder: Wem gehört diese grosse Stadt ? Sie gehört dem König Drosselbart; Hättst dun genommen so wär sie Dein. Ich arme Jungfer Zart, Ach hatt ich genommen den König Drosselbart! Es gefällt mir gar nicht, sprach der Spielmann, dass du dir immer einen andern zum Mann wünschst. Bin ich dir nicht gut genug? Endlich kamen sie an ein ganz kleines Häuschen, da sprach sie: Ach, Gott, was ist das Haus so klein! Wem mag das elende winzige Häuschen sein? Der Spielmann antwortete: Das ist mein und dein Haus, wo wir zusammen wohnen. Sie musste sich bücken, damit sie zu der niedrigen Tür hineinkam. Wo sind die Diener? sprach die Königstochter. Was, Diener? antwortete der Bettelmann, Du musst selber tun, was du willst getan haben. Mach nur gleich Feuer an und stell Wasser auf, dass du mir mein Essen kochst; ich bin ganz müde. Die Königstochter verstand aber nichts vom Feueranmachen und Kochen, und der Bettelmann musste selber mit Hand anlegen, dass es noch so leidlich ging. Als sie die schmale Kost verzehrt hatten, legten sie sich zu Bett. Aber am Morgen trieb er sie schon ganz früh heraus, weil sie das Holz besorgen sollte. Ein paar Tage lebten sie auf diese Art schlecht und recht und zehrten ihren Vorrat auf. Da sprach der Mann: Frau, so geht nicht länger, dass wir hier zehren und nichts verdienen. Du sollst Körbe flechten! Er ging aus, schnitt Weiden und brachte sie heim. Da fing sie an zu flechten, aber die harten Weiden stachen ihr die zarten Hände wund. Ich sehe, das geht nicht, sprach der Mann,spinn lieber, vielleicht kannst du das besser. Sie setzte sich hin und versuchte zu spinnen, aber der harte Faden schnitt ihr bald in die weichen Finger, dass das Blut daran herunterlief. Siehst du, sprach der Mann, du taugst zu keiner Arbeit, mit dir bin ich schlimm angekommen. Nun will ich versuchen und einen Handel mit Töpfen und Geschirr anfangen. Du sollst dich auf den Markt setzen und die Ware feilhalten Ach, dachte sie, wenn auf den Markt Leute aus meines Vaters Reich kommen und sehen mich da sitzen und feilhalten, wie werden sie mich verspotten! Aber es half nichts, sie musste sich fügen, wenn sie nicht Hungers sterben wollten. Das erste Mal ging gut, denn die Leute kauften der Frau, weil sie schön war, gerne ihre Ware ab und bezahlten, was sie forderte; ja, viele gaben ihr das Geld und liessen ihr die Töpfe noch dazu. Nun lebten sie von dem Erworbenen, so lange es dauerte, da handelte der Mann wieder eine Menge neues Geschirr ein. Sie setzte sich damit an eine Ecke des Marktes und stellte es um sich her und hielt feil. Da kam plötzlich ein trunkener Husar daher gejagt und ritt geradezu in die Töpfe hinein, dass alles in tausend Scherben zersprang. Sie fing an zu weinen und wusste vor Angst nicht, was sie anfangen sollte. Ach, wie wirds mir ergehen ! rief sie, was wird mein Mann dazu sagen ! Sie lief heim und erzählte ihm das Unglück. Wer setzt sich auch an die Ecke des Marktes mit Geschirr? sprach der Mann, lass nur das Weinen, ich sehe wohl, du bist zu keiner ordentlichen Arbeit zu gebrauchen. Da bin ich in unseres Königs Schloss gewesen und habe gefragt, ob sie nicht eine Küchenmagd brauchen könnten, und sie haben mir versprochen, sie wollten dich dazu nehmen; dafür bekommst du freies Essen. Nun ward die Königstochter eine Küchenmagd, musste dem Koch zur Hand gehen und die sauerste Arbeit tun. Sie machte sich in beiden Taschen ein Töpfchen fest, darin brachte sie nach Haus, was ihr von dem übriggebliebenen zuteil ward, und davon nährten sie sich. Es trug sich zu, dass die Hochzeit des ältesten Königssohnes sollte gefeiert werden. Da ging die arme Frau hinauf, stellte sich vor die Saaltüre und wollte zusehen. Als nun die Lichter angezündet waren und immer einer schöner als der andere hereintrat und alles voll Pracht und Herrlichkeit war, dachte sie mit betrübtem Herzen an ihr Schicksal und verwünschte ihren Stolz und Übermut, der sie erniedrigt und in so grosse Armut gestürzt hatte. Von den köstlichen Speisen, die da ein- und ausgetragen wurden und von welchen der Geruch zu ihr aufstieg, warfen ihr Diener manchmal ein paar Brocken zu, die tat sie in ihr Töpfchen und wollte sie heimtragen. Auf einmal trat der Königssohn herein, war in Samt und Seide gekleidet und hatte goldene Ketten um den Hals und als er die schöne Frau in der Türe stehen sah, ergriff er sie bei der Hand und wollte mit ihr tanzen, aber sie weigerte sich und erschrak, denn sie sah, dass es der König Drosselbart war, der um sie gefreit und den sie mit Spott abgewiesen hatte. Ihr Sträuben half nichts, er zog sie in den Saal. Da zerriss das Band, an welchem die Taschen hingen, und die Töpfe fielen heraus, dass die Suppe floss und die Brocken umhersprangen. Und wie das die Leute sahen, entstand ein allgemeines Gelächter und Spotten, und sie war so beschämt, dass sie sich lieber tausend Klafter unter die Erde gewünscht hätte. Sie sprang zur Türe hinaus und wollte entfliehen, aber auf der Treppe holte sie ein Mann ein und brachte sie zurück. Und wie sie ihn ansah, war es wieder der König Drosselbart. Er sprach ihr freundlich zu: Fürchte dich nicht, ich und der Spielmann, der mit dir in dem elenden Häuschen gewohnt hat, sind eins. Dir zuliebe habe ich mich verstellt, und der Husar, der dir die Töpfe entzwei geritten hat, bin ich auch gewesen. Das alles ist geschehen, um deinen stolzen Sinn zu beugen und dich für deinen Hochmut zu strafen, womit du mich verspottet hast. Da weinte sie bitterlich und sagte: Ich habe grosses Unrecht getan und bin nicht wert, deine Frau zu sein. Er aber sprach: Tröste dich! Die bösen Tage sind vorüber, jetzt wollen wir unsere Hochzeit feiern. Da kamen die Kammerfrauen und taten ihr die prächtigsten Kleider an, und ihr Vater kam und der ganze Hof und wünschten ihr Glück zu ihrer Vermählung mit dem König Drosselbart, und die rechte Freude fing jetzt erst an. Ich wollte, du und ich waren auch dabei gewesen. Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich Märchen der Gebrüder Grimm In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön, aber die jüngste war so schön, dass die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, sich verwunderte so oft sie ihr ins Gesicht schien. Nahe bei dem Schlosse des Königs lag ein grosser dunkler Wald, und in dem Wald unter einer alten Linde war ein Brunnen: wenn nun der Tag recht heiss war, so ging das Königskind hinaus in den Wald und setzte sich an den Rand des kühlen Brunnens: und wenn sie Langeweile hatte, so nahm sie eine goldene Kugel, warf sie in die Höhe und fing sie wieder; und das war ihr liebstes Spielwerk. Nun trug es sich einmal zu, dass die goldene Kugel der Königstochter nicht in das Händchen fiel, das sie in die Höhe gehalten hatte, sondern vorbei auf die Erde schlug und geradezu ins Wasser hinein rollte. Die Königstochter folgte ihr mit den Augen nach, aber die Kugel verschwand, und der Brunnen war tief, so tief dass mein keinen Grund sah. Da fing sie an zu weinen und weinte immer lauter und konnte sich gar nicht trösten. Und wie sie so klagte, rief ihr jemand zu was hast du vor, Königstochter, du schreist ja dass sich ein Stein erbarmen möchte. Sie sah sich um, woher die Stimme käme, da erblickte sie seinen Frosch, der seinen dicken hässlichen Kopf aus dem Wasser streckte. Ach, du bists, alter Wasserpatscher, sagte sie, ich weine über meine goldene Kugel, die mir in den Brunnen hinab gefallen ist. Sei still und weine nicht, antwortete der Frosch, ich kann wohl Rat schaffen, aber was gibst du mir, wenn ich dein Spielwerk wieder heraufhole? Was du haben willst, lieber Frosch, sagte sie, meine Kleider, meine Perlen und Edelsteine, auch noch die goldene Krone, die ich trage. Der Frosch antwortete deine Kleider, deine Perlen und Edelsteine, und deine goldene Krone, die mag ich nicht: aber wenn du mich lieb haben willst, und ich soll dein Geselle und Spielkamerad sein, an deinem Tischlein neben dir sitzen, von deinem goldenen Tellerlein essen, aus deinem Becherlein trinken, in deinem Bettlein schlafen: wenn du mir das versprichst, so will ich hinunter steigen und dir die goldene Kugel wieder herauf holen. Ach ja, sagte sie, ich verspreche dir alles, was du willst, wenn du mir nur die Kugel wieder bringst. Sie dachte aber was der einfältige Frosch schwätzt, der sitzt im Wasser bei seines Gleichen und quakt, und kann keines Menschen Geselle sein. Der Frosch, als er die Zusage erhalten hatte, tauchte seinen Kopf unter, sank hinab und über ein Weilchen kam er wieder herauf gerudert, hatte die Kugel im Maul und warf sie ins Gras. Die Königstochter war voll Freude, als sie ihr schönes Spielwerk wieder erblickte, hob es auf und sprang damit fort. Warte, warte, rief der Frosch, nimm mich mit, ich kann nicht so laufen wie du. Aber was half ihm dass er ihr sein quak quak so laut nachschrie als er konnte! Sie hörte nicht darauf, eilte nach Hause und hatte bald den armen Frosch vergessen, der wieder in seinem Brunnen hinab steigen musste. Am anderen Tage, als sie mit dem König und allen Hofleuten sich zu Tafel gesetzt hatte und von ihrem goldenen Tellerlein ass, da kam, plitsch platsch, etwas die Marmortreppe herauf gekrochen, und als es oben angelangt war, klopfte es an der Tür und rief Königstochter, jüngste, mach mir auf. Sie lief und wollte sehen wer draussen wäre, als sie aber aufmachte, so sass der Frosch davor. Da warf sie die Tür hastig zu, setzte sich wieder an den Tisch, und war ihr ganz Angst. Der König sah wohl dass ihr das Herz gewaltig klopfte und sprach mein Kind, was fürchtest du dich, steht etwa ein Riese vor der Tür und will dich holen? Ach nein, antwortete sie, es ist kein Riese, sondern ein garstiger Frosch. Was will der Frosch von dir? Ach lieber Vater, als ich gestern im Wald bei dem Brunnen saß und spielte, da viel meine goldene Kugel ins Wasser. Und weil ich so weinte, hat sie der Frosch wieder heraufgeholt, und weil er es durchaus verlangte, so versprach ich ihm er sollte mein Geselle werden, ich dachte aber nimmermehr dass er aus seinem Wasser heraus könnte. Nun ist er draussen und will zu mir herein. Indem klopfte es zum zweiten Mal und rief Königstochter, jüngste, mach mir auf, weisst du nicht was gestern du zu mir gesagt bei dem kühlen Brunnenwasser? Königstochter, jüngste, mach mir auf. Da sagte der König was du versprochen hast, das musst du auch halten; geh nur und mach ihm auf. Sie ging und öffnete die Türe, da hüpfte der Frosch herein, ihr immer auf dem Fusse nach, bis zu ihrem Stuhl. Da sass er und rief heb mich herauf zu dir. Sie zauderte bis es endlich der König befahl. Als der Frosch erst auf dem Stuhl war, wollte er auf den Tisch, und als er da sass, sprach er nun schieb mir dein goldenes Tellerlein näher, damit wir zusammen essen. Das tat sie zwar, aber man sah wohl das sies nicht gerne tat. Der Frosch liess sich gut schmecken, aber ihr blieb fast jedes Bisslein im Halse. Endlich sprach er ich habe mich satt gegessen, und bin müde, nun trage mich hinauf in dein Kämmerlein und mach dein seiden Bettchen zurecht, da wollen wir uns schlafen legen. Die Königstochter fing an zu weinen und fürchtete sich vor dem kalten Frosch, den sie nicht anzurühren getraute, und der nun in ihrem schönen reinen Bettlein schlafen sollte. Der König aber ward zornig und sprach wer dir geholfen hat, als du in der Not warst, den sollst du hernach nicht verachten. Da packte sie ihn mit zwei Fingern, trug ihn hinauf und setzte ihn in eine Ecke. Als sie aber im Bett lag, kam er gekrochen und sprach ich bin müde, ich will schlafen so gut wie du: heb mich herauf, oder ich sags deinem Vater. Da ward sie erst bitterböse, holte ihn herauf und warf ihn aus allen Kräften wieder die Wand, nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch. Als er aber herab fiel, war er kein Frosch, sondern ein Königssohn mit schönen und freundlichen Augen. Der war nun nach ihres Vaters Willen ihr lieber Geselle und Gemahl. Da erzählte er ihr, er wäre von einer bösen Hexe verwünscht worden, und niemand hätte ihn aus dem Brunnen erlösen können als sie allein, und morgen wollten sie zusammen in sein Reich gehen. Dann schliefen sie ein und am anderen Morgen, als die Sonne sie aufweckte, kam ein Wagen heran gefahren mit acht weissen Pferden bespannt, die hatten weisse Straussenfedern auf dem Kopf, und gingen in goldenen Ketten, und hinten stand der Diener des jungen Königs, das war der treue Heinrich. Der treue Heinrich hatte sich so betrübt, als sein Herr war in einen Frosch verwandelt worden, dass er drei eiserne Bande hatte um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspränge. Der Wagen aber sollte den jungen König in sein Reich abholen; der treue Heinrich hob beide hinein, stellte sich wieder hinten auf, und war voller Freude über die Erlösung. Und als sie ein Stück Wegs gefahren waren, hörte der Königssohn dass es hinter ihm krachte, als wäre etwas zerbrochen. Da drehte er sich um und rief Heinrich, der Wagen bricht. Nein, Herr, der Wagen nicht, es ist ein Band von meinem Herzen, das da lag in grossen Schmerzen, als ihr in dem Brunnen sasst, als ihr ein Frosch wart. Noch einmal und noch einmal krachte es auf dem Wege, und der Königssohn meinte immer der Wagen bräche, und es waren doch nur die Bande, die vom Herzen des treuen Heinrich absprangen, weil sein Herr erlöst und glücklich war. Märchen schreiben: Bauplan eines Märchens Mir ist aufgefallen, dass Märchen nach einem bestimmten Muster aufgebaut sind. Ein solcher Bauplan könnte dir helfen, wenn du selber ein Märchen erfinden sollst. Verbinde die folgenden Märchentitel mit dem passenden Bauplan! Thema Was passiert Schluss Unlösbare Aufgabe muss erfüllt werden Es gibt Hilfe, aber nur mit einer harten Bedingung Die Bedingung ist erfüllt Rotkäppchen Dornröschen Rumpelstilzchen Froschkönig König Drosselbart Rapunzel Die Hauptfigur gehorcht nicht Es geschieht ein Unglück Rettung Schwierige Situation ohne eigene Schuld Es wird noch schlimmer Das Böse wird besiegt Hauptfigur will etwas, was sie nicht darf oder kann Es gibt Hilfe, aber nur mit einer harten Bedingung Happy End Hauptfigur hat schlechte Manieren Wird dafür bestraft Verändert sich zum Guten, hat etwas gelernt Lösung Märchen Thema Was passiert Schluss Rumpelstilzchen Unlösbare Aufgabe muss erfüllt werden Es gibt Hilfe, aber nur mit einer harten Bedingung Die Bedingung ist erfüllt Rotkäppchen Die Hauptfigur gehorcht nicht Es geschieht ein Unglück Rettung Schwierige Situation ohne eigene Schuld Es wird noch schlimmer Das Böse wird besiegt Hauptfigur will etwas, was sie nicht Es gibt Hilfe, aber nur mit einer harten Happy End 7 Geisslein Hänsel und Gretel Dornröschen Rapunzel Froschkönig König Drosselbart darf oder kann Bedingung Hauptfigur hat schlechte Manieren Wird dafür bestraft Verändert sich zum Guten, hat etwas gelernt