Arbeitsblatt: Lügengeschichten

Material-Details

Lügengeschichte
Deutsch
Texte schreiben
7. Schuljahr
1 Seiten

Statistik

95849
2511
5
15.03.2012

Autor/in

Benjamin Betschart
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Das Pferd auf dem Kirchdach Es war ein eiskalter Winter, als ich die erste Reise nach Russland antrat. Dass ich mir ausgerechnet diese Jahreszeit ausgesucht hatte, hatte einen ziemlich simplen Grund: Im Winter sind die sonst matschigen Straßen in dieser Region einfach besser zu bereisen, weil der Untergrund gefroren und fest ist. Natürlich ritt ich auf meinem guten alten Pferd, denn wer möchte im Winter eine so weite Strecke schon zu Fuß zurücklegen. Bevor ich meine Geschichte erzähle, möchte ich euch noch einen guten Rat mit auf den Weg geben: Wenn ihr irgendwann einmal im Winter nach Russland reisen möchtet, dann zieht euch verdammt warm an. Es war nämlich fürchterlich kalt dort und ich hatte nicht die passende Kleidung für diese Reise ausgewählt. So musste ich frierend Stunde um Stunde reiten und konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Je länger ich aber ritt, desto dunkler wurde es. Nirgendwo war ein Licht zu sehen, nur noch öde weiße Schneelandschaft war um mich herum. Ich war so entsetzlich müde geworden und wollte einfach nur noch schlafen. Irgendwann entdeckte ich mitten im Schnee ein gemütliches Plätzchen, band mein Pferd an einem Ast an und legte mich hin. Ich schlief tief und fest in dieser Nacht und habe wahrscheinlich wohlig geschnarcht. Dann aber passierte etwas, dass werdet ihr sicher nicht glauben! Denn als ich am nächsten Morgen ausgeruht aufwachte, da lag ich doch tatsächlich mitten auf einem Friedhof. Stellt euch das nur einmal vor! Quicklebendig an einem solchen Ort! Außerdem war weit und breit kein Schnee mehr zu sehen. Doch meine Sorge um mich selbst war jetzt klein. Ich hatte nur noch einen Gedanken: Wo ist mein Pferd? Plötzlich hörte ich ein Wiehern, blickte empor. Da hing es, mein Pferd, kopfüber an einer Kirchturmspitze. Nun wusste ich auch, was passiert war. Nachts war der Schnee nach und nach weggeschmolzen und ich war sanft wie auf Engelsflügel zur Erde geglitten. Der Ast, an dem ich mein Pferd am Abend festgebunden hatte, war der Kirchturm des Dorfes gewesen, in dem ich mich nun befand. Ich musste nun nicht mehr lange überlegen, was ich als Nächstes tun wollte, zog meine Pistolen, die ich bei längeren Reisen immer bei mir führe, legte an, zielte und traf das Halfter des Pferdes. Augenblicklich stand mein guter alter Gaul gesund und munter neben mir. Ich schwang mich auf seinen Rücken und schon ging die Reise weiter. Der Schlittenwolf Im tiefsten Winter reiste ich einst durch Russland. Nun könnt ihr euch sicher fortstellen, dass man bei Schnee und Eis mit einem Pferd nicht allzu schnell unterwegs ist. Kurzerhand besorgte ich mir also einen Pferdeschlitten und spannte meinen alten Gaul ein. Juchhe, nun ging es in rasendem Tempo durchs Land. Als ich mich aber irgendwann einmal umschaute, da bemerkte ich, dass mir und meinem Pferd ein Wolf auf den Fersen war. Ein echter Wolf, und nirgendwo ein Mensch, der mir helfen konnte! Das Tier war riesig. Bald hatte der Wolf mich und meinen vierbeinigen Weggefährten eingeholt. Jetzt gab es kein Entrinnen mehr. Ich schaffte es gerade noch mich zu ducken, da hatte sich der graue Räuber auch schon nach einem mächtigen Sprung über den Schlitten im Hinterteil meines Pferdes verbissen und ließ nicht mehr los. Ich selbst war ihm als Beute wohl zu mager gewesen. Dafür aber schien ihm mein Pferd um so besser zu schmecken, denn er schmatze nicht schlecht bei seiner Mahlzeit. Weil ich wusste, dass der Wolf gut beschäftigt war, traute ich mich nun auch wieder aus der Versenkung aufzutauchen. Ich ergriff meine Peitsche und drosch mächtig auf das Hinterteil des Wolfes ein. Den schien das weiter nicht zu stören, denn er hob nicht einmal seinen Kopf, sondern fraß mehr und mehr mein Pferd auf. So weit, bis er schließlich seinen Kopf durch das Geschirr des Pferdes stecken konnte. Den Gaul hatte er zu diesem Zeitpunkt mit Haut und Haaren verspeist. Ich peitschte und peitschte weiter auf das Tier ein, das nun an Stelle meines Pferdes den Schlitten zog. Und siehe da, der Wolf kam immer mehr in Fahrt, wurde schneller und schneller. In kürzester Zeit hatten wir St. Petersburg erreicht. Auf den Straßen aber blieben die Menschen stehen, um diesem ungewöhnlichen Gespannen mit offenem Mund nachzustarren. Der nackte Fuchs und die Wildschweine Jagderlebnisse kann ich euch so viele erzählen wie ihr nur mögt! So kam ich eines Tages beispielsweise zu einem ganz besonderen Kleidungsstück, als mir im Wald ein Fuchs begegnete, der einen ganz außergewöhnlich schönen Pelz trug. Ich lockte ihn, schlug ihn dann mit einem Nagel, den ich rein zufällig bei mir trug, an den Baum und haute so lange auf den Fuchs ein, bis er mir sein Fell freiwillig abtrat. Bis heute noch läuft er nackt und ohne Pelz in der Gegend herum. Wenn ihr eines Tages bei einem Spaziergang also einen nackten Fuchs seht, dann wisst ihr nun, warum dies so ist. Aber nicht immer ist mir bei der Jagd das Glück beschieden. Einmal traf ich im Wald eine Bache mit ihren Frischlingen an. Ein schöner Sonntagsbraten, dachte ich, doch mein Schuss ging daneben! Die Frischlinge stoben auseinander in alle Himmelsrichtungen, aber die Bache blieb wie angewurzelt stehen. Vorsichtig schlich ich mich an. Man weiß ja nie, was so ein wildes Tier im Schilde führt! Doch dieses Wildschwein regte sich nicht. Bei näherer Untersuchung stellte ich dann fest, dass die Bache blind war und sich nur mit Hilfe ihrer Kinder fortbewegen konnte. Dazu nahm sie das Ringelschwänzchen eines kleinen Schweinchens in ihr Maul und ließ sich so durch die Wälder führen. Mein Schuss hatte nun aber genau diese Leitschnur zerrissen, ein kleines Stück davon hatte das große Wildschwein noch im Maul. Dieses ergriff ich nun und konnte die Sau ohne weiteren Widerstand bis nach Hause führen. Mein Ritt auf der Kanonenkugel Kriege sind keine schöne Sache. Immer muss man wissen, was der Gegner als Nächstes vor hat, um dies für den eigenen Vorteil ausnutzen zu können. So verlangte einmal mein General während einer Schlacht von mir, dass ich eine feindliche Festung auszuspionieren habe. Wir aber sollte ich ungesehen dort hinein gelangen? Nichts leichter als das, dachte ich, und schwang mich auf eine Kanonenkugel, die meine Kameraden gerade auf die Festung abgeschossen hatten. Doch da war ich wohl ein wenig zu voreilig gewesen. Im Flug überlegte ich mir nun, wie ich wohl wieder unbeschädigt das feindliche Territorium verlassen könne. Dieses Mal wollte mir allerdings so rein gar nichts einfallen! Da kam mir der Zufall wie so oft in meinem Leben zu Hilfe. Unsere Feinde hatten nämlich auch eine Kanonenkugel abgeschossen, die nun direkt auf mich zuflog. Ohne lange zu überlegen wechselte ich von einer Kanonenkugel auf die andere. Das war für mich ja kein Problem, denn ich war ein ausgezeichneter Reiter wie ihr ja schon gehört habt. So kam ich zwar unverrichteter Dinge, aber immerhin heile bei meiner Truppe wieder an. Als ich mich einmal selbst aus dem Sumpf befreite Wer je bei einem Ausflug in einem Sumpf zu versinken droht, der sollte sich an diese Geschichte erinnern, die ich wirklich erlebt habe. Bei einem Ausflug gerieten mein Pferd und ich eines Tages in sumpfiges Terrain. Aber wir mussten da durch, es gab keinen anderen Weg zu unserem Ziel. Durchlaufen konnten wir den Sumpf natürlich nicht, also mussten wir das Hindernis überspringen. Den ersten Anlauf hatte ich allerdings zu kurz berechnet. Im Flug machten wir kehrt und landeten sicher auf der Stelle, von der aus wir abgesprungen waren. Wir setzen zum zweiten Sprung an doch dieses Mal konnten wir nicht in der Luft wenden und landeten unsanft auf dem morastigen Untergrund. Mein Pferd und ich wären hoffnungslos versunken, wenn ich es nicht geschafft hätte, mich an meinem eigenen Haarschopf aus dem Sumpf zu ziehen. Dass ich dadurch auch mein treues Pferd gerettet habe, versteht sich ja von selbst. Es kann eben doch von Vorteil sein, wenn man einen gut trainierten Körper hat. Meine erste Mondreise Weniger schön sind meine Erinnerungen an die Zeit, als ich in Diensten des türkischen Sultans stand. Denn der sah mich nicht gerne als Ehrenmann, sondern verpflichtete mich als seinen Diener. Jeden Morgen musste ich ausziehen, um seine Tiere auf die Weide zu treiben. Nun, wären es Schafe oder Rinder gewesen, so hätte ich die Arbeit ja noch als sinnvoll angesehen. Ich aber war ein Bienenhüter, musste die fleißigen Honigsammler morgens aus dem Stock in die freie Natur führen und abends ins Bienenhaus zurück. Das war zwar keine schwere Arbeit, aber oft sehr ermüdend. Und manchmal sogar gefährlich! Eines Abends nämlich sah ich zwei Bären auf unsere Weide kommen. Ich wappnete mich mit meiner silbernen Axt, die mir der Sultan gegeben hatte für den Fall, dass ich einmal in Not geriete. Die beiden Bären kamen geradewegs auf mich zu. Wahrscheinlich war ihnen der Duft des köstlichen Honigs in die Nase gestiegen! Mit all meiner Kraft warf ich die Axt nun gegen die beiden Bären. Doch meine Waffe verfehlte sie. Trotzdem sputeten sich die Bären und machten sich schnell aus dem Staub. Meine Axt aber war verschwunden. Erst bei genauerem Hinschauen entdeckte ich sie doch tatsächlich auf dem Mond! Das war kein schlecht Wurf, lieber Baron, dachte ich mir noch. Aber die Waffe musste wieder her der Sultan wäre sonst wohl außer sich geraten. Raketen waren zu meiner Zeit noch nicht erfunden. Wie sollte ich also auf den Mond gelangen? Da fiel es mir ein: Ich hatte schon einmal von den schnell wachsenden Bohnen der Türken gehört. Ich pflanzte eine in den fruchtbaren Boden ein und siehe da, mir nichts, dir nichts, wuchs eine stattliche Pflanze gen Himmel empor so hoch, dass ihr Ende bis an den Rand der Mondsichel reichte. Im Klettern war ich schon immer besonders geschickt gewesen und so war es für mich überhaupt kein Problem, an dem Pflanzensproß empor zu klimmen. Ein wenig musste ich dann noch auf dem Mond nach meiner silbernen Axt suchen, aber schließlich fand ich sie wieder.